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Warum ist das eine Missbrauch und das andere nicht?

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Gelöscht 116220

Gast
Ich möchte ein Thema ansprechen, dass nicht unbedingt harmlos ist - ich bitte deshalb darum, genau zu lesen, da ich nicht den Eindruck erwecken möchte, dass ich sexuellen Missbrauch relativieren oder Opfern vorwerfen würde, sie wären zu empfindlich.

Mir geht es um die Frage: warum nehmen die einen etwas als Missbrauch wahr und die anderen als positive sexuelle Erfahrung?

Aufgrund von Unterhaltungen, Berichten und eigenen Erfahrungen habe ich den Eindruck erlangt, dass sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Jugendlichen (nicht Kindern!) von den Betroffenen viel eher als Missbrauch wahrgenommen werden wenn es sich um Mädchen handelt. Die Konstellation Erwachsener plus minderjähriges Mädchen wird als Missbrauch bezeichnet und von den Mädchen selbst zumeist auch als traumatisch empfunden. Dasselbe wird viel eher als unproblematische sexuelle Erfahrung verbucht, wenn es sich um einen Jungen handelt.

Beruht mein Eindruck auf sehr selektiven Beobachtungen oder ist da etwas dran?

Und wenn da etwas dran ist: warum ist das so? Meine Vermutung wäre, dass männliche Teenager einfach mehr auf Sex fixiert sind und weniger körperlich unterlegen sind und die Situation daher nicht als Gefahrensituation wahrnehmen.

Ich hatte als Teenager mehrere sexuelle Erlebnisse mit Erwachsenen, die ich nicht im geringsten als traumatisch ansehen würde. Zu denken gibt es mir heute lediglich, weil ich jetzt als Erwachsener denke, dass es fragwürdig ist, wenn sich jemand an Jugendliche ranmacht, selbst aber deutlich über 20 ist. Mit 15 fand ich das nicht problematisch, aber jetzt bin ich selbst 25 und alles unter 18 ist für mich Tabu. Unter 20 finde ich schon fragwürdig, auch wenn es legal wäre.
 

TomTurbo

Aktives Mitglied
Ich vermute, dass du recht hast. Ich glaube dass Jungs, aufgrund ihrer unterschiedlichen sexuellen Entwicklung, ein Erlebnis mit einer erwachsenen Frau eher als positiv einordnen.

Das ist aber keineswegs immer so. Es gibt auch hier auf Hilferuf Beispiele von Männer, die als Jugendliche von Frauen missbraucht wurden und das äußerst traumatisch erlebt haben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Uri

Aktives Mitglied
Es liegt daran, dass dies von der Gesellschaft auf vielen Ebenen suggeriert wird, obwohl nichts daran wahr ist.

Ein sehr gutes Beispiel ist der Film 50 Shades of Gray. Und noch interessanter ist die fehlende Reaktion des Publikums auf den Missbrauch an männlichen Jugendlichen.
Inhalt: Der Protagonist Gray wurde als Jugendlicher von seiner Tante missbraucht. Dies hat ihn stark gemacht. Er wurde ein Alpha-Mann und Milliardär.
Der Film beschreibt ganz unkritisch genau das, was die Gesellschaft immer wieder suggeriert: Männer/Jungen werden durch sexuelle Handlungen prinzipiell belohnt - egal, ob sie selber wollen oder nicht.

Schlimmer als der Inhalt des Filmes diesbezüglich, empfand ich die fehlende Reaktion des Publikums und der Kritiker.

Ich konnte nur 2 Kritiken finden, die das erkannt haben und sehr gut sind:
 

Rose

Urgestein
Um das zu erkennen müsste man sich diesen Schmutz anschauen oder lesen. Bis eben wusste ich davon nichts.
 

Fantafine

Sehr aktives Mitglied
Ich habe mal einen Mann kennengelernt, der von seiner Tante missbraucht wurde. Er erzählte mir, von anderen Jungs und später Männern nur Unverständnis geerntet zu haben - blöde Sprüche wie "so ein Glück will ich auch mal haben" oder "beneidenswert" haben ihn dazu gebracht, über das Thema zu schweigen.
 
