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Wäre eine nie erkannte geistige Behinderung möglich?

G

Gast

Gast
Liebe Forumsgemeinde,

mein Mann und ich haben uns schon lange gefragt, ob unsere tochter (18 Jahre) etwas geistig zurückgeblieben sein könnte.
Sie war von klein auf ein Problemkind, lernte alles viel langsamer als andere Kinder.
Daß sie ihre Kindheit überhaupt überlebt hat, grenzt an ein Wunder, denn sie hatte ständig Unfälle. Stürzte mit dem Rad und fiel dabei auch mal auf den Kopf, rannte mal gegen eine Straßenlaterne, weil in einem Gespräch vertieft (Folge Gehirnerschütterung), bekam beim Spielen an einem baufälligen Haus (wir haben davon nichts gewusst) einen schweren Stein auf den Kopf, sie verletzte sich auf der Kirmes bei einem Fahrgeschäft, ertrank einmal fast beim Schwimmen im Meer.
Sie hat Koordinations-und Gleichgewichtsstörungen und Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. Zwischen ihrem 8. und 10. Lebensjahr bekam sie Ergotherapie, was ein bisschen verbesserte.

Ich habe sie immer als Kämpfernatur empfunden, weil sie sich trotzdem nie unterkriegen ließ. Sie war auch schon immer kontaktscheu und wollte 2 Jahre am Stück trotzdem Urlaub auf dem Reiterhof machen. Diesen Wunsch erfüllten wir ihr natürlich, ebenso Sprachferien, wo sie nach Schottland fuhr. Leider machte sie wie in der Schule auch in den Ferien oft die Erfahrung, immer ausgegrenzt zu werden. Gleichaltrige lehnten sie ab, weil sie noch mit 16 wie ein Kind war und so weltfremd wirkte.

In der Grundschule kam sie zuerst noch ganz gut mit, außer im Rechnen. Sie hat einfach keinen Zugang zu Zahlen.
Diktate waren ok, aber Aufsätze weniger gut.
Wir waren daher enttäuscht, als der Lehrer uns in der 4. Klasse zur Hauptschule riet.
Dort war unsere Tochter immer Außenseiterin, weil sie sich nicht behaupten konnte und zu kindlich war. Die Noten waren mittelmäßig. Sie bekam Nachhilfe in Physik und Mathe. In Deutsch waren ihre Noten anfangs auch eine Katastrophe, aber ich sprach dann mit der Lehrerin und bat um etwas Nachsicht.
In dieser Zeit fiel auch auf, daß sie schlecht sieht. Sie bekam eine Brille, was aber nur begrenzt half. In einer Uniklinik, die wir irgendwann aufsuchten, erhielten wir die Diagnose, daß sie Gesichtsfeldausfälle hat und der Sehnerv geschädigt ist. Ursache ist ein Gendefekt.

Unsere Tochter ist ein Träumerle. Ganz oft geistig abwesend, als wenn sie sich in einer anderen Welt befindet. Von daher ist sie auch sehr zerstreut. Sie ging schon mal aus der Reinigung oder einem Geschäft raus, ohne bezahlt zu haben. Einfach, weil sie in Gedanken war. Oder sie vergisst in der Schule ihr Sportzeug, ihre Jacke, etc.
Teilweise überraschte sie uns mit ihren komischen Einfällen und Zwängen, was sich aber etwas gelegt hat.

Nach ihrem Schulabschluss war es schwer, für sie eine Ausbildungsstelle zu finden. Es musste auch was sein, wo auf Schnelligkeit nicht so viel Wert gelegt wird.
Sie fand eine Lehrstelle als Floristin und ist jetzt am Beginn des 2. Lehrjahres. Zuerst war unsere Tochter begeistert, weil sie Blumen liebt. Doch jetzt zeigt sich schon, daß sie nicht flink genug ist und sich teilweise sehr ungeschickt anstellt.
Trotzdem haben wir die Hoffnung, daß sie nach der Lehre übernommen wird oder in einem anderen Blumengeschäft einen Job findet.

