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Ungewissheit, Zukunftsängste

L

LenaU

Gast
Hallo,
Ich hoffe dass mein Beitrag nicht arrogant klingt, ich möchte keinesfalls angeben und ich hoffe, meine Probleme sind nicht zu klein, um hier diskutiert zu werden.
Obwohl ich den Begriff selbst nicht mag, werde ich oft als hochbegabt bezeichnet, da ich mehrere Klassen übersprungen habe und mit 15 angefangen habe, Umwelttechnik an einer TU zu studieren. Ich war schon immer sehr interessiert an vielen Sachen und das lernen fiel mir leicht, allerdings muss ich auch sagen, dass ich von meinen Eltern, die selbst Akademiker sind, sehr gefördert wurde. Ich wurde zwar nie gezwungen zu lernen, aber gute Noten waren eine Selbstverständlichkeit und deshalb weiß ich nicht, ob meine Studienerfolge wirklich durch meine Fähigkeiten kommen. Ich bin nun 19 und bin schon fast am Ende des Masterstudiums und habe zunehmend Bedenken, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe und zweifle an meinen Fähigkeiten. Letztes Jahr hatte ich eine wirklich schlimme Phase, wo ich regelmäßig Panikattacken bekommen und mich nicht konzentrieren konnte,allerdings habe ich mir nicht getraut psychologische Hilfe aufzusuchen, weil meine Eltern dafür kein Verständnis hätten und ich könnte mir das selbst nicht finanzieren. Die psychischen Probleme ziehen sich dahin und belasten sehr. Ich fühle mich generell von meinen Eltern sehr unter Druck gesetzt, da sie mich zu einer wissenschaftlichen Karriere zwingen, ich aber nicht überzeugt bin, dass ich das wirklich will (hatte ein paar schlechte Erfahrungen während meiner Bachelorarbeit). Ich würde stattdessen lieber einen Beruf als Ingenieurin ergreifen oder mich in anderen Berufsfeldern ausprobieren (wobei ich dabei natürlich keine finanzielle Unterstützung von meinen Eltern beziehen würde). Meine Eltern sind jedoch extrem dagegen, ich weiß auch dass sie das Beste für mich wollen aber ich weiß nicht, ob der Weg, den sie mir vorschreiben, wirklich sinnvoll ist und ob ich damit glücklich wäre. Ich habe wegen meinem Alter praktisch keinen Anschluss zu Studienkollegen und fühle mich ein bisschen von der Realität isoliert, sowohl beruflich als auch sozial. Deshalb würde ich eben gerne in die echte Welt aufbrechen. Es belastet mich aber Gefühl, dass meine Eltern etwas Großes von mir erwarten, weil sie mich so viel unterstützt haben, ich denke von mir jedoch, dass ich ein ganz normaler Mensch sein möchte, für den die Karriere nicht immer an der ersten Stelle sein muss. Außerdem habe ich das Gefühl, die Selbstfindungsphase, die viele in der Oberstufe durchmachen, verpasst zu haben, so dass mir viele interessanten Berufe und Perspektiven entkommen sind. Dann denke ich mir aber, dass ich vielleicht zu verwöhnt und wählerisch bin. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich will. Das alles nagt extrem an meinem Selbstbewusstsein, ich habe massive Zukunftsängste und manchmal bekomme ich einfach so Weinanfälle, worauf meine Eltern mit Ärger reagieren. Ich bin so böse auf mich, eigentlich habe ich keine echten Probleme, es ist alles nur in meinem Kopf und ich bin so schwach dass ich mich nicht beherrschen kann.
 
Als Überflieger wirst Du es generell schwer haben. Sich gegen die Eltern zu stellen, die finanziell nachhelfen, könnte die ganze Sache deutlich erschweren. Sie wollen einen Dr. Professor aus Dir machen, wenngleich Ingenieur sicherlich auch eine super Berufswahl ist. Du mußt einfach wissen, was Du wirklich erreichen willst im Leben und was Dir Spaß macht. Titel und Geld sind das Eine, aber todunglücklich was zu machen, was einem weder liegt noch Spaß macht, das sollte nicht das Ziel sein.
 
