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Weshalb "muß" die Gesellschaft unbedingt gespalten sein ?

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G

Gelöscht 117789

Gast
Letztlich ist die Gesellschaft immer gespalten, wenn sie sich nicht zu hundert Prozent einig ist.
Ist nichts Neues, nur eine gute Schlagzeile.
 

Pothos

Neues Mitglied
Also eine Spaltung der Gesellschaft hat nicht zwingend etwas mit politischer Korrektheit zu tun. Ich habe US-Amerikaner gesehen, die gesagt haben, dass sie mit Demokraten eigentlich nicht mehr in einer gemeinsamen Nation leben wollen. Das sind wirklich Aussagen, die für eine Demokratie nicht nur sehr traurig und düster klingen, sondern auch eine Gefahr birgen, denn einen gewissen gesellschaftlichen Konsens für ein gemeinsames Miteinander braucht eine Demokratie doch. Wer würde denn in einem Staat leben wollen, wo es nur noch zwei Extreme gäbe, wie etwa überzeugte Faschisten und Kommunisten, die sich gegenseitig Todfeind sind. Und es gibt auch Meinungen, die hoffentlich jeder von uns hier teilen würde. Z.B. Kein normal denkender Mensch, würde es bedauern, wenn Salafismus als politische Idee morgen einfach nicht mehr gäbe. Würde irgendein überzeugter Demokrat religiösen Extremismus vermissen, der Frauen, Juden und Schwule als minderwertig betrachtet?
 

Daoga

Urgestein
Darauf hätte man antworten sollen, daß Amerika die moderne Demokratie praktisch erfunden hat (nach den üblen Erfahrungen der frühen Einwanderer mit ihren Monarchien in den Heimatländern), und wer nicht mit Demokraten (nicht nur der gleichnamigen US-Partei) zusammenleben will, muß sich ein anderes Land suchen. Vielleicht Russland, China oder Nordkorea? Lauter nationalistische Diktaturen, mit denen Republikaner a la Trump doch fabelhaft übereinstimmen ...
 

carrot

Aktives Mitglied
Darauf hätte man antworten sollen, daß Amerika die moderne Demokratie praktisch erfunden hat (nach den üblen Erfahrungen der frühen Einwanderer mit ihren Monarchien in den Heimatländern), und wer nicht mit Demokraten (nicht nur der gleichnamigen US-Partei) zusammenleben will, muß sich ein anderes Land suchen. Vielleicht Russland, China oder Nordkorea? Lauter nationalistische Diktaturen, mit denen Republikaner a la Trump doch fabelhaft übereinstimmen ...
Die Amerikaner haben aber auch den Kapitalismus erfunden ;)
Außerdem, wenn nichts mehr national sondern alles global geregelt würde, dann hätte einer oder einige Wenige das Sagen bzw. die Weltherrschaft , das wäre dann echt übel, selbst wenn dazu die demokratische Flagge gehisst würde.

Was heißt außerdem "moderne Demokratie". Die Demokratie funktioniert ja jetzt schon nicht mehr so wie sie eigentlich sollte.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Dass die US-Partei sich "Demokraten" nennt ist für mich ein Etikettenschwindel sondergleichen.

Die republikantische Idee setzt auf Eigenverantwortung. Lösungen werden lokal gesucht und nur wenn übergreifende Regelungen erfordlich sind wird eine übergeordnete Instanz beauftragt, aber die eigene Souveränität bleibt immer erhalten. Das heißt geringe staatliche Einmischung, niedrige Steuern, möglichst viele Freiheiten (vor allem Meinungsfreiheit), Individualität usw.
Siehe Starwars, wo die unterschiedlichen Kulturen mit ihren ganz eigenen Vorstellungen durch eigene Völker auf diversen Planeten vertreten sind und der Kanzler erst durch eine Ermächtigung durch sie überhaupt Befugnisse erhält.
Die Idee der individuellen Freiheit geht soweit dass sogar ungeborenen Kindern ein Recht auf Leben, mit Bezug auf die Menschenrechte, zugestanden wird. Daher die Position gegen Abtreibung, was natürlich dann auch wieder Christen anlockt.
Republikanische Bundesstaaten sprachen z.B. dringende Empfehlungen für Masken aus, aber keine gesetzliche Pflicht.
Der Gedanke ist also mit Demokratie als solcher absolut kompatibel.