G

Gelöscht 116220

Gast
Das Beispiel mit 50 Shades ist mir bekannt, auch wenn ich es weder gelesen, noch gesehen habe. Ich kenne die genannte Thematik als einen der Hauptkritikpunkte an diesem literarischen "Werk". Ich bewege mich allerdings in literarischen sowie feministischen Kreisen, daher ist es wahrscheinlich eher nachvollziehbar, dass mich das Beispiel nicht überrascht.

Mir geht es allerdings konkret gar nicht so sehr darum, warum das Thema von Außenstehenden und den Medien unterschiedlich betrachtet wird, sondern warum es auch bei den "Betroffenen" so ist. Missbrauch an Jungen gibt es natürlich und das würde ich nie bestreiten. Ich sage auch nicht, dass Jungs es grundsätzlich gut finden, sexuelle Handlungen mit Erwachsenen durchzuführen. Hier genannte Beispiele machen noch einmal deutlich, dass das traumatisch sein kann.
Mir geht es um die Frage, warum es für die einfache traumatisch ist, während die anderen nur denken "geil, Sex".
Mir hat zum Beispiel auch mal ein deutlicher älterer Typ in die Hose gefasst als ich 15 war. Warum fand ich das voll okay, für andere (und erfahrungsgemäß eher Mädchen) wäre das aber etwas Schlimmes?
Oder Geld für sexuelle Leistungen annehmen et cetera.
 
D

Die Queen

Gast
Es liegt daran, dass dies von der Gesellschaft auf vielen Ebenen suggeriert wird, obwohl nichts daran wahr ist.

Ein sehr gutes Beispiel ist der Film 50 Shades of Gray. Und noch interessanter ist die fehlende Reaktion des Publikums auf den Missbrauch an männlichen Jugendlichen.
Inhalt: Der Protagonist Gray wurde als Jugendlicher von seiner Tante missbraucht. Dies hat ihn stark gemacht. Er wurde ein Alpha-Mann und Milliardär.
Der Film beschreibt ganz unkritisch genau das, was die Gesellschaft immer wieder suggeriert: Männer/Jungen werden durch sexuelle Handlungen prinzipiell belohnt - egal, ob sie selber wollen oder nicht.

Schlimmer als der Inhalt des Filmes diesbezüglich, empfand ich die fehlende Reaktion des Publikums und der Kritiker.

Ich konnte nur 2 Kritiken finden, die das erkannt haben und sehr gut sind:
Ganz zu schweigen davon, dass Grays Trauma durch Annas Liebe auf magischerweise geheilt wird, obwohl die Beziehung zueinander beidseitig toxisch ist... (Gray braucht Kontrolle um nicht wieder in die Opferrolle von damals zu fallen, während Ana permanent emotionale Erpressung ausübt an ihn durch ihr Dramaqueengetue)
 
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Wertungen: Uri
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Die Queen

Gast
Mir geht es um die Frage, warum es für die einfache traumatisch ist, während die anderen nur denken "geil, Sex".
Mir hat zum Beispiel auch mal ein deutlicher älterer Typ in die Hose gefasst als ich 15 war. Warum fand ich das voll okay, für andere (und erfahrungsgemäß eher Mädchen) wäre das aber etwas Schlimmes?
Oder Geld für sexuelle Leistungen annehmen et cetera.
Da spielen mehrere Faktoren zusammen. Sei es Erziehung, sexuelle Neugierde so wie emotionale und kognitive Reife und auch ob man zum Zeitpunkt des Geschehens sich als hilflos oder durch Substanzen willenlos vorkam. Deine Erfahrung mit dem älteren Mann hättest du eventuell anders gewertet, wenn er dich abgefüllt oder dich grob gepackt und auf dem Boden gedrückt hätte....
 

