Und täglich grüßt das Murmeltier...

Ich habe heute gerade abgewaschen als das Telefon klingelte.
Ich nahm ab und hatte meine Oma am Telefon. Sie war ganz aufgeregt und sagte, ich soll sofort ins Krankenhaus kommen weil mein Vater dort mit einem Herzinfarkt läge.
Einen Moment lang blieb mein eigenes stehen.
Bin also sofort zum Auto und nach Verden gefahren. Meine Mutter arbeitet dort im Krankenhaus. Bin direkt zum "Hauptschalter" und habe nach meinem Papa gefragt.
Aber die Empfangsdame konnte ihn nicht im System finden. Daraufhin bin ich auf die Sation meiner Mutter gelaufen und habe sie gesucht. Ich fand sie bald und war erschrocken wie ruhig und gelassen sie wirkte.
Ich erfuhr auch warum. Mein Vater war nicht eingeliefert worden.
Ihm gehts gut und er ist ganz normal auf der Arbeit.
Meine Mutter war ganz verwirrt und ich auch. Bin deshalb zu meiner Oma gefahren.
Sie wohnt noch alleine in einem Mehrfamilienhaus ( Pflegedienst kommt jeden Tag) und sie ist angemeldet für ein Altersheim direkt in der Stadt.
Jedenfalls bin ich dann zu ihr und habe geklingelt. Sie machte auf und freute sich das ich sie besuchen komme.

Sie hat schon vergessen was sie mir am Telefon sagte.

Diese scheiß Demenz....ich könnte heulen.
Jeden Tag wird sie weniger im Kopf und ich kann nichts machen.
Selbst die besten Medikamente sind irgendwann am Ende.

Ja, Scheißdemenz und niemand kann etwas machen.
Ich habe das auch erlebt, bzw erlebe das nun zum zweiten Mal in meiner engsten Verwandtschaft und es ist schlimm nur daneben zu stehen und zusehen zu müssen...

Der einzige Trost der bleibt, die Betroffenen selbst bekommen nicht wirklich mit, wie es um sie steht.

Ich drück dich mal, wenn ich darf.

Oryx meinte:

Jedenfalls bin ich dann zu ihr und habe geklingelt. Sie machte auf und freute sich das ich sie besuchen komme.

Sie hat schon vergessen was sie mir am Telefon sagte.

Diese scheiß Demenz....ich könnte heulen.
Jeden Tag wird sie weniger im Kopf und ich kann nichts machen.
Selbst die besten Medikamente sind irgendwann am Ende.

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Hallo Oryx,
Deine Oma freut sich, wenn Du sie besuchst.

Ja, das ist zum Heulen mit der Demenz. Und auch, daß Du nichts machen kannst und Dich hilflos fühlst.

Hab längere Zeit eine an Demenz erkrankte ältere Frau besucht. Was mich immer wieder aufs neue faszinierte, wieviel
sie aus ihrer Vergangenheit erzählen konnte. Habe ihr gerne zugehört.

Deine Oma bekommt das nicht mit. Sie merkt evtl., daß sie vergeßlicher wird und es könnte sein, daß sie das verunsichert.

Finde es gut, daß Deine Oma in einem Altenheim direkt in der Stadt angemeldet ist.

Lass Deine Oma so, wie sie ist. Sie kann nichts dafür. Hab sie einfach so lieb, wie sie ist.

alles Liebe
gaestin

Die Menschen bekommen das sehr wohl mit, zumindest war das mein Eindruck, als ich vor Jahren im Altenheim gearbeitet habe....die lichten Momente, in denen sie ihre Situation realisieren sind die schlimmsten

Aber es ist nunmal so, wie es ist. Solange deine Oma ihre Liebsten erkennt und sich darüber freuen kann, ist ihre Lebensfreude wenigstens noch vorhanden.
Das nächste Mal telefonier dann besser herum, ob wirklich etwas vorgefallen ist, bevor du dir Sorgen machst, die Situation war sicher auch schlimm für dich...

Ja es wird immer schlimmer...
Das große Problem was dahinter steckt ist aber genauso verheerend.
Ihr Lebensgefährte hatte damals auch Demenz und hat sich im Keller deswegen erschossen.
Als wir sie einige Zeit später besuchten fiel uns auf das sie arg viel vergisst. Also ab zum Arzt.
Und tada! Demenz.
Ihr sagen wir, das ist normale Alterstüddeligkeit aber sie sagt immer wieder wenn sie das gleiche wie Friedel hat dann will sie nicht mehr leben....
Und immer wieder stellt sie dir die gleiche Frage: Warum hat Friedel das gemacht?
Und immer wieder sagt man das man es nicht weiß.
Immer und immer wieder reibt sie dir unbewusst Salz in die Wunde.
Sie kann nichts dafür, aber es tut mächtig weh.
Vorallem bringt sie sogar Sachen aus der Vergangenheit durcheinander. Meine Mutter ist plötzlich ihre Tochter. Mein vater aber auch (Sie ist die Mama von meinem Vater).
Und sie sagte das ihr erster Mann sie schlug und gesoffen hat....Das hat er nie..... Und meine Schwester ist "immer" zickig und ich schaue ihr "immer" dabei zu wenn sie herumzickt.
Naja, und jetzt ruft sie an und denkt Jemand ist im Krankenhaus....wie sie darauf gekommen ist?

Wir haben lange gekämpft für den Pflegedienst. Sie ist körperