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von den eltern enttäuscht

L

lostsoul

Gast
hallo...

dieser text könnte etwas länger werden. vielen dank schon einmal fürs lesen.

ich fang einfach mal ganz von vorne an.
ich war früher, bis ungefähr 12, ein verwöhntes einzelkind. wenn ich etwas wollte, dann hab ich es meistens bekommen. ich war papas liebling. meine mutter war mehr diejenige die immer nein gesagt hat. ich hatte zu meiner mutter nie eine wirklich enge bindung. sie war auch nie der fröhliche typ mensch.
mein vater hatte eine eigenen firma, tor- und türen geschäft. meine mutter ist krankenschwester und wir wohnten in einer ca. 110 m² eigentumswohnung. zu weihnachten kamen immer alle zu uns. tante u. onkel, oma u. opa, cousin u. cousine. und wir haben sehr schöne weihnachtsfeste verbracht.

irgendwann fingen meine eltern an sich nur noch zu streiten (konnte ich von meinem zimmer oben im dachgeschoss hören). was ich am schrecklichsten fand war, dass mein vater immer, wenn er betrunken nach hause kam, mir noch gute nacht sagen wollte. ich hab dann immer so getan als ob ich schlafen würde. ich fand diesen gestank einfach schrecklich.

eines tages, wollte ich meinem dad aus dem portmonaie 2 mark klauen und hab dabei einen liebesbrief von einer anderen frau gefunden. ich hab das dann einer freundin und nachbarin erzählt, im vertrauen. sie hat das ihren eltern erzählt und die haben es dann meiner mutter erzählt. ich hätte ihr das wohl nie erzählt. jedenfalls hat sie mich dann im auto darauf angesprochen. ja, so kam das raus. wie es dann weiter ging weiß ich nicht mehr genau. ich
glaube meine mutter hat sich dann von meinem vater getrennt aber er wohnte noch da. bin mir aber nicht sicher.

irgendwann, ein paar wochen oder tage später, war ich auf einer party eingeladen, die mit fahrrad 2 min. entfernt war. ich durfte eigentlich bis 22h wegbleiben, wollte aber gerne bis 23h und hab um 21h versucht meine mutter anzurufen, um zu fragen, ob ich länger bleiben darf. es ging niemand ans telefon. ich saß in dem kinderzimmer von dem gastgeber aufm bett und hab mir plötzlich vorgestellt, dass meine eltern sich beide an unseren dachbalken
aufgehangen haben. keine ahnung wieso. ich bin dann um 21h nach hause gefahren. obwohl ich ein paar minuten vorher noch fragen wollte ob ich länger bleiben darf.
als ich nach hause kam hab ich einen brief, darauf ein kondom mit erdbeergeschmack, gefunden. es war ein abschiedsbrief von meiner mutter. ich weiß nicht mehr was in dem brief stand. ich wollte dann ins schlafzimmer aber die tür war verschlossen. im bad am spiegel stand irgendwas mit lippenstift geschrieben. ich bin dann wieder zurück zur party, total am heulen und hab eine freundin und einen freund geholt. zusammen sind wir wieder zurück. ein nachbar hat dann die polizei und krankenwagen gerufen. meine mutter lag im bett mit weißer bettwäsche und einem strauß rosen darauf.
es ist alles gut gegangen. sie lebt noch ;) sie hatte tabletten genommen.
sie hat danach versucht mich zum psychather zu schleppen aber mir ging es gut. glaubte ich ;)

ich bin dann mit meiner mutter in eine andere wohnung gezogen, meine eltern ließen sich scheiden und das thema selbstmord wurde nie wieder angsprochen.

irgendwann mit 16 hat meine mutter mich rausgeschmissen und ich bin zu meinem vater gezogen. sie ist nicht mit mir klargekommen. ich denke weil ich meinem dad so ähnlich bin. ich hab mich dann natürlich bei der gemeinde umgemeldet. ich wusste aber nicht, dass sie dann 200 mark weniger im monat bekommt. sie hat mir dann totale vorwürfe gemacht. ich mein, woher soll eine 16jährige sowas wissen? sie meinte dann, sie hatte ja nur vorgehabt mich ein paar wochen bei papa zu lassen bla bla...

ich hab dann bei papa gewohnt. der war fast nie da, weil er einen wohnwagen in cuxhaven hat und immer dort war und auch dort viel gearbeitet hat. was ich dann irgendwann erfahren habe, durch meine mutter, dass es jede menge schulden gibt. als die scheidung durch war, wollten alle banken u. das finanzamt plötzlich das geld haben. ich glaube es waren 500.000 mark.
irgendwann meinte mein dad zu mir, ich war 19, ob ich nicht seine firma auf meinen namen nehmen könnte. er hat mir irgendwelche gründe genannt, die ich jetzt nicht mehr weiß. jetzt weiß ich das es wegen einer eidesstaatlichenversicherung war. er meinte ich bekomm 500 mark im monat dafür. ist doch klar, ich 19 und seh nur das geld und socblöd wie ich bin hab ich es gemacht.
ich bin dann irgendwann bei meinem dad ausgezogen.
dann folgte plötzlich eine kontopfändung, ein brief mit haftandrohung etc. natürlich alles auf meinem namen. es
ist alles gut ausgegangen und zum schluss lief die firma auch gut aber seit letztem sommer ist sie nun endlich von meinem namen weg. ein glück! eine last weniger...