Kommunistische Regime fühlen sich dazu berufen die freie Entscheidung, Meinungsfreiheit, Eigentum etc. einzuschränken, mit der Ansicht der Staat könne für eine bessere Welt (soziale Gerechtigkeit etc.) sorgen, wenn er den Bürgern die freie Entscheidung, was sie z.B. mit ihrem Geld tun wollen, abnimmt.
Dies führt zwangsläufig zu Verwerfungen, damit zu noch repressiveren Maßnahmen, zu noch mehr Verwerfungen usw. Gerne gibt man dann einzelnen Volksgruppen die Schuld dafür (Volksschädlinge, Unsozial,nicht Solidarisch, Juden etc.), für das Versagen einer Idee, die ohnehin nicht funktionieren kann.Bzw. für das eigene Versagen. Siehe Spaltung und Neusprech.
Von den "Demokraten" regierte Bundesstaaten waren und sind Vorreiter was Einschränkungen, Zensur, hohe Steuern, Lockdowns, Verbote etc. angeht. Man gibt vor ein bescheidener Diener eines höheren Ziels zu sein, man vertritt also das Gute, und mit dieser moralischen Überlegenheit begründet sich dann alles an Einschränkungen. Denn wer kann schon was gegen (Soziale-) Gerechtigkeit, Gesundheit oder gar die Rettung der Welt sagen.
Dem "Guten Menschen" können also, per Definition, nur böse Menschen gegenüber stehen. Schwarz und weiß.
Die zentralistische Entscheidung was das Beste für alle sei, verbunden mit dem Zwang für alle dann auch so leben zu müssen, empfinde ich als weit weniger kompatibel mit dem Gedanken der Demokratie. Selbst dann nicht wenn 51% oder mehr die Vorstellung was das Beste sei teilen (würden). Mein Begriff dafür ist Kollektivismus, also das Gegenteil von Individualität, welcher wiederum Demokratie ja Rechnung tragen soll. Denn wenn eh zentral entschieden wird was das Beste zu sein hat, wieso dann noch eine Wahl? Man weiß ja bereits was die best mögliche Art zu leben _für alle_ ist.

Aber schon in vergangenen Gesellschaften war der Übergang von Freiheit zum Kollektivismus und folgerichtig zum Untergang fließend und scheint ein Zyklus zu sein, welcher sich alle paar Generationen wiederholt.
"Die erste Generation baut es auf, die zweite Generation verwaltet und die Dritte studiert Theaterwissenschaften."

Auch unsere EU war ursprünglich mal als Verbund sourveräner Länder beworben worden, also als demokratische Republik, bevor dann sämtliche Verträge gebrochen wurden und Deutschland freiwillig seine Souveränitätsrechte abgab.

Konservative , Progressive, Extremisten, Rassisten, Sexisten etc. habe ich schon in beiden Parteien gesehen. Was das angeht nehmen sich die beiden Lager in meinen Augen nichts. Was auch ein grundsätzliches Problem des Parteiensystems darstellt, denn selbst wenn die Mehrheit der Bevölkerung sich etwas wünscht; finden sich diese Ansichten nicht auch in der Mehrheit der Parteien(-mehrheiten) wieder, dann werden sie nicht durchgesetzt. Schlimmer noch, wenn innerhalb der Partei selbst schon nicht demokratisch entscheiden wird, siehe CDU Parteitag.
Eine direkte demokratische Teilhabe, wie in der Schweiz, wäre da überlegen. Mehrheiten würden dann für jede (wichtige) Entscheidung neu und vermutlich anders gebildet werden, über Parteigrenzen hinweg. Vielleicht würden die Menschen dann auch wieder näher zueinander finden und feststellen, dass sie doch gar nicht so unterschiedlich sind bzw. leben wollen, wie das mediale Schwarz/Weiß einem erzählen möchte.

Parteien dienen ja schon dem Namen nach zur Spaltung. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht aus allen Parteien die ihm jeweils genehmen Stücke herauszuschneiden und als eigene Partei wählen zu können?
 

