A
Aljona
Gast
Danke für eure Meinungen.
Ich arbeite jetzt seit Anfang letzten Jahres in dem Job und hatte schon viel mit dementen Menschen zu tun.
Anfangs war es wirklich schwer, adäquat zu reagieren und mit bestimmten Situationen umzugehen.
In den ersten paar Monaten gab es einen Bewohner, der schon lange in seiner eigenen Welt lebte und sich wohl in seine Jugend zurückversetzt fühlte. Er hat mich jedes Mal umarmt und gedrückt, wenn ich ihn besucht habe und auch versucht, mich zu küssen. Ich habe mein Bestes gegeben, um ihn auf Abstand zu halten, aber das verstand er natürlich nicht und meinte, ich solle mich nicht so genieren. Ich habe vesucht, ihm klar zu machen, dass ich zum Personal gehöre, aber wie soll ein dementer Bewohner das auch verstehen?
Das wirklich Schlimme daran war, dass ich ausgerechnet bei ihm kurze Zeit später Sterbebegleitung machen musste. Auch wenn ich mich nicht zu ihm hingezogen fühlte wie jetzt bei dem alten Herrn, so habe ich ihn sehr gern gehabt und bin fast daran zerbrochen. An seinem Todestag habe ich den ganzen Abend geweint.
Es mag sich blöd anhören, aber ich befasse mich ja schon ständig mit dem Vertragsende im Januar. Es wird für mich ein Trost sein, nicht miterleben zu müssen, wenn der alte Herr sterben wird. Für mich wäre es unvorstellbar, an seinem Bett zu sitzen und seine Hand zu halten.
Der geistige Verfall, die beginnende Demenz bei ihm jetzt mitzuerleben ist schrecklich genug.
Ich habe für diesen Job eine Weiterbildung von zwei Monaten gemacht. Natürlich wurde im Unterricht auch die Validation, also das Reinversetzen in die Gefühlswelt des dementen Menschen und eine wertschätzende und wertfreie Haltung bezüglich seines Verhaltens behandelt.
Auch gab es in dem Job eine Fortbildung zum Thema "Herausforderndem Verhalten begegnen".
Ich würde es für mich so einschätzen, dass es mir meistens gelingt, adäquat mit den besonderen Verhaltensweisen von dementen Menschen und ihrer Gedankenwelt umzugehen. Vieles erreiche ich schon durch meine geduldige Art und meine beruhigende Stimme. Ich diskutiere auch nicht mit den Betroffenen, wenn sie nachhause wollen, weil die Kinder warten oder sie wissen wollen, wo sie ihren Führerschein und Ausweis für die Abreise abholen können.
Nur ist das jetzt mit dem alten Herrn eine besondere Situation. Wochenlang hat er geweint, wenn er angefangen hat, vom Tod seiner Frau und seines Sohnes zu sprechen. Erst vorletzte Woche sagte er, dass er ja mich habe, jetzt, wo er so allein sei.
Plötzlich aber glaubt er fest daran, dass seine Frau noch lebt.
Ich habe das Problem heute bei der Teambesprechung angesprochen. Meine Kollegin meinte, sie habe das auch schon bei ihm erlebt. Er sei aber noch in dem Stadium, indem man ihm durch zweimaligen Hinweis darauf, dass seine Frau verstorben ist, die Situation begreiflich machen kann.
Das müsste dann aber unter allen Beteiligten kommuniziert werden.
Heute saß der alte Herr ganz gelöst da und lächelte. Er sagte, er habe recht gehabt. Er habe die Präsenzkraft gefragt und die habe ihm bestätigt, dass seine Frau tatsächlich vor ein paar Tagen mit ihm zu Abend gegessen hat.
In dem Moment konnte ich ihm einfach nicht wehtun und habe gesagt, dass ich mich für ihn freue.
Gleichzeitig hat er mich gefragt, wann wir diese Woche zum Friedhof gehen. Ich habe ihm zugesagt, dass wir das am Wochenende machen. Wobei ich mich frage, wie er sich verhalten wird, wenn er dann realisieren muss, dass wir am Grab seiner Frau stehen. Im Moment denkt er vielleicht, dass "nur" sein Sohn dort beerdigt ist.
Was ist, wenn er dann weint und sich nicht beruhigen lässt?
Ehrlich gesagt graut mir davor!
