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Wie in schlimmen Situationen in einer Sitzung verhalten?

G

Gast

Gast
Hallo,
Ich hoffe, der ein oder andere kann mir einen Tipp geben. Ich bin seit circa 2 Monaten in einer Therapie und jetzt fängt langsam alles "richtig" an. Ich brauchte erst einmal etwas Zeit, um überhaupt zu realisieren, wie sehr mich die Ereignisse der Vergangenheit beeinflussen. Ich habe jahrelang versucht mir selbst vorzuspielen, dass alles super sei.. Jedoch lebe ich in Wirklichkeit seit einigen Jahren kein normales Leben mehr - das einzige, was ich gerade noch halbwegs auf die Reihe bekomme ist mein Studium, jedoch läuft neben diesem alles in meinem Leben schief.

Meine ganzen gegenwärtigen Probleme haben ihre Ursache in einem Vorfall, in dem es um sexuelle Gewalt ging..
Nun kommt es langsam zum ernsten Teil der Therapie und ich bin auch inzwischen bereit, mich zu öffnen und mehr darüber zu erzählen.

Jedoch habe ich schon mehrmals gemerkt, dass ich nur bei dem Gedanken, mich nun zu öffnen (da ich es auch will und wirklich vor hatte..) schon die Tränen ins Gesicht schießen - ich diese jedoch immer gut zurückhalten konnte, da ich nie wirklich angefangen habe, darüber zu reden.

Nun habe ich diese Woche wieder einen Termin und mein Ziel ist es, mich endlich etwas öffnen zu können.
Jedoch weiß ich nicht, wie ich diese blöden Tränen unterdrücken kann, da mir das vor der Therapeutin wirklich sehr peinlich wäre und ich will auch gar nicht wissen, was sie dann über mich denkt....

Wie verhaltet ihr euch in solchen Situationen ?
 
S

seele28

Gast
Seit 2 Monaten? Oder meinst du 2 Jahre? Zwei Monate sind nicht lang, da seid ihr ja eigentlich noch in der Kennlernphase. Dass du noch daran zweifelst und Angst hast dich zu öffnen bzgl. des Traumas ist ganz verständlich und ehrlich gesagt noch viel zu früh. Das du dich bereit fühlst ist ganz schön, aber bist du das wirklich? Kann ich mir nicht so ganz vorstellen, aber jeder empfindet dies ja anders. Ist ja immer ganz unterschiedlich wie lange jemand braucht. Ich kenne das eben selbst anders. Befinde mich auch seit Ende 2013 in einer Traumatherapie, Anfang 2014 wurde der Antrag genehmigt. Also es sind jetzt etwas mehr als zwei Jahre und ich wir hatten in der Therapie bisher nicht wirklich über die ganzen Traumas geredet. Also sie weiß nur um was es ungefähr geht, aber sie weiß nichts genaueres. Bei mir geht es unter anderem auch um sex. Gewalt in der Kindheit.

Es liegt nicht an meiner Therapeutin das ich noch nicht drüber reden konnte. Sie ist einer der besten die ich bisher hatte. Und hat vieles erkannt. Wir machen erst einmal nur Stabilisierung und ein professioneller Therapeut wird das auch erst einmal nur machen. Das kann Jahre brauchen bis man Stabil genug ist über diese Erlebnisse zu sprechen und eine Trauma Konfrontation zu machen.

Wie gesagt zwei Monate ist echt nicht lang. Ich kann dich sehr gut verstehen und bitte sorge für dich. Lass dir Zeit, denn die hast du auch. Wenn du Zweifel hast, dann solltest du noch warten. Solange bist du dir ganz sicher bist. Und es auch wirklich willst. Dann spreche vorher bitte mit deiner Therapeutin drüber, wie sie das ganze sieht. Es ist wichtig dass du erst einmal lernst dich selbst zu beruhigen. Wenn Flashbacks während dem ganzen aufkommen, wie verhältst du dich dann? Flashbacks können mega heftig sein. Was machst du wenn du dissoziierst? Oder Panikzustände bekommst. Dafür gibt es viele Übungen/Techniken die du erlernen kannst, besser mit dem ganzen umzugehen. Erst wenn du diese Dinge alle gelernt hast, dann bist du stabil genug um das ganze aufzuarbeiten und drüber zu reden. Vorher ist es immer mit großen Risiken verbunden. Es kann schnell zu einer Retraumatisierung kommen. Achte bitte gut auf dich.


Aber wie gesagt, es ist deine Entscheidung wann du drüber sprichst, du allein bestimmst das Tempo.

Lg Seele28
 
S

seele28

Gast
Es wäre auch wichtig, erst einmal den Alltag besser hinzubekommen. Denn wie gesagt eine Traumakonfrontation reißt einen noch mehr runter. Es geht einen natürlich schlechter als vorher, das ist aber nur am Anfang so. Daher wäre es gut, wenn du zumindest außen so viel wie möglich halbwegs im Griff hast. Ressourcen z.B. sind sehr wichtig in der Psychotherapie.
 