Daoga

Urgestein
Wer keine Parteien haben will, will den kommunistischen Einheitsbrei, wo dann wirklich stur die Mehrheit den Ton angibt und jeder andere nichts mehr zu melden hat. Aufteilung auf verschiedene Parteien bedeutet auch, daß sich genug Nischen für alle und jeden bilden, und wem die vorhandenen Parteien ganz oder teilweise nicht gefallen, der darf jederzeit seine eigene aufmachen und die vorhandenen ein bißchen aufmischen. Haben die Grünen seinerzeit so gemacht, als sie den etablierten Parteien regelmäßig als Wadlbeißer dazwischenfuhren.
Eine direkte demokratische Teilhabe funktioniert in kleinen Ländern, und die Schweiz ist flächen- wie bevölkerungsmäßig nicht gerade ein Gigant. Das heute äußerst nachteilige Wahlsystem in den USA ("Wahlmänner") ist historisch entstanden, als die Umstände noch ganz andere waren wie heute, es zum Beispiel wegen der weiten Wege mit langsamen Transportmitteln ohne moderner Fernkommunikation kaum möglich war, Wahlergebnisse vom anderen Ende des Landes schnell bis in die Hauptstadt zu bringen. Eine totale Erneuerung wäre eine logische Entscheidung, wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert, aber die Amerikaner kleben wie Pech am Althergebrachten, was sich damals bei seiner Einführung bewährt hat. Wenn sie technisch genauso drauf wären wie politisch, gäbe es dort bis heute nichts anderes als Pferdekutschen.
Übrigens sollen dort früher die Rollen Republikaner/Demokraten, die zwei Parteien, vertauscht gewesen sein, während die Demokraten in der Frühzeit die Rolle der Konservativen und Nationalisten hatten, die unter anderem auch in der Sklaverei mit drin waren, waren damals die Republikaner die Fortschrittlichen und Liberalen. Heute ist es genau umgekehrt, die Republikaner sind "die" Partei der reichen und häßlichen alten weißen Männer, die am liebsten alle "Ausländer" vertreiben würden (Latinos, Schwarze, Juden, Asiaten, Iren und sogar die lästigen Indianer), für freie Waffengesetze wie im Wilden Westen sind - mit entsprechenden Verbrechensraten - aber natürlich auch gegen Frauenrechte oder Abtreibung. Weißer alter Mann will sich schließlich vermehren! Und übrigens auch gegen die Katholische Kirche im Land, die den überwiegend protestantischen bis evangelikalen Republikanern als Fünfte Kolonne des Vatikans gilt.

Republikanische Bundesstaaten sprachen z.B. dringende Empfehlungen für Masken aus, aber keine gesetzliche Pflicht.
Wie gut das funktioniert kann man sich denken, weil die waffengeilen Republikaner immer noch glauben, das Coronavirus ließe sich mit einer großkalibrigen Waffe einfach wegballern wie irgendein lästiger Schwarzer. Nicht verwunderlich daß die Republikaner auch mit Neonazigruppen im Land dick Freund sind, sowas wie das hier: Republikaner: Undercover-Reporterin sollte „Proud Boys“ für Trump-Demos rekrutieren | Politik (fr.de)
 

Pothos

Neues Mitglied
Dass die US-Partei sich "Demokraten" nennt ist für mich ein Etikettenschwindel sondergleichen.

Die republikantische Idee setzt auf Eigenverantwortung. Lösungen werden lokal gesucht und nur wenn übergreifende Regelungen erfordlich sind wird eine übergeordnete Instanz beauftragt, aber die eigene Souveränität bleibt immer erhalten. Das heißt geringe staatliche Einmischung, niedrige Steuern, möglichst viele Freiheiten (vor allem Meinungsfreiheit), Individualität usw.
Siehe Starwars, wo die unterschiedlichen Kulturen mit ihren ganz eigenen Vorstellungen durch eigene Völker auf diversen Planeten vertreten sind und der Kanzler erst durch eine Ermächtigung durch sie überhaupt Befugnisse erhält.
Die Idee der individuellen Freiheit geht soweit dass sogar ungeborenen Kindern ein Recht auf Leben, mit Bezug auf die Menschenrechte, zugestanden wird. Daher die Position gegen Abtreibung, was natürlich dann auch wieder Christen anlockt.
Republikanische Bundesstaaten sprachen z.B. dringende Empfehlungen für Masken aus, aber keine gesetzliche Pflicht.
Der Gedanke ist also mit Demokratie als solcher absolut kompatibel.

