Hallo zusammen,
da sich mein Masterstudium dem Ende nähert mache ich mir natürlich bereits Gedanken wie es weitergehen soll. Ich werde dann sowohl den Bachelor als auch den Master in Informatik gemacht haben. Allerdings frage ich mich, ob ich wirklich glücklich werden würde, wenn ich den klassischen Weg als Softwareentwickler einschlage. Ich habe das Gefühl schon so viel Lebenszeit (im Grunde meine ganze Jugend - „die besten Jahre") vor dem Computer verschwendet zu haben, dass ich den Gedanken irgendwie nicht ertrage dies auch noch die nächsten ~40 Jahre so weiterzuführen.
Dazu muss ich auch sagen, dass die Informatik nie eine Leidenschaft für mich war. Meine Leidenschaften entsprechen meinen Süchten, von denen man offenkundig nicht leben kann (Poker einmal ausgenommen, aber das würde ich mir dann doch nicht antun wollen 😂). Ich habe das Studium daher einfach aus Pflichtbewusstsein (weil irgendwas muss man schließlich machen) und mit meiner Disziplin durchgezogen. Dabei war ich auch nicht unerfolgreich, mein Schnitt lag zeitweise sogar unter 1.0, aber das liegt einfach daran, dass ich grundsätzlich zum übertreiben tendiere und in den Klausurphasen wurde quasi die Uni kurfristig zu meiner einzigen Sucht, ich konnte alle anderen Dinge hinten anstellen.
Jedenfalls sehne ich mich jetzt doch eher nach etwas sozialerem, bei dem man enger mit anderen Menschen zusammenarbeitet. Als Softwareentwickler ist man ja tendenziell eher so in seinem kleinen Kämmerchen am programmieren.
Ich denke dieser Wunsch ist nachvollziehbar, oder ?
Meine soziale Kompetenz würde ich in dem Bereich daher wohl auch nicht fördern können, aber gerade dieser Punkt ist mir ein großes Anliegen. Wie in meiner Vorstellung (die ihr hier nachlesen könnt:
https://www.hilferuf.de/thema/eine-einsame-seele-stellt-sich-vor.253414/) bereits beschrieben lebe ich ja schon seit vielen Jahren ganz alleine ohne jegliche soziale Kontakte und würde das gerne ändern.
Dazu kommt noch, dass mir wahrscheinlich jeder Therapeut auch davon abraten würde, da ich schon lange spielsüchtig und pornosüchtig bin. Das ist dann etwa vergleichbar mit einem Automatensüchtigen, der anfängt in einer Spielhalle zu arbeiten. Es ist natürlich nicht Teil seiner Aufgaben dort auch an den Automaten zu spielen, aber er wird zwangsläufig immer wieder damit konfrontiert.
Auf der anderen Seite möchte ich natürlich auch nicht, dass diese 6 Jahre Studium (4 Jahre Bachelor & 2 Jahre Master) umsonst gewesen sind. Ich habe mir deshalb schon einmal Gedanken bezüglich möglicher Optionen gemacht, die ich im Folgenden einmal auflisten werde. Meine Idee war dann diese Punkte mit euch zu diskutieren und vor dem Hintergrund meiner Geschichte gegeneinander abzuwägen. Ich denke mal zu jeder Option wird sich hier jemand finden, der diesen Weg einmal eingeschlagen ist oder zumindest jemanden aus dem Bereich kennt und mir dann wertvolle Tipps geben kann.
- Promotion: Da ich mit einem Prof sehr gut auskomme hätte ich die Möglichkeit in nur 3 Jahren den Doktorgrad zu erlangen (normalerweise dauert eine Promotion im MINT Bereich ja ~5 Jahre). Das Promotionsthema liegt dabei im Bereich des maschinellen Lernens (einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz). Der Vorteil, den ich hierbei sehe ist der, dass ich dann nach der Uni wohl zumindest auf der niedrigen bis mittleren Management Ebene starten könnte und dann gar nicht erst als Softwareentwickler anfangen muss. Und der Management-Bereich ist ja zumindest schon mal sozialer als der Bereich der reinen Entwicklung. Alternativ könnte ich danach auch als Post-Doc an der Uni bleiben und Lehre und Forschung unterstützen - das wäre auch etwas entspannter als in der Industrie.
