Guten Morgen,
vor über einem Jahr habe ich einen Job angetreten im öffentlichen Dienst, der mir inhaltlich sehr gut gefällt, ich bin inzwischen sehr tief in der Materie und habe mir einen recht guten Ruf erarbeitet. Was mir von Beginn an massiv missfallen hat, ist die Organisation/Struktur und das Team, das erheblich älter ist als ich und häufig nur bemüht ist, Arbeit abzugeben.
Ich habe mich ab Januar bis März massiv weiter beworben, weil Ende letzten Jahres für mich einfach ein Punkt erreicht war, wo ich entschlossen habe zu gehen. Im öffentlichen Dienst wird in der Regel Frühling (alter bereits beschlossener Haushalt) und nach den Sommerferien (neuer Haushaltsplan) ausgeschrieben. Ich habe mich auch etwas aus Verzweiflung heraus auf Stellen beworben, die ich eher als Übergang gesehen hätte.
Corona hat einiges durcheinander gewirbelt, einige Ausschreibungen wurden erstmal still gelegt, andere Gespräche fanden noch vorher statt, die Entscheidungen standen noch aus und andere laufen jetzt an.
Nun hat man die Phase des HomeOffices auch mal nutzen können um nachzudenken. Da das ein oder andere Vorstellungsgespräch sich aus meiner Perspektive als Verschlechterung dargestellt hat, also in der Ausschreibung Andeutungen gemacht waren, die sich im Gespräch auf Nachfrage aber als noch schlechter herausstellten als meine derzeitige Stelle tatsächlich ist, wenn man mal Zeit hat über das Gesamtpaket nachzudenken. Bei anderen waren die Eingruppierungen anders, bei anderen waren Befristungen begründet mit einer Quasi-Probezeit von 2 Jahren.
Das alles macht zwar meinen aktuellen Job in Summe nicht besser, aber in Summe würde ich mich bei allen Stellen in Gehalt und bei einigen sogar in eine befristete Stelle katapultieren, und inhaltlich noch mehr Arbeit in einem alternden Team aufgehalst bekommen, was sich irgendwie erst im Gespräch herausgestellt hat. Auch beispielsweise dass man dort mit Leuten zusammen arbeitet, die alle doppelt so alt sind wie man selbst.
Einige Gespräche endeten sogar aufgrund des Angebots der Stadt oder Gemeinde damit, dass man irgendwie gespürt hat, dass ich überqualifiziert bin und derzeit auch mehr verdiene, also ein Wechsel quasi keinen Sinn machen würde - und mich quasi trotzdem mit Kusshand nehmen würde - keine Frage, wer will nicht die überqualifizierte Kraft für kleines Budget.
Beworben habe ich mich unter anderen Gesichtspunkten damals. Einerseits extremer Unzufriedenheit mit meinem Job, ständige Krankheit und Abwesenheit der Kollegen, auch andere Erwartungen an die neuen Stellen, die Ausschreibungen lasen sich meist sehr vielversprechend. Bei der Eingruppierung wird oft eine Spanne der Eingruppierung angegeben und erst im Gespräch war klar, dass die höchste Stufe erst mal nicht vergeben wird. Beispielsweise ist die Stelle bewertet nach TVÖD 6-8 und am Ende stellt sich heraus, wird die 8 erst vergeben, wenn man die Probezeit bestanden hat oder sogar bei befristeten erst nach Jahren - wenn überhaupt. Und wenn man derzeit die 9 verdient ist das witzlos.
Jetzt kann man natürlich sagen - hätte man gleich im Gespräch absagen können. Das ist so eine Sache. Wer die Situation kennt, man sitzt da, hat 5 Leute gegenüber, die sich super freuen, offenbar einen geeigneten Kandidaten gefunden zu haben, man hatte ein angenehmes und sympathisches Gespräch und dann merkt man aber selbst, "nein, das ist es nicht", kann man das Gespräch gleich so beenden, was aber eher untypisch für beide Seiten ist. Denn auch habe ich noch nie erlebt, dass im Gespräch ein Arbeitgeber gleich die Absage erteilt, auch wenn man das manchmal unterschwellig spürt. Irgendwie macht man das formell ja doch im Nachgang.
Die Frage wäre berechtigt gewesen, "Wieso haben Sie sich eigentlich beworben - Sie sind überqualifiziert". Dann hätte man aber auch die Gegenfrage stellen können: "Wieso haben Sie mich eingeladen, wenn Sie das wussten". Und dieses PingPong spart man sich dann doch irgendwie, wenn man im Vorfeld hofft, dass man zB die höhere Gruppierung der Spanne bekommt, das wäre quasi noch zu verschmerzen, aber wenns dann drei Gehaltsstufen runter gehen soll, fragt man sich natürlich schon, ob dieses "Angebot" ernst gemeint ist.
Ich möchte bei noch ausstehenden Bewerbungen, wo ich in 1-2 Monaten Vorstellungsgespräche habe, bereits im Vorfeld absagen, da ich das kommen sehe, dass das genau so ein Reinfall wird und ich mir gern die Zeit sparen möchte. Aus Höflichkeit ein Gespräch wahrnehmen, halte ich für unsinnig.
Ich rechne, wenn ich meine Mitbewerber so gesehen habe, die allesamt deutlich weniger mit gebracht haben als ich, damit dass ich "leider" Zusagen erhalte, lieber wäre mir, man sagt mir ab, dann muss ich das nicht tun.
