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Völlig verkorkst, total am Ende...

Raem

Mitglied
Hallo. 🙁

Ich hab mich hier angemeldet weil ich die Anonymität nutzen möchte, um euch ein wenig von mir zu erzählen. Ich weiß schon lange nicht mehr, was ich tun soll, ich bin todunglücklich und mein privates sowie karrieretechnisches Leben leidet unter den Problemen seit ich ein kleines Kind bin. Ich lebe in völligen Extremen, bin entweder auf eine Weise erfreut, die andere Leute verwundert, oder werde so zornig oder traurig, dass es andere verletzt oder abstößt. Dadurch, und vor allem aufgrund dieser Selbsterkenntnis habe ich ein sehr geringes Selbstbewusstsein, quasi überhaupt keines. Kurzum: Ich bin total verkorkst. Vielleicht könnt ihr mir ja irgendwelche Tips geben, denn ich bin mit meinem Latein am Ende. Außerdem spüre ich seit Anfang diesen Jahres häufig einen Druck und Schmerz in der Brust, der mir große Angst macht. Er geht direkt vom Herzen aus.

Ich bin männlich, 22. Ich habe ADS, aber ich weigere mich zu glauben, dass diese psychose Erkrankung, für die ich ja nichts kann, ganz allein Schuld an meiner seit Jahren andauernden Misere ist. Sie ist auf jeden Fall da, und äußerst lästig, aber nicht der Kernpunkt meiner Probleme. Meine ADS äußert sich nicht in der Hyperaktivität, die so weit bekannt ist, sondern im Gegenteil, einer ausgeprägten Zurückhaltung und Antriebslosigkeit, bzw. einer Mischung daraus. Über die letzten Jahre - ich habe erst mit 16 oder 17 erfahren, dass ich ADS hab - habe ich immer wieder versucht, mir diese Krankheit abzutrainieren. Das klappt natürlich nicht so gut wie ich es mir wünsche. Manchmal kommt es vor, dass ich diese "Anfälle" habe, in denen ich total unkonzentriert, und dann schnell kindisch und albern und unprofessionell bin.

Ich habe mir außerdem - nennt es laienhaft - selbst die Diagnosen Schwere Depression und/oder Borderline-Syndrom gestellt. Denn es ist ganz einfach so, dass ich mich hasse. Und das schon seit Jahren, quasi seit ich denken kann. Ein Teil von mir hasst alles an mir, und zwingt mich in ein Leben, das ich nicht führen möchte. Es ist also quasi wie bei einer gespaltenen Persönlichkeit, mit dem glücklichen Unterschied, dass meine "Persönlichkeiten" noch nicht mit einander reden.

Mein größtes Problem ist, dass ich fast ausschließlich in der Vergangenheit, manchmal in der Zukunft lebe, nur selten im Hier und Jetzt. Dadurch scheine ich Gefahr zu laufen und habe massive Angst davor, mein Leben sinnlos zu verleben, und irgendwann festzustellen dass ich alt und allein bin, und immer noch genauso verbittert. Das möchte ich nicht, aber ich schaffe es nicht, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Ich erträume mir immer ein erfolgreiches Leben welcher Art auch immer, habe aber keinen wirklichen Plan und tue auch nichts dafür. Ich will jetzt das einjährige Fachabitur machen, weil ich es mir geschworen habe und so viele Leute mir früher gesagt haben, dass ich es nicht packen würde.

Ich versuche seit jeher jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich bin nicht hässlich, ganz im Gegenteil, ich bin schlank. Ich bin nicht fett, ganz im Gegenteil, ich mache ab und zu Krafttraining und habe mir einen ganz netten Oberkörper antrainiert. Dennoch mag ich mich nicht. Mein jüngerer Bruder, den ich um so ziemlich alles beneide, was er ist und tut, sagt manchmal mehr aus Spaß "Es ist dein böser Charakter, der aus deinem Gesicht rauskommt, und der dich im Spiegel ankotzt. Du ziehst auch ne Fresse als wolltest du alles und jeden umbringen." Ich glaube er hat Recht. Ich bin nicht bösartig in dem Sinne, aber lasse niemanden an mich ran, obwohl ich doch genau das eigentlich will.