Kommunistische Regime fühlen sich dazu berufen die freie Entscheidung, Meinungsfreiheit, Eigentum etc. einzuschränken, mit der Ansicht der Staat könne für eine bessere Welt (soziale Gerechtigkeit etc.) sorgen, wenn er den Bürgern die freie Entscheidung, was sie z.B. mit ihrem Geld tun wollen, abnimmt.
Dies führt zwangsläufig zu Verwerfungen, damit zu noch repressiveren Maßnahmen, zu noch mehr Verwerfungen usw. Gerne gibt man dann einzelnen Volksgruppen die Schuld dafür (Volksschädlinge, Unsozial,nicht Solidarisch, Juden etc.), für das Versagen einer Idee, die ohnehin nicht funktionieren kann.Bzw. für das eigene Versagen. Siehe Spaltung und Neusprech.
Von den "Demokraten" regierte Bundesstaaten waren und sind Vorreiter was Einschränkungen, Zensur, hohe Steuern, Lockdowns, Verbote etc. angeht. Man gibt vor ein bescheidener Diener eines höheren Ziels zu sein, man vertritt also das Gute, und mit dieser moralischen Überlegenheit begründet sich dann alles an Einschränkungen. Denn wer kann schon was gegen (Soziale-) Gerechtigkeit, Gesundheit oder gar die Rettung der Welt sagen.
Dem "Guten Menschen" können also, per Definition, nur böse Menschen gegenüber stehen. Schwarz und weiß.
Die zentralistische Entscheidung was das Beste für alle sei, verbunden mit dem Zwang für alle dann auch so leben zu müssen, empfinde ich als weit weniger kompatibel mit dem Gedanken der Demokratie. Selbst dann nicht wenn 51% oder mehr die Vorstellung was das Beste sei teilen (würden). Mein Begriff dafür ist Kollektivismus, also das Gegenteil von Individualität, welcher wiederum Demokratie ja Rechnung tragen soll. Denn wenn eh zentral entschieden wird was das Beste zu sein hat, wieso dann noch eine Wahl? Man weiß ja bereits was die best mögliche Art zu leben _für alle_ ist.

Aber schon in vergangenen Gesellschaften war der Übergang von Freiheit zum Kollektivismus und folgerichtig zum Untergang fließend und scheint ein Zyklus zu sein, welcher sich alle paar Generationen wiederholt.
"Die erste Generation baut es auf, die zweite Generation verwaltet und die Dritte studiert Theaterwissenschaften."

Auch unsere EU war ursprünglich mal als Verbund sourveräner Länder beworben worden, also als demokratische Republik, bevor dann sämtliche Verträge gebrochen wurden und Deutschland freiwillig seine Souveränitätsrechte abgab.

Konservative , Progressive, Extremisten, Rassisten, Sexisten etc. habe ich schon in beiden Parteien gesehen. Was das angeht nehmen sich die beiden Lager in meinen Augen nichts. Was auch ein grundsätzliches Problem des Parteiensystems darstellt, denn selbst wenn die Mehrheit der Bevölkerung sich etwas wünscht; finden sich diese Ansichten nicht auch in der Mehrheit der Parteien(-mehrheiten) wieder, dann werden sie nicht durchgesetzt. Schlimmer noch, wenn innerhalb der Partei selbst schon nicht demokratisch entscheiden wird, siehe CDU Parteitag.
Eine direkte demokratische Teilhabe, wie in der Schweiz, wäre da überlegen. Mehrheiten würden dann für jede (wichtige) Entscheidung neu und vermutlich anders gebildet werden, über Parteigrenzen hinweg. Vielleicht würden die Menschen dann auch wieder näher zueinander finden und feststellen, dass sie doch gar nicht so unterschiedlich sind bzw. leben wollen, wie das mediale Schwarz/Weiß einem erzählen möchte.

Parteien dienen ja schon dem Namen nach zur Spaltung. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht aus allen Parteien die ihm jeweils genehmen Stücke herauszuschneiden und als eigene Partei wählen zu können?
Es gibt ja einen Unterschied zwischen unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Bevölkerung, die sich in bestimmten Parteien wiederspiegeln und einer Polarisierung und einem Kulturkampf der so weit geht, dass es gegenseitige Verachtung mündet und alle möglichen Themen in diesen Kulturkampf mitintegriert werden nur um die Gegenseite zu provozieren oder zu dämoniseren (Klimawandel und Impfen sind da gute Beispiele).

