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Was tut ihr bei großer Wut, Trauer, Verzweiflung? Wo schreit und tobt ihr?

kaela

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

ich würde gern die Meinung von möglichst vielen Leuten zu einem Thema hören, das mich seit langem beschäftigt: Was tut ihr mit sehr großer Trauer und Verzweiflung und sehr großer Wut? Wie geht ihr damit um, wie lasst ihr diese Emotionen raus? Wo könnt ihr toben und schreien? Mittlerweile finde ich diese Fragen nämlich sehr wichtig.

Um die Hintergründe für dieses Thema erklären zu können, muss ich etwas ausholen. Ja, ich gebe zu, der Text ist jetzt wirklich lang geworden … aber die ganze Geschichte ist nicht nur traurig, sondern auch schön und spannend... Wenn sie einigen von euch zu lang ist, dann würde ich mich über Antworten freuen, auch wenn ihr keine Lust habt, weiterzulesen.

Ich habe mehrere psychische und psychosomatische Probleme, u. a. Dysthymie, das ist eine chronische Form von leichter Depression, die sich in ständiger Bedrücktheit und Traurigkeit äußert. Ich kann neben diesem Grundgefühl natürlich auch Freude und Glück empfinden, aber ich bin, seit ich mich erinnern kann, noch nie 100 %ig fröhlich, zufrieden, gelöst gewesen. All diese psychischen Probleme (wegen denen ich seit 20 Jahren immer mal wieder in Therapie bin) haben natürlich Folgeprobleme in den Bereichen Freundschaften, Beziehungen, Arbeit, Finanzen … überall. Einige Probleme, z. B. meine früher sehr schlimmen major depressions, habe ich stark reduzieren können, die hab ich fast gar nicht mehr, also es gibt auf jeden Fall Fortschritte. Aber bei der Dysthymie hat sich rein gar nichts getan, und ich vermute, dass sie die Folge eines Traumas in meiner Kindheit ist, an das ich mich einfach nicht erinnern kann. Meine Eltern haben mir ein paar Dinge aus meiner Kindheit u. auch aus der Zeit, als meine Mutter mit mir schwanger war, erzählt, die dazu gut passen würden. Ich denke, die Möglichkeit, dass es Traumata gab, ist da.

