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Unsere Tochter kann sich in fremder Umgebung nicht benehmen!

G

Gast

Gast
Liebes Forum,

ich hoffe ihr könnt mir einen Rat geben.

Mein Mann und ich haben eine Tochter von 11 Jahren.
Sie war von Anfang an ein sehr ruhiges Kind das sich wenig bemerkbar machte. Meine Mutter sagte oft sie ist eine kleine Schlaftablette. Das war aber liebevoll gemeint. Mein Mann und ich waren auch immer froh das sie so pflegeleicht war, denn wir sind selbständig und arbeiten viel. Wobei ich in den ersten Lebensjahren unserer Tochter meistens zu Hause war bis sie mit 3 Jahren in den Kindergarten kam.
Wirklich ein liebes Mädchen das sich über längere Zeit mit einem Spielzeug oder Bilderbuch beschäftigen konnte. Teilweise war sie richtig versunken in ihrer Beschäftigung.
Doch als sie in den Kindergarten kam, fing das Dilemma an. Sie hatte keine Trennungsängste von mir und ging vom ersten Tag ohne Murren hin. Allerdings kam es im Laufe des Tages desöfteren zu Ausrastern, besonders wenn sie zu etwas keine Lust hatte.
Dabei trat sie auch schon mal nach der Erzieherin. Die beschrieb unsere Tochter als richtig jähzornig.
Wir waren sehr erstaunt da wir das von zu Hause nicht kannten.

In der Schule ging es dann so weiter. Sie war schon in der Grundschule oft zu schüchtern sich am Unterricht zu beteiligen. Wenn ihr aber langweilig war oder sie konnte dem Stoff nicht folgen, störte sie und alberte herum.
Sogar der geduldige Pastor setzte sie zweimal während des Kommunionsunterrichts vor die Tür.

Wenn wir sie mit zu Verwandten und Bekannten nehmen, erlebten und erleben wir unterschiedliches.
Bei Verwandten zieht sie sich nach kurzer Zeit in ein anderes Zimmer oder in den Garten zurück, um sich dort allein zu beschäftigen. Doch bei Bekannten flippt sie auch öfter mal aus. Was bedeutet das sie freche Antworten gibt, sie hat der Tochter meiner Freundin schon Sahne in die Haare geschmiert, hat einer älteren Dame ein kleines Spielzeug an den Kopf geworfen und traf die Brille.

Mein Mann und ich schämen uns manchmal für ihr Verhalten und stellen sie zu Hause auch streng zur Rede. Ich werde dann auch schon mal sehr laut. Sie reagiert dann auch sensibel (weint schon mal), aber ändern tut sich nichts.

Sie hat auch keine Freundin. Sie sagt ihre Mitschüler finden sie albern und doof.
Ich weiß das sie darunter leidet aber anscheinend kann sie das nicht abstellen.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen das sie auch Entwicklungsverzögerungen hatte beim Laufenlernen und Sprechenlernen.
Auch leidet sie unter Gleichgewichtsstörungen weswegen sie in Reittherapie ist. Sie hat deshalb erst mit 8 Jahren Radfahren gelernt.
Beim Sprechen sind noch kleine Auffälligkeiten geblieben die unter Stottern fallen. Doch laut Kinderärztin wird sich das geben und es ist keine logopädische Behandlung notwendig.

Kann es sein das mit unserer Tocher etwas nicht stimmt?
Warum verhält sie sich so oder ist sie einfach insgesamt in ihrer Entwicklung gestört?
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Kann es sein das mit unserer Tocher etwas nicht stimmt?
Warum verhält sie sich so oder ist sie einfach insgesamt in ihrer Entwicklung gestört?
Hallo Gast,
ich denke, diese Art Fragen helfen dir und euch nicht weiter.
Es ist ja nicht so, dass es ein "Standardkind" gibt, an dem
sich Abweichler messen lassen wie es bei einer Maschine der
Fall wäre.