Du machst es dir hier bei deiner Beschreibung auch etwas einfach mit der guten individuellen Freiheit auf der einen Seite und dem bösen Staat auf der anderen Seite. Ich bin z.B. froh, dass ich nie in einer Demokratie und in einem Staat leben musste, der auf den Ideen von Anarcho-Kapitalisten oder Ultralibertären fußte, die meistens Pseudophilosophinnen wie Ayn Rand anhimmeln, welche aus gutem Grund von den philosophischen Denkern ihrer Zeit eher weniger ernstgenommen wurde. Es gibt innerhalb der Libertären, die den Staat verachten und den Individualismus verherrlichen auch sehr absurde Vorstellungen. Murray Rothbard argumentierte z.B. dafür, dass der Staat kein Recht habe Eltern zu zwingen sich um ihre Kinder zu kümmern. Das heißt Eltern haben die Freiheit ihre Kinder vollkommen zu vernachlässigen, der Schulpflich zu entziehen oder zu verkaufen bzw, theoretisch auch sie verhungern zu lassen. Wenn man bis zur Aufklärung und dem klassischen Liberalismus zurückgeht, dann sind die Differenzierungen von Staat, Freiheit und Individuum noch sehr durchdachter und einigen klassischen Liberalen war auch bewusst, dass gewisse Freiheiten und Rechte erst mithilfe des Staates durchgesetzt werden können. Auf libertärer Seite argumentiert man heute hingegen oft sogar gegen Bürgerrechts- und Gleichstellungspolitik, wenn der Staat diese zu fördern versucht. Ich finde z.B. nicht, dass ein religiöser Arzt oder Unternehmer aufgrund bestimmter religiöser Vorstellungen bestimmte Menschengruppen von seinem Service ausschließen sollte.

Und es ist auch nicht, so, dass die Republikaner immer Vorreiter der Freiheit gewesen wären. oder sind Ich finde z.B., dass der Wertekonservatismus bei den Republikern (auf den du ja angespielt hast beim Thema Abtreibung) sehr wohl in die Autonomie von Menschen eingreift. Die Konservativen in den USA waren oft wirtschaftlich liberal, hatten aber kein Problem damit Abtreibungsverbote, Pornographieverbote, Tabuisierung von Homosexualität und die Todesstrafe (das Recht des Staates zu töten) gutzuheißen. Sobald es um das Waffenrecht geht sind sie hingegen wiede ran vorderster Front. Es kommt eben auf das Thema an. Religiöser Konservatismus und Freiheit sind in meinen Augen ohnehin zwei schwer miteinander zu vereinbarende Standpunkte.

Beid er Idee von der Staatssouveränität bin ich vorsichtig. Ich bin ein Befürworter des Universalismus (ein Punkt wo auch mit amerikanischen Neokonservativen übereinstimme) und damit auch der universellen Menschenrechte innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft. Vollkommen souveräne Staaten ohne irgendein übergeordnetes europäisches Kontrollorgan würden im Grunde die Gefahr bergen, dass Ungarn, Polen und irgendwann auch Deutschland willkürlich definieren, was sie als Menschenrechte betrachten. Vielleicht ist dann auch irgendwann die individuelle Freiheit und die Menschenwürde nicht mehr in der Verfassung verankert. Wie schnell eine Demorkatie demoliert werden kann, konnte man in der Geschichte ja mehrfach beobachten.
 

Daoga

Urgestein
Dass die US-Partei sich "Demokraten" nennt ist für mich ein Etikettenschwindel sondergleichen.

Die republikantische Idee setzt auf Eigenverantwortung. Lösungen werden lokal gesucht und nur wenn übergreifende Regelungen erfordlich sind wird eine übergeordnete Instanz beauftragt, aber die eigene Souveränität bleibt immer erhalten. Das heißt geringe staatliche Einmischung, niedrige Steuern, möglichst viele Freiheiten (vor allem Meinungsfreiheit), Individualität usw.
Siehe Starwars, wo die unterschiedlichen Kulturen mit ihren ganz eigenen Vorstellungen durch eigene Völker auf diversen Planeten vertreten sind und der Kanzler erst durch eine Ermächtigung durch sie überhaupt Befugnisse erhält.
Die Idee der individuellen Freiheit geht soweit dass sogar ungeborenen Kindern ein Recht auf Leben, mit Bezug auf die Menschenrechte, zugestanden wird. Daher die Position gegen Abtreibung, was natürlich dann auch wieder Christen anlockt.
Republikanische Bundesstaaten sprachen z.B. dringende Empfehlungen für Masken aus, aber keine gesetzliche Pflicht.
Der Gedanke ist also mit Demokratie als solcher absolut kompatibel.
Die große Versammlung der Planeten in Star Wars entspricht der UNO. Wo jedes Mitglied eine souveräne Nation/Planet ist, der seine eigenen Angelegenheiten regelt und sich ggf. auch eine bewaffnete Raumflotte leistet, falls irgendein Nachbar begehrlich auf anderer Leute Eigentum schielt. Auch die UNO hat sowas wie einen Kanzler, nennt sich Generalsekretär.

