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vom Vater verlassen

G

Gast

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Hallo zusammen.
Ich bin neu hier und erstmal mehr als froh, dieses forum gefunden zu haben. Meine Situation ist gar nicht so super außergewöhnlich, glaube ich, aber irgendwie gibt es nur foren für verlassene Eltern.
Nun zu meiner Situation. Und vorab, es ist etwas verwirrend.
Ich bin 18 Jahre alt und lebe bei meiner Mutter, zusammen mit ihrem Mann (den ich Papa nenne, da sie zusammen kamen, als ich 4 war) und deren gemeinsamer Tochter (also meine Schwester, die jetzt 14 ist) . Es ist wahrscheinlich direkt zu sehen, dass meine Schwester recht schnell und absolut ungeplant kam.
Aber zurück zu mir. Ich habe natürlich auch einen leiblichen Vater. Den habe ich mit 2 Jahren das erste Mal gesehen, aufgrund von Gerichtsverfahren im Hinblick auf die Vaterschaftsanerkennung , die er verleugnet hat. Den dadurch erfolgenden Vaterschaftstest, welcher natürlich positiv ausfiel und die Tatsache, dass er zu dem Zeitpunkt meiner Geburt schon seit über einem halben Jahr nicht mehr mit meiner Mutter zusammen war ,in einer anderen Stadt lebte und wie meine Mutter nichts von der Schwangerschaft wusste. Ja, meine Mutter hatte bis ca 5 Minuten vor meiner Geburt offenbar keine Ahnung, dass sie schwanger war. Und so war ich a) nicht geplant , b) eine riesige Überraschung und c) ungewollt auf Seiten meines Erzeugers.
Das alles habe ich allerdings erst im Alter von 14 Jahren herausgefunden, als mein leiblicher Vater mir das alles in einer wutendbrannten Email schrieb.
Zurück zu mir als Kind. Ich habe meinen leiblichen Vater dann alle zwei Wochen in der Wohnung meiner Mutter getroffen. Als ich dann vier Jahre alt war, zogen meine Mutter und ich zu ihrem neuen Freund (ein wundervoller Mensch im übrigen) in eine andere 100km entfernte Stadt , die auch näher bei meinem leiblichen Vater lag. Und dann kam meine Schwester zur Welt. Mit dem Tag war mein Vater für niemanden von uns mehr zu erreichen. Er kam nicht mehr, ging nicht ans Telefon und ich wartete jeden Tag auf ihm. Meine Mutter und mein Papa (also ihr Freund) standen also jetzt mit einem vier jährigen Mädchen da, das nicht verstand, warum ihr Vater nicht mehr kam. Zu der Zeit habe ich dann Papa gefragt ob ich ihn Papa nennen darf, weil meine Schwester das ja auch tun würde und ich das dann auch wollte. Klar waren wir irgendwo eine Familie, aber ich war immer irgendwo der aussenseiter. Ich habe nie wieder was von ihm gehört und meine Oma tröstete mich mit lügenmärchen , er sei in China zum arbeiten. Mein Opa brachte seinen schimpfwortwortschaft auf fordermann indem er fast jeden tag ein neues für ihn erfand und ich sass jedes wheinachten und jeden Geburtstag heulend da.
So ging das bis 2010. In dem Jahr wurde mein Opa plötzlich sehr krank. Ich hatte immer rin besonderes Verhältnis zu meinen grosseltern, da ich die ersten paar jahre dort gelebt habe, da meine Mutter viel arbeiten musste.
Als er schliesslich im Juli starb war das der bis heute schlimmste Tag meines Lebens.
Da hat meine psyche schon einen knacks abbekommen.
Aber dann kam im Oktober ein brief vom Jugendamt der mich noch mehr durcheinander bringen sollte. Mein leiblicher Vater hatte durch seinen Anwalt ein schreiben an das Jugendamt geschickt. Er wolle Informationen über mich und wissen was ich alles über ihn weiss und er hätte genug davon immer nur zu zahlen (er hat das geld, es tut ihm kaum weh) . In dem schreiben stand er sei verheiratet und hätte zwei Söhne.
Ich schrieb ihm ein jahr später, hinter dem Rücken meiner mutter einen Brief (sie verbot es, aus angst er könnte mich erneut so fallen lassen).
Er antwortete, versuchte seine beweggründe für damals zu erklären und schickte mir bilder von sich und meinen kleinen brüdern (heute 8&10).
Wir hielten email Kontakt, bis es dann zu einem Treffen kam. Er wirkte nett und interessiert an mir. Er erzählte von seinen Söhnen und versuchte zu erklären dass er die Entscheidung damals mit vielen verwandten und freunden überlegt hatte und der ansicht war, dass ich eine familie hätte und er nur ein störfaktor geworden wäre.
Ich hatte da nie wirklich verständnis für, aber ich war neugierig auf ihn und meine Brüder.
Dann ging der kontakt wieder ein. Es gab streit weil er der ansicht war, ich würde zu viel erwarten (ich fand eine email in 2 oder auch mal drei monaten etwas wenig.) Dann gab ich ihm zeit und sagte ich müsste mir mal gedanken um unsere beziehung machen. Und dann kam diese wütende email. Dann ein kontaktabbruch. Dann wieder kontakt , dann liess er mich wieder fallen und so weiter. Ich durfte nie seine Frau oder meine Brüder kennenlernen. Er ließ mich immer wieder fallen, hat mich immer wieder vertröstet wenn ich ihn sehen wollte und inzwischen kann ich tatsächlich sagen dass wir uns nur 6 mal gesehen haben. Und dann hat er gesagt dass ich falsche Erwartungen an ihn stelle. Ich würde ihn in eine Vaterrolle zwängen die er nicht sein kann und will. Und dann brach der kontakt wieder ab.
Ich will mich nicht beschweren, ich habe meinen Papa und liebe ihn, er hat mich bei allem immer voll unterstützt, sogar bei der sache mit meinem leiblichen vater, aber irgendwo ist immer dieser Hintergedanke, dass er es doch nicht ganz ist.
In diesem ganzen Zeitraum wurde zusätzlich meine Oma dement. Das war sehr schwer für mich und meine Familie. Meine mutter ist teilweise dreimal die woche die 100km in die andere Stadt gefahren um meinen onkel zu unterstützen und sie zu pflegen. 2013 wurde meine oma endlich erlöst.
Jetzt die Ironie des Jahres. Auf dem Friedhof, auf dem meine grosseltern begraben liegen, liegt 2 Gräber weiter der Vater meines leiblichen Vaters, welcher zwei Monate nach meinem opa gestorben war.