Nach jahrelanger Suche nach einer traumaaufdeckenden Therapie habe ich das Holotrope Atmen kennen gelernt und bin schwer begeistert davon. Es ist ein Heilritual, das meist in einer Gruppe stattfindet und zumindest ein Wochenende lang dauert. Kernstück ist das stundenlange Hyperventilieren, dazu kommt sehr laute Musik, die ganz unterschiedliche Gefühle unterstützt. Das Hyperventilieren führt dazu, dass man in andere Bewussteinszustände gerät und dass unbewusstes oder halb bewusstes Material an die Oberfläche kommt. Stärker als das HA sind meines Erachtens nur noch Drogen (ähnlich vielleicht noch Rebirthing u. ä.). „Holotrop“ heißt so etwa „auf die Ganzheit“ gerichtet, und konkret bedeutet es, dass es auf Körper, Psyche, Geist und Seele/Spiritualität wirkt, d. h. in allen diesen Bereichen kommt es zu im weitesten Sinne heilsamen Auswirkungen. Man hat anscheinend mehr Energie, die dann auf die persönlichen Konfliktstellen einwirkt, sodass es zu allen möglichen Entladungen kommt. Ziel ist, dass das verdrängte Material, seien es nun Körperbewegungen aller Art, Gefühle, Erinnerungen oder Einsichten, auftaucht, und dass alles bewusst gefühlt, erlebt, ausgedrückt und ins Leben integriert wird. Es ist aber nicht nur eine Therapieergänzung, sondern auch ein spiritueller Weg, da geht es in ganz, ganz tiefe Bereiche.
Das Holotrope Atmen ist eine unglaublich „bunte“ Angelegenheit. Während der drei bis fünf Stunden, die eine innere Atemreise dauert, sind auf den Matten völlig unterschiedliche Entwicklungen im Gang. Der eine tanzt wild, der andere sitzt stundenlang völlig bewegungslos da, weil vor seinen inneren Augen ein Film abläuft, der nächste singt, manche weinen, andere schreien und toben vor Wut und Hass, oder jemand übergibt sich gerade, weil er sich vor seinen Erinnerungen ekelt oder furchtbar Angst vor etwas hat … Jeder Atmende wird nicht nur von Therapeuten, sondern auch von seinem persönlichen Sitter betreut, der oder die gibt einem zu trinken, führt ihn aufs Klo, reicht ihm/ihr ein Tempo, hält ihm die Hand, tröstet ihn, deckt ihn zu etc. Dies deshalb, weil man die Augen geschlossen hält oder eine Schlafbrille trägt, um sich auf seinen eigenen Prozess konzentrieren zu können. Am zweiten Tag werden die Rollen von Sitter und Atmer getauscht. Es ist unglaublich lebendig und deshalb auch schlicht sehr ehrlich. Als ich das erste Mal dort war, hab ich gedacht: Hier lernt man wieder, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. So was wie im HA hab ich noch nirgends erlebt. An ein Trauma hab ich mich noch nicht erinnert, und ich denke, das wird auch noch dauern. Man weiß nie, was passieren wird. Aber jemand hat mal im Sharing, also im nachfolgenden Gespräch, erzählt, er hätte sich an etwas Schlimmes erinnert, und seither würde es ihm deutlich besser gehen. Ich habe auch sonst erlebt, dass sich die Leute während des HA an alte Traumata erinnern. –
Eine Art Nebenprodukt dieser HA-Wochenenden war meine Erkenntnis, dass es unglaublich wichtig ist, ALLE seine Emotionen und Gefühle VOLL zuzulassen. Im letzten HA habe ich besonders eindrücklich erfahren, wie gut ich mich fühle, nachdem ich mich ausgetobt hab: Ich fühlte mich danach deutlich fröhlicher und lebendiger. Ich hatte eine gerade Haltung. Ich war präsent. Ich fühlte mich selbstbewusst. Mein Körper fühlte sich viel angenehmer an. Ich fühlte mich mehr eins mit mir selber. Ich war gelöst. Ich war offen und berührbar wie nur selten. Die Therapeutin sagte mir, dass sich mein Gesichtsausdruck im Vergleich zum Zustand vor dem Toben sehr positiv geändert habe. Und sie sagte, dass ich sie jetzt zum ersten Mal (!) wirklich angesehen habe. All das, weil ich eben diesen großen Teil in mir, der sehr laut, sehr traurig und sehr wütend ist, nicht mehr unterdrückt hatte. Wenn ALLES von mir da sein darf, bin ich frei. Ich kann machen, was ich will. Egal, was da ist, es ist gut. Es ist richtig. Es ist so wie es in „All you need is love“ heißt: „There’s nothing you can do that can’t be done …”. Das ist eins der Dinge, die wir im HA immer wieder erfahren: Jede Emotion ist vollkommen in Ordnung. Die einzigen Dinge, die dort verboten sind für den, der atmet, sind Gewalt gegen sich oder andere auszuüben und aus dem Raum wegzulaufen, bevor der innere Prozess abgeschlossen ist, d. h. bevor man einen gewissen inneren Frieden spürt. Alles andere ist willkommen. Und es fühlt sich oft einfach super an und ist tief berührend, wenn man das alles in einer Gruppe erleben und sich gegenseitig mit Mut und Offenheit anstecken kann. Es ist einfach klasse, wenn der Sitter/die Sitterin einem hinterher so richtig zufrieden sagt: „Und ich hab mich sehr gefreut für dich, dass du dich getraut hast, zu toben!“
Das ist Selbstliebe. Zumindest ein Teil davon.
Natürlich fühlt man sich danach nicht jedes Mal supertoll, aber besser als vorher auf jeden Fall.
Von außen betrachtet, ist das alles für viele Menschen wohl nichts als eine Reihe peinlicher Tabubrüche. Aber in Wirklichkeit passieren total wichtige Dinge: Der Deckel (Scham und Angst) auf den „ungeliebten“ Emotionen wird langsam weggeschmolzen, und man hat die Möglichkeit, sich seelisch immer wieder zu reinigen (zumindest teilweise) und zumindest einen Teil seiner Batterien dadurch aufzuladen. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie ich in ein paar Jahren darüber denke, aber zur Zeit hab ich den Eindruck, dass dieses „Alles-zulassen“ auch eine Art persönliche Revolution ist/wäre. Ich glaube, dass sich viel Stress, der sich in einem „normalen“ Alltag seelisch und mit der Zeit auch körperlich in allen möglichen Störungen niederschlagen würde, auf diese Weise in Luft auflösen würde. Nicht alles natürlich!
Das heißt, im Grunde genommen ist das Bedürfnis zu schreien, laut zu weinen und zu toben, etwas sehr Normales und sehr Gesundes. Die einen haben in ihrem Leben mehr Grund zum Schreien, die anderen weniger, aber ich denke, jeder hat manchmal so starke Emotionen. Nur: Wo lebt man sie als Erwachsener aus? Was man im Holotropen Atmen abgelegen in der Pampa erlebt, das ist nur ein einziger innerer Prozess, also eine einzige Abfolge von Spannungsaufbau, Höhepunkt und Katharsis. Da ich durch meine vielen Probleme ständig durch irgendwas bedrückt bin, könnte ich eigentlich alle paar Tage schreien und toben, schon die Dysthymie für sich allein ist ja eine Riesenlast. Ich bräuchte also dringend viele solcher Prozesse pro Jahr. Die HA-Seminare sind teuer, und das Hyperventilieren ist ja auch oft gar nicht nötig. Leider hab ich weder Eigenheim noch Auto, wo ich in Ruhe toben könnte, und auch keinen Führerschein. Leise weinen und leise Dinge gegen die Wände werfen und auf die Matratze hauen, das tu ich, aber das ist lächerlich für die Emotionen, die ich hab. Ich halte ja immer was zurück, einfach, weil ich einem Haus mit vielen Mietparteien nicht rumschreien kann. Weder will ich für verrückt gehalten werden, noch will ich jemanden erschrecken, noch will ich, dass sehr persönliche Dinge an die Öffentlichkeit gelangen. Im Wald können jederzeit Leute vorbeikommen. Und als Frau fühle ich mich im Wald auch nicht wirklich sicher. Es gibt auch andere Therapien, in denen man toben kann, aber die zahlt die Krankenkasse nicht. Und warum soll ich eine teuere Therapiestunde nehmen, wenn ich doch bloß meine Gefühle zulassen will?? Und wie soll ich (und natürlich auch viele andere kranke Menschen) jemals einigermaßen gesund werden, wenn ich pro Jahr nur drei oder vier Prozesse, ich denen ich nichts unterdrücken muss, erleben kann? Jedes Mal, wenn man was unterdrückt, ist das eine verlorene Chance, sich „im Fluss“, mit sich selbst in Kontakt, zu fühlen. Und das scheint mir mittlerweile ein ganz wesentlicher Aspekt von Gesundheit zu sein.
Natürlich weiß ich, dass ich ein Extremfall bin. Nicht jeder wünscht sich, ein- oder zweimal in der Woche schreien zu können. Aber jeder ist doch mal extrem wütend oder traurig. Und nicht jeder hat einen eigenen Keller oder ein Auto. Und deshalb frage ich mich langsam, ob das nicht auch eine gesellschaftliche, kulturelle Angelegenheit ist: Wir Erwachsene (oder zumindest wir ärmere Erwachsene?) haben nur ganz wenig geschützte Räume, in denen wir diese Gefühle voll zulassen können. Der Sport oder das Fußballstadion, das Musikmachen oder andere Hobbies, das ist eben die Sublimation von Emotionen, das sind Orte und Tätigkeiten, in denen man einen kleinen Teil dieser Emotionen gesellschaftlich akzeptiert rauslassen darf – aber dort man macht eben keinen vollen inneren Reinigungsprozess durch. Kleine Kinder „dürfen“ noch schreien, für Heimkinder gibt’s anscheinend Toberäume, Hunde haben auch ihren gemeinsamen Tobetag, wie ich gelesen hab. Aber Jugendliche und Erwachsene? Wir haben so gut wie keine Orte für diesen wichtigen Teil unserer selbst. Das einzige, was mir dazu einfällt und von was ich zur Zeit träume, sind schallisolierte und sinnvoll eingerichtete Räume zum Toben, die Privatleute anbieten und die man für ne Stunde oder o. ä. mieten könnte und die über Anzeigen, Internet und psychotherapeutische Praxen bekannt gemacht werden könnten.