Aber aus welchen Einheiten soll sich ein republikanisches Land zusammensetzen? Aus tausenden von winzigen Feudalreichen, wo in jedem ein weißer alter Pascha als "Souverän" über Sklaven und einen (schön christlich dauerschwangeren) Harem regiert, der ihm genug Söhne liefert, die in ständigen Schießereien mit den Nachbarn den ewigen Konflikt um Land, Vieh und Weiber ausfechten? Sowas wie ein in Millionen Winzkönigreiche zersplittertes Afghanistan, komplett mit tiefsitzendem christlichem Fundamentalismus? Das ungefähr wäre nämlich der Wunschtraum vieler Republikaner, totale Freiheit von irgendeiner Regierung, um König seines Reiches von eigenen Gnaden sein zu können, das mit Waffengewalt verteidigt wird. "Demokratie" als Euphemismus, wo die wenigsten Menschen sowas wie Freiheits- oder sonstige demokratische Rechte hätten (Farbige nicht, Frauen nicht, Kinder nicht - die gälten als Besitz des jeweiligen Paschas wie in antiken Zeiten).
Ein ganzes Land könnte nach den Maßgaben der Republikaner - ohne eine Regierung, die sich um den Schutz der Schwachen vor den bewaffneten Starken kümmert - nie funktionieren. Zu viel Egoismus, zu viel Neid, zu viel Gewalt, an jeder einzelnen Territoriumsgrenze. Ohne übergeordnete Macht (die drei Gewalten) auch keine überregionale Ordnung. Die "Ordnung" käme wie im Wilden Westen aus der Mündung einer Schußwaffe. Und die kann jeder führen, nicht nur anständige Leute.
Republikaner sind Leute, die insgeheim vom Wilden Westen anno 1800 träumen. Als das Land noch weit und ungezähmt war, die Regierung im fernen Washington weit weg, und jeder nach eigenen Maßgaben florieren oder krepieren konnte. Und die Gesetzlosigkeit noch mehr blühte als heute.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Keinen Schimmer was Republikaner träumen oder sich insgeheim wünschen. Sie haben viele Punkte die mir nicht gefallen und aus meiner Sicht auch nicht zu einer liberalen Einstellung passen. Meine These ist dass diese Einflüsse aus einer religiösen Richtung kommen.
Was auch erklärt wieso sie nicht zu meinen Vorstellungen passen, da ich nicht religiös bin und diese Einflüsse für irrational halte. Kein Erwachsener Mensch sollte sich nach den Ansichten seines imaginären Freundes ausrichten.
Was stimmt ist dass man Ruhe in einem Land in dem keine homogenen Wertvorstellungen herrschen nur mit Staat, Druck und Gewalt von oben in den Griff bekommt. Daher sollte man aufpassen welche Wertvorstellungen man sich ins Land holt.

Das mit den Waffen kommt meiner Ansicht nach auch aus der Geschichte, nämlich um sich gegen einen immer übergriffiger werdenden Staat schützen zu können. Unabhängigkeitskrieg usw.
Das erste was faschistische Regime tun ist nämlich die Bevölkerung zu entwaffnen, damit kein Widerstand möglich ist.
Wer seinen Mitmenschen schaden möchte findet einen Weg, LKWs und Autos werden ja schon seit einiger Zeit recht erfolgreich eingesetzt um Anschläge zu verüben. Und natürlich selbst gebastelte Splitterbomben. Nicht die Waffe macht die Tat, der Täter führt sie aus.
Auch mir fällt kein besserer Schutz vor der Errichtung eines totalitären Regimes ein als den Menschen die Möglichkeit zu geben sich notfalls mit Waffengewalt dagegen zu wehren. Gruppen die so etwas errichten wollen lassen sich nun einmal nicht mit guten Worten und einer Klage vor dem Verfassungsricht davon abhalten.
Was nicht heißt dass man es, wie seit einigen Jahren, nicht zumindest versuchen sollte. Teils war Herr Schachtschneider zumindest formal ja erfolgreich, auch wenn das Urteil dann einfach ignoriert wurde. Dennoch wichtig für die Geschichte zu zeigen dass es demokratische Versuche des Widerstandes gab.

