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Vom Nachbar & vom Freund meiner Eltern missbraucht

G

Gast

Gast
Hallo,
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin 18 Jahre alt & meine Vergangenheit ist wirklich nicht die beste. Meine Eltern haben sich vor 5 Jahren scheiden lassen & seitdem lebe ich bei meiner Mutter. Mein Vater war gewalttätig und hat mich & meine Geschwister geschlagen und meine Mutter hat meistens nur zugesehen.
Meine Eltern führen einen Scheidungskrieg vom allerfeinsten. Seit der Scheidung musste ich schon unzählige Male mit vors Gericht, Jugendamt, etc.
Zu meinen Brüdern habe ich keinen Kontakt mehr.
Meine Freunde bewundern mich, dass ich mit all dem fertig werde. Anfangs hatte ich meine Probleme, aber es ging mir von Zeit zu Zeit besser. Ich bin auch nie zum Psychologen, da ich der Meinung bin, ich schaffe das alles selber.
Nun leider ist mir vor einigen Monaten etwas schlimmes von früher eingefallen. Ich hab das so verdrängt, dass ich zuerst überhaupt nicht wusste, woher die Erinnerungen kamen und ob das vielleicht alles nur Einbildung war. Doch als ich dann von meiner Mutter so gewisse Dinge von früher wissen wollte, hat sie mir zaghaft geantwortet & ich musste ihr regelrecht jedes Wort aus der Nase ziehen.
Wir hatten früher einen Nachbar, zu dem ich nicht alleine gehen durfte weil meine Mutter Angst um mich hatte, da sie genau wusste, dass er auf kleine Mädchen steht. Der Mann von der besten Freundin meiner Eltern war auch so einer.
Ich durfte nie alleine mit beiden sein, mein Vater hat sich zwar keine Gedanken gemacht aber meine Mutter. Doch trotzdem wurden beide zu jeder Geburtstagfeier & anderen Party zu uns nach Hause eingeladen.
Ich war oft alleine mit einem von beiden & habe es auch nicht verstanden, was sie mit mir gemacht haben. Meine Mutter wusste von der bestehenden Gefahr und doch war sie so naiv zu glauben, dass sie das mit mir nie machen würden & schon gar nicht, wenn sie bei uns daheim zu Besuch waren.
Ich wurde von beiden angefasst & sie haben mir ziemlich wehgetan. Natürlich hab ich das niemandem erzählt, aber als mir alles wieder eingefallen ist, hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich hab das Gefühl, dass ich wieder am Anfang stehe. Es kommt einfach alles wieder hoch, die ganze Trennung, der Scheidungskrieg, mein gewalttätiger Vater..
Das würde aber auch so einiges erklären: ich habe schreckliche Angst vor Bindungen, ich kann mit niemandem intim werden & ich habe Angst vor Berührungen jeder Art.
Vor einiger Zeit habe ich jemanden kennengelernt & wir lieben uns beide sehr. Doch ich habe so eine Angst, eine Beziehung mit ihm einzugehen.. Ich habe Angst, dass er irgendwann mit mir schlafen will & ich finde es schon so schwierig ihn zu küssen.
Ich will es aber auch niemandem erzählen, was früher passiert ist. Weil dann kommt alles noch mehr hoch. Nach außen hin merkt mir niemand was an. Ich hab in all den Jahren der Angst, Gewalt & Trauer gelernt, meine Gefühle niemandem zu zeigen.
Das nächste ist, dass es schon so viele Jahre her ist & mir keiner mehr glauben würde. Außerdem will ich mit den ganzen Menschen von früher nichts mehr zu tun haben, geschweige denn, sie noch einmal wiedersehen.
Doch das alles macht mich wirklich fertig & ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich habe mich schon selber gefragt, ob ich es vllt dem Jungen, den ich so liebe, erzählen soll. Es macht mich ziemlich fertig & ich denke auch, dass ich ihm Rechenschaft schuldig bin, ihm zu erklären, warum ich keine Beziehung mit ihm eingehen kann/will...
Ich bin jeder Hilfe von euch dankbar!
 

Dess

Aktives Mitglied
Lieber Gast,

schön und mutig, dass Du Dich uns anvertraut hast. Du warst viel zu lange alleine mit vielen Traumata ! Dass Du zeitenweise Dinge verdrängen musstest um überleben zu können, kann man gut verstehen und ist auch gesund.
Doch jetzt, wo Du ein wenig Abstand hast ( den diversen Tätern nicht mehr begegnen musst), kann sich Deine Psyche leisten, an den Dingen WIRKLICH zu arbeiten, die nämlich Dein Leben ( sprich wichtige Beziehung unter anderem) eben trotz dem belasten. Verdrängtes ist eben verdrängt, und nicht verarbeitet. Und Traumata die nicht verarbeitet sind, beeinflussen unser ganzes Leben negativ.