Wie geht es euch mit diesem Thema? Wie oft denkt ihr, wie schön es doch wäre, mal total ausrasten und schreien zu können? Was haltet ihr von der Idee der Toberäume? Oder bin ich bloß zu empfindlich, um an irgendwelchen abgelegenen, aber zugänglichen Orten zu schreien?

Gruß einer ziemlich Ratlosen
Kaela

 
M

missbi

Gast
Hallo,

Bis jetzt hatte ich nur einmal dieses krasse Gefühl. Eine Kombination aus Wut, Verzweiflung, Verletzung, Ohnmacht, Eifersucht und was weis ich noch.

Da ich zu Hause nur rumgetiegert bin, ging ich raus. Laufen, joggen, rennen. Das tat mir echt gut. Ich hab mich ausgepowert, konnte Äste und Steinchen wegkicken, so laut A******* schreien und durch die Weite wurden mein Kopf wieder klarer.

Danach war ich zwar körperlich völlig ferti, aber die Gefühle waren etwas entschärft und ich ruhiger.

Übrigens war der Auslöser ein Missverständnis.

Lg missbi
 
W

wolf-souled

Gast
hallo kaela:)
ich kann mir gut vorstellen, dass es guttut, wenn man einfach mal alles rauslassen kann, was man sonst im inneren verstecken muß, weil "es sich nicht gehört" oder so.
ich hab das einmal gemacht. wohin gefahren (in einen wald), laute musik angemacht (freddy mercury/queen), und dann im auto gebrüllt, geheult, und mich ausgetobt.
hinterher war ich total erschöpft...aber es ging mir wieder besser.
daran erinnere ich mich noch oft...und ich kann mir auch vorstellen, das nochmal zu machen.
auch dahei brüll ich ab und an rum, schlag auf kissen ein etc. (wenn ich allein bin).
wohn zwar in nem haus auf dem land, aber da trotzdem nachbarn ringsrum sind, kann man sich nicht wklich so gehenlassen, wie man gern möchte...so lautstärkemässig...
man würde sonst ja als total gaga abgestempelt...
schön, dass du für dich diese atem-methode gefunden hast.
 

_cloudy_

Urgestein
Zu dem Schreien und Toben bei Trauer fällt mir gerade was ein.
Meine Tochter hat mit ihrem frisch angetrauten Ehemann in die tiefste Türkei fliegen müssen, weil dessen Vater dort ums Leben gekommen war.
Ein kleines Dorf, wo sie tagelang waren.
Sie hat mir SMSe geschrieben, daß alle dort laut schreien über ihren Schmerz,
sie als Deutsche hat das eher noch mehr verschüchtert und sie hätte nie auch einfach mitschreien können.

Wir Deutschen sind ein Volk, das eher verstummt im Schmerz, bzw. wir sprechen leise darüber, und ich selber mußte schon in Therapie Yogassachen wie die Kundalini mitmachen, wo alle nur laut geschrien haben. Ich fand das furchtbar!

Jeder Mensch würde gerne mal seinen Schmerz oder Wut einfach laut rausschreien, das geht mir genauso.
Bloß, wenn ich dafür erst einen Termin ausmachen bzw. Schreizelle mieten müßte, wäre mir dieser Wunsch in der Zwischenzeit wohl schon im Halse erstickt.
(Man kann aber auch einfach in den Wald gehen, da geht das auch)
 

Henkel79

Neues Mitglied
Hallo,

diese Mischung ist mir leider auch nicht unvertraut. Was mir machmal einfach richtig gut hilft, vorallem bei dem irsinnigen Stress auf Arbeit, ist auf der Heimfahrt oder Fahrt allgemein meine Lieblingsmusik-Deutschrock-Musik bis zum Anschlag aufzudrehen und einfach laut mitzugröllen - bis es mir besser geht, oder meine Stimme weg is. Geht zu Hause natürlich auch, man ist aber nicht so ungestört ;)

LG Henkel79

P.S. Ist mein erster Eintrag, also sorry wenn ich unabsichtlich was falsch gemacht habe.
 
Hallo,

wie hier schon gesagt wurde, find ich ebenfalls laufen oder irgendeine Sportart als guten Ausgleich. ;)
Tja, schade wie die Menschheit bzw. Deutschland ist... hab mir auch schon öfters Gedanken darüber gemacht, wies wäre wenn man einfach mal vor die Tür gehen könnte und alles rausschreien...
Allerdings muss man ja Angst haben, dass man aufeinmal mit einer weißen Jacke in einer Klinik landet. :(
Was ich dir noch raten könnte, Song/Rap-Texte schreiben, kann einen wirklich sehr entlasten ;)

lg
 

kaela

Aktives Mitglied
Danke für eure Antworten, hab mich über jede gefreut! :)

Hatte bis heute Abend sehr viel zu tun und bin jetzt k. o. Morgen antworte ich euch richtig.

kaela
 

kaela

Aktives Mitglied
Hallo missbi,

schön, dass sich der Anlass für deinen inneren Aufruhr damals als Missverständnis herausgestellt hat.
Ok, rausgehen und joggen bei einem Wutanfall, das kann ich mir vorstellen. Mich würde noch interessieren, wie dieses „draußen“ ausgesehen hat – Felder, Wiesen …? Freie Natur gibt’s zwar in meiner Nähe, aber auch jede Menge Spaziergänger. Du scheinst in der Hinsicht weniger unnötige Hemmungen zu haben als ich, mit dem Draußen- "A*******“-Rumschreien … muss ich wohl noch lernen …

Hallo lonely wolfe,

deine Geschichte mit dem Auto gefällt mir, danke fürs Erzählen. Ich gönne dir deinen Wagen, werde aber etwas traurig und sehnsüchtig, wenn ich dran denk; das gibt’s für mich nicht … Schön, dass du dir auch zu Hause wenigstens etwas von dem gönnst, was du brauchst!

