Hallo zusammen,
Erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich heisse Robert und bin 56 Jahre alt. Ich bin auf dieses Forum gestoßen, habe schon einige Beiträge gelesen und hoffe, dass ihr mir vielleicht auch helfen könnt. Vor 6 Wochen ist meine Ex-Frau, die Mutter meiner 3 erwachsenen Kinder, völlig unerwartet an einer Gehirnblutung gestorben. Einfach so. Jeden Tag wenn ich aufwache brauche ich einen Moment bis mir bewusst wird was passiert ist. Mal abgesehen von den ganzen schönen Erinnerungen, der langen Zeit, die wir miteinander verbracht haben, wird sie mir aber auch schrecklich fehlen weil wir uns in den letzten Jahren wirklich gut verstanden haben, privat und beruflich noch viel miteinander zu tun hatten und ich sie als Menschen und Mutter meiner Kinder sehr geschätzt habe.
Aber um meine Trauer geht es mir jetzt gar nicht, sondern um die meiner Kinder, denn sie haben natürlich einen noch größeren Verlust erlitten als ich. Ich weiss nicht ob ich genug tue um ihnen zu helfen. Mit meinen Töchtern (25 und 29) verbringe ich seitdem sehr viel Zeit. Was ich schön finde, ist dass wir es immer häufiger schaffen, einfach über glückliche Erinnerungen zu sprechen, auch wenn fast jedes Mal die Tränen fließen. Mit den Mädchen habe ich von Anfang an viel gesprochen und wir haben alle das Bedürfnis, viel zusammen zu sein. Meine Lebensgefährtin ist eine unglaublich große Stütze für uns alle, in emotionalen wie in praktischen Dingen, tröstet, hört zu, managt alles, dass ich Zeit habe, mich um meine Kinder zu kümmern. Ich habe das Gefühl, dass die Mädchen auf einem ganz guten Wege sind, den Verlust irgendwann einigermaßen zu verarbeiten weil sie ihre Trauer ganz gut zulassen können.
Um meinen Sohn aber mache ich mir viel größere Sorgen, denn er nimmt an all dem
überhaupt nicht Teil. Er ist 27 und hat mit meiner Hilfe alle Formalitäten geregelt, aber gefühlsmäßig zieht er sich total zurück, er spricht nie darüber, wie es ihm geht, frisst alles in sich hinein und meidet im Moment den Kontakt mit uns allen. Er möchte keine Zeit mit uns als Familie verbringen aber auch nicht mit mir oder einer seiner Schwestern alleine. Meine Kleinste und er haben gemeinsame Freunde und wie es scheint zieht er sich auch vor denen zurück. Ich glaube, dass er jeden Abend alleine zu Hause sitzt. Immer wenn ich ihn anrufe lehnt er ein Treffen ab, wenn er überhaupt ans Telefon geht. Manchmal ist er 2, 3 Tage nicht erreichbar. Ich denke manchmal, ich sollte ihn mal in Ruhe lassen in der Hoffnung, dass er von sich aus auf uns zukommt, aber bis jetzt hat sich sein zurückgezogenes Verhalten nicht geändert sondern eher noch verstärkt. Ich fühle mich schuldig weil ich das Gefühl habe, dass er mir nicht vertraut. Dass er seine Schwestern nicht belasten möchte, ok, aber ich müsste ihn doch eigentlich auffangen. Wir hatten früher nicht so ein gutes Verhältnis und irgendwann hat sich dann ein sehr humorvolle, kumpelhafte Beziehung entwickelt, das heisst wir lachen viel weil wir denselben Humor haben (oder sollte ich sagen, haben gelacht), reden über alles mögliche, aber richtig anvertraut hat er sich mir schon lange nicht mehr. Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich als Vater auf der ganzen Linie versagt habe weil er bei mir keinen Halt findet in so einer schwierigen Zeit, d.h. den Halt nicht sucht, mir nicht genug vertraut. Dass er vielleicht denkt, dass man mit mir nur Witze reißen kann und er keine Trauergefühle zeigen darf. Seine letzte feste Beziehung ging vor Monaten in die Brüche, also hat er auch keine Partnerin, mit der er reden kann. Aber auch mit der würde er wahrscheinlich nicht reden. Er kann überhaupt keine Nähe ertragen zur Zeit, wie es scheint von niemandem. Wenn wir uns sehen vermeidet er das Thema Mama und läuft davon wenn es zur Sprache kommt. Die absolute Krise kriegt er wenn es jemand wagt, ihn anzufassen, wenn ich versuche, ihn zu umarmen, oder wenigstens mal tröstend den Arm um ihn zu legen. Auch dann läuft er davon. Dabei haben wir sonst kein Problem uns auch mal in den Arm zu nehmen, anders als bei vielen Vätern und Söhnen. Für meine Töchter macht die Sorge um den Bruder natürlich alles noch belastender. Zu der Kleinen hat er eine sehr Beziehung, aber auch vor ihr zieht er sich zurück. Und ich möchte eigentlich nicht, dass sie sich jetzt auch noch für ihn verantwortlich fühlen muss, nur weil ich es nicht schaffe, ihn zu trösten. Jetzt braucht er mich einmal und ich schaffe es einfach nicht, zu ihm durczudringen.