Für mich hat die individuelle Freiheit und die Nicht-Einmischung des Staates wie jemand leben möchte viel damit zu tun dass wir als Menschen einfach nicht wissen können was die absolute Wahrheit ist. Hinzu kommt dass das was für einen das Leben ausmacht und lebenswert ist eben einfach auch sehr subjektiv ist.
Manch ein Raucher mag sagen ihm/ihr sei es die verringerte Lebenszeit eben wert. Ein Anderer möchte aber vielleicht von der Sucht loskommen, dann sollte man eben dies unterstützen und Hilfe zukommen lassen.

Was mir auch hier wieder auffällt: Individualität und Freiheit wird hier oft mit Grenzenlosigkeit, wilder Westen, Rücksichtslosigkeit etc. verwechselt. Das ist liberal gesehen ganz und gar nicht der Fall. Es geht darum dass Interaktionen zwischen Menschen, insbesondere Warentausch, aufgrund von beidseitiger (!) Freiwilligkeit erfolgen sollen. Und dass niemandem eine Lebensweise aufgezwungen wird, selbst dann nicht wenn es in der Gesellschaft eine Mehrheit gibt die glaubt dies sei eben die richtige und einzige Art zu leben, wegen Gesundheit oder was auch immer.
Und selbstverständlich hört die Freiheit des einen auf wo die des Anderen beginnt, und dafür bedarf es Grenzen. Klingt vielleicht widersprüchlich, aber nur Grenzen garantieren Freiheit. Einschließlich und im besonderen Staatsgrenzen.
Ich lösche mal den Abschnitt den ich gerade schreiben wollte, was das gesamte Konzept ausmacht. Und dann noch gegen alle Vorurteile zu argumentieren würde einfach zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Das Konzept ergibt in seiner Gesamtheit sehr viel Sinn, ist aber komplex.

Was insbesondere Parteien und diverse Gruppierungen mit ganz eigenen Interessen aus dieser Wertvorstellung bzw. Grundidee machen, dafür kann ich nichts. Auch nicht für all die oft medial geschürten Vorurteile und dem offenbar weit verbreiteten festen Glauben man müsse alles und jeden vor der individuellen Entscheidungsfreiheit der anderen Menschen schützen oder verhindern dass diese bei ihrer ganz subjektiven Beurteilung zu einem "falschen" Ergebnis kommen.

Die Einstellung anderen Menschen nichts vorzuschreiben hängt für mich auch mit einer gewissen Demut und Einsicht zusammen, dass der eigene Horizont nun einmal begrenzt ist, egal wieviel Mühe man sich gibt. Einfach aufgrund der Tatsache dass wir nun einmal Menschen sind.
Bestenfalls wissen wir erst hinterher ob etwas die richtige Entscheidung war, oft erfahren wir es nie. Aus diesem Grund bin ich z.B. auch dagegen militärisch in Länder wie Afghanistan einzugreifen, um ihnen unsere Segnungen und Wertvorstellungen zu bringen. Was gibt uns das Recht zu entscheiden wie diese Menschen leben wollen?
Entscheidungsfreiheit soll also ein Wettbewerb der Ideen sein, gerade auch aber nicht nur, in der Marktwirtschaft. Schon sehr oft in der Geschichte lag die Mehrheit falsch, die besten Innovationen kamen nicht selten von Außenseitern und Individualisten.