Hallo claudia61,

auch deine Geschichte aus der Türkei finde ich gut, danke. Man kann eben als Gesellschaft auch anders mit dem Thema Schreien umgehen, zumindest sind die Türken bei einem Todesfall da humaner drauf. Wobei ich nicht weiß, ob das nur die Frauen machen oder auch die Männer? Von Albanern weiß ich, dass es bei ihnen den Brauch gibt, dass die jung getraute Ehefrau mit den Frauen ihrer Familie zusammensitzt und mit ihnen laut weint, weil sie aus ihrem Elternhaus weg muss. Auch keine ganz schlechte Idee. Wobei es in einer postmodernen Gesellschaft natürlich nicht um die Wiedereinführung von Bräuchen gehen kann, sondern um echte Freiräume auch für die Seele gehen muss.

Wenn eine ganze Gesellschaft das Schreien vor innerem Schmerz oder Wut verurteilt und vermutlich seit hunderten von Jahren kaum oder gar nicht zulässt, dann kann man sich natürlich nicht von heute auf morgen total umstellen. Vor 20 Jahren hab ich mich wegen diesem Thema noch total geschämt und hätte mich niemals getraut, darüber mit fremden Leuten zu reden – o. k., dieses Forum ist natürlich schön anonym! Trotzdem merke ich, dass ich bei dem Thema deutlich selbstbewusster geworden bin.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass dir das damals alles zuviel war, die Kundalini, meine ich.

Die Toberäume müssten natürlich schnell verfügbar sein, das ist klar. Ich hab mir gedacht, dass die Termine nur für den selben Tag, eventuell noch für den nächsten vergeben werden sollten. Also erst draußen oder im eigenen Haus mehr oder weniger verhalten toben und dann volle Kanne in der Zelle.

Hallo Henkel79,

nee, soweit ich weiß, hast du nix falsch gemacht.
Ja, das ist das Privileg der Autobesitzer, kann mir gut vorstellen, wie gut das tut. Richtig laut singen, grölen, von Pop bis Hardrock, wie Ian Gillan oder die Jungs von AC/DC, das würde ich auch sehr gern machen. Trau mich aber nur so halb bei Pop, Klassik und ein bisschen Rock.

Hallo Final Destination,

danke für deine Vorschläge und dein „Mir geht’s ähnlich“, tut gut. Songtexte hab ich mal angefangen, war gut, sollte ich mal fertig machen …

Hallo Lonelymoon,

danke, dass du dich auch gemeldet hast! Nein, das Gefühl, ich könnte dann nicht mehr aufhören, kenne ich eigentlich nicht. Bei mir ist es so, dass ich im Holotropen Atmen so etwa 15 bis 20 min. tobe, also Schreien, Kissen mit aller Kraft wegpfeffern, auf die Matte einschlagen, und dann bin ich körperlich erledigt, dann geht nix mehr. Muss auch zwischendrin kurze Pausen machen. Man kommt richtig gut rein ins Schreien, wenn der Sitter und der Atmende mit ganzer Kraft an beiden Enden eines Handtuchs ziehen. Auch von den anderen Leuten, die das machen, hab ich noch nie gehört, dass sie diese Angst haben. Hast du schon mal probiert zu schreien, wenigstens ein bisschen?

Liebe Grüße,
kaela
 
J

Junesun

Gast
Bis vor ein paar Jahren habe ich meine Wut und Verzweiflung an Gegenständen ausgelassen.
Ich habe etwas kaputt geworfen oder auch mal auf meinen Drucker eingeprügelt.
Ich hatte in diesen Momenten einfach Lust, etwas mutwillig zu zerstören.
In der Firma habe ich die Tür von der Toilette so zugeknallt, dass sie fast aus den Angeln geflogen wäre. Aber besser als meine Wut und Tränen anderen zu zeigen.
Heute habe ich eher Heulanfälle, mit denen ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse.
Würde auch gern mal schreien und toben, aber in meiner Wohnung kann ich das schlecht.
Sonst würden wohl die Männer mit der Zwangsjacke vor der Tür stehen.
 

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