Ich kann verstehen, dass es schwierig ist mit 15 sich an einer Uni zurechtzufinden. Man macht ja in dieser Zeit auch starke Entwicklungssprünge und Altersunterschiede fallen umso mehr auf.
Ich finde, du könntest problemlos noch ein weiteres (Ingenieur) Studium anfangen und schauen ob es dir zusagt. Du bist ja jetzt genau in dem Alter wo die meisten anfangen zu studieren, d.h. du wärst in guter Gesellschaft. Promovieren kannst du auch nach dem 2. Studium noch, vielleicht tröstet das deine Eltern ein wenig 🙂
Du solltest trotzdem vor allem darauf achten was dich glücklich macht. Vielleicht hilft dir ein zweites Studium ja auch noch etwas bei der Selbstfindung und du schaffst es, dich von den Vorstellungen deiner Eltern zu lösen. Ich fände es schon absolut bewundernswert, wenn du dann mit Mitte 20 zwei abgeschlossenen Studienfächer hast...Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Eltern da nicht auch stolz wären...
 
Was für eine Motivation haben deine Eltern den? Geht es Ihnen darum dein Potential völlig auszuschöpfen oder erhoffen sie sich das große Geld? Letzteres halte ich im "richtigen" Berufsleben für deutlich realistischer für jemanden mit deinen Fähigkeiten und Masterabschluss. An der Uni oder sonstwo wartet nicht das große Geld bzw gibt es im wissenschaftlichen Bereich dann irgendwann auch mal internationale Konkurrenz.

Rede halt mal mit ihnen. Mit deinem Studienabschluss in die freie Wirtschaft und den Dr/Professor "nebenbei" machen ist ja auch drin.
 
Ich kann verstehen, dass es schwierig ist mit 15 sich an einer Uni zurechtzufinden. Man macht ja in dieser Zeit auch starke Entwicklungssprünge und Altersunterschiede fallen umso mehr auf.
Ich finde, du könntest problemlos noch ein weiteres (Ingenieur) Studium anfangen und schauen ob es dir zusagt. Du bist ja jetzt genau in dem Alter wo die meisten anfangen zu studieren, d.h. du wärst in guter Gesellschaft. Promovieren kannst du auch nach dem 2. Studium noch, vielleicht tröstet das deine Eltern ein wenig 🙂
Du solltest trotzdem vor allem darauf achten was dich glücklich macht. Vielleicht hilft dir ein zweites Studium ja auch noch etwas bei der Selbstfindung und du schaffst es, dich von den Vorstellungen deiner Eltern zu lösen. Ich fände es schon absolut bewundernswert, wenn du dann mit Mitte 20 zwei abgeschlossenen Studienfächer hast...Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Eltern da nicht auch stolz wären...
Vielen Dank für deine Meinung. Ein weiteres Studium sagt mir nicht so zu.. Ich habe das Gefühl, ich habe schon eine gute Bildung und möchte sie auch nutzten. Meine Eltern wären auch nicht dafür, sie möchten dass ich gleich promoviere. Das wollte ich früher auch, jedoch wünsche ich mir in der letzten Zeit eher einen normalen Ingenieurberuf weil ich eben auch die reale Welt kennenlernen möchte... Das ist der Streitpunkt.
 
Was für eine Motivation haben deine Eltern den? Geht es Ihnen darum dein Potential völlig auszuschöpfen oder erhoffen sie sich das große Geld? Letzteres halte ich im "richtigen" Berufsleben für deutlich realistischer für jemanden mit deinen Fähigkeiten und Masterabschluss. An der Uni oder sonstwo wartet nicht das große Geld bzw gibt es im wissenschaftlichen Bereich dann irgendwann auch mal internationale Konkurrenz.

Rede halt mal mit ihnen. Mit deinem Studienabschluss in die freie Wirtschaft und den Dr/Professor "nebenbei" machen ist ja auch drin.
Nein meinen Eltern ist das Geld nicht so wichtig, das haben sie selbst. Es geht eher um das Prestige bzw. sie denken, dass ich nur als Professorin glücklich werde.
Ich weiß, dass man auch mit einem Doktortitel in die Industrie wechseln kann, aber ich fühle mich einfach nicht mehr so wohl an der Uni und habe immer Angst, ich bekomme nicht genug von der echten Welt mit. Ich weiß nicht, ob ich mich damit noch vier Jahre lang plagen möchte..
 