Eure Tochter macht ihre Entwicklung in ihrer Umgebung
durch - und dazu gehört auch der Herr Pastor, die Art des
Unterrichts - und ebenso ihr als Eltern mit eurer Art, die Be-
ziehung zu ihr zu pflegen oder auch nicht zu pflegen. Wenn
du deine Tochter anschreist, lernt sie vor allem, dass an-
schreien eine Erziehungsmethode ist und wenn sie vor die
Tür gestellt wird, lernt sie, dass sie nicht ins erwünschte
Schema passt.

Dabei könnte sie durchaus "gesund" reagieren, indem sie
sich Lernstoff verweigert, der sie nicht interessiert oder sich
von Menschen zurückzieht oder gegen sie vorgeht, mit denen
sie nichts zu tun haben möchte (sie kann ja nicht selbst ent-
scheiden, wohin du sie "mitnimmst" - welche Möglichkeiten
hat man da als Kind, seine Meinung zu äußern?).

Mein Tipp wäre, dass ihr mal eine Liste oder ein Heft anlegt
mit allem, was an ihr okay, bewundernswert oder spannend
ist und ihr für alles, was sie gerne und mit Freude macht,
positive Rückmeldungen und Aufmerksamkeit gebt - und die
in deinen Augen unpassenden Verhaltensweisen als "vorüber-
gehend" gnädig ignoriert. So kann sie das mit der Zeit eher
loslassen, als wenn ihr auf alles anspringt, womit sie euch
offenbar sehr professionell provozieren kann ;)

Und mal öfters fragen, ob sie überhaupt da oder dort mit
möchte und wenn nicht, wohin stattdessen. Wenn sie auch
mal bestimmen darf, was ihr mitmachen müsst, wird sie
mit der Zeit womöglich lernen, dass auch sie mal einen
Kompromiss machen muss (wie sie es bei den Verwandten
ja schon einigermaßen hinbekommt).

Einen Buchtipp hätte ich noch: "Warum Kinder so verschieden
sind" (VAK-Verlag). Das wird von Erziehern und Pädagogen
gerne gelesen um zu verstehen, warum nicht alle Kinder die
gleichen Entwicklungen durchmachen und weshalb sie auch
oft nicht dem Verhaltensmuster und Naturell der Eltern ent-
sprechen. Auf der Webseite Dreifarbenwelt - Psychographie für Kinder und Eltern ist der
Inhalt des Buches für Kinder im Lesealter aufbereitet.

Gruß, Werner
 
G

Gast

Gast
Kann es sein das mit unserer Tocher etwas nicht stimmt?
Warum verhält sie sich so oder ist sie einfach insgesamt in ihrer Entwicklung gestört?
Ja, mit eurer Tochter stimmt etwas nicht.
Ihr habt ihr kein Sozialverhalten beigebracht. Sie kann sich nur in eurem Umfeld, in eurer Kernfamilie benehmen, weil ihr da unter euch seid und euer Kind von euch überlebensabhängig ist.
Eure Tochter hat nicht gelernt, mit anderen Menschen und deren Wünschen umzugehen.

Bedauerlich ist, dass euch das erst jetzt auffällt und Sorgen macht, wo das Problem doch schon bereits im Kindergarten bestand.

Dieses Verhalten jetzt noch zu korrigieren, dürfte ohne professionelle Hilfe und Verhaltenstherapie zum Scheitern verurteilt sein. Euer Kind hat keine Freunde, wie auch, wenn sie kein Sozialverhalten gelernt hat, mit denen sie Interaktion üben könnte.

Ich kann euch jetzt schon prophezeien, dass sich das Verhalten eures Kindes noch verschlimmern wird, wenn jetzt keine Korrektur mehr kommt. Spätestens, wenn euer Kind nicht mehr von euch überlebensabhängig ist, wird sich ihr Verhalten auch euch gegenüber so zeigen, wie sie es bei Fremden macht und noch schlimmer.