G

Gast

Gast
@seele
also bei mir gings auch ganz schnell. ich konnte sehr schnell das trauma benennen und darüber reden. ist ja bei jedem anders.du kannst doch nicht einfach in den raum stellen,das es zu früh ist, kannst du doch nicht für jeden so bestimmen.


@te
mir gehts in deinem post eher darum,warum du dort nicht weinen willst? es gehört dazu,die gefühle mal raus zu lassen.
in meiner therapie und ich denke das das in jeder so ist, wurden meine tränen und trauer ,alle meine gefühle angenommen und als eben natürlich empfunden.
es ist ja der ort,wo alles raus soll.
wenn du es noch nicht schaffst,würde ich mri aber auch keinen fertig machen so etwas geht ja nun nicht von heute auf morgen.wenn du vor anderen nicht weinen magst, lasse dir zeit.
sage ihr/ihm deine bedenken doch mal. auch das kann man bereden.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Was ich tue, wenn mir in der Stunde die Tränen kommen?

Ich weine. Ich habe allen Grund dazu. Und du hast auch allen Grund, die Tränen fließen zu lassen.

Und mein Therapeut nimmt Anteil. Ich höre ihn schlucken. Ich höre wie er sanft sagt "Ja, das ist schwer".

Es ist kein Grund, sich zu schämen.

Wir Menschen sind in der Lage zu weinen. Wir dürfen das.

Therapeuten sind das gewohnt. Die denken nichts Schlimmes. Sie bewerten nicht.

Mein Therapeut reicht mir voller Mitgefühl ein Taschentuch.

Es ist alles gut. es darf alles da sein im Therapieraum.
 
S

seele28

Gast
Ich schluck die Tränen runter oder schiebe sie weg. Mir ist es extrems unangenehm. Es ist schon so perfektioniert das ich es in Sekunden schaffe mich wieder völlig im Griff zu haben. :rolleyes: Weiß nicht ob ich drüber lachen oder weinen soll.

Aber ja es ist wichtig zu weinen, geb ich völlig recht...wenn man es nur könnte.
 
G

Gast

Gast
@Seele
Vielleicht hätte ich etwas mehr über meine Geschichte schreiben sollen: Also ich war schon einmal in Therapie, als ich noch Minderjährig war. Jedoch habe ich diese irgendwann abgebrochen, da ich mit der Therapeutin überhaupt nicht zurecht kam (ich hatte das Gefühl, dass sie mich überhaupt nicht ernst genommen hat und meine Ängste und Probleme überhaupt kein "Problem" darstellen). Daraufhin bin ich damals in ein noch tieferes Loch gefallen. Dann hat mir eine Person aus dem Loch geholfen und diese Person begleitet mich auch noch bis heute. Ich hatte ein paar echt traurige Jahre verbracht, konnte jedoch mit der Hilfe dieser Person wieder schaffen, wenigstens ein halbwegs normales Leben zu führen und halbwegs stabil zu sein. Ich mache seitdem autogenes Training, was mir besonders in solchen Situationen hilft, wenn einfach alles wieder hoch kommt...
Ich habe mir nach der ersten Therapie angewöhnt, mir selbst zu sagen wenn alles wieder kommt, dass das nicht so schlimm ist und in gewisser Maßen normal. So habe ich viele Jahre gelebt und auch gar nicht mehr gemerkt, dass ich ein Problem habe bzw. WIE ich lebe, sondern einfach nur neben mir her gelebt. Ich bin meinen Verpflichtungen nachgegangen, soweit dies ging - also Job und Uni. Jedoch habe ich oft schlimme Konzentrationsschwierigkeiten. Und sonst habe ich ausser diese Person nichts mehr in meinem leben. Habe alle Hobbys aufgegeben - da kein Spaß mehr. Freunde habe ich schon mal gar nicht - da ich "komisch" bin. Und sonst denke ich einfach nur viel nach oder mache mein autogenes Training, durch das ich oftmals meine Gedanken an die Sache, die mich bis heute natürlich täglich begleitet, unter Kontrolle zu haben....
Ich habe mit den Jahren gelernt, in gewissen Situationen normal wirken zu können, wie jede andere glückliche Frau auch (konnte ich vorher nicht) und ich habe mich innerlich von der ganzen Sache, die passiert ist, distanziert.... glaube ich zumindest.. bzw. Mir immer wieder gesagt, dass es nichts schlimmes ist..
Aber ich glaube schon, dass ich bereit bin darüber zu reden und das würde ich sogar gerne.....
@Gast: ABER dann kommt das große aber: ich schäme mich einfach dafür, dass man sehen könnte, dass mich das belastet.... Ich weiß. Ganz schön widersprüchlich.... Aber kann den Gedanken nicht abstellen
Mir ist es einfach peinlich, dass jemand sieht, dass diese Sache eben doch ein Problem für mich war.. Mir weh tut... und ja, ich schäme mich einfach dafür.


