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Wie schaffe ich es, meine Gefühle für einen alten Mann abzustellen?

G

Gelöscht 116444

Gast
Ich halte nichts von dem Trost, er ist jetzt bei seiner Frau usw. Komplett fiktiv und unnötig.

Es geht um dich, te, dass du dich nicht distanziert verhalten kannst, evtl. den Bewohner durch Missachtung der corona-Massnahmen ihn hättest infizieren können und nun sein Tod dich so mitnimmt.
Ich finde es unnötig, nochmal nachzutreten, wenn es jemand schlecht geht. Das hilft auch nicht wirklich weiter. Der Mann ist tot, er wird nicht mehr gefährdet und es muss nichts mehr gelöst werden.
 
A

Aljona

Gast
@ kasiopaja

Den Gedanken, wer weiß, wofür es gut war, hatte ich auch schon.
Dem alten Herrn ist es zumindest erspart geblieben, als schwerer Pflegefall zu enden. So musste er in den letzten Monaten seines Lebens wenigstens körperlich nicht leiden. Er konnte noch spazieren gehen, sich zum Teil selbst pflegen und an Gruppenangeboten teilnehmen. Sein seelisches Leid war schon Leid genug.

@ Hexenluder

Vielleicht sollte ich wirklich zu seiner Beerdigung gehen, falls ich gefragt werde.
Meine Sorge ist, dass ich meine Emotionen evtl. nicht unter Kontrolle hätte, wenn ich am Grab stehe. Sich bei der Gedenkminute professionell zu verhalten, ist eine Sache, aber zu sehen, wie die Urne ins Grab hinabgelassen wird, ist wieder eine andere. Da werde ich sehr stark sein müssen.

Doch es wäre für mich die letzte Möglichkeit, endgültig Abschied von ihm zu nehmen.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo Aljona,

wie geht es Dir, wann ist die Beerdigung? Wirst Du hingehen? Wenn es dir zu schwer wird, kannst Du doch immer noch an einem anderen Tag ganz ruhig alleine hingehen und Dich verabschieden. Ich denke, dass das doch nicht nur der Moment sein muss, wo die Urne ins Grab gesenkt wird.

Quäl Dich nicht so sehr, guck, was für DIch am besten passt. Lg
 
A

Aljona

Gast
Hallo Binchy,

es geht mir nicht besonders gut. Wenn ich im Dienst bin, versuche ich, mich sehr auf die Bewohner zu konzentrieren und die Gedanken an den alten Herrn auszublenden. Doch er fehlt mir jeden Tag. Das merke ich besonders, wenn ich zuhause bin.

Es gibt wohl noch keinen Termin für die Beerdigung. Ich glaube, ich würde an dem Tag nicht hingehen, sondern lieber allein zu einem späteren Zeitpunkt.

In seinem Zimmer wohnt nun ein Ehepaar. Sein ehemaliger Mitbewohner ist in einen anderen Wohnbereich gezogen.
Es ist ein komisches Gefühl, wenn ich in dem Zimmer sitze und daran denke, wie ich dort mit dem alten Herrn gesessen habe. Das Traurige ist, dass mein erster Eindruck war, dass ich zu den beiden sicherlich nicht so einen guten Draht haben werde. Der Mann ist sehr laut und fordernd, während die Frau bei den Gesprächen teilnahmslos dabeisitzt und etwas depressiv wirkt. Trotzdem fällt es mir nicht schwer, freundlich und mitfühlend zu sein, weil beide mir leid tun.

Das ist das "Alltagsgeschäft" in einem Pflegeheim. Die Menschen kommen und gehen.
Manche kann man schnell loslassen, manche eben nicht.

Ich glaube, dass meine Gedanken noch lange bei dem alten Herrn sein werden, weil er für mich etwas ganz Besonderes war.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo Aljona,

Trauer hat ihre Zeit, er war etwas Besonderes für Dich und natürlich tut es weh, einen Menschen, den man sehr gemocht hat, zu verlieren. Wir sind Menschen, wir können so einen Pflegeberuf nicht wie Roboter ausüben (d.h. manche können das vielleicht ein bisschen), natürlich mag man bestimmte Menschen lieber und bei manchen tut es mehr weh, wenn sie gehen.

Die Kunst ist natürlich, sie alle weitgehend gleich zu behandeln und die eigenen Gefühle mit sich auszumachen.

Ich denke auch, dass Du am besten alleine mal zum Grab gehst. Da kannst Du dann ungestört Abschied nehmen und niemand wird Anstoß nehmen, wenn Du weinst.

Ich denke, dass Du daraus sicherlich einiges für Dich gelernt hast für Dein weiteres Berufsleben und auch Privatleben, dass Du diese "Leere" (wenn man es denn so nennen kann) mit einem wirklichen Partner besser natürlich füllst.

Alles Liebe, Binchy
 
A

Aljona

Gast
@ Binchy

Alles im Leben braucht seine Zeit, auch die Bewältigung von Trauer.
Wenn ich im Dienst bin, lasse ich mir meine Gefühle nicht anmerken. Auch dann nicht, wenn eine Bewohnerin mir desöfteren sagt, dass der alte Herr ihr fehlt.
Zuhause aber weine ich manchmal wegen dieses Verlusts, weil ich diesen lieben Menschen einfach zu oft vor Augen habe. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen gilt ihm. Ich weiß, dass ich darüber hinwegkommen werde, aber es wird halt noch ein bisschen dauern.

Ich denke, dass es bis zum Termin für die Bestattung noch eine Weile hin sein wird. Seine Frau wurde auch erst 6 Wochen nach ihrem Tod beerdigt. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, zu einem späteren Zeitpunkt zu seinem Grab zu gehen und Blumen hinzubringen.

Für mein Berufsleben habe ich aus dieser Sache gelernt. Ich möchte nie wieder in die Situation kommen, mich so auf einen Bewohner/eine Bewohnerin zu fixieren. Es ist ja auch nicht so, dass ich krampfhaft nach Selbstbestätigung und Zuneigung suche. Bei dem alten Herrn hat sich das so ergeben, weil ich mich zu ihm hingezogen gefühlt habe.
Wie ich meine Leere im Privatleben kompensieren kann, weiß ich noch nicht. Ich bin auf gar keinen Fall auf Partnersuche.

@ Berdine

Ich habe inzwischen den Festvertrag unterschrieben. Es fühlt sich im Moment gut für mich an.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo Aljona,

ich denke, es war eine wertvolle, wenn auch in Teilen schmerzvolle Erfahrung für Dich, die Du gut verarbeitest, finde ich. Im Leben bekommen wir immer wieder Situationen, an denen wir uns bewähren können und durch die wir uns tiefer kennenlernen und auch Fehler erkennen bzw. sehen, was uns noch fehlt im Leben.

Du hast dem alten Mann viel gegeben und er Dir und er hat Dich gelehrt, dass Du in Zukunft mehr Distanz wahren solltest.

Vielleicht wäre ein Haustier für Deine innere Leere ein Ausgleich oder Arbeit im Tierheim?

Lg, Binchy
 

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