Im Übrigen hat die Teambesprechung auch kein gutes Gefühl bei mir hinterlassen. Meine Kollegin begegnete mir ziemlich vorwurfsvoll, was die Betreuung von zwei bestimmten Bewohnern betrifft. Ihrer Meinung nach würde ich zum Teil zu viel erwarten und ich müsse mir auch mal anderes einfallen lassen, wenn ich sie mit bestimmten Aktivitäten nicht motivieren kann.
Dann noch die Panne am Computer... Klar, schlecht ist, dass jeder ihn benutzen kann und viele machen sich nicht die Mühe, sich auszuloggen bei Beendigung der Dokumentation. Ich melde mich sogar jedes Mal ab, wenn ich fertig bin. Ich hoffe, dass mir das nicht noch mal passiert. Meine Chefin war verständlicherweise nicht begeistert.
Vielleicht ist es wirklich so, dass ich manches zu persönlich nehme.
Ich bin ein Mensch, der jedes Wort, jedes Verhalten von vorn bis hinten durchanalysiert.
Heute habe ich den Dienstplan für Dezember gesehen und wieder kommt mir etwas seltsam vor.
Meine Chefin ist immer dankbar, wenn sich Mitarbeiter in die Feiertagsliste für Dienste eintragen, für die sie nicht vorgesehen waren.
Ich habe gesehen, dass ich Weihnachten an allen Tagen frei habe. Man könnte jetzt meinen, das müsste mich doch freuen. Mich aber macht das stutzig, weil gerade an Weihnachten möglichst viele Mitarbeiter gebraucht werden, auch wenn in diesem Jahr die große Weihnachtsfeier im Restaurant für alle Wohnbereiche ausfallen wird. Doch es wird ja sicherlich an Heiligabend und an einem der beiden Feiertage etwas im Wohnbereich stattfinden. Stattdessen werde ich nur an Silvester Dienst haben. Dafür hatte ich mich auch eingetragen.
Diese Tatsache gibt mir nun gleich das Gefühl, dass meine Chefin schon gar nicht mehr auf mich zählt.
Würdet ihr das auch so empfinden?
Ich bin total deprimiert und denke, die Dinge werden jetzt ihren Lauf nehmen. Ändern kann ich in der kurzen Zeit wohl nichts mehr daran.
Ich arbeite jetzt seit Anfang letzten Jahres in dem Job und hatte schon viel mit dementen Menschen zu tun.
Anfangs war es wirklich schwer, adäquat zu reagieren und mit bestimmten Situationen umzugehen.
In den ersten paar Monaten gab es einen Bewohner, der schon lange in seiner eigenen Welt lebte und sich wohl in seine Jugend zurückversetzt fühlte. Er hat mich jedes Mal umarmt und gedrückt, wenn ich ihn besucht habe und auch versucht, mich zu küssen. Ich habe mein Bestes gegeben, um ihn auf Abstand zu halten, aber das verstand er natürlich nicht und meinte, ich solle mich nicht so genieren. Ich habe vesucht, ihm klar zu machen, dass ich zum Personal gehöre, aber wie soll ein dementer Bewohner das auch verstehen?
Das wirklich Schlimme daran war, dass ich ausgerechnet bei ihm kurze Zeit später Sterbebegleitung machen musste. Auch wenn ich mich nicht zu ihm hingezogen fühlte wie jetzt bei dem alten Herrn, so habe ich ihn sehr gern gehabt und bin fast daran zerbrochen. An seinem Todestag habe ich den ganzen Abend geweint.
Es mag sich blöd anhören, aber ich befasse mich ja schon ständig mit dem Vertragsende im Januar. Es wird für mich ein Trost sein, nicht miterleben zu müssen, wenn der alte Herr sterben wird. Für mich wäre es unvorstellbar, an seinem Bett zu sitzen und seine Hand zu halten.
Der geistige Verfall, die beginnende Demenz bei ihm jetzt mitzuerleben ist schrecklich genug.
Ich habe für diesen Job eine Weiterbildung von zwei Monaten gemacht. Natürlich wurde im Unterricht auch die Validation, also das Reinversetzen in die Gefühlswelt des dementen Menschen und eine wertschätzende und wertfreie Haltung bezüglich seines Verhaltens behandelt.
Auch gab es in dem Job eine Fortbildung zum Thema "Herausforderndem Verhalten begegnen".