Meine Mutter sagt mir immer "Du warst früher so ein fröhliches Kind". Heute sagt sie, ich bin kalt und hart und abweisend, und bei Gott, sie hat Recht. Meine Eltern lieben mich, aber ich schrecke Menschen ab, weil ich oft unfreundlich oder kaltherzig bin, um von meiner eigenen Trauer, Verzweiflung und Depression abzulenken. Hilfe nehme ich nur selten und nur sehr widerstrebend an, egal um was es geht. Ich hatte bisher keine Freundin, keinen Sex, bin in meinen Augen auch gar nicht zu einer Beziehung fähig - jedenfalls nicht im Moment - und habe mir nur unter allergrößten Anstrengungen einen kleinen gewissen Freundskreis aufbauen können, der jedoch immerzu vom Zerbruch bedroht ist. Ich habe vor einigen Jahren schlimmerweise sogar verlernt zu weinen, und schleppe den Ballast jetzt mit mir herum. Nur in ganz schlimmen Momenten rinnt vielleicht mal eine einzelne Träne runter, ansonsten: Keine Regung in meinem Gesicht, als wäre ich tot.

Der Grund? Ich habe lange danach gesucht. Ich bin quasi mein gesamtes bisheriges Leben über gemobbt und gehänselt worden. Auch Mordversuche in der Schule waren dabei. Ausnahmen sind zwei Jahre an einer Realschule, meine frühesten Jahre, sowie der jetzige Zeitpunkt. Heute mobbt mich niemand mehr, weil sie es nicht wagen. Manche beleidigen mich, so war es in der Ausbildung, aber gemobbt wurde ich nicht. Dazu kam ich warscheinlich nicht schwach genug, sondern stattdessen unendlich kalt und böse rüber. Ich werde also von vielen gehasst, wer mich kennen lernt, will meist nichts mehr mit mir zu tun haben. Da gibts nur wenige Ausnahmen. Dabei will ich das gar nicht, und ich mache es auch nicht aus spaß. Es ist ein Abwehrmechanismus, und wohl auch der Grund dass ich bisher keine Beziehung, nicht mal einen verdammten One-Night-Stand hatte.

Aber das alles sind nur Konsequenzen, genau wie mein Verhalten. Den Grund fürchte ich viel früher zu finden. Meine Mutter sagt manchmal sie kann es nicht sicher sagen, aber sie glaubt, dass irgendetwas in meiner Kindergartenzeit passiert ist, das mich zu dem verkorksten jungen Mann gemacht hat der ich heute bin. Ich war nach den ersten Jahren liebevoller Erziehung Zuhause sehr schüchtern, als ich in den Kindergarten gekommen bin. Meine Gruppenleiterin war eine teuflische Hexe, vor der ich panische Angst hatte - aber ich habe nie was gesagt. Sie hat rumgeschrien und uns auch geschlagen, wenn wir nicht ruhig waren.
Und ganz tief in mir, unendlich tief, spüre ich, dass sie noch etwas anderes getan hat. Ich kann mich bei Gott nicht erinnernr, aber ich denke ihr versteht was ich meine, wenn man spürt dass da etwas passiert ist. Ich befürchte fast, dass es eine Vergewaltigung in irgendeiner Art war, aber mit Sicherheit sagen kann ich es nicht, so sehr habe ich diese Zeit verdrängt. Ich versuche es... versuche es... doch da ist nichts außer einem unscharfen Bild von ihr wie sie mir sehr nahe kommt. Sie arbeitet noch heute dort.

Im Kindergarten fing es also an. Meine Eltern sagen, auf den Bildern sieht man es, ich war ein glücklicher Junge als ich in die Gruppe kam, als das erste Jahr rum war und die Fotos gemacht wurden, sah ich aus wie jemand der einen Geist gesehen hatte - bleich, mit aufgerissenen, panischen Rehaugen. Ich war vier. Ich krieg heute noch Zustände wenn ich diese Fotos sehe. Die Frau die meine Leiterin war, arbeitet noch heute dort. Auch andere Familien berichten dass ihre Kinder massive Probleme später hatten, und die waren auch bei ihr, teilweise sogar in meinem Jahrgang. Aus diesen verängstigten Rehugen sine heute böse ausdruckslos starrende Augen und heruntergezogene Mundwinkel geworden. Man sieht mir an, dass ich unglücklich bin, und mit so jemandem möchte man natürlich nichts zu tun haben.

