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Warum macht man Kinder, wenn alles schlecht ist?

CamelLion

Mitglied
Den Titel musste ich kurz und provokant halten, ich denke nicht, dass "alles" "schlecht" ist.

Die Frage stelle ich mir aber immer wieder – besonders, wenn ich mal mit meinen eigenen Eltern gesprochen habe. Bei allem Respekt empfinde ich sie als grundlegend pessimistisch, teilweise sogar zynisch. Eigentlich jedes Gespräch zwischen ihnen und mit mir ist in irgendeiner Weise Gemaule wegen Politik, Klima, den angeblich dummen Mitmenschen, dem stetigen Verfall der Gesellschaft, lokalen Zuständen, was weiß ich. Und wenn ich mal von meinen Schwierigkeiten erzähle, kommt zwar im Ernstfall was positives zurück, aber oft ja eher ein entrüstetes "Ja, willkommen im Leben".

Ich habe sie bisher nie direkt gefragt, weil ich mir die entstehende Diskussion als doof vorstelle, aber: Warum wurde ich hier dann überhaupt willkommen geheißen? Man kann rein biologisch mit dem Drang zur Fortpflanzung argumentieren, aber – wir Menschen könnten uns doch darüber hinwegsetzen und denken: "Mir gefällt diese Welt nicht, und ich möchte sie keinem weiteren menschlichen Wesen antun." Und durch Kinderlosigkeit entsprechend handeln.

Am Beispiel meiner Eltern: Ich kenne sie nicht anders. Das heißt, wenn sich nicht zufällig in meinen erinnerungsfreien ersten 3 Lebensjahren etwas absolut grundlegend geändert hat, waren sie auch schon zum Zeitraum meiner Zeugung so. Warum haben sie mich dann trotzdem gemacht?

Es geht aber natürlich weit über das Beispiel hinaus. Ich begegne ständig Pessisimismus und Negativität. Es geht gefühlt schon nichts anders, es ist, als wären Optimismus, Positivität, oder auch nur Ausgeglichenheit! ein gesellschaftlich gejagtes Tier.
Und Sprüche in der Art von "Das Leben ist kein Ponyhof" und "Nur die Harten kommen in den Garten" kommen eh aus aller Munde, sogar in einem potenziell eher unterstützend eingestellten Hilfeforum wie diesem. Der Konsens ist anscheinend, dass das Leben nach menschlichen Beurteilungsschemata das Prädikat "Scheiße" erhält.

Warum wird das große Rad dann trotzdem fleißig weitergedreht?
 

