Ich war lange Zeit Babysitterin und habe solche Kids häufiger erlebt. Gerade wenn ich übers We eine Nacht bei der jeweiligen Familie geschlafen habe, war das ein paar Mal so, dass ein Junge (auch 8 Jahre damals) nicht ins Bett wollte und auch nach der vereinbarten Zeit (21.30 Uhr) keine Ruhe gab. Darauf wurde ich auch schon von den Eltern vorbereitet und ich habe das dann so gelöst: Der Junge kam runter (Kinderzimmer war oben im Haus) und meinte, er sei noch gar nicht müde uind wolle doch noch etwas essen. Das Essen war eine Ausrede, wir hatten bereits zu Abend gegessen und der Kleene war auf jeden Fall satt. Also gabs von mir eine heiße Milch mit Honig im Wohnzimmer auf der Couch, während etwas Klaviermusik lief. Der Kleine trank seine Milch und erzählte noch etwas über seinen Tag und schlief dann eingekuschelt in der Decke ein. Ich trug ihn hoch ins Bett (war zum Glück nicht schwer, aber für Eltern sollte das gar kein Problem sein) und Ruhe war. Das ganze dauerte etwa 40 Minuten.
Als ich dort das nächste Mal über Nacht sittete, machte ich das mit der heißen Milch mit Honig einfach eine halbe Stunde früher, was ich auch den Eltern zuvor angeraten hatte. Das hat scheinbar wirklich funktioniert.
Man könnte jetzt vlt meinen, man sollte so etwas im Bett im Kinderzimmer machen, aber ich glaube, es geht den Kindern gerade darum, nochmal im Elternbereich sein zu dürfen. Da fühlen sie sich vllt mehr für voll genommen.
Bei anderen Kindern in dem Alter (auch Mädels) habe ich das auch schon gehört und tatsächlich festgestellt, dass die Kinder außer Schule und Elternspielzeit keine Hobbys hatten. Der Kontakt zu anderen Kindern und der eigenständige Umgang, ohne die Disziplin des Klassenzimmers, fehlte vollständig und die Kids waren dementsprechend total auf die Eltern fixiert.
Gerade in dem Alter sollte man aber schon mehr auf die soziale Selbsständigkeit der Kinder achten und damit meine ich absolut nicht, dass sich das Kind alleine mit Spielsachen beschäftigen soll. Da kenne ich nur sehr sehr wenige Kinder, die das auf Dauer gerne und überhaupt getan haben.
In einem Hort oder in einer Nachmittagskindergruppe oder in einem Sportverein könnte euer Sohn aber eine Möglichkeit finden andere soziale Kontakte zu knüpfen und vllt noch andere Autoritätspersonen außer Lehrern und euch Eltern zu finden.
Und man will auch gar nicht glauben, was es bewirken kann, wenn man dem frechen 10jährigen sagt, dass wenn er nicht aufhört seine Schwester zu ärgern, man das doch mal dem Lieblingsfußballtrainer erzählen wird und mal sehen, was der dazu sagt.
Wir sind alle soziale Wesen und gerade Kinder brauchen zur gesunden Entwicklung Gleichaltrige zum Toben und Spielen und sich austauschen. Dann wird auch der überfordernde und anstrengende Fokus auf die Eltern geringer und ein Ausgleich findet statt.
Und was jetzt an einem Nachmittagshort so dramatisch sein soll, der ja einerseits teilweise neue Kontakte ermöglicht, euch als Eltern entlastet (wenn der Große im Hort ist, ist Zeit für die Kleine und zwar uneingeschränkt) und das nach Hause kommen noch angenehmer für ihn macht, denn die lästigen Schulaufgaben sind erledigt (viele Kinder arbeiten in der Hausaufgabenbetreuung viel schneller und konzentrierter als zuhause, da sie eben nicht abgelenkt werden oder keine anderen Versuchungenvorhanden sind), verstehe ich nun wirklich nicht.
Liebe Grüße
