Schade, dass gazelle im Zuge dieses Threads das Forum verlassen hat. Aber ich kann es verstehen. Das, was hier passiert ist, geschieht leider häufig.
Da gibt es Menschen, die sind schwer verletzt, haben Wut und Trauer in sich, erleiden Schmerzen, werden von Angst gequält. Die suchen einen Ort, wo sie all das erst einmal lassen können. Wo sie den ganzen Gefühlsschwall mal rauslassen können. Und das ist so wichtig. Verletzungen, über die wir nicht reden können, graben sich tiefer ein als jene, die wir in Worte fassen können und dürfen.
Genau dazu wurde gazelle ermuntert. Schreib mal einen Brief. Das hat sie gemacht. Meiner Meinung nach noch viel zu kontrolliert. Aber vielleicht hatte sie die Schranke ja, weil sie es hier posten wollte.
Und was passiert?
Statt es einfach stehen zu lassen, statt diesen Menschen, der eine schwerer Verletzung mit sich trägt, einfach mal in den Arm zu nehmen und zu sagen, ja, das tut scheiße weh, arme gazelle, statt ein bisschen Mitgefühl zu zeigen, wird sie in die Pflicht genommen. Es wird analysiert.
Es ist schwer, das auszuhalten, wenn jemand seine Wut zeigt, wenn jemand seine Verletzlichkeit preis gibt, wenn einer zeigt, dass er gerade sehr bedürftig ist. Aber eigentlich muss man dann nicht viel mehr tun, als seine Sympathie zeigen.
(...)Hier wird eine Grenze überschritten, die nichts mehr groß mit Verarbeitung zu tun hat, sondern mit Unterbuttern und rigoros fertig machen.
Ist das Gleiche als ob ich jemandem die Pest wünsche...
(...)Oder gehört das einfach nur zu deiner Wut-Stufe mit dazu?
Es ist eine entscheide Stufe der Verarbeitung von Wut. Hast du noch nie gehört, dass Wut blind macht? Was denkst du denn, aus welchen Gründen manche Leute austicken und sagen, sie haben nur noch rot gesehen?
Hast du noch nie in deinem Leben jemanden die Krätze an den Hals gewünscht?
In so einem Verarbeitungsbrief darf man das nicht nur, sondern man sollte es sogar tun. In diesem Moment verarbeitet man den Schmerz.
Du redest über sie und sie kann sich nicht verteidigen. Ist das jetzt wirklich besser als das, was sie getan hat?
Wow, da besteht aber ein himmelweiter Unterschied!
Gazelle ist in dieses Forum gekommen, um ihren Schmerz zu teilen und sie wurde aufgefordert, doch mal alles rauszulassen. Genau das hat sie getan.
Dabei wurde niemand verletzt, denn wir wissen weder wer gazelle ist noch kennen wir ihre Freundin. Entsprechend geht mich diese Frau auch nichts an. Sie ist nicht hier, ich werde ihr wahrscheinlich nie begegnen und wenn, dann wüsste ich wahrscheinlich nicht mal, dass sie es ist.
Was diese Frau dagegen getan hat, das war Lügen gegenüber ihren Freunden zu erzählen und damit hat sie gazelle direkten Schaden zugefügt.
Wo und wie fügt denn gazelle dieser Frau Schaden zu?
Ihr habt jemanden, der euch um Hilfe gebeten habt, im Stich gelassen, indem ihr Partei ergriffen habt für eben die Frau, die sie verletzt hat. So sehe ich das.
Wäre vielleicht anders gewesen, wenn Du Deinen Thread gleich Abkotz oder Lästerthread genannt hättest, dann würde jeder gleich wissen, das ist nur ein Blitzableiter. Du aber wolltest laut Überschrift Hilfe beim Umgang mit Wut und Verzeihen. Das ist was ganz anderes. Da würde es NUR um Dich und DEINE Gefühle gehen.
Um was geht es denn anderes als um die Gefühle von gazelle? Sie hat gesagt, sie wurde verletzt und sie hat gesagt, warum sie verletzt wurde. Was hat das mit Lästern zu tun? Vor allem, über wen lästert sie denn hier? Kennst du die Frau persönlich? Wenn nein, warum verteidigst du dann sie und stellst dich nicht auf die Seite der Person, die dich um Hilfe gebeten hat?