Hi, darfst Du denn in der Freizeit etwas Luft rauslassen, da etwas in die echte Welt reinschuppern?

Ich stelle es mir sehr schwer vor, in Deinem jungen Alter und dem älteren Umfeld überhaupt soziale Kontakte pflegen zu können.
 
Vielen Dank für deine Meinung. Ein weiteres Studium sagt mir nicht so zu.. Ich habe das Gefühl, ich habe schon eine gute Bildung und möchte sie auch nutzten. Meine Eltern wären auch nicht dafür, sie möchten dass ich gleich promoviere. Das wollte ich früher auch, jedoch wünsche ich mir in der letzten Zeit eher einen normalen Ingenieurberuf weil ich eben auch die reale Welt kennenlernen möchte... Das ist der Streitpunkt.
Achso, du willst gleich in den Beruf einsteigen! Sorry, ich wusste nicht, dass man mit deinem Fach Ingenieur wird 🙂
Man kann auch erst ein paar Jahre Arbeiten und dann promovieren! Das ist garnicht so selten. Und die meisten Professoren haben vorher in der Industrie gearbeitet.
 
Hallo L.,
ich finde deinen Betrag überhaupt nicht arrogant oder hochnäsig. Du hast sehr gut deine spezielle und individuelle Situation beschrieben, was an dir besonders ist und ich kann sehr gut sehen, dass du ein ganz normale menschliche Bedürfnisse hast, die du sogar sehr gut verstehst, für die du kämpfen möchtest und unter welchen Druck du stehst. Du musst kein bisschen Böse auf dich sein, sondern nur begreifen, wie schwierig deine Situation ist. Du solltest dir nicht vorwerfen, dass es so ist menschlich zu sein, wie du bist. Du hast gezeigt, was du kannst, du hast deinen guten Willen umgesetzt, was deine Eltern angeht und bist bis an die Grenze deines Machbaren gegangen. Aber du fühlst einfach, dass diese Grenze nun erreicht ist und merkst, dass deine Eltern von dir immer nur Höher, Besser, Weiter von dir wollen. Und ich bin mir sicher, dass du diesen Weg auch gehen würdest, wenn du könntest. Du merkst aber, dass es nicht so einfach ist das Leben, wie nur auf seine Eltern zu hören und das zu machen, was sie wollen.
Und ich sehe den guten Willen in dir, warum du hier her gekommen bist und um Rat fragst. Weil du keinen Stress mit deinen Eltern willst, aber gleichzeitig merkst, dass du selber auf dich acht geben musst und deinen eigenen Weg finden möchtest. Und der gute Wille möchte eine Lösung finden. Du gehst nicht einfach mit deinem Kopf durch die Wand und missachtest andere Menschen, schaust nur auf das, was du willst und handelst weder selbstsüchtig noch gefühlslos.
Menschsein ist einfach nicht so einfach, wie deine Eltern es gerne von dir hätten und ich finde deine Wünsche und Vorstellungen sehr sympathisch. Auch dass du Umwelttechnik studiert hast!
Deshalb fände ich es vielleicht eine gute Idee, wenn du ein freiwilliges ökologisches Jahr machen würdest. Vielleicht bekommst du das irgendwie hin? Dort ist man auf der einen Seite versorgt und du wärst nicht von deinen Eltern abhängig. Zum anderen machst du Erfahrungen mit gleichgesinnten Gleichaltrigen, die auch was Gutes in der Birne haben und du könntest das Leben ein bisschen so Erleben, wie du es dir vielleicht wünschst?
Dann bekommst du auch endlich mal ein bisschen Abstand von deinen Eltern auf die man sich immer wieder zubewegen kann. Egal wie schwierig es manchmal ist. Dann kannst du sie ab und zu besuchen gehen und schauen, wie sie mit dieser Situation umgehen.
Dort findest du dann vielleicht auch neue Ideen für dein Leben. Du bist ja noch so jung und mit mehr Lebenserfahrung steht dir die Welt bestimmt noch viel offener, wie jetzt schon mit deinem Bilderbuchlebenslauf?
