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Wer kennt sich mit Traumata und das Verarbeiten von Gefühlen aus?

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Mir wurde gesagt ich sei austherapiert nach zwei erfolglosen Therapien, wobei ich aber anmerken muss das es wohl auch an mir lag da ich über mein Thema nie reden konnte.
 
S

SchafSchlafmuetze

Gast
Therapie ist sicherlich sinnvoll, wenn man an eine geeignete Therapie kommt. Nachdem bei mir eine krasse Fehldiagnostik passiert war und ich über ein Jahr retetraumatisiert durch die Gegend gerannt bin, hatte mir meine ambulante Therapeutin damals nahe gelegt nicht nochmal in diese Klinik zu gehen. Das tat ich auch nicht. Auch weil es der Ort ist, der mich triggert. Eine ambulante Therapie traute sie sich aufgrund der komplexen Verstrickung aber auch nicht zu. Seitdem habe ich keine Therapie mehr gemacht, auch weil es so schwer ist, jemanden zu finden. Mir wurde dann Göttingen nahe gelegt. Aber ich traue mich kaum noch, mich auf jemand neues oder eine Klinik einzulassen nach den letzten schlimmen Erfahrungen und dieser Fehldiagnostik. Das hatte meine Schuldgefühle und meine Unsicherheiten nochmal deutlich verschlimmert. Aber so wie es ist, kann ich auch nicht leben. Geduld ist so eine Sache, wenn man das Ursprungstrauma jeden Tag neu fühlt...
Von einer Körpertherapie wurde mir abgeraten. Und ich glaube auch, dass ich das nicht aushalten und überleben könnte nach der Retraumatisierung und was mir da angetan wurde.
 

reisend

Aktives Mitglied
Hallo SchlafSchlafmütze,

Eine gute Freundin von mir hat auch kPTBS und ich kenne ihre Geschichte. Sie hat jahrelang Traumatherapie mit EMDR gemacht. Ich habe sen ganzen Prozess miterlebt. Sie war sehr zurückgezogen und hatte mit Depressionen etc zu kämpfen. Heute ist sie deutlich lebensfroher, geht ihren Weg und steht mehr im Leben. Sie hat immer mal wieder mit Dingen zu kämpfen, aber das sind immer Phasen, aldo komplett Weg geht es denke ich nicht, aber sie hat wieder Lebensqualitöt gefunden, geht Dingen nach die sie begeistern, etc.
Ich weiß jede Situation ist anders und ich kann mir nicht vorstellen, wie schwierig deine Situation sein muss und noch weniger kann ich mir ein Urteil dazu bilden. Jedoch hast du dir Erfahrungenvon anderen gewünscht und die Frage gestellt, ob man nach komplexen Traumatisierungen auch wieder Lebensqualität erlangen kann. Da ich es selbst miterlebt habe, bin ich mir sicher dass es möglich ist, auch wenn es immer von der individuellen Situation abhängt.
Meine Sichtweise ist: du kannst es nicht wegmachen, aber musst auch nicht mit der ganzen Last für immer leben. Meine Freundin meinte, durch das EMDR kann sie jetzt mit wenig Belastung auf die Erlebnisse blicken. Aber das ist nur aus zweiter Hand berichtet.

Ich kann total nachvollziehen dass du nach deinen schlechten Erfahrungen große Angst hast, dich nochmal jemandem anzuvertrauen. Gleichzeitig schreibst du auch, dass es so wie es jetzt ist auch nicht weitergehen kann. Generell ist es eine Entscheidung, kein Risiko einzugehen und damit zu leben (was für dich eigentlich und verständlicherweise unvorstellbar ist) oder das Risiko einzugehen und weitere Retraumatisierungen zu riskieren. Leider kann dir die Entscheidung niemand abnehmen, so schwer es ist, dass du das durchleben musst, was mir furchtbar leid tut. Aber letztlich ist es die Entscheidung: nehme ich es in Kauf, so weiterzuleben und es mit mir selbst auszumachen, mit allen Konsequenzen? Oder gehe ich das Risiko ein? Natürlich in einem Rahmen, wo du vielleicht schauen kannst, welche TherapeutInnen könnten geeignet sein, mich gutbegleiten. Manchmal braucht esmehrere Anläufe, aber die Wahrscheinlichkeit immer wieder an jemand schlechtes oder inkompetentes zu geraten ist gering (das hilft dir jetzt wahrscheinlich nicht). Vielleicht wird es erstmal noch schlimner oder schwierig, aber vll ist es das Wert dass du auf diesem Weg früger oder später die richtigeUnterstützung findest und du nicht mehr so leiden musst.
 