Hinzu kommt der evolutionäre Gedanke: Je mehr Nischen die Menschheit besetzt, desto besser die Chancen sich weiter zu entwickeln bzw. erhalten zu bleiben. Angenommen in 2 Jahren fallen alle Menschen mit oder alle Menschen ohne Impfung tot um. Dann ist es doch gut wenn es noch jeweils die andere Gruppe gibt. Zumindest wenn man jetzt keine absolut misanthropische Einstellung vertritt ;)

Liberal bedeutet nicht dass man auf seine Mitmenschen keine Rücksicht nimmt. Im Gegenteil, es ist die Einsicht dass man es im Grunde auch nicht besser weiß und daher nicht anderen vorschreibt wie sie zu leben haben. Erst das Ergebnis kann zeigen wer richtig lag. Und auch nur dass die Entscheidung vermutlich richtig war, es sagt noch nichts darüber aus ob der Grund weshalb die Entscheidung getroffen wurde auch die Ursache war, oder rein zufällig zum Ergebnis geführt hat.

Für meinen Geschmack wird viel zu oft aus einem persönlich ungewollten Ergebnis geschlossen dass etwas, z.B. freie Marktwirtschaft, persönliches Eigentum, freie Entscheidungsmöglichkeiten etc., nicht funktioniere. Aus meiner Sicht viel zu oft ein Fehlschluss, weil hier Faktoren nicht bedacht werden die für die individuell beteiligten Menschen sehr wohl Gewicht hatten, als sie sich für "das Falsche" entschieden haben.
Und es ist nun einmal in der Regel der Staat welcher Interventionsmaßnahmen ergreift und mit dem Vorwand doch nur das Beste für alle (!) erreichen zu wollen immer mehr Entscheidungsfreiheiten einschränkt. Ein Vorwand unter dem dann ganz andere politische Ziele verfolgt werden.
Inzwischen ist es ja auch sehr beliebt sich einen angeblich wissenschaftlichen Stempel aufzudrücken, quasi die letzte Instanz auf die man sich noch einigen kann. Wie käuflich "die Wissenschaft", schon ein Widerspruch im Wortesinne, inzwischen geworden ist, ist ein anderes Thema.

Heute zeigt sich wie anfällig einst liberale Gesellschaften dafür sind, unter dem Vorwand Person X vor Person Y schützen zu müssen. Die Grundidee war mal dass falls Person Y einen Schaden durch Person X erlitten hat, Y dagegen rechtlich vorgehen kann. Also Rechte hat und einen Schutz genießt.
Was wir jetzt aber erleben ist ein Generalverdacht aller Menschen, die nicht staatlich zertifiziert sind (Impfpass, CO2 Zertifkat etc.), mit der Behauptung sie würden anderen potentiell schaden, sie gefährden, ihnen die Lebensgrundlage rauben etc.
Diese Umkehr der Beweislast ist eine extrem fatale Entwicklung, bei der eine kleine Gruppe entscheidet wem noch Freiheitsrechte zugestanden werden und wem nicht. Das eröffnen, wie immer bei so einer Zentralisierung, natürlich Missbrauch Tür und Tor. Wohl denen die sich ein Heer von Lobbyisten leisten können.

Was mich beim aktuellen Thema der Impfung dazu noch wundert ist das praktisch grenzenlose Vertrauen in die Pharmaindustrie. Ausgerechnet!
Als meine Großmutter damals mit meiner Mutter schwanger war wurde ihr Contergan gegen die starken Beschwerden der Schwangerschaft angeboten bzw. regelrecht aufgedrängt. Sie hat sich gegen den ärztlichen Rat entschieden, das Zeug liegen lassen und stattdessen die Schmerzen ertragen. Auch wenn wir kein gutes Verhältnis zu ihr hatten, zumindest dafür war meine Mutter ihr ewig dankbar. Von den Schwierigkeiten der Conterganopfer Entschädigung zu erhalten gar nicht erst zu reden. Pharmalobby sichert sich gut ab, Patentrechte und bürokratische Vorschriften verhindern Konkurrenz (der Markt kann hier nichts regeln)
Auch erinnere ich an die Impfung gegen Schweinegruppe, welche zu einer massiven Häufig von Epilepsie geführt haben, wie man aber erst weit später einräumte.
Und auch meine mich liebende Mutter hat mir als Kind damals Fluortabletten gegeben, weil das halt der aktuelle Stand der Wissenschaft war. Heute weiß man dass das keine gute Idee ist.
Ich sehe nicht woher die Pharmaindustrie sich so viel Vertrauensvorschuss verdient hat, und das sind nur die Beispiele die mir spontan einfallen.

Der Behauptung es gäbe nur die Wahl zwischen Kommunismus und einem Parteiensystem stimme ich nicht zu. Bei den Schwächen des Wahlsystems in der USA stimme ich zu.
 
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