Nicht aber um etwas, das jetzt nur um das Verhalten eines anderen Menschen geht. Du regst Dich nicht über Deine Wut auf und suchst einen Weg da raus, Du regst Dich auf über etwas, das schon längst vergangen ist und nicht zu ändern. Du möchtest nun Bewertungen eines Verhaltens, das hier subjektiv nur wiedergegeben werden kann. Das ist, wie es Chinoco schon sagt, Hetze.
Das war eigentlich nur ein Hilfeschrei. Da stand nur klar, boah, scheiße, das tut so weh und ich bin so verletzt worden und stellt euch vor, was diese Frau mir angetan hat. Da ging es nie um diese andere Frau.
Nur ging es eben anfangs um etwas ganz anderes. Ich persönlich weiß nicht, ob es gut ist, hier nun weiter auf diese Weise über einen anderen Menschen so zu reden, wie Du auch nicht wollen würdest, dass man über Dich redet.
Sag mal, hattest du in deinem Leben noch nie eine richtige absolute Wut auf jemanden?
Vielleicht hatte sie einen Grund so zu handeln. Egal, ob das nun moralisch toll war oder nicht.
Ehm, natürlich hatte sie einen Grund so zu handeln. Und? Ein Kinderschänder hat auch einen Grund, sich an einem Kind zu vergehen. Also zucken wir freundlich mit den Schultern und schauen zu?
Es spielt doch überhaupt keine Rolle, welchen Grund sie hatte!
Und müssen wir nicht davon ausgehen, dass auch gazelle einen Grund für ihr Handeln hatte, für ihren Brief? Das vergeßt ihr völlig über euren Kampf für die Gegenseite.
Fakt ist, Du hast ein Problem, mehr ist für mich nicht wichtig. Ich schaue einfach nur, wie man dann am besten da ran gehen kann. Ich werte gar nicht.
Sorry, aber so liest sich das in keinster Weise. Wenn sie dir wichtig wäre, hättest du geschaut, was sie jetzt in diesem Moment braucht und das ist ganz sicher keine Belehrung über korrektes Benehmen.
Da hat jemand ganz einfach einen Ort für seine Wut gebraucht und ein paar Leute, die gesagt hätten, oh je, du Arme.
Ich gehe mal davon aus, dass ihr es einfach nicht kapiert habt. Aber dann solltet ihr trotzdem mal genauer hinschauen und bemerken, dass euer Verhalten verletzend ist.
Es war Dir ein eigenes Bedürfnis, dass man Dir glaubt und es Dir auch zeigt und Du möchtest gern, dass andere ihr Verhalten genauso sehen, wie Du es hier präsentierst und Dir zustimmen, dass so was doch überhaupt nicht geht.
Ja, ganz genau, das brauchen Menschen, die in der Lage von gazelle sind. Einen Zeugen, jemand, der ihnen glaubt, der anerkennt, wie schwer sie verletzt worden sind. Jemand, der ihnen sagt, dass alles okay ist und dass ihr Schmerz gerechtfertigt ist.
Nun springt da aber auch nicht jeder einfach mal so drauf an, sondern hinterfragt auch mal was, geht mit dem Thema so um, wie er es bei eigenen Problemen vielleicht auch machen würde. Darf er doch.
Ist es eine Frage von Dürfen? Ich denke immer, in manchen Situationen sollte man einfach mal die Schnauze halten!
Du kannst hier versuchen, Dir zu holen, was Du brauchst, aber Du kannst leider nicht voraussetzen, dass alle unbesehen Dir nur zustimmen. Das geht schlicht gar nicht.
Das ist aber genau das, was Menschen mit einem Trauma, welcher Art auch immer, brauchen. Die brauchen kein Hinterfragen, kein Analysieren, kein "ich weiß genau, was du jetzt machen musst". Und diese Menschen können sich nicht das holen, was sie brauchen, weil sie schutzlos sind. Das sind Menschen, die gerade ihre Schwächen anderen gegenüber offen gelegt haben.
Dann wäre die Fragestellung eine ganz andere gewesen und man wäre anders heran gegangen. Man hätte gewusst, dass so was kommt, wie es nun hier gekommen ist.
Ich denke mir immer, wenn ich in so einem Forum bin, dann weiß ich, dass viele Menschen verletzt sind, dass sie schutzlos sind. Und genau an diesem Punkt ist meine Maxime, entweder ich weiß sehr genau, worüber ich rede oder ich halte den Mund.