- Seiteneinstieg als Informatik-Lehrer: Da ich an einer klassischen Universität (keine FH oder ähnliches) studiere wäre ich in diesem Fall dazu berechtigt mich nach einem zweijährigen Referendariat und einigen pädagogischen Schulungen verbeamten zu lassen, das heißt dann wäre ich den „grundständig“ ausgebildeten Lehrkräften gleichgestellt. Ich denke hier sind die Vorteile offensichtlich: ich wäre komplett raus aus der Entwicklung und würde von den vielen Vorteilen des Lehrerberufes und einer Verbeamtung profitieren. Außerdem arbeitet man viel mit Jugendlichen zusammen und ich habe an der Uni oft gehört, dass ich gut erklären kann und auch komplexe Sachverhalte kurz und knapp auf den Punkt bringen kann. Informatiklehrer für die gymnasiale Oberstufe werden soweit ich weiß auch händeringend gesucht, das heißt die Einstellungschancen sind gut.
- Start-Up: Hier gäbe es die Option einer Teamgründung oder auch einer Einzelgründung. Ich hätte einige Ideen für Geschäftsmodelle inklusive Businesspläne, allerdings hadere ich gerade vor einer Einzelgründung aufgrund meiner mangelnden praktischen Erfahrung und auch wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnisse (da kommen auch schon die Punkte 4 und 5 ins Spiel). Daher würde ich auch eine Gründung durch ein interdisziplinäres Team präferieren, in dem sich die jeweiligen Einzelkompetenzen gut ergänzen und man als Team davon profitiert. Meine Kompetenz würde ich hierbei im Bereich Digitalisierung (vor allem künstliche Intelligenz und Big Data) sehen. Da Networking in diesem Fall essentiell ist würde eine Entscheidung für diese Option meine soziale Kompetenz gut fördern können.
- WiWi - Bachelor: Ich besitze bereits grundlegende wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse in den Bereichen Wirtschaftlichkeitsanalyse, Management Science, Businessplanerstellung, Existenzgründung und Marketing. Ich habe zu jedem dieser Bereiche mindestens ein Modul an der Uni absolviert und festgestellt, dass mir die Wirtschaftswissenschaften (WiWi) wirklich sehr viel Spaß machen. Daher ziehe ich auch einen WiWi-Bachelor in Erwägung. Der Vorteil hierbei wäre der, dass es mir noch einmal 3 Jahre Zeit verschaffen würde, um mir zu überlegen, was ich genau möchte.
- MBA: Alternativ könnte ich mir auch vorstellen einen Master of Business Administration (MBA) dranzuhängen. Das wäre dann alternativ zum Doktor auch berufsbegleitend machbar und würde mich ebenso für Managementpositionen qualifizieren.
Anmerkung: Die Optionen 2 und 5 setzen mindestens ein bis zwei Jahre Berufserfahrung nach dem Studium voraus und wären somit zur Zeit noch keine echten Optionen. Was ich sehr schade finde, da ich schon sehr stark zu Option 2 tendiere, denn ich stelle mir den Lehrerberuf echt schön entspannt vor. Die Frage ist halt nur, was ich in den 2 Jahren dann arbeiten soll. Und zusammen mit dem Referendariat kostet es die meiste Zeit bis man verbeamteter Lehrer ist. Dieser etwas größere Zeitaufwand ist aber auch schon der einzige Nachteil, den ich am Lehrerberuf sehe.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die sich die Zeit genommen haben den vorliegenden Beitrag bis hierhin zu lesen.
Ich freue mich auf eure Meinungen, Tipps sowie Anregungen. Eure Erfahrungen mit einigen Optionen könnt ihr mir auch gerne mitteilen. Es muss auch nicht euch direkt betreffen, vielleicht habt ihr auch Eindrücke dazu über eure Familie, euren Freundeskreis oder euren Bekanntenkreis erhalten.
Solltet ihr daneben vielleicht noch weitere Vorschläge neben meinen 5 Punkten haben, dann immer her damit
LG
Hopeless Desire