Ich weiss schon, dass jeder die Trauer anders verarbeitet, aber ich kann nicht mit ansehen, wie apatisch er im Moment ist und ich denke, dass es ihm wirklich helfen würde über seine Gefühle zu sprechen oder wenigstens Gesellschaft zu haben. Ich habe Angst, dass er irgendwann völlig zusammenbricht. Er hat in dieser kurzen Zeit ganz rapide abgenommen und soweit ich es mitkriege trinkt er auch sehr viel zur Zeit. Ich würde ihn gerne trösten, aber er blockt völlig ab wenn ich versuche mit ihm zu reden.
Was soll ich denn tun, kann ich überhaupt irgendetwas tun?
Ich entschuldige mich für den langen Text und danke schon mal für Eure Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht zweimal den gleichen Beitrag gepostet habe. Ich habe ihn nämlich schon einmal als Gast abgeschickt aber ich glaube das hat nicht geklappt.
Euer Robert
Erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich heisse Robert und bin 56 Jahre alt. Ich bin auf dieses Forum gestoßen, habe schon einige Beiträge gelesen und hoffe, dass ihr mir vielleicht auch helfen könnt. Vor 6 Wochen ist meine Ex-Frau, die Mutter meiner 3 erwachsenen Kinder, völlig unerwartet an einer Gehirnblutung gestorben. Einfach so. Jeden Tag wenn ich aufwache brauche ich einen Moment bis mir bewusst wird was passiert ist. Mal abgesehen von den ganzen schönen Erinnerungen, der langen Zeit, die wir miteinander verbracht haben, wird sie mir aber auch schrecklich fehlen weil wir uns in den letzten Jahren wirklich gut verstanden haben, privat und beruflich noch viel miteinander zu tun hatten und ich sie als Menschen und Mutter meiner Kinder sehr geschätzt habe.
Aber um meine Trauer geht es mir jetzt gar nicht, sondern um die meiner Kinder, denn sie haben natürlich einen noch größeren Verlust erlitten als ich. Ich weiss nicht ob ich genug tue um ihnen zu helfen. Mit meinen Töchtern (25 und 29) verbringe ich seitdem sehr viel Zeit. Was ich schön finde, ist dass wir es immer häufiger schaffen, einfach über glückliche Erinnerungen zu sprechen, auch wenn fast jedes Mal die Tränen fließen. Mit den Mädchen habe ich von Anfang an viel gesprochen und wir haben alle das Bedürfnis, viel zusammen zu sein. Meine Lebensgefährtin ist eine unglaublich große Stütze für uns alle, in emotionalen wie in praktischen Dingen, tröstet, hört zu, managt alles, dass ich Zeit habe, mich um meine Kinder zu kümmern. Ich habe das Gefühl, dass die Mädchen auf einem ganz guten Wege sind, den Verlust irgendwann einigermaßen zu verarbeiten weil sie ihre Trauer ganz gut zulassen können.
