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Weimarer Republik 2.0

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G

Gödel

Gast
Liebe Foris,

Ich möchte euch bitten, mal nieder zu schreiben, was aus eurer Sicht mit der Gesellschaft nicht stimmt. Der Anlass ist der, dass mir in den Letzten Jahren immer mehr Delikte und eine Verrohung der Sitten auffallen. Irgendwie finde ich mich in den Schilderungen wieder, die aus den Zeiten der Weimarer Republik bzw. kurz vor deren Ende stammen: Eine Gesellschaft mit rigiden Sichtweisen, in der fast jeder Einzelne stark auf seine Befindlichkten achtet, nicht zurückstecken will, aber prahlerisch im Mittelpunkt stehen will.

Wie seht ihr das?
 
sittlich-moralische Verfehlungen gab es zu jeder Zeit, was sich geändert hat ist die Publizität - der technische Fortschritt hat es möglich gemacht und die Fülle an weltweiten "Informationsmaterial" lässt so manche natürliche Hemmschwelle fallen, weil diese zu Selbstverständlichkeiten degradiert werden.
Eine manipulativ gesteuerte Weltanschauung die gezielt auf junge Menschen einwirkt, macht diese bereits in den Kinderzimmern zu Marionetten der Zukunft. Verstärkt dann, wenn bereits die Eltern in diesem Sinn "groß gezüchtet" wurden.
 
Den Bezug auf die Weimarer Republik halte ich dann doch für etwas sehr gewagt. Ich sehe da markante Unterschiede: Unsere staatlichen Organe sind doch viel stärker demokratischen Prinzipien verpflichtet. Die Gewaltenteilung funktioniert. Unsere Justiz zeichnet sich auf allen Ebenen durch eine große Unabhängigkeit aus. Die Bundeswehr unterliegt ebenso der parlamentarischen Kontrolle wie die Polizei in den Ländern.
Das Amt des Bundespräsidenten ist im Gegensatz zu dem des Reichspräsidenten Weimars auf eine weitgehende repräsentative Funktion begrenzt. Die Bundeswehr - parlamentarisch kontrolliert- hat in keiner Weise mehr die Machtstellung wie einst die Reichswehr. Im Kräftespiel zwischen Bundestag und Bundesrat sowie zwischen Bundesstaat und Bundesländern ist der Gedanke von Macht-Kontrolle verankert.
Unsere Verfassungsrichter werden auf demokratische Weise bestimmt.
Von Weimar, so mein Schluss, sind wir weit entfernt
Last but not least: Unsere Einbettung in die Europäische Union und in die Nato machen ein Weimar 2.0 noch unwahrscheinlicher. Diesem Gedanken folgten damals schon Adenauer und de Gaulle, womit sie in der Tat richtig lagen.

Burbacher
 
Zuletzt bearbeitet:
sittlich-moralische Verfehlungen gab es zu jeder Zeit, was sich geändert hat ist die Publizität - der technische Fortschritt hat es möglich gemacht und die Fülle an weltweiten "Informationsmaterial" lässt so manche natürliche Hemmschwelle fallen, weil diese zu Selbstverständlichkeiten degradiert werden.
Eine manipulativ gesteuerte Weltanschauung die gezielt auf junge Menschen einwirkt, macht diese bereits in den Kinderzimmern zu Marionetten der Zukunft. Verstärkt dann, wenn bereits die Eltern in diesem Sinn "groß gezüchtet" wurden.
Andererseits ist diese weltweite Vernetzung von Informationsmaterial auch die Chance, den Menschen ihre sinkenden Hemmschwellen ins Bewusstsein zu führen. Jeder kann etwas über die Missstände in der Welt erfahren (und dass das auch solche sind) und der Sinn für Menschenrechte und Umweltbewusstsein wird so, denke ich, bei vielen vermehrt wachgerufen.

(Im Gegensatz z.B. im Mittelalter, wo die meisten nur in ihrer kleinen Welt lebten, weitgehend ohne Zugang zur Information und zur Aufklärung. Man wollte ja auch lange Zeit unterbinden, dass alle Menschen breiten Zugang hierzu finden. Z.B. den Buchdruck verhindern oder Bsp. Galileo Galilei... Als das nicht mehr zu verhindern war haben Kirche und Adel ihre Macht verloren und die einfachen Leute sind vermehrt zu mehr Freiheit und Lebensstandard gekommen...)
 
ich sehe das ähnlich wie oswald spengler (autor des immer noch lesenswerten buches "der untergang des abendlandes"): zivilisationen entwickeln sich nicht linear immer weiter in die höhe, sondern unterliegen einem lebenszyklus mit aufstieg, etablierung und entfaltung zu voller blüte und letztlich aber dem niedergang.

dieser letzte prozess, in dem wir uns seiner meinung nach befinden, dauert auch nochmal 200-300 jahre. alle phänomene, die er selbst erlebt hat, wie kriege, wiederaufbau, ideologien wie nationalsozialismus und kommunismus, konsum- und vergnügungssucht usw., ordnet er diesem untergang zu.

der untergang selbst ist durch starke migration geprägt und endet im zusammenbruch der zivilisatorischen infrastruktur, starke reduktion der verwaltungstätigkeit und dem letztlichen zurück sinken der gesellschaft in das sog. bäuerliche substrat. selbstversorgung und schutz vor banden oder bandenmitgliedschaft sind dann lebensalltag.

eine neue zivilisation bildet sich erst dann wieder heraus, wenn es eine lange zeit der ruhe gab. sie ist gekennzeichnet dadurch, dass sich unter den menschen langsam aber sicher ein gemeinschaftsbildender gedanke, eine zivilisatorische utopie zusammen mit praktikablen möglichkeiten ihrer umsetzung in form riesiger gemeinschaftsprojekte ergeben. im abendland war dies, so spengler, die veredlung des menschen durch den dombau.

marut
 
Andererseits ist diese weltweite Vernetzung von Informationsmaterial auch die Chance, den Menschen ihre sinkenden Hemmschwellen ins Bewusstsein zu führen. Jeder kann etwas über die Missstände in der Welt erfahren

.......sicher gibt es auch die Seite und das ist auch gut so.
Allerdings beginnen die Missständer der Welt zunächst vor der eigenen Wohnungstür und dahinter.
Der Blickwinkel mag zwar weit sein, aber der erste Blick fällt immer auf die eigenen Füße......und der Mensch neigt nun einmal dazu diese zu schonen und geht von daher meist den bequemeren Weg vor allem dann, wenn man einen Teppich davor ausbreitet - unter den Teppich schaut man nicht und dieser Umstand drückt jegliche Art von Manipulation den Webstuhl in die Hand.
Viel zu viele leben die Gedanken der Anderen und scheitern beim kopieren , weil sie so verunsichert sind und garnicht mehr wissen, wer und was sie wirklich sind und selbst wollen.
 
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