als ich das erste mal ausgezogen bin, mit einer freundin zusammen, hab ich angefangen drogen zu nehmen (meine eltern wissen das nicht) und ich hab dadurch keine lust mehr auf job etc. gehabt und meine ausbildung geschmissen. ich bin dann wieder zurück zu meinem dad und hab zwei jahre lang nix gemacht. irgendwann hab ich bei einer firma als aushilfe in der produktion angefangen und innerhalb von 3 monaten bin ich ins büro, weil mein chef mehr in mir
gesehen hat. ich war dann seine rechte hand. er hat mir eine ausbildung angeboten in der ich normales gehalt bekommen habe. wirklich glück hatte ich :) ich hab dann angefangen nur noch zu arbeiten. 13 std. am tag war nix. am wochenende und und und.

ich hab zu meiner mutter ein immer besseres verhältnis bekommen. leider ist das seit letztem jahr wieder alles kaputt. sie sollte mich und eine freundin in die city fahren. auf dem weg dorthin hab ich gemerkt, dass sie angetrunken war. wir haben nix gesagt. was für eine mutter bringt ihr eigenes kind in solch eine gefahr? mein vater
trinkt auch ständig. und meine mutter hat auch immer bacardi im kühlschrank. ich mein, ich trink auch mal gerne ein glas wein aber nicht abends in der woche bacardi/cola. seitdem ist meine mutter nur noch nervig. ich rede so übel mit ihr. aber sie fragt mich auch nie was ich habe. ich hab bevor das war auch mal einfach bei ihr geschlafen. und das passiert gar nicht mehr. wenn ich sie besuchen fahre, dann höchstens 30min. und das ist schon schwer. freitag wollen wir kissen kaufen zusammen. ich weiß gar nicht was ich mit ihr reden soll.

meine eltern sind für mich irgendwie einfach nur zwei menschen, mit denen ich aufgewachsen sind. sie waren schon immer mehr mit sich selbst beschäftigt als mit mir. immer musste ich sagen, "mit alkohol fährst du aber jetzt nicht mehr". sowas ist aufgabe der eltern den kindern zu sagen und nicht andersrum. ich musste schon früh auf eigenen beinen stehen und lernen alleine zurecht zu kommen. ich hab immer das gefühl erwachsener als sie zu sein.

mein dad hat jetzt noch einen sohn. er ist 8 jahre alt. ich seh ihn ganz selten. ich finde das auch nicht schlimm. ich finde es gut, denn dann nervt er mich nicht so ;)
obwohl ich zur zeit recht gut mit ihm zurecht komme. ab und zu denke ich mal daran, dass er wohl recht früh an einem herzinfarkt oder was ähnliches sterben wird. der ganze alkohol und dann sein ständiger aspirin verbrauch. aspirin verdünnt ja das blut. er hat auch immer nasenbluten. aber zum arzt würde er nie gehen. ich versuch das immer von mir weg zu schieben.

na ja, jedenfalls weiß ich gar nicht wie es ist eine "richtige" familie zu haben. die einen unterstützt und rückhalt bietet. vielleicht habe ich deswegen so hohe ansprüche an freundschaften, weil diese mein familienersatz sind?! ich bin ein absoluter familien-mensch. nur nicht bei meiner eigenen...
ich denke darum kann ich auch so schwer menschen vertrauen. ich seh hinter jeder ecke eine gefahr. rechne immer mit dem schlimmsten. aber ich bin auch immer enttäuscht worden. wie soll man da vertrauen fassen?

so, das war das erste mal, dass ich mir das von der seele geschrieben habe. ich hab bestimmt einige details vergessen
aber ich denke es ist eh schon ganz schön lang geworden.

danke fürs lesen!

lostsoul
 

Beate

Sehr aktives Mitglied
Liebe lostsoul,

einiges wusste ich ja schon von Dir. Danke für Dein Vertrauen uns gegenüber. Deine Sehnsucht nach Familie ist sehr groß, so wie bei vielen von uns. In der letzten Zeit wird mir immer klarer, dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann. Eine "Wunschfamilie" kann man sich "zusammenstellen". Dich und einige andere würde ich als meine Kinder annehmen.

Meine Familie (meine beiden Töchter und ich) sind für mich das Größte. Es gibt nichts was für mich wichtiger ist. Seit dem ich Mutter bin weiß ich, dass ich bis zum Ende für meine Kinder da sein werde. Vielleicht sind sich einige Eltern der Verantwortung für die Kinder nicht bewusst. Kinder haben nicht gesagt "ich will auf diese Welt"; wir Eltern sind dafür verantwortlich.

Es ist mir aber auch klar, dass Kinder ein eigenständiges Leben führen werden. Wenn meine "Kleine" irgendwann ihre Wege gehen möchte, werde ich sie "in Liebe" gehen lassen. "Da sein" werde ich immer für meine Kinder.

Lostsoul, es tut mir leid wenn Du so ausgenutzt wurdest, wenn Du jetzt allein gelassen wirst. Du bist ein warmherziger Mensch der Geborgenheit verdient.
 

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