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Gast
Gast
Langsam merke ich, dass ich nicht mehr weiter weiß. Ich bin 33, habe mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen und eine Promotion angefangen. Habe als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl gearbeitet, sehr gern an der Uni unterrichtet, Aufsätze publiziert, an Tagungen teilgenommen, Vorträge gehalten und Gastdozenturen im Ausland gemacht. Als mein Vertrag an der Uni auslief (ich hatte eine Vollzeitstelle), habe ich mich entschieden etwas anderes zu machen, da man an der Uni immer nur befristete Verträge hat und ein regelrechtes Nomadenleben führen muss. Aber ich finde einfach nichts. Habe es mit Seiteneinstieg in den Schuldienst versucht, da ich sehr gerne unterrichte und auch schon mal als Vertretungslehrerin gearbeitet habe – nichts. Habe viele Bewerbungen geschrieben – nichts. Und zu allem Übel ist meine Doktorarbeit längst nicht so weit wie sie sein sollte und ich kann mich überhaupt nicht aufraffen, sitze wie gelähmt vorm Computer. Und so langsam kommt Panik auf. Mein Plan war eigentlich, maximal sechs Monate ALG in Anspruch zu nehmen um die Promotion anzuschließen und in der Zeit etwas Neues zu finden. Aber weder das Eine noch das Andere funktioniert. Und ich fühle mich wie der totale Versager. Was für Berufschancen hätte ich denn schon mit einer abgebrochenen Promotion – wobei eine abgeschlossene wohl auch nicht hilft… Ich weiß einfach nicht, was ich machen will und kann mich auch zu nichts aufraffen, „weil es ja ohnehin nicht klappt“. Das ist so untypisch für mich, dass ich mich selbst nicht mehr verstehen kann. Aufraffen kann ich mich nur zum Sport, zum Freunde treffen, zum Sprachkurs, aber sonst zu nichts. Und es läuft nicht nur jobmäßig schief: Eine wirkliche Beziehung hatte ich auch nie, bin mit 33 noch Jungfrau. Und dabei bin ich weder dumm noch hässlich. Sicher bin ich nicht Heidi Klum, aber ich habe während des Studiums semi-professionell als Model gearbeitet und gehe deshalb mal davon aus, dass mein Äußeres nicht komplett abschreckend sein kann. Und da ich einen großen Freundeskreis habe, gehe ich auch davon aus, dass auch meine „inneren Werte“ nicht so schlimm sein können. Wobei ich eine Beziehung ehrlich gesagt auch eher vermisse, weil der Druck von Außen da ist, nicht weil mir was fehlt. Leute wundern sich immer, warum ich Dauer-Single bin und fragen nach.
Vielleicht ist es überzogen, wenn jemand mit Abitur und abgeschlossenem Studium davon redet, dass sein Leben verpfuscht ist, aber für mich fühlt es sich momentan so an. Und alle kennen mich als den Kummerkasten der allen zuhört aber selber alle eigenen Probleme weglächelt. Wie soll es bloß weitergehen? Was ist mit mir los?
Vielleicht ist es überzogen, wenn jemand mit Abitur und abgeschlossenem Studium davon redet, dass sein Leben verpfuscht ist, aber für mich fühlt es sich momentan so an. Und alle kennen mich als den Kummerkasten der allen zuhört aber selber alle eigenen Probleme weglächelt. Wie soll es bloß weitergehen? Was ist mit mir los?