Du schreist Deine Tochter zu Hause an, weil sie sich nicht benehmen kann. Wo ist da Dein korrektives Verhalten?
Stell' Dir vor, Du könntest nicht schwimmen und ich werfe Dich in einen tiefen See. Du gehst fast unter und kommst nur aus dem Wasser, weil ich Dich an Land ziehe und hinterher schreie ich Dich an, warum Du nicht einfach geschwommen bist. Hilft Dir das?

Wenn man nicht schwimmen kann, nützt es nichts, wenn man weiß, dass man schwimmen muss, um nicht unterzugehen. Man muss erst lernen, wie man schwimmt.

Das ist, was gerade mit Deiner Tochter passiert. Sie weiß einfach nicht, was sie tun muss. Sie ist lieber für sich allein und kapselt sich ab, weil sie nicht gelernt hat, mit anderen Menschen richtig umzugehen. Sie isoliert sich, weil sie dann weniger Schwierigkeiten hat. Das ist für euch bequem, weil das Kind dann nicht stört, für euer Kind ist das die Hölle, weil es dieses Verhalten nur zeigt, um weniger Probleme zu haben. Das ist die eigentliche Tragik.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Liebe Gast-Mutti,

dem Beitrag von Werner stimme ich zu. Dieser Beitrag erscheint mir zielführend zu sein.
Der Beitrag des nachfolgenden Gastes empfinde ich als irreführend.


Aus meiner Sicht ist Eure Tochter völlig gesund. Die Auffälligkeiten – bereits im Kindergarten – sind für mich ein deutlicher Hinweis, dass sich Eure Tochter gegen Überforderung wehrt. Sie wehrt sich durch ihre Hilfsmittel. Mir scheint, Eure Tochter will Euch seit Jahren sowas mitteilen wie:

Der Umgang mit fremden Menschen geht mir zu schnell.
Ich fühle mich unwohl. (Ich fühle mich von Euch verlassen).
Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll.
Ich sehe nichts Gutes.



Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse. Die unterschiedlichen Bedürfnisse – auch nach Nähe und Distanz – sind von Mensch zu Mensch verschieden. Manche Kinder sind reif für den Kindergarten im Alter von 3 Jahren, andere erst im Alter von 4 oder 5 Jahren. Eine zu frühe Überlassung wird als Überforderung empfunden und ist dann auch eine emotionale Überforderung. Das Kind kann dies nicht fachlich wie ein Sozialpädagoge äussern. Das Kind entwickelt eigene Zeichen, sich verständlich zu machen. Eltern tun gut, diese Kindersprache zu verstehen. Kein Kind muß sich so verhalten, wie andere Kinder. Willl ein Kind lieber mehr als andere Kinder bei Mama und Papa bleiben, so ist das in Ordnung. Eine Gewöhnung an andere Menschen und an neue Situationen sollte immer kindgerecht erfolgen. Und was bei Eurem Kind kindgerecht ist, teilt Euch Euer Kind mit. Ihr merkt es daran, dass es sich wohlfühlt, keine Ängste und kein Abwehrverhalten entwickelt.

Es kommt nicht immer nur auf den Lerninhalt an, sondern auch auf die Lerngeschwindigkeit. Auch die Lerngeschwindigkeit sollte Eurem Kind angemessen sein. Möglicherweise benötigt es viel mehr Zeit und auch mehr Unterstützung für das Lernen „wie gehe ich mit dieser Situation um?“ als andere Kinder.

Kommt Euer Kind in eine Situation, in der es sich unwohl zu fühlen scheint, dann drosselt das Tempo und gebt ihm genügend Hilfestellungen. Eine dieser Hilfestellung könnte sein: Macht das Kind aufmerksam, was an dieser neuen Situation schön ist oder sein kann. Stimmt das Kind schon vorher auf eine neue Situation ein, so dass es nicht mit einer neuen Situation überfallen wird.