Ich würde es für mich so einschätzen, dass es mir meistens gelingt, adäquat mit den besonderen Verhaltensweisen von dementen Menschen und ihrer Gedankenwelt umzugehen. Vieles erreiche ich schon durch meine geduldige Art und meine beruhigende Stimme. Ich diskutiere auch nicht mit den Betroffenen, wenn sie nachhause wollen, weil die Kinder warten oder sie wissen wollen, wo sie ihren Führerschein und Ausweis für die Abreise abholen können.
Nur ist das jetzt mit dem alten Herrn eine besondere Situation. Wochenlang hat er geweint, wenn er angefangen hat, vom Tod seiner Frau und seines Sohnes zu sprechen. Erst vorletzte Woche sagte er, dass er ja mich habe, jetzt, wo er so allein sei.
Plötzlich aber glaubt er fest daran, dass seine Frau noch lebt.
Ich habe das Problem heute bei der Teambesprechung angesprochen. Meine Kollegin meinte, sie habe das auch schon bei ihm erlebt. Er sei aber noch in dem Stadium, indem man ihm durch zweimaligen Hinweis darauf, dass seine Frau verstorben ist, die Situation begreiflich machen kann.
Das müsste dann aber unter allen Beteiligten kommuniziert werden.
Heute saß der alte Herr ganz gelöst da und lächelte. Er sagte, er habe recht gehabt. Er habe die Präsenzkraft gefragt und die habe ihm bestätigt, dass seine Frau tatsächlich vor ein paar Tagen mit ihm zu Abend gegessen hat.
In dem Moment konnte ich ihm einfach nicht wehtun und habe gesagt, dass ich mich für ihn freue.
Gleichzeitig hat er mich gefragt, wann wir diese Woche zum Friedhof gehen. Ich habe ihm zugesagt, dass wir das am Wochenende machen. Wobei ich mich frage, wie er sich verhalten wird, wenn er dann realisieren muss, dass wir am Grab seiner Frau stehen. Im Moment denkt er vielleicht, dass "nur" sein Sohn dort beerdigt ist.
Was ist, wenn er dann weint und sich nicht beruhigen lässt?
Ehrlich gesagt graut mir davor!
Im Übrigen hat die Teambesprechung auch kein gutes Gefühl bei mir hinterlassen. Meine Kollegin begegnete mir ziemlich vorwurfsvoll, was die Betreuung von zwei bestimmten Bewohnern betrifft. Ihrer Meinung nach würde ich zum Teil zu viel erwarten und ich müsse mir auch mal anderes einfallen lassen, wenn ich sie mit bestimmten Aktivitäten nicht motivieren kann.
Dann noch die Panne am Computer... Klar, schlecht ist, dass jeder ihn benutzen kann und viele machen sich nicht die Mühe, sich auszuloggen bei Beendigung der Dokumentation. Ich melde mich sogar jedes Mal ab, wenn ich fertig bin. Ich hoffe, dass mir das nicht noch mal passiert. Meine Chefin war verständlicherweise nicht begeistert.
Vielleicht ist es wirklich so, dass ich manches zu persönlich nehme.
Ich bin ein Mensch, der jedes Wort, jedes Verhalten von vorn bis hinten durchanalysiert.
Heute habe ich den Dienstplan für Dezember gesehen und wieder kommt mir etwas seltsam vor.
Meine Chefin ist immer dankbar, wenn sich Mitarbeiter in die Feiertagsliste für Dienste eintragen, für die sie nicht vorgesehen waren.
Ich habe gesehen, dass ich Weihnachten an allen Tagen frei habe. Man könnte jetzt meinen, das müsste mich doch freuen. Mich aber macht das stutzig, weil gerade an Weihnachten möglichst viele Mitarbeiter gebraucht werden, auch wenn in diesem Jahr die große Weihnachtsfeier im Restaurant für alle Wohnbereiche ausfallen wird. Doch es wird ja sicherlich an Heiligabend und an einem der beiden Feiertage etwas im Wohnbereich stattfinden. Stattdessen werde ich nur an Silvester Dienst haben. Dafür hatte ich mich auch eingetragen.
Diese Tatsache gibt mir nun gleich das Gefühl, dass meine Chefin schon gar nicht mehr auf mich zählt.
Würdet ihr das auch so empfinden?
Ich bin total deprimiert und denke, die Dinge werden jetzt ihren Lauf nehmen. Ändern kann ich in der kurzen Zeit wohl nichts mehr daran.