S

SchafSchlafmuetze

Gast
Das Problem war und ist, dass es mir sehr schwer fällt zu akzeptieren, dass mir wiederholt großes Unrecht widerfahren ist und ich einfach machtlos dagegen war. Zum einen die Gewalterfahrung, von der ich lange glaubte, dass es meine Schuld war und dann der Verlust dieses angeblichen Freundes, der mehr wollte, als ich geben konnte und sich in Dinge verstrickt hatte, die mir selbst zu diesem Zeitpunkt unklar waren.
Ich habe unendlich viel Kraft investiert, um beweisen zu wollen, dass ICH ich bin und dass ich ein guter, loyaler Mensch bin und dass das, was mir zunächst fälschlicherweise attestiert wurde schlicht nicht richtig ist, dass ich mich komplett selbst verloren hatte.
Heute weiß ich besser, dass ich nichts beweisen muss, dass mir unrecht getan wurde und dass es nicht an mir ist, zu BEWEISEN, dass ich nie eine Sekunde lang eine böse Absicht hatte. Wer das nicht erkennt, wer mich nicht sehen will und nicht begreifen will, wieviel Energie aufgewandt wurde, um mich zu finden, dem kann ich nur alles Gute wünschen und ziehen lassen. Das Gefühl aber, missbraucht und getäuscht worden zu sein, das bleibt und auch das, dass mir großes Unrecht angetan wurde, gegen das ich beide Male machtlos war. Ich denke, dass dies das Schlimmste ist und dass mir da noch keiner so richtig helfen konnte, das zu akzeptieren.
Und dann natürlich die nervigen körperlichen Symptome. Aber daran lässt es sich leichter gewöhnen.
Ich bin zwei Mal mutig ein Risiko eingegangen. Beide Male hat mich dieser Mut nahezu fast mein Leben gekostet. Es ist für mich unheimlich schwer, das erneut zu versuchen. Aber vielleicht und sehr wahrscheinlich werde ich es eingehen müssen. Mehr als hoffen, dass ich es dieses Mal nicht bereuen muss, bleibt mir ja nicht.

@Shorn ich konnte schon in Teilen darüber reden. Das Problem ist die Einordnung. Vieles ist bei mir durcheinander gekommen. Was gehört zu 2018 und was in 2021. Mir fehlt da eine Zeitlinie. Und ich habe das Problem, dass mir die Worte oft fehlen, ich das alles zwar im Kopf habe, aber es keine Brücke zur Sprache gibt. Das klingt verrückt, aber so fühlt sich das an.

EMDR wurde damals versucht. Aber viel, viel zu früh. Da hatte ich selber noch gar nicht begriffen, was passiert war. Und diese Verstrickung mit der Retraumatisierung und dem Problem, zwar zu fühlen und auch die Erinnerungen zu haben, aber keinen richtigen Zeitstrang, macht das so schwer. Daher wurde damals auch Trimb versucht, weil dort einzelne Sequenzen ausreichen. Das hat leider aber nicht funktioniert. In einer anderen Klinik wurde dann, völlig unvorbereitet, mit einer Bildschirmtechnik gearbeitet, weil ich starke Albträume hatte. Das hat mich völlig aus den Latschen gehauen.
In mir drin scheint es da eine große Wand zu geben, die es nicht zulassen kann, diese Gefühle aus 2018 erneut zu erleben und durch sie durchzuschwimmen. Das ist wie ein Schutzschild, das ich nicht selber steuern kann. Wenn es zu nah dran geht, wechsel ich in den Funktionsmodus und schotte mich innerlich ab. Verrückt was? Dabei sind mir diese Gefühle ja prinzipiell nicht fremd, ich erlebe sie ja ständig, ausgelöst durch allerlei Trigger.
Das soll man mal verstehen, was sich da die Evolution für einen Mist ausgedacht hat...
Wenn man nur mal so schnell und binnen von Sekunden Gitarre spielen, Mathematik oder Tanzen lernen würde, wir wären allesamt Genies.
 

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