Nun würde ich mich freuen, über Tipps, wie man diplomatisch ohne Gesichtsverlust absagen kann. Meine Tendenz ist tatsächlich zu sagen, dass das Angebot aufgrund der Konditionen doch nicht in Frage kommt, vielleicht gibt es aber noch andere Ideen.
vor über einem Jahr habe ich einen Job angetreten im öffentlichen Dienst, der mir inhaltlich sehr gut gefällt, ich bin inzwischen sehr tief in der Materie und habe mir einen recht guten Ruf erarbeitet. Was mir von Beginn an massiv missfallen hat, ist die Organisation/Struktur und das Team, das erheblich älter ist als ich und häufig nur bemüht ist, Arbeit abzugeben.
Ich habe mich ab Januar bis März massiv weiter beworben, weil Ende letzten Jahres für mich einfach ein Punkt erreicht war, wo ich entschlossen habe zu gehen. Im öffentlichen Dienst wird in der Regel Frühling (alter bereits beschlossener Haushalt) und nach den Sommerferien (neuer Haushaltsplan) ausgeschrieben. Ich habe mich auch etwas aus Verzweiflung heraus auf Stellen beworben, die ich eher als Übergang gesehen hätte.
Corona hat einiges durcheinander gewirbelt, einige Ausschreibungen wurden erstmal still gelegt, andere Gespräche fanden noch vorher statt, die Entscheidungen standen noch aus und andere laufen jetzt an.
Nun hat man die Phase des HomeOffices auch mal nutzen können um nachzudenken. Da das ein oder andere Vorstellungsgespräch sich aus meiner Perspektive als Verschlechterung dargestellt hat, also in der Ausschreibung Andeutungen gemacht waren, die sich im Gespräch auf Nachfrage aber als noch schlechter herausstellten als meine derzeitige Stelle tatsächlich ist, wenn man mal Zeit hat über das Gesamtpaket nachzudenken. Bei anderen waren die Eingruppierungen anders, bei anderen waren Befristungen begründet mit einer Quasi-Probezeit von 2 Jahren.
Das alles macht zwar meinen aktuellen Job in Summe nicht besser, aber in Summe würde ich mich bei allen Stellen in Gehalt und bei einigen sogar in eine befristete Stelle katapultieren, und inhaltlich noch mehr Arbeit in einem alternden Team aufgehalst bekommen, was sich irgendwie erst im Gespräch herausgestellt hat. Auch beispielsweise dass man dort mit Leuten zusammen arbeitet, die alle doppelt so alt sind wie man selbst.
Einige Gespräche endeten sogar aufgrund des Angebots der Stadt oder Gemeinde damit, dass man irgendwie gespürt hat, dass ich überqualifiziert bin und derzeit auch mehr verdiene, also ein Wechsel quasi keinen Sinn machen würde - und mich quasi trotzdem mit Kusshand nehmen würde - keine Frage, wer will nicht die überqualifizierte Kraft für kleines Budget.
Beworben habe ich mich unter anderen Gesichtspunkten damals. Einerseits extremer Unzufriedenheit mit meinem Job, ständige Krankheit und Abwesenheit der Kollegen, auch andere Erwartungen an die neuen Stellen, die Ausschreibungen lasen sich meist sehr vielversprechend. Bei der Eingruppierung wird oft eine Spanne der Eingruppierung angegeben und erst im Gespräch war klar, dass die höchste Stufe erst mal nicht vergeben wird. Beispielsweise ist die Stelle bewertet nach TVÖD 6-8 und am Ende stellt sich heraus, wird die 8 erst vergeben, wenn man die Probezeit bestanden hat oder sogar bei befristeten erst nach Jahren - wenn überhaupt. Und wenn man derzeit die 9 verdient ist das witzlos.
Jetzt kann man natürlich sagen - hätte man gleich im Gespräch absagen können. Das ist so eine Sache. Wer die Situation kennt, man sitzt da, hat 5 Leute gegenüber, die sich super freuen, offenbar einen geeigneten Kandidaten gefunden zu haben, man hatte ein angenehmes und sympathisches Gespräch und dann merkt man aber selbst, "nein, das ist es nicht", kann man das Gespräch gleich so beenden, was aber eher untypisch für beide Seiten ist. Denn auch habe ich noch nie erlebt, dass im Gespräch ein Arbeitgeber gleich die Absage erteilt, auch wenn man das manchmal unterschwellig spürt. Irgendwie macht man das formell ja doch im Nachgang.
Die Frage wäre berechtigt gewesen, "Wieso haben Sie sich eigentlich beworben - Sie sind überqualifiziert". Dann hätte man aber auch die Gegenfrage stellen können: "Wieso haben Sie mich eingeladen, wenn Sie das wussten". Und dieses PingPong spart man sich dann doch irgendwie, wenn man im Vorfeld hofft, dass man zB die höhere Gruppierung der Spanne bekommt, das wäre quasi noch zu verschmerzen, aber wenns dann drei Gehaltsstufen runter gehen soll, fragt man sich natürlich schon, ob dieses "Angebot" ernst gemeint ist.
Ich möchte bei noch ausstehenden Bewerbungen, wo ich in 1-2 Monaten Vorstellungsgespräche habe, bereits im Vorfeld absagen, da ich das kommen sehe, dass das genau so ein Reinfall wird und ich mir gern die Zeit sparen möchte. Aus Höflichkeit ein Gespräch wahrnehmen, halte ich für unsinnig.
Ich rechne, wenn ich meine Mitbewerber so gesehen habe, die allesamt deutlich weniger mit gebracht haben als ich, damit dass ich "leider" Zusagen erhalte, lieber wäre mir, man sagt mir ab, dann muss ich das nicht tun.
Nun würde ich mich freuen, über Tipps, wie man diplomatisch ohne Gesichtsverlust absagen kann. Meine Tendenz ist tatsächlich zu sagen, dass das Angebot aufgrund der Konditionen doch nicht in Frage kommt, vielleicht gibt es aber noch andere Ideen.
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