Ja, und jetzt die Sache, weshalb ich an eine Behinderung denke.
Zufällig bin ich vor kurzem bei der Mediathek im Internet auf ein Video gestoßen, wo ein Ehepaar seine Tochter vorstellt, die vom fragilen X-Syndrom betroffen ist. Das ist eine genetische Erkrankung, die bei Jungen zu einer geistigen Behinderung führt, während sie bei Mädchen meistens milder ausgeprägt ist. Als ich das Mädchen sah, dachte ich sofort an unsere Tochter. Der gleiche Blick, die gleiche Art zu sprechen, das gleiche eigenartig verlegene Lachen! Auch wie sie mit ihrer kleinen Schwester rumtobt, so kindlich eben. Denn genauso ist unsere Tochter auch. Wir waren im Sommer mit ihr im Urlaub in Italien und lernten dabei eine Familie mit einem 13-jährigen Mädchen kennen. Unsere nun erwachsene Tochter vergnügte sich die ganze Zeit mit diesem Mädchen. Sie albertern rum und lachten sich fast tot, als sie sich mal abends im Ort verliefen und den WEg zum Hotel nicht mehr fanden. Ehrlich gesagt war es mir schon mal peinlich und ich ermahnte sie, sich doch etwas erwachsener zu benehmen. Für unsere Tochter war es natürlich toll in den Ferien, weil man sich sonst überwiegend nur über sie lustig macht.

Jetzt meine frage:
Kann es sein, daß eine geistige Einschränkung so viele Jahre unerkannt geblieben ist?
Sollten wir untersuchen lassen, ob bei unserer Tochter ein Gendefekt vorliegen könnte?
 
D

dirk k

Gast
Hallo,

das ist möglich - eure Tochter ist jetzt 18 - die genetische Forschung und die Medizin haben sich weiterentwickelt.
Andere Frage was bringt es?
Sie hat einen Hauptschulabschluss und macht eine Lehre.

Meine persönliche Meinung: integriert sie ins Leben ich glaube da hat sie mehr davon.
Bevor ihr irgend welches Geld in teure Untersuchung steckt nehmt das Geld und versucht sie weiter mit Therapien zu fördern.
 
G

Gast

Gast
Ich antworte dir einmal aus der Sicht einer Tochter, die deiner sehr ähnlich zu sein scheint...
Als ich die Beschreibung über deine Tochter gelesen habe, habe ich mich und meine Erfahrungen im Leben darin gesehen.

Erst einmal zu mir: Ich bin Anfang 20, weiblich und war auch schon immer so wie deine Tochter. Immer sehr kindlich, die die als die "Komische" abgestempelt wurde (bis heute) und die, die in der Grundschule sehr schlecht abgeschnitten hatte und auch die sonstigen Erfahrungen deiner Tochter kommen mir sehr bekannt vor :)

Da mir von den Lehrern damals von einer Hauptschule abgeraten wurde, aufgrund des Umgangs auf einer solchen (wir haben im Umkreis nur eine gehabt, die einen sehr schlimmen Ruf hatte und ich dort mit meinem Gemüt einfach untergegangen wäre). Die Lehrer konnten mir aber leider keine andere Empfehlung geben, aufgrund der Noten und ich wurde zu einer Psychologin geschickt, die einen IQ-Test mit mir durchführen sollte (damit man etwas in der Hand hatte, ob man es mir zumuten könnte auch eine Realschule zu besuchen...).
Ich hatte laut der Psychologin einen IQ von 130 (also weit über dem Durchschnitt, viele würden es als hochbegabt bezeichnen, was ich jedoch eher ablehne..) und konnte somit auf die Realschule geschickt werden. Die Schule fiel mir trotzdem weiterhin schwer und ich konnte mich einfach nie integrieren und war einfach immer anders.... Lebte und lebe einfach in meiner eigenen Welt.

Heute studiere ich und es hat sich sonst aber nicht wirklich viel in meinem Leben geändert, ich bin immer noch so... Ich habe damals immer versucht herauszufinden, WIESO ich so bin, wie ich bin..
Heutzutage akzeptiere ich einfach wie ich bin. Ich höre auf nach Gründen zu suchen, wieso ich so bin, denn es gibt keinen Grund dafür - ich bin einfach so wie ich bin und das ist gut so !

Ich würde jedoch deine Tochter nicht so maßregeln aufgrund ihres kindlichen Verhaltens... Sie ist so wie sie ist, wieso muss sie denn so sein wie die anderen? Lass sie so sein, WIE sie ist - auch wenn ihr kindliches Verhalten das einer 13-jährigen gleicht. Du sagtest ja selbst, dass ihr diese Ferien sehr gut getan haben, da sie ja sonst nicht wirklich integriert ist.

