suppenhuhn
Mitglied
Guten Abend zusammen.
ich bin 24, m und ich schreibe das hier weil ich sonst keinen habe dem ich das erzählen kann.
Aber mal von Anfang an:
Ich war schon immer übergewichtig, liegt leider in der Familie. Aber unschuldig bin ich auch nicht. Essen ist gut, Sport ist Mord. Mein Motto eben. Mein Gewicht stand mir immer im Weg und viel Glück mit Freunden hatte ich auch nie. In der Grundschule wurde ich gemobbt, meine "Freunde" haben mich ausgenutzt. Weil ich das mobben leid war habe zugeschlagen und wurde als Schläger abgestempelt. Aber irgendwann war das Maß einfach voll. Naja, ich hab dann trotzdem auf die Realschule geschafft. Noten waren nie das Problem, fehlende sozialkompetenz dagegen schon.
Die Realschule fing gut an, aber ich war eben immer noch der Aussenseiter. Stellenweise ging dann das mobbing wieder los. Einen übergewichtigen zu mobben macht eben einfach spaß. Zumindest hatte ich mich dann soweit unter Kontrolle, dass ich nicht mehr zugeschlagen habe auch wenn das sehr schwer war. Es kamen wieder sogenannte "Freunde". Ich habe immer alles für die Freundschaft getan, ich war immer da wenn mich jemand gebraucht hat. Habe ich jemanden gebraucht war keiner da. Niemals. In der 8. Klasse gings auf eine vorgezogene Abschlussfahrt. Da habe ich das erste mal gemerkt wie ich systematisch ausgeschlossen wurde. Ich habe geschlafen und alle haben sich in einem Zimmer getroffen. Nur eben ohne mich. Das ganze wurde mir zunehmen gleichgültig. Freunde hatte ich keine mehr, nur noch "Schulfreunde" oder nennen wir sie Bekannte.
9. Klasse Einkehrtage, ach wie schön. Gutgläubig bin ich mitgefahren, man hofft ja doch irgendwie noch das es besser wird. An den genauen Auslöser kann ich mich nicht mehr erinnern. Es ging wohl darum als welche Tiere wir von unseren Mitschülern gesehen werden. Ich war mal wieder der Elefant oder das Nilpferd. Man versucht als "Ziel" das ganze mit Humor zu überspielen und zu ignorieren (sonst -> Schläger). Der Betreuer hat für mich Partei ergriffen und die anderen dafür getadelt. Ich bin in Tränen ausgebrochen und abgehauen aufs Zimmer. Ich habe endlich verstanden was ich für die anderen bin. Woher ich das Messer hatte weis ich nicht mehr, aber als einer meiner Mitschüler nach mir (wohl zwangsweise) nach mir sehen wollte (sich entschuldigen wollte/MUSSTE) war ich kurz davor es zu beenden. Der Vorfall wurde unter den Teppich gekehrt.
Ende 9. Klasse, aus Verlegenheit wurde auch ich zur "Feier" eingeladen. Ich war schon lange in ein Mädchen aus meiner Klasse verliebt, aber in meiner Position spielt man nicht in dieser Liga. Am Tag der Feier habe ich Tabletten gegen meine Gräserallergie genommen, die Feier war ja draussen und im Sommer. Wer liest schon die Warnung "Nicht in Verbindung mit Alkohol". Ich habe getrunken wie alle anderen, aber nach 1 Bier und 2 Glässchen Schnaps war ich am Ende. Ich hab meine große "Liebe" zur seite genommen und es ihr gestanden. Ich halte ihr zumindest zugute, dass sie versucht hat es mir so schonend wie möglich beizubringen. Ich bin zusammengebrochen und im Krankenhaus wieder aufgewacht. Laut den Ärzten hatte ich eine Alkoholvergiftung! Genau mit 0,7 Promill!!! Dicksein hat zumindest den Vorteil, dass sich Alkohol gut verteilt.
An diesem Tag hatte ich sowas wie eine Nahtoderfahrung. Ich erinnere mich an nichts mehr, ausser wie ich mich selbst im Krankenwagen gesehen hab. Ich habe gehofft ich wäre Tod.
Seit ich mich erinnern kann hatte ich 2 Wünsche: 1. abnehmen 2. sterben
An dem Tag sind zumindest meine Gefühle gestorben. Seit diesem Tag habe ich nichts mehr gefühlt. Liebe, Hass, Angst - NICHTS.
10. Klasse. Wohl aus Schuldgefühlen wurde ich Klassensprecher. Aha. Sie wissen also doch was sie dir direkt und indirekt antun/angetan haben. Die letzte Klasse habe ich irgendwie überstanden. Meine Mitschüler haben mich als Kalt, berechnend und gefühllos beschrieben. Komplimente.