TomTurbo

Aktives Mitglied
Mir geht es allerdings konkret gar nicht so sehr darum, warum das Thema von Außenstehenden und den Medien unterschiedlich betrachtet wird, sondern warum es auch bei den "Betroffenen" so ist. Missbrauch an Jungen gibt es natürlich und das würde ich nie bestreiten. Ich sage auch nicht, dass Jungs es grundsätzlich gut finden, sexuelle Handlungen mit Erwachsenen durchzuführen. Hier genannte Beispiele machen noch einmal deutlich, dass das traumatisch sein kann.
Mir geht es um die Frage, warum es für die einfache traumatisch ist, während die anderen nur denken "geil, Sex".
Mir hat zum Beispiel auch mal ein deutlicher älterer Typ in die Hose gefasst als ich 15 war. Warum fand ich das voll okay, für andere (und erfahrungsgemäß eher Mädchen) wäre das aber etwas Schlimmes?
Oder Geld für sexuelle Leistungen annehmen et cetera.
Das ist ein sehr, sehr schwieriges Thema. Auch Jungs werden Opfer von sexuellem Missbrauch. Es ist für die Opfer sehr wichtig, als Opfer anerkannt zu werden. Wenn man als Opfer gesagt kriegt "Du wolltest es eh", dann ist das wie ein Schlag ins Gesicht.
Das ist meiner Meinung nach ein Gebiet, wo es Männer in unserer Gesellschaft tatsächlich schwerer haben.
Alles, was ich im folgenden schreibe, soll bitte keinesfalls in dieser Richtung verstanden werden.

Versteckter Text, Trigger-Gefahr:
Erstens ist männliche Sexualität klar anders ist als weibliche. So wie die "Hardware" anders ist, so ist auch die "Software" anders. Mit dem Alter gleicht es sich eher aus, habe ich das Gefühl. Aber direkt nach der Pubertät ist es meiner Meinung nach am extremsten. Jungs ticken einfach komplett anders als Mädchen. Wer das nicht sieht, hat Tomaten auf den Augen.
In feministischen Kreisen ist as ein Tabuthema, ich weiß.

Zweitens ist es so, dass das Trauma beim Missbrauch nicht durch Sexualität per se entsteht. Das Trauma entsteht hauptsächlich durch Machtmissbrauch und Missbrauch von Vertrauen.
Wenn dir jemand in die Hose fasst und du kannst jederzeit weg gehen, dann wirkt das nicht traumatisierend.
 
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Uri

Aktives Mitglied
Hallo Finnik,
Das Beispiel mit 50 Shades ist mir bekannt, auch wenn ich es weder gelesen, noch gesehen habe. Ich kenne die genannte Thematik als einen der Hauptkritikpunkte an diesem literarischen "Werk". Ich bewege mich allerdings in literarischen sowie feministischen Kreisen, daher ist es wahrscheinlich eher nachvollziehbar, dass mich das Beispiel nicht überrascht.
hier würde mich sehr interessieren, ob in feministischen Kreisen tatsächlich der Missbrauch an Männern/Jungen, hier an Herrn Grey erörtert wurde (es geht im obigen Beispiel nicht um Missbrauch/Sexismus an der Frau bezüglich S/M, Rollenbild etc.).
Sehr gerne mit einer Quelle. Das wäre interessant, weil ich nichts gefunden hatte.


Mir geht es allerdings konkret gar nicht so sehr darum, warum das Thema von Außenstehenden und den Medien unterschiedlich betrachtet wird, sondern warum es auch bei den "Betroffenen" so ist.
...
Mir hat zum Beispiel auch mal ein deutlicher älterer Typ in die Hose gefasst als ich 15 war. Warum fand ich das voll okay, für andere (und erfahrungsgemäß eher Mädchen) wäre das aber etwas Schlimmes?
Wenn Du das "voll okay" fandest, dann bist Du mit Sicherheit eine Ausnahme.
Das es als nicht so schlimm empfunden wird/wurde, kenne ich auch von Frauen/Mädchen - das ist nicht alleine Männern/Jungen vorbehalten.
Ich würde nicht den Fehler machen, von individuellen Empfindungen auf die gesamte Gruppe zu schließen.

Neben dem individuellen Empfinden wirkt die Sozialisation. Das geht aus dem obigen man-tau Artikel gut hervor und sicherlich auch zur Genüge aus Deinen feministischen Kreisen.
Wenn alle Welt Dir als Junge/Mann von Beginn an sagt, sexuelle Übergriffe machen Dich im Zweifel eher erfahren und durchsetzungsfähig - somit gut für die Zukunft, dann wird damit ein ganz anderes Empfinden erzeugt als wenn Dir als Frau/Mädchen gesagt wird, was für eine "Schande" (weil z.B. das erste Mal nun nicht aufgespart werden konnte.
 
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