Ich habe vor kurzem mein abi bestanden - so grade eben. Durch diese ganze Geschichte fing ich an zu ritzen, zu schwänzen, was früher nie mein ding war, ich hatte immer 0 unentschuldigte fehlstunden, bis zur 11 klasse. Dann wurden es schnell viele stunden die da standen. Ich habe es dann 2014 geschafft mich meiner mutter anzuvertrauen, nachdem ich eingesehen habe, dass ich alleine nicht von diesem Mist (das ritzen) loskomme . Diese hat mit mir Ewigkeiten geweint und dann sind wir zum Arzt, welcher mir eine Psychotherapie verschrieben hat, zu welcher ich jetzt seit fast einem Jahr gehe.
Es geht langsam in die richtige Richtung, aber ich wünschte ich würde meine Brüder kennen lernen und nicht erst warten müssen, bis sie alt genug sind um das zu entscheiden, wenn sie es überhaupt erfahren. Ich wünschte mein leben wäre in einfacheren bahnen verlaufen. Ich wünschte ich wüsste was ich über meinen Erzeuger denken soll. Denn ich komme mir vor wie ein Experiment : schauen was draus geworden ist und wieder gehen.
Ich kenne diesen Mann ohne den ich nicht hier wäre kaum. Er ist wie ein fremder und zwei andere Kinder haben das Recht seine kinder zu sein? Das ist unfair und trotzdem wird mir bei dem Gedanken daran, dass es unfair ist übel.
Es ist alles so verwirrend - und das ist alles schon die simple Form.
Eig ist da noch so viel mehr verkorkstes in meinem Leben. Dabei ist meine Mutter, neben meinem Onkel wirklich der beste Mensch auf der Welt.
So ich musste das alles mal loswerden, und google konnte mir kein passenderes forum zeigen. Ich hoffe das ist in Ordnung.
Danke
A.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Es geht langsam in die richtige Richtung, ...
Hallo Gast,
ich denke, es ist wichtig, dass du deutlich
siehst, welche Dinge in deinem Leben in
deiner eigenen Hand liegen und welche
nicht - denn Energie darin zu investieren,
deinen Vater zu ändern, ist eher sinnlos.