Zur Ausgangsfrage noch einmal: Ich würde aufhören nach Gründen zu suchen. Deine Tochter ist wie sie ist und das ist gut so! Ich würde einfach nur versuchen, sie langsam auf das Leben vorzubereiten, ihr Selbstständigkeit beizubringen (ich weiß nicht, ob das ein Problem bei deiner Tochter ist, jedoch gehe ich von mir aus und ich bin für mein Alter super unselbstständig und müsste eigentlich schon lange meinen eigenen Weg gehen... bei mir ist das eher emotional als finanziell), ihr Hilfestellung leisten im Bezug auf die Integration in unsere Gesellschaft, ABER sie nicht verbiegen, denn sie muss nicht sein wie die Masse.

Mich haben viele Leute einfach nicht akzeptiert so wie ich bin, auch Familie.... Das war /ist schon sehr hart für mich, eben weil ich emotional immer noch nicht wirklich selbstständig und unabhängig bin. Also haltet zu ihr und ich denke, wenn ihr eure Tochter mit eurer Vermutung konfrontiert, wird sie sich wieder "anders", "komisch", "UNNORMAL" fühlen, da man sie aufgrund ihres ICHS als behindert und geistig zurückgeblieben einschätzt...

Individualität ist mehr wert als mit der Masse zu schwimmen, insbesondere in solch einer Gesellschaft, in der wir heutzutage leider leben.
 
G

Gast

Gast
Lass eine genetische Untersuchung auf das Fragile X-Syndrom durchführen. Dein Hausarzt berät und überweist dich. Läge der Defekt vor, könnte deine Tochter beruflich andere Unterstützung erfahren. Ich würde es unbedingt abklären lassen. Irgendwann sterben Eltern und wollen, dass die Kinder zurechtkommen. Dazu brauchen sie aber geeignete Unterstützung. Eine Diagnose hilft da weiter.
 
C

chrismas

Gast
Warum gehst du nicht einfach mal zu einem Neurologen und lässt deine Tochter untersuchen?

Mir würde zu der Beschreibung noch einiges mehr einfallen, wie zum Beispiel Epilepsie. Ich hatte mal etwas mit einer Frau die Epilepsie seit ihrer Kindheit hatte und die erzählte mir ähnliches, wo sie zum Beispiel mal mit dem Fahrrad fuhr und dann eine kurzzeitige Absence bekam und dann mit dem Fahrrad gegen so einen Betontopf fuhr und sich am Kopf verletzte (ist nur ein Beispiel).

Sich hier auf eine Erkrankung zu fixieren halte ich daher für weniger Sinnvoll, zumal ein kurzes Googlen bereits zu Tage fördert als Symptome:

...

All diese Symptome können, müssen aber nicht im Rahmen eines Fragiles-X-Syndroms auftreten.
Fragiles-X-Syndrom - DocCheck Flexikon
 
G

Gast

Gast
Wenn Euere Tochter unter ihrem anderssein leidet, dann würde ich sie mal einem Arzt vorstellen und das abklären.
Das sie ja doch beruflich einige Probleme zu haben scheint, würde ich das auch in Bezug auf ihre Zukunft abklären lassen. Wer weiss ob andere Arbeitgeber Verständnis für ihre langsame Art haben. So habt ihr vielleicht eine Diagnose und sie kann spezielle Hilfen bekommen. Sie ist doch noch jung und hat noch so viele Jahre Arbeitsleben vor sich.
 
E

Edy

Gast
Kann es sein, daß eine geistige Einschränkung so viele Jahre unerkannt geblieben ist?
Sollten wir untersuchen lassen, ob bei unserer Tochter ein Gendefekt vorliegen könnte?
Schwer vorstellbar... Würde so gar nicht zur medizinisch-psychologischen Generalüberwachung deutscher Minderjähriger passen. Außerdem hat sie Schulabschluss, Ausbildungsvertrag - ohne Eignungstest?

Und wie meistens interessiert es wohl kaum jemanden, aber mit 18 ist man volljährig und entscheidet selber, ob man sich untersuchen lässt. Das gilt auch für den vagen Verdacht einer "geistigen Behinderung", der aufgrund eines Videos von den eigenen Eltern irgendwo im Netz geäußert wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
E

Edy

Gast
Das ist eine genetische Erkrankung, die bei Jungen zu einer geistigen Behinderung führt, während sie bei Mädchen meistens milder ausgeprägt ist.
Übrigens hast du deine Frage bereits selbst beantwortet, falls an dem Gerücht was dran sein sollte...
 

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