Meine jetzigen Therapeutin weiß von der vorherigen und wir haben auch genaustens erörtert, was da schief gelaufen ist und was auf keinem Fall noch einmal so passieren darf...
 
S

seele28

Gast
@seele
also bei mir gings auch ganz schnell. ich konnte sehr schnell das trauma benennen und darüber reden. ist ja bei jedem anders.du kannst doch nicht einfach in den raum stellen,das es zu früh ist, kannst du doch nicht für jeden so bestimmen.


@te
mir gehts in deinem post eher darum,warum du dort nicht weinen willst? es gehört dazu,die gefühle mal raus zu lassen.
in meiner therapie und ich denke das das in jeder so ist, wurden meine tränen und trauer ,alle meine gefühle angenommen und als eben natürlich empfunden.
es ist ja der ort,wo alles raus soll.
wenn du es noch nicht schaffst,würde ich mri aber auch keinen fertig machen so etwas geht ja nun nicht von heute auf morgen.wenn du vor anderen nicht weinen magst, lasse dir zeit.
sage ihr/ihm deine bedenken doch mal. auch das kann man bereden.
Das hatte ich ja auch so geschrieben, das es bei jedem anders ist. Aber allgemein ist es nun mal in einer Traumatherapie so das man vorher viel stabilisierung macht bevor man intensiv über diese Dinge spricht. Das macht jeder professioneller Therapeut so. Eine Traumakonfrontation ohne vorherige Stabilisierung ist Riskant und wird so keiner durchführen.

Es kommt aber auch drauf an wann das Trauma statt fand, wie lange es ging und was passiert ist. Gibt ja immer Unterschiede. Handelt es sich um ein einmaliges späteres Trauma kann man darüber evtl. besser reden als wenn es sich um chronische frühkindliche Traumatisierungen geht. Soll jetzt kein vergleich sein, was jetzt schlimmer ist. Aber es gibt da eben ziemlich viele Faktoren die es erschweren über Traumatisierungen zu sprechen. Und ja jeder Mensch ist anders, ich hatte der Te nur empfohlen auf sich zu achten und das sie nicht über ihre Grenzen geht. Mehr nicht. Sie entscheidet selbst wann und was sie reden möchte.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
ich schäme mich einfach dafür, dass man sehen könnte, dass mich das belastet.... Ich weiß. Ganz schön widersprüchlich.... Aber kann den Gedanken nicht abstellen
Mir ist es einfach peinlich, dass jemand sieht, dass diese Sache eben doch ein Problem für mich war.. Mir weh tut... und ja, ich schäme mich einfach dafür.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, liebe TE.

Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, in der nächsten Stunde erst mal dieses Schamgefühl zu thematisieren? Und gemeinsam mit der Therapeutin zu schauen, was es bedeutet und welchen Zweck die Scham vielleicht sogar hat (Schutzmechanismus)?

Ich würde versuchen, mir zunächst darüber klar zu werden. Mich in dem Punkt mithilfe der Therapeutin besser zu verstehen. Und vielleicht die Scham aufzulösen, bevor ich einen Schritt weitergehe.

Vielleicht kann dieser Umweg hilfreich sein. Und Dir noch mehr Sicherheit in der Therapie geben und Dein Vertrauens- und Arbeitsbündnis mit der Therapeutin noch tragfähiger machen.

Und Dir von da aus helfen, zuzulassen und anzuerkennen, daß das natürlich schlimm war. Und Du jedes Recht hast, daß als schwer und belastend zu empfinden. Und daß es weh tut. Diese Gefühle sind berechtigt und dürfen da sein. Es tut weh. Die Therapeutin weiß das.
 
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Gast

Gast
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, liebe TE.

Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, in der nächsten Stunde erst mal dieses Schamgefühl zu thematisieren? Und gemeinsam mit der Therapeutin zu schauen, was es bedeutet und welchen Zweck die Scham vielleicht sogar hat (Schutzmechanismus)?
Danke. Ich denke, dass dieser Weg eine gute Lösung ist. Natürlich wird mir das zu thematisieren auch wieder peinlich sein.. Aber da muss ich wohl durch...

Und ich denke, dass ich wirklich langsam dazu bereit bin - vielleicht nicht diese Woche, aber ich spüre, dass ich das möchte und dass ich das auch wirklich BRAUCHE.. Dieses Gefühl hatte ich in meiner vorherigen Therapie NIE. Auch nach einem Jahr nicht einmal ansatzweise...
Ich habe natürlich mit meiner jetzigen Therapeutin auch schon darüber gesprochen, dass ich das thematisieren wollte und sie fand das auch gut.

Ich wollte mir nur einmal ein paar Tipps holen, da ich das ja wirklich will, es aber auf der anderen Seite unheimlich peinlich ist und ich ehrlich gesagt Angst habe, dass die Therapeutin was "falsches" über mich denkt...
 

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