_Tsunami_

Urgestein
Kein Mensch macht aus freiem Willen Kinder. Es ist ganz simpel ein Instinkt, dem sich die meisten Menschen nicht erwehren können.

~~~

Höre zum Beispiel in meiner Nachbarschaft ständig ein Kind schreien. Absoluter Horror für mich. Die Eltern werden aber vermutlich sagen, dass es ein absoluter Wonneproppen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Oceansize

Mitglied
Ein sehr reflektierter und reifer Beitrag, liebe(r) CamelLion! Ich persönlich sehe es sehr ähnlich und daher habe ich mich bereits vor vielen Jahren dazu entschieden, keine Kinder in diese kranke Welt zu setzen. Die enorme Überbevölkerung und der (damit eng zusammenhängende) vom Menschen geschaffene Klimawandel sind ja alleine schon hinreichende Gründe, um sich nicht wissentlich fortzupflanzen.

Wenn man sich mal etwas näher mit den wichtigsten geschichtlichen Ereignissen der letzten 150 Jahre, insbesondere den zahlreichen Kriegen und selbst herbeigeführten Katastrophen auseinandersetzt, kann man eigentlich auch zu keinem anderen Schluss kommen als die Menschheit in ihrer Gesamtheit zutiefst zu verachten. Im Moment geht es uns noch relativ gut, trotz der allgegenwärtigen Herrschaft von Dummheit und Unvernunft in unserem Lande. Für die Zukunft sehe ich aber schwarz. Unsere Generation hat in nahezu allen wichtigen Fragen, welche das Leben der zukünftigen Generationen betreffen, gnadenlos versagt. Klimawandel und Umweltzerstörung sind kaum mehr aufzuhalten; gleichzeitig schreien Politiker und Wirtschaftsbosse nach immer mehr Wachstum. Ernsthafte Lösungsversuche gibt es keine.

Nie im Leben würde ich das meinen Kindern antun wollen!
 

Daoga

Urgestein
Zuverlässige Verhütungsmittel gibt es noch gar nicht so lange (Pillenknick der 60er) und sie waren jenseits der Städte oft sehr viel länger noch verpönt, sprich die Frauen hatten bis in unsere eigene Elterngeneration (alter Sack, moi :p )noch relativ wenig Einflußmöglichkeit, was die Kinderzahl oder das Kinderkriegen überhaupt anging. Kaum verheiratet, war Kind Nr. 1 meistens schon da, und unehelich ging vielerorts noch gar nicht. Zwischen früher und heute kann man deshalb nicht unbedingt vergleichen.

Da allerdings die Durchschnittsbelastungen durch Kinder gestiegen sind, zusammen mit den allgemeinen gesellschaftlichen Ansprüchen, und zugleich die wirtschaftlichen Bedingungen heute vielfach schlechter sind - ein Alleinverdiener reicht heute oft nicht mehr, die Ansprüche einer ganzen Familie abzudecken - machen sich heute insbesondere die Frauen eher Gedanken zu Verhütung, ob überhaupt Kind oder nicht, und was an der Vorstellung des Kind-habens so alles mit dranhängt.

Das ständig gestiegene Durchschnittsalter bei erster Eheschließung (heute um die 30) tut ein weiteres dazu, da hilft auch die gleichzeitig gestiegene Zahl unehelicher Kinder nicht, weil die meisten Kinder nach wie vor ehelich geboren werden (sollen), denn Alleinerziehende stehen nach wie vor schlechter da.

Sprich wer sich heute ein Kind anschafft, hat (hoffentlich) gute persönliche Gründe für diese Entscheidung, denn nur "einfach so" ein Kind zu bekommen, ohne Hintergedanken, das kostet einfach zu viel, an Zeit, Geld, Nerven und ganz allgemein Lebenschancen, die man sich damit selber verbaut.

Deshalb machen das "einfach so" auch meistens Personen, denen am Wohl dieses Kindes eh nicht viel liegt, Hartzer oder Asoziale, wo ein weiteres Maul zum Füttern das Kraut auch nicht mehr fett macht und die Kinder schon deshalb nicht mehr kosten können, weil die Eltern sich kaum um sie scheren.
 

xantolum

Mitglied
ich denke , früher war es das denken , die kinder werden im alter die eltern pflegen . den hof übernehmen und eben fehlende verhütungsmittel .
heute sicher eine portion egoismus " man will ein kind besitzen zur eigenen bestätigung " .
oder ganz einfach , weil man eine familie sein will und sich am aufwachsen eines kindes erfreuen . dabei wird nicht an die " schlechte " welt gedacht .
wir haben uns gegen kinder entschieden . wenn ich dadurch sicher etwas verpaßt habe - heute bin ich wirklich froh .

lg
 

Dopamine

Neues Mitglied
Ich begegne ständig Pessisimismus und Negativität. Es geht gefühlt schon nichts anders, es ist, als wären Optimismus, Positivität, oder auch nur Ausgeglichenheit! ein gesellschaftlich gejagtes Tier.
Ein glänzender Beitrag, liebe(r) CamelLion! Ich finde es erfrischend, wie du ein so negatives Thema mit so viel Charme und Humor beschreiben kannst! Super!
Du zumindest scheinst kein Pessimist zu sein.
Es kommt darauf an, wo man hinschaut. Es gibt durchaus viel Schönes, Positives. Es gibt Menschen, die ausgeglichen und liebevoll sind. Wahrlich zeigen die Medien zumeist die negativen Seiten, ich habe noch nie statt der Meldung "rücksichtsloser Fahrer überfährt gleich mehrere Menschen in Einkaufspassage" die Meldung "viele Autofahrer bremsten ab, als ein Schwung Menschen die Einkaufspassage verließen und retteten diesen damit das Leben" obwohl es genau so ja Tag für Tag geschieht.
Ich selbst habe schon unzählige Male gebremst und habe damit darauf verzichtet, in der Zeitung zu landen :)
Und wenn wir darüber nachdenken, dann ist uns eigentlich auch allen klar, dass täglich in unserem Leben mehr Gutes als Schlechtes geschieht, sonst wären wir ja auch schon längst nicht am Leben. Aber da der Fokus auf dem Schlechten liegt, ist es eine gefühlte "Scheißwelt" für die meisten. Ein Journalist hat mal gesagt "die Bevölkerung hat ein Recht auf Angst" als er darauf angesprochen wurde, warum er eine Nachricht so krass verdreht (der Inhalt änderte sich von einer reinen Information zu einer Panik-verursachenden Schlagzeile).

Aber was deine Eltern betrifft, so frag sie doch einfach! Ich kann mir vorstellen, dass deine Frage eine Diskussion über wahre Werte und Beweggründe entfachen wird, die eurer Familienleben sehr bereichert. Und es würde mich wirklich interessieren, was sie antworten. (Du solltest aber darauf achten, dies als echte Frage zu formulieren und nicht als Vorwurf, sonst klappt es nicht).
Vielleicht nervt die ganze Negativität sie selbst, glauben aber im Grunde an das Gute und haben deshalb ein Kind in die Welt gesetzt? Vielleicht glauben sie auch, dass sie nichts unangenehm überraschen kann, wenn sie ohnehin vom Schlechtesten ausgehen? Also Negativität als Schutz?
Vielleicht haben sie auch gedacht, mit einem Kind wird alles besser? Und jetzt bist du dazu erkoren, als Krieger(in) des Lichts die Negativität in deiner Familie zu bekämpfen?!
Wie dem auch sei, falls du sie fragst, würde mich ihre Antwort wirklich interessieren!
Dopamine
 

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