Mein Hund ist der einzige, der immer wieder kommt und mir auch keine Vorwürfe macht. Ich habe unglaubliches Fernweh, spüre, dass meine Welt mir viel zu klein ist. Ich war in London, Schweden, zuletzt bis April ein halbes Jahr in Florida zum arbeiten. Dort hab ich sogar dem Boxer Eddie Chambers die Hand schütteln dürfen, und ein Foto mit ihm gemacht 😱 Ich träume davon, mal in Australien, Japan und Neuseeland zu leben. Eine Weltumrundung mit Motorrad oder Fahrrad würde ich gerne machen, doch wie? Der Stadt London bin ich z.b. verfallen wie der schönsten Frau der Welt. Ihr seht also, ich strebe innerlich nach weit mehr als einem "typischen" Leben aus Arbeit, Familie, und Haus bauen.

Ich habe Angst davor, mich in kleinen Gruppe aufzuhalten, ganz besonders wenn man mich nicht kennt. Ich will es allem und jedem recht machen und will nicht beurteilt werden, und bin dann doch wieder der A****. Daher auch die Probleme mit einer Beziehung und Freunden/Bekannten. Es gibt für mich nichts schöneres, als allein durch eine große Stradt zu laufen und sie zu entdecken, weil ich genau weiß, dass ich dann nur einer unter vielen bin, für den sich niemand interessiert, und den niemand beurteilt. Doch wenn es dunkel wird, werde ich traurig, weil ich genau weiß, wieder einen Tag alleine verbracht.

Was ist los mit mir? Der Schmerz in meiner Brust ist glaube ich ein Zeichen dafür, dass mein Seelenheil mehr denn je in Gefahr ist. Ich reg mich immer arrogant über Selbstmörder auf, weil mir diese doch ziemlich einfache Lösung niemals in den Sinn käme. Allein Regen auf der Haut oder duftendes Gras macht einen Selbstmord für mich unmöglich. Ich hasse mich, doch ich liebe das Leben in all seinen Facetten, und möchte so gerne ein glückliches führen.

Was soll ich tun? 🙁😕
 
Hallo Raem,
also ich hab mir dein Text durchgelesen und würde dir wirklich wirklich gerne helfen, aber ich kann mir gut vorstellen das du die tip von mir schonmal gehört hast..

Du bist ja nicht zufrieden mit dem Leben und mit dir selbst, also ist der Startpunkt ja eigentlich schon klar:
Du musst anfangen, dich so zu akzeptieren wie du bist.
Ich weiß das das schwer und klingt so dahergesagt aber es ist der erste schritt in ein zufriedenes leben. Menschen merken es wenn du dich selbst nicht magst und dich vorwürfe oder schlechte kommentare runterziehen. Lass deine "zweite Persönlichkeit" nicht zu, dass sie dich von innen fertig macht. Jeder hat einen inneren Kritiker und bei dir ist es wohl etwas schwieriger aber wenn du es wirklich versuchst diese Stimme abzuwürgen, ihr einfach nicht mehr zu glauben wenn sie irgendetwas sagt, dann hast du echt was erreicht.
Fang an dich zu mögen, mit all deinen negativen Eigenschaften UND deinen positiven. Schau nur auf dich und denk dir nicht mehr was andere sagen könnten wenn du dich in einer Gruppe aufhälst oder mit bekannten oder so was machst.
Und wenn du das geschafft hast, fängst du erst an, an dir zu arbeiten.
Denn wenn du ewig mit der einstellung "wenn..., dann.." rumläufst kannst du nie glücklich sein. Denn nur so lebt man im hier und jetzt. Es ist gut Pläne und Ziele zu haben aber man darf sein Glück und zufriedenheit nicht davon abhängig machen. Such keinen Grund mehr für dein Verhalten, denn wenn du ihn irgendwann wüsstest, dann wärst du wohl immernoch nicht glücklich.

Also so ganz kurz und knapp mein Tip:
Lerne dich zu schätzen, mögen und zu respektieren, denn nur so können dich auch andere schätzen, mögen und respektieren. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.

Ich hoffe ich konnte dir wenigstens ein kleiines bisschen helfen, und ich wünsche dir noch viel viel Glück weiterhin 🙂
 

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