Die ist besser bei dir selbst und bei den
Menschen aufgehoben, die dir nahestehen
und sich um dich gekümmert haben. Nur
weil dich jemand gezeugt hat (zumal wenn
das nicht das Ziel der sexuellen Aktivitäten
war), hat er nicht verdient eine so große
Bedeutung zu haben, wie du sie ihm zu
geben bereit bist.

Es sind ja nicht nur seine Gene, die du in
dir trägst, sondern auch die von vielen
Ahnen vor ihm, die du auch nie kennen ge-
lernt hast. :)

Also definiere weiter, was für dich die "rich-
tige Richtung" ist und schau, was dich dahin
bringt.

Alles Gute!
Werner
 
G

Gast

Gast
Ich stimme Werner zu.
Etwas wundert mich:
Dein Onkel und Deine Mutter sind Deine wichtigen Menschen. Was ist mit Deinem Papa? Der Mann, der Dich aus freien Stücken liebt, ohne dass man das "aus biologischen Gründen" von ihm erwartet, zeigt Dir doch, dass Du für ihn sehr wertvoll bist. Warum siehst Du Dich denn als Außenseiter? Er wäre doch dann genauso Außenseiter wie Du, oder?
Deine Schwester, die Du seit ihrer Geburt kennst, ist doch auch ein sehr wichtiger Mensch in Deinem Leben. Wenn Ihr später beide im Berufsleben steht oder/und Familien habt, könnt Ihr Euch sehr unterstützen und Erfahrungen diskutieren.
An Deiner Stelle würde ich diese beiden menschen zu meinen wichtigsten menschen dazuzählen und nun sind es schon 4!

Zu Deinem Vater:
Er findet wohl auch, dass das Zusammenleben wichtiger ist, als die Biologie. Er will sein Leben nicht ändern und keine Konflikte mit seiner Frau riskieren. Du bist ihm "passiert". Aber er ist ja manchmal auch zugänglich. Er akzeptiert Dich, kann aber irgendwie aufgrund seiner Lebensumstände nicht näher auf Dich eingehen. Das kannst Du nicht ändern, aber sieh doch bitte auch folgendes:
Er ist im Grunde kein schlechter Mensch, er kommt nur nicht damit klar, neben seiner Familie noch regelmäßigen Kontakt zu einer außerehelichen Tochter zu haben. Vielleicht weiß seine Frau nichts von Dir. Natürlich haben es in diesem Punkt Deine Brüder besser. Andererseits hast Du ja Deine Mutter und Deinen sozialen Papa, der Dich echt zu schätzen weiß.
Dreh es doch mal um:
Dein Vater konnte Dich kaum sehen,aber ein anderer Mann, Dein Papa, "darf" das und er durfte Dich sogar aufwachsen sehen und kennt Dich besser. Glück für Deinen Papa. Dein Vater ist selbst schuld, dass er sich das entgehen lies ;)

Toll, dass Du Dein Abi geschafft hast!!!
Lass das Ritzen, warum bestrafst Du Dich?! Du kannst am wenigsten dafür und jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Uni oder Ausbildung. Neue, wertvolle Menschen kommen ins Leben und bereichern es...

Alles Liebe
 

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