Um meinen Sohn aber mache ich mir viel größere Sorgen, denn er nimmt an all dem
überhaupt nicht Teil. Er ist 27 und hat mit meiner Hilfe alle Formalitäten geregelt, aber gefühlsmäßig zieht er sich total zurück, er spricht nie darüber, wie es ihm geht, frisst alles in sich hinein und meidet im Moment den Kontakt mit uns allen. Er möchte keine Zeit mit uns als Familie verbringen aber auch nicht mit mir oder einer seiner Schwestern alleine. Meine Kleinste und er haben gemeinsame Freunde und wie es scheint zieht er sich auch vor denen zurück. Ich glaube, dass er jeden Abend alleine zu Hause sitzt. Immer wenn ich ihn anrufe lehnt er ein Treffen ab, wenn er überhaupt ans Telefon geht. Manchmal ist er 2, 3 Tage nicht erreichbar. Ich denke manchmal, ich sollte ihn mal in Ruhe lassen in der Hoffnung, dass er von sich aus auf uns zukommt, aber bis jetzt hat sich sein zurückgezogenes Verhalten nicht geändert sondern eher noch verstärkt. Ich fühle mich schuldig weil ich das Gefühl habe, dass er mir nicht vertraut. Dass er seine Schwestern nicht belasten möchte, ok, aber ich müsste ihn doch eigentlich auffangen. Wir hatten früher nicht so ein gutes Verhältnis und irgendwann hat sich dann ein sehr humorvolle, kumpelhafte Beziehung entwickelt, das heisst wir lachen viel weil wir denselben Humor haben (oder sollte ich sagen, haben gelacht), reden über alles mögliche, aber richtig anvertraut hat er sich mir schon lange nicht mehr. Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich als Vater auf der ganzen Linie versagt habe weil er bei mir keinen Halt findet in so einer schwierigen Zeit, d.h. den Halt nicht sucht, mir nicht genug vertraut. Dass er vielleicht denkt, dass man mit mir nur Witze reißen kann und er keine Trauergefühle zeigen darf. Seine letzte feste Beziehung ging vor Monaten in die Brüche, also hat er auch keine Partnerin, mit der er reden kann. Aber auch mit der würde er wahrscheinlich nicht reden. Er kann überhaupt keine Nähe ertragen zur Zeit, wie es scheint von niemandem. Wenn wir uns sehen vermeidet er das Thema Mama und läuft davon wenn es zur Sprache kommt. Die absolute Krise kriegt er wenn es jemand wagt, ihn anzufassen, wenn ich versuche, ihn zu umarmen, oder wenigstens mal tröstend den Arm um ihn zu legen. Auch dann läuft er davon. Dabei haben wir sonst kein Problem uns auch mal in den Arm zu nehmen, anders als bei vielen Vätern und Söhnen. Für meine Töchter macht die Sorge um den Bruder natürlich alles noch belastender. Zu der Kleinen hat er eine sehr Beziehung, aber auch vor ihr zieht er sich zurück. Und ich möchte eigentlich nicht, dass sie sich jetzt auch noch für ihn verantwortlich fühlen muss, nur weil ich es nicht schaffe, ihn zu trösten. Jetzt braucht er mich einmal und ich schaffe es einfach nicht, zu ihm durczudringen.
Ich weiss schon, dass jeder die Trauer anders verarbeitet, aber ich kann nicht mit ansehen, wie apatisch er im Moment ist und ich denke, dass es ihm wirklich helfen würde über seine Gefühle zu sprechen oder wenigstens Gesellschaft zu haben. Ich habe Angst, dass er irgendwann völlig zusammenbricht. Er hat in dieser kurzen Zeit ganz rapide abgenommen und soweit ich es mitkriege trinkt er auch sehr viel zur Zeit. Ich würde ihn gerne trösten, aber er blockt völlig ab wenn ich versuche mit ihm zu reden.
Was soll ich denn tun, kann ich überhaupt irgendetwas tun?
Ich entschuldige mich für den langen Text und danke schon mal für Eure Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht zweimal den gleichen Beitrag gepostet habe. Ich habe ihn nämlich schon einmal als Gast abgeschickt aber ich glaube das hat nicht geklappt.
Euer Robert