Indem ich aber das Ganze mal anders betrachte als Du, hättest Du hier mal die Möglichkeit, Dir das anzusehen und eventuell für Dich selbst weiter zu kommen. Es sind nur Anregungen. [/QUOTE]
Ist dir nicht aufgefallen, dass sie immer noch in ihrer Wut feststeckt? Sie kann gar nicht über Anregungen reflektieren. Damit ist sie schlicht überfordert. Dazu müsste erst mal die Wut raus. Der Brief war nur der erste Schritt, aber der war noch viel zu kontrolliert, noch viel zu brav. Ich denke nicht, dass sie sich ihrem Schmerz gestellt hat, dass sie ausreichend getrauert und geweint hat. Und bevor sie das nicht getan hat, gibt es keine zwei Seiten. Da gibt es immer nur den alles umspannenden Schmerz.
Und ich bewerte einfach auch IHRE Handlung nicht. Kann ich doch auch gar nicht. Ich kenne nicht ihre Gründe, ich kenne von ihr gar nichts, außer den paar Zeilen, die Du hier geschrieben hast.
Noch geht es gar nicht um diese andere Frau. Im AUgenblick wäre es darum gegangen, einfach nur für gazelle da zu sein. Sich auf ihre Seite zu stellen. Mit ihr gemeinsam über dieses miese Biest herzuziehen und sie zum Teufel zu wünschen. Das wäre die Hilfe gewesen, die sie gebrauch hätte. Dann hätte sie ihren Schmerz ausleben können und die Wut gehen lassen können und DANN, aber auch wirklich erst DANN hätte man dieser Frau wieder ein Gesicht geben können und man hätte anfangen können zu reflektieren und zu verstehen.
Du musst nicht ihre Schwächen und Probleme breit treten, um verstanden zu werden.
Da geht es nicht darum verstanden zu werden. Da geht es darum, das Trauma zu benennen. Ist eigentlich jemandem von euch aufgefallen, dass wir es hier mit einem Trauma zu tun haben? Dass deshalb die Gefühle noch so stark da sind? Und das Heilen kann nicht einsetzen, bevor man das Trauma nicht in Worte gefasst hat. Sie hat hier nicht gehetzt, sie hat versucht, den ersten Schritt in Richtung Genesung zu machen.
Wenn ihr gazelle Raum für ihren Schmerz gegeben hättet, wenn ihr sie hättet erzählen lassen, hättet ihr helfen können. Was jetzt geschehen ist, ist eine Retraumatisierung. Ich bin gespannt, wann sie das nächste Mal die Kraft und den Mut hat, dieses Trauma wieder anzusprechen und hoffentlich Worte dafür zu finden.
Vielleicht liest sie ja hier noch, obwohl sie sich hat löschen lassen. In diesem Fall, gazelle, kann ich dir wirklich nur raten, hör nicht auf, diese Briefe zu schreiben, kotz dich aus, lass es raus und bitte, wünsche ihr frei und fromm die Krätze an den Hals. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem du merkst, es wird dir besser gehen und das ist der Punkt, an dem man all das Gesagte wieder zurücknimmt. Was auf uns zurückkommt, sind unsere ureigensten, tiefsten Wünsche, aber keine aus Wut daher gesagten Worte. Die darfst du gerne sagen, solange du sie nicht meinst.
Gleiches mit Gleichem? Macht Dich das nun besser als sie? *ziemlich unreif und wirklich nichts anderes als das, was sie getan hat. (und auch hier von mir NUR eine Feststellung)
Oh je, du stellst also das Verhalten, das bei gazelle ein Trauma ausgelöst hat, gleich mit ein paar hastig dahin geschriebenen Worten in einem Brief, der der Verarbeitung dient, von dem die gute Frau nie etwas erfahren wird? Sorry, aber ich sehe da einen gravierenden Unterschied.
Es kommen immer wieder Menschen in dieses Forum, die einfach nur einen Ort suchen, wo sie ihren Schmerz sichtbar machen können und wo sie ihrem Trauma Worte geben können. Ich würde mir wünschen, dass ihr diesen Menschen den Raum geben würdet, den sie brauchen. Es reicht völlig, wenn man schreibt: Das tut mir sehr leid für dich. Das ist furchtbar, was dir passiert ist.
Tuesday