Ich selber kenne einige Akademiker und habe auch selber einen großen Kopf. Und ich habe schon oft selber erlebt, wie schwierig es ist, wenn man alles nur an theoretischem Wissen festmachen muss und sie nicht an Erfahrungen oder Menschen festmachen kann. Das einzige, was so ein bisschen handfester ist, sind die Zahlen auf einem Stück Blatt, wo Zeugnis drüber steht. Aber das Leben und das Lebensgefühl brauch mehr, wie nur die Einbildung durch Bildung. Und ich habe auch sehr oft bei anderen Akademiker erlebt, dass die sehr oft mit Unsicherheiten zu kämpfen haben und manche sprechen auch darüber, wie schwer es ist eine Aussage zu treffen oder eigene Überlegungen haben zu können. Und viele bekämpfen dieses Phänomen damit, dass man ihnen immer Recht geben muss und mit Autorität und selbstgesteigertem Selbstwertgefühl. Und ich finde sehr schön, dass du dieses Problem schon mit 19 erkennst und den schlechten unmenschlichen Weg nicht gehen möchtest, auch wenn es bedeutet zu merken, dass man sehr dabei leidet und sich mit den schwierigen Problemen auseinandersetzten muss.
Aber sei nicht böse auf dich. Ich denke deine Problem kommt von deiner Selbstwahrnehmung, dass vor nicht all zu vielen Jahren alles noch so gut für dich war und jetzt so schwierig ist. Da ist dein Alter dran schuld und dass du die Dinge genauso wahrnimmst, wie alle anderen Menschen auch. Diese Probleme sind wirklich eher normal und es ist menschlicher, wenn man sie hat, wie wenn man sie nicht hat. Du solltest versuchen dich weiter zu entwickeln, wie du es ja selber willst. Damit du irgendwann sagen kannst, dass es gut ist, dass du deine Probleme merkst und drauf eingehen kannst. Und sie nicht überspielst oder irgendwie anderes bekämpfst. Ich kenne mich nicht so gut damit aus, wie man unehrlich mit sich selber umgeht.;-)
Ich finde es jedenfalls sehr gut, was du erzählst und spiegelt einfach wieder, dass das Leben nicht einfach so wie ein Plan funktioniert. Das Leben nicht, der Mensch nicht und die Zukunft nicht.
Nicht umsonst werden wir Menschen 100 Jahre alt. Weil wir die Zeit brauchen, um uns anständig entwickeln zu können, um zu reifen und mit unserer Lebenserfahrung etwas anfangen zu können. Du bist erst 19 und von dir werden Dinge erwartet, dass sich natürlich wie ein immenser Druck anfühlen muss. Und er ist so schwierig zu ertragen, dass du so reagierst, wie du reagierst. Ich möchte dir nur sagen, dass du zu deinen Gefühlen und Reaktionen stehen kannst und sie als Wegweiser für deine Zukunft und deine Wünsche sehen solltest.
Du könntest auch mit dem Gedanken spielen einfach eine Ausbildung zu machen, um echte Praxiserfahrung zu sammeln, um nicht nur ein Fachidiot zu sein. Weil es ist immer gut zu wissen, wie die Welt wirklich funktioniert. Wie die Abläufe sind und wie sie tickt die Welt.
Du bekämst ein Gehalt und wärst unabhängig von deinen Eltern. Es ist zwar schwierig, aber du könntest auf eigenen Beinen stehen zu lernen. Technische Berufe gibt es ja viele, die dir helfen könnten einen Job als Ingenieur zu bekommen. Technischer Produktdesigner wäre zum Beispiel so eine Option. Da lernst du das Konstruieren und könntest dies gut mit Umwelttechnik verbinden. Dann könntest du mal einen Gang zurück schalten und die schwierige psychische Phase in der du steckst abbauen. Und würdest trotzdem auf deine Zukunft zugehen.
Was hast du den in deinem Studium genau gelernt? Ist das nur theoretisches Wissen über bestimmte umwelttechnische Verfahren in Verbindung mit anderen Wissenschaftsgebieten, wie Chemie und Physik oder lernt ihr da auch Fertigungtechniken oder gar das Konstruieren, wie man zum Beispiel eine Holzvergasungsanlage herstellen kann?
lg t
 

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