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Was haben Menschen ohne Ansprechpartner und ohne Internet bei psychischen Problemen..

priwpur

Mitglied
..oder seelischen Sorgen früher gemacht?

Damals, als es noch keine Platformen wie hilferuf usw. gab? Wie haben sie sich selbst geholfen? Und vor allem: Woran liegt es, dass in der heutigen Zeit so viele Menschen seelisches Leid ertragen müssen? Druck, Leistungsgesellschaft, Medien, Vernetzung, Verringerung von Zwischenmenschlichen Beziehungen durch die virtuelle Welt (Internet)...?

Der Gedanke kam mir gerade zufällig und ich habe das Thema einfach hier reingeschrieben. Vllt. können einige Leute ihre Erfahrungen hier berichten, damit wir daraus lernen können?

Schönen Abend wünsche ich euch 🙂
 
..oder seelischen Sorgen früher gemacht?

Druck, Leistungsgesellschaft, Medien, Vernetzung, Verringerung von Zwischenmenschlichen Beziehungen durch die virtuelle Welt (Internet)...?

Der Gedanke kam mir gerade zufällig und ich habe das Thema einfach hier reingeschrieben. Vllt. können einige Leute ihre Erfahrungen hier berichten, damit wir daraus lernen können?

Du hast genau die Punkte getroffen.

Ich habe noch das erste Telefon erlebt (nein, kein Handy!), bin mit 20 Kindern zusammen bei der einzigen Familie weit und breit eingefallen, die TV hatte, wenn "Fury" kam...

Damals sprachen die Menschen noch direkt miteinander - in dem Sinne, dass sie sich wirklich wahrnahmen und zuhörten. Die Männer arbeiteten, die Mütter kümmerten sich um die Familie. Nicht, dass ich davon irgendwas zurückwünsche, wirklich nicht - aber für die Kinder war das besser, geregelter, gesicherter, überschaubarer, im Positiven wie im Negativen. Das vermittelte einen Rahmen, innerhalb dessen sich entwickelt werden durfte und der Spielraum für Zusammenhalt gab.

Ich denke, der fehlt heute in manchen Fällen.
 
Wer "psychische Probleme" hatte, war halt ein Freak und tat gut daran, sich KEINEN Ansprechpartner zu suchen.
Es galt als anrüchig, peinlich, krank.

Früher war es nicht "besser", sondern versteckter.
 
Oder sie haben alles ganz einfach mehr und mehr in sich hineingefressen und es wurde schlimmer und schlimmer.
 
Zwischen 1900 und 1950 hat vielleicht einfach die Angst um das nackte Überleben psychische Probleme wie wir diese kennen verdeckt und nicht zugelassen..

Klar, Schizophrenie oder die schlimmen bewusstseinstrübenden Erkrankten galten als verrückt, aber ich denke für Depressionen war einfach keine ZEIT!!

Wenn es ums überleben geht denkt man nicht an sein eigenes ICH, oder?

In den 80ern da gab es Selbsthilfegruppen..
Ich habe mal ein Interview mit akrikanischen Frauen im Busch gehört:

Die Dame sagte: Ich muss jeden Tag überlegen wie meine Kinder satt werden und nicht verhungern und ich arbeite den ganzen Tag. Ich habe keine Zeit über Emanzipation nachzudenken oder Depressionen zu haben.

Da ist was wahres dran.
Auch in Kriegsgebieten sind Depressionen selten.

Somit sind diese ein Luxus der Wohlstandsgesellschaft..
 
Wer "psychische Probleme" hatte, war halt ein Freak und tat gut daran, sich KEINEN Ansprechpartner zu suchen.
Es galt als anrüchig, peinlich, krank.

Früher war es nicht "besser", sondern versteckter.

Jein.

Ja - es galt als anrüchig, peinlich, krank.

Nein - es gab auch tatsächlich bedeutend weniger seelische Erkrankungen als heute. Depressionen kamen hauptsächlich bei Frauen in den Wechseljahren vor. Das machte dann die Runde in der Stadt - und der dazugehörige spektakuläre Selbstmord ebenso, der auch vorkam. Aber: viel seltener als heute. Wegen dem Eingebundensein in soziale Strukturen, der Tatsache, dass (fast) immer ein Ansprechpartner da war (ich spreche von der Zeit, in der es kaum TV`s und erst recht kein Internet gab) und dem humaneren Berufsleben. Es war zwar arbeitsmäßig härter, aber menschlich erträglicher, da alle im "gleichen Boot" saßen. Außerdem gab es Arbeit en masse, auf dem Bau z.B. war es möglich, montags für Fa. Meier und einen Tag später für Fa. Müller zu arbeiten - per Handschlagsbesiegelung.

Mobbing? Was war das? Eine neue Puddingsorte?
Und "no future?" Wäre als irgend so ein neumodischer Blödsinn abgetan worden.

Außerdem war die "soziale Beobachtung" untereinander viel ausgeprägter. Das hatte sicher negative Seiten. Aber viele Dinge wären gar nicht möglich gewesen, die heute mit kaputt machen.

Ich denke, das der Verlust all dessen irgendwie mit reinspielt, wenn heute Mobbing, Burn out und Depris rasant um sich greifen.
 
Moin

viele Menschen, die heute Probleme haben, sind das Produkt der in den 1970-1980 Jahren gern praktizierten antiautoritären Erziehung.

Und jetzt sind sie zwischen 30 und 40 und beginnen sich zu wundern, dass es doch Grenzen und Regeln im täglichen Leben gibt. Nur wenn man das als Kind nicht gelernt hat, ist es verdammt schwer, das anzuerkennen. Für viele vielleicht sogar unmöglich.

Wie sagt der Volksmund:" Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."
 
Ich erlebe das ganz anders.

Meine Eltern etwa erlebten ihre Jugend während des Zweiten Weltkrieges und haben höchst traumatisierende Dinge erlebt, über die in den Jahren des Wirtschaftswunders nicht gesprochen werden konnte.

Alle Ängste und Bilder des Grauens wurden tief verborgen gehalten, prägten jedoch das alltägliche Leben nachhaltig.

Es wäre unmöglich gewesen, einen Psychotherapeuten aufzusuchen mit der Bitte umgemeinsame Aufarbeitung der schmerzvollen Jugend.

Die Option war schlichtweg nicht vorhanden.

Menschen mit schweren psychotischen Erkrankungen wurden weggesperrt und auf fragwürdige Weise "behandelt". Niemand wollte auch nur im Geringsten in den Verdacht geraten, nicht "ganz richtig zu ticken".

Depressionen waren kein Thema,aber dennoch vorhanden.

Heute gibt es weitaus mehr Möglichkeiten, das, was die Seele plagt, zu artikulieren und sich Hilfe zu suchen.

In einem Beitrag schrieb ein user, Depressionen seien eine "Wohlstandserscheinung", ein Problem des Überflusses. Diese Ansicht teile ich nicht. Dann wären Depressive ja prima zu heilen, indem man ihnen ein karges Leben ohne Luxus verordnen würde.

Nein, ich denke, Depressionen können jetzt besser betrachtet werden, die Gelegenheit bietet sich eher. Aber sie als Folge des Wohlstandes zu bezeichnen, finde ich verfehlt. Die nackte Existenzangst hat so viel Energie abverlangt, dass dem Individuum gar nicht die Möglichkeit blieb, seiner inneren Verfassung auf den Grund zu gehen. Dennoch war diese Verfassung sicher vorhanden.

Ich bin froh darüber, dass Menschen sich mittlerweile in jeder Hinsicht besser um sich kümmern können.
 

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