Deshalb empfehle ich Dir DRINGEND eine Psychotherapie zu machen, nicht mehr alleine mit all dem zu sein. Jetzt ist es an der Zeit Dir helfen zu lassen, denn ich kann Dir aus eigener und aus jahrzehntelanger Erfahrung als Psychotherapeutin versichern, dass wenn Du jetzt weiterhin verdrängst, Dein Leben ungut herauskommt. Ich kann Dein Angst zu einem oder einer ( vielleicht besser ?) Psychotherapeutin zu gehen verstehen. Man hört ja Schauermärchen, die jedoch in der Regel nicht stimmen. Klar gibt es unter Psychotherapeuten auch faule Eier ( wie in jedem Beruf), doch wenn Du auf Deine innere Stimme bei den ersten Sitzungen horchst ( frage Dich , werde ich diesem Menschen je vertrauen können...stimmt etwas nicht...), und diese auch ernst nimmst, kanns Du verhindern an die falsche Person zu geraten. Dann zögere bitte nicht, jemand anderes zu suchen. Der Aufwand lohnt sich, denn die Chemie sollte zwischen Euch stimmen. Gerade wenn es um so Wichtiges wie bei Dir geht.


Möchte Dir auch Deine Angst in Sachen Überflutung ( in einer Therapie) nehmen: ein guter empathischer Therapeut holt den Klienten genau dort ab, wo er ist. Denn er weiss, dass man mit heikler Materie sehr vorsichtig umgehen muss. Jeder Klient der in eine Therapie geht, kommt mit seinen Aengsten ( das ist üblich), gerade wenn er noch nie einschlägige Erfahrungen gemacht hat, doch das ist nicht nötig. Du wirst in erster Linie ERLEICHTERUNG spüren.
Die Erfahrung, wie es ist, nicht mehr allein mit seinen Traumata zu sein kann Dir niemand beschreiben und vermitteln. Das ist etwas das jeder ERLEBEN muss. Und was dazukommt, ist, dass der Gesprächsstil in einer guten Psychotherapie sich total von dem unterscheidet , das Du kennst. Und genau das leitet dann auch die Veränderung, "Heilung" ein. Man muss allerdings keine Wunder erhoffen, denn über Nacht kann Heilung dieser Art nicht geschehen ( sonst ist sie wieder nicht echt, bzw. bleibt weitgehend verdrängt). Doch das Schöne ist, dass Du nach jeder Therapiestunde eben Fortschritte erlebst..was Dich zum Dranbleiben motiviert, auch wenns schwer ist.

Ich finde, wenn Du Deinem Freund vertraust ( und so kommt es zu mir rüber) solltest Du ihm unbedingt von Deiner Geschichte, Biographie erzählen. Nicht "nur" damit er dann mehr Verständnis und Geduld "nur" Deine Näheprobleme
aufbringen kann, sondern vor allem auch für Dich selbst...und schlussendlich Eurer Beziehung. Wenn Du ihm
erklären kannst, dass Du auch vorhast, etwas DAGEGEN zu tun ( also den Stier nun bei den Hörner packen möchtest), wird er Dich wahrscheinlich bei diesem Weg unterstützen. Ausserdem kann es sein, dass er mit der
Zeit Selbstzweifel bekommt...sich fragt, ob und wie alles an ihm liegen könnte, ob Du ihn nicht wirklich liebst etc. etc. der Fantasie sind in so Fällen keine Grenzen gesetzt. Deshalb rate ich in diesem Fall zur Wahrheit, Ehrlichkeit.

Lieber Gast, Du hast einen Weg vor Dir, aber auch wenns abgedroschen klingt, sage ich Dir: er beginnt mit dem ersten Schritt. Eine Psychotherapie zu beginnen, dafür offen zu sein, ihn zu riskieren ist ein mutiger Schritt ! Und
Du wirst sehen, dass Du für die Arbeit an Deiner verwundeten Seele ( bei der Du eben endlich nicht mehr
alleine gelassen wirst) belohnt werden wirst..schneller als Du denkst :)). Ich wünsche Dir den Mut und die Kraft dazu und sende Dir ganz herzliche Grüsse, Desdemonaschall
 

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