LG, Nordrheiner
 

Kaim Argonar

Mitglied
Also ich war auch so in dem Alter wie eure Tochter, nur das es bei mir irgendwann anders herum losging was mein verhalten anbelangte, besonders ab der pubertät. Bei mir wurde hochbegabung festgestellt, was aber leider nie gefördert wurde, so hat sich mein negatives verhalten zunehmend verstärkt über die jahre. Aber auch das fehlverhalten seitens meiner Eltern hat maßgeblich zu meinem verhalten und der entwicklung beigetragen, stichwort: ungewolltes erstes Kind und fehlende emotionale bindungen in den ersten Lebensjahren. Sucht z.B. mal nach ereignissen aus der vergangenheit wo eure Tochter unbewusst den eindruck vermittelt bekommen hat das sie im stich gelassen wurde. Am hilfreichsten sind viel Verständniss und Liebe gegenüber dem Kind, manchmal ist auch eine trennung in form von Kuren und dergleichen erforderlich, man daf nur nicht in alte verhaltensmuster zurückfallen und das fehlverhalten fortsetzen. Wichtig ist erstmal herauszufinde was eurer Tochter fehlt, dafür gibt es entsprechende psychologische Beratungsstellen an die ihr euch wenden könnt.
 
G

Gast

Gast
Die Ausführungen des Gastes in Beitrag #3 finde ich sehr gut.

Ich kann mir vorstellen, daß es ein Hilfeschrei Eures Kindes ist. Irgendetwas überfordert sie, aber sie kann es nicht anders äußern, als durch das Verhalten, das sie zeigt.

Für Eure Tochter hoffe ich, daß Ihr das ernstnehmt und Euch Hilfe sucht. Es muß erkannt werden, WAS sie so quält, und wie sie damit besser umgehen kann, bzw. wie Ihr auf sie eingehen könnt.
 
J

Junesun

Gast
Vielleicht liegt ja auch eine Erkrankung zugrunde?
AD(H)S, Autismus oder es gibt andere "nette" Dinge wie das Fragile X-Syndrom, etc.

Ich war als Kind ähnlich. Bei mir war es sicher auch ein Hilfeschrei, weil ich mich von meinen Eltern nicht geliebt fühlte.
Allerdings bekam ich im Erwachsenenalter auch die Diagnose ADS, was sicher zu meinem Verhalten beigetragen hat.
Doch ich war nicht nur unruhig und frech, sondern andererseits auch sehr verträumt und langsam in allem.

Vielleicht solltest du deine Tochter mal einem Kinder-und Jugendpsychiater vorstellen.
 
G

Gast

Gast
Also ich habe ADS und habe mich teilweise in dieser Beschreibung wiedererkannt.
Hat denn Euere Tochter auch mal Gründe für ihr "Fehlverhalten" genannt? Vielleicht wird sie ja provoziert und wehrt sich. Das man da impulsiv überreagiert, ist bei ADS ganz normal. Das muss aber nicht die Ursache sein, ist nur eine Möglichkeit.

Ich würde auch empfehlen, zu einem Kinder- und Jugendpsychiater zu gehen und Euere Tochter mal vorstellen. Wenn man weiss, was Ihr fehlt, kann mani ihr auch besser helfen.
 
P

Pierre-Adrian

Gast
[...]

Vielleicht solltest du deine Tochter mal einem Kinder-und Jugendpsychiater vorstellen.
[...]
Ich würde auch empfehlen, zu einem Kinder- und Jugendpsychiater zu gehen und Euere Tochter mal vorstellen. Wenn man weiss, was Ihr fehlt, kann mani ihr auch besser helfen.
TE meinte:
Mein Mann und ich schämen uns manchmal für ihr Verhalten und stellen sie zu Hause auch streng zur Rede. Ich werde dann auch schon mal sehr laut.[...]
Die Eltern des Kindes mal bei(m) Psychologen vorstellig werden.

Wie fuehlt sich das an(?).
 

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