Ausbildung: Ausser Kontakt in der Arbeit nichts.
Arbeit: Mit meinen Arbeitskollegen kam ich gut aus. Wohl auch weil ich immer alle Zusatzschichten übernommen hab. 14 Monate 3-Schichtarbeit auch an Feiertagen, immer so viel wie möglich. 60-70 h Wochen dauerhaft. Finanziell sehr lukrativ. Kaum Ausgaben weil ich noch bei meinen Eltern wohne. Geld war nie ein Problem, aber Freunde und Freundin kann man sich leider nicht kaufen. Emotionen auch nicht.
Nach eben den 14 Monaten war mir das dann doch zu blöd. Ich hab mein Abitur nachgeholt, an der Schule wurde ich nicht mehr gemobbt aber quasi nicht vorhandene Sozialkompetenz und Gefühlskälte brachten auch keine Freunde oder eine Freundin. Aber immer hoffen: Es wird besser.
Beginn Studium: Irgendwas war anders, Motivation. Ich hab angefangen zu trainieren.
Jetzt, 3 Jahre später: Ich habe mit Studienkollegen etwas unternommen, hatte sogar Spaß. Echte Freunde habe ich immer noch keine. Ich vertraue einfach immer noch keinem, lasse keinen an mich ran. Bin immer noch Gefühlskalt, empfinde nichts. Niemals. Mein Körper hat sich verändert, Ich habe 40 kg abgenommen, sehe gut aus 1,80 m 89 kg muskulös. Aber Erfolge sind keine für mich. Ich kann mich nicht darüber freuen. Es ändert sich mein Körper aber ich bin immer noch der gleiche. Mein Bauch war mir immer im Weg, doch psychisch ist er immer noch da. Ich bin immer noch ein soziales Wrack. Hatte noch nie eine Beziehung, keine körperliche nähe zu Frauen in jeglicher Form, noch nie Sex oder intimität.
Mein 1. Wunsch hat sich erfüllt. Aber langsam wünsche ich mir mein 2. Wunsch würde sich auch erfüllen. Mir geht es eigentlich gut und trotzdem will ich eigentlich nicht weiterleben. Ich hasse mich dafür. Andere müssen sterben während ich weiterlebe.
ich bin 24, m und ich schreibe das hier weil ich sonst keinen habe dem ich das erzählen kann.
Aber mal von Anfang an:
Ich war schon immer übergewichtig, liegt leider in der Familie. Aber unschuldig bin ich auch nicht. Essen ist gut, Sport ist Mord. Mein Motto eben. Mein Gewicht stand mir immer im Weg und viel Glück mit Freunden hatte ich auch nie. In der Grundschule wurde ich gemobbt, meine "Freunde" haben mich ausgenutzt. Weil ich das mobben leid war habe zugeschlagen und wurde als Schläger abgestempelt. Aber irgendwann war das Maß einfach voll. Naja, ich hab dann trotzdem auf die Realschule geschafft. Noten waren nie das Problem, fehlende sozialkompetenz dagegen schon.
Die Realschule fing gut an, aber ich war eben immer noch der Aussenseiter. Stellenweise ging dann das mobbing wieder los. Einen übergewichtigen zu mobben macht eben einfach spaß. Zumindest hatte ich mich dann soweit unter Kontrolle, dass ich nicht mehr zugeschlagen habe auch wenn das sehr schwer war. Es kamen wieder sogenannte "Freunde". Ich habe immer alles für die Freundschaft getan, ich war immer da wenn mich jemand gebraucht hat. Habe ich jemanden gebraucht war keiner da. Niemals. In der 8. Klasse gings auf eine vorgezogene Abschlussfahrt. Da habe ich das erste mal gemerkt wie ich systematisch ausgeschlossen wurde. Ich habe geschlafen und alle haben sich in einem Zimmer getroffen. Nur eben ohne mich. Das ganze wurde mir zunehmen gleichgültig. Freunde hatte ich keine mehr, nur noch "Schulfreunde" oder nennen wir sie Bekannte.
9. Klasse Einkehrtage, ach wie schön. Gutgläubig bin ich mitgefahren, man hofft ja doch irgendwie noch das es besser wird. An den genauen Auslöser kann ich mich nicht mehr erinnern. Es ging wohl darum als welche Tiere wir von unseren Mitschülern gesehen werden. Ich war mal wieder der Elefant oder das Nilpferd. Man versucht als "Ziel" das ganze mit Humor zu überspielen und zu ignorieren (sonst -> Schläger). Der Betreuer hat für mich Partei ergriffen und die anderen dafür getadelt. Ich bin in Tränen ausgebrochen und abgehauen aufs Zimmer. Ich habe endlich verstanden was ich für die anderen bin. Woher ich das Messer hatte weis ich nicht mehr, aber als einer meiner Mitschüler nach mir (wohl zwangsweise) nach mir sehen wollte (sich entschuldigen wollte/MUSSTE) war ich kurz davor es zu beenden. Der Vorfall wurde unter den Teppich gekehrt.
Ende 9. Klasse, aus Verlegenheit wurde auch ich zur "Feier" eingeladen. Ich war schon lange in ein Mädchen aus meiner Klasse verliebt, aber in meiner Position spielt man nicht in dieser Liga. Am Tag der Feier habe ich Tabletten gegen meine Gräserallergie genommen, die Feier war ja draussen und im Sommer. Wer liest schon die Warnung "Nicht in Verbindung mit Alkohol". Ich habe getrunken wie alle anderen, aber nach 1 Bier und 2 Glässchen Schnaps war ich am Ende. Ich hab meine große "Liebe" zur seite genommen und es ihr gestanden. Ich halte ihr zumindest zugute, dass sie versucht hat es mir so schonend wie möglich beizubringen. Ich bin zusammengebrochen und im Krankenhaus wieder aufgewacht. Laut den Ärzten hatte ich eine Alkoholvergiftung! Genau mit 0,7 Promill!!! Dicksein hat zumindest den Vorteil, dass sich Alkohol gut verteilt.
An diesem Tag hatte ich sowas wie eine Nahtoderfahrung. Ich erinnere mich an nichts mehr, ausser wie ich mich selbst im Krankenwagen gesehen hab. Ich habe gehofft ich wäre Tod.
Seit ich mich erinnern kann hatte ich 2 Wünsche: 1. abnehmen 2. sterben
An dem Tag sind zumindest meine Gefühle gestorben. Seit diesem Tag habe ich nichts mehr gefühlt. Liebe, Hass, Angst - NICHTS.
10. Klasse. Wohl aus Schuldgefühlen wurde ich Klassensprecher. Aha. Sie wissen also doch was sie dir direkt und indirekt antun/angetan haben. Die letzte Klasse habe ich irgendwie überstanden. Meine Mitschüler haben mich als Kalt, berechnend und gefühllos beschrieben. Komplimente.
Ausbildung: Ausser Kontakt in der Arbeit nichts.
Arbeit: Mit meinen Arbeitskollegen kam ich gut aus. Wohl auch weil ich immer alle Zusatzschichten übernommen hab. 14 Monate 3-Schichtarbeit auch an Feiertagen, immer so viel wie möglich. 60-70 h Wochen dauerhaft. Finanziell sehr lukrativ. Kaum Ausgaben weil ich noch bei meinen Eltern wohne. Geld war nie ein Problem, aber Freunde und Freundin kann man sich leider nicht kaufen. Emotionen auch nicht.
Nach eben den 14 Monaten war mir das dann doch zu blöd. Ich hab mein Abitur nachgeholt, an der Schule wurde ich nicht mehr gemobbt aber quasi nicht vorhandene Sozialkompetenz und Gefühlskälte brachten auch keine Freunde oder eine Freundin. Aber immer hoffen: Es wird besser.
Beginn Studium: Irgendwas war anders, Motivation. Ich hab angefangen zu trainieren.
Jetzt, 3 Jahre später: Ich habe mit Studienkollegen etwas unternommen, hatte sogar Spaß. Echte Freunde habe ich immer noch keine. Ich vertraue einfach immer noch keinem, lasse keinen an mich ran. Bin immer noch Gefühlskalt, empfinde nichts. Niemals. Mein Körper hat sich verändert, Ich habe 40 kg abgenommen, sehe gut aus 1,80 m 89 kg muskulös. Aber Erfolge sind keine für mich. Ich kann mich nicht darüber freuen. Es ändert sich mein Körper aber ich bin immer noch der gleiche. Mein Bauch war mir immer im Weg, doch psychisch ist er immer noch da. Ich bin immer noch ein soziales Wrack. Hatte noch nie eine Beziehung, keine körperliche nähe zu Frauen in jeglicher Form, noch nie Sex oder intimität.
Mein 1. Wunsch hat sich erfüllt. Aber langsam wünsche ich mir mein 2. Wunsch würde sich auch erfüllen. Mir geht es eigentlich gut und trotzdem will ich eigentlich nicht weiterleben. Ich hasse mich dafür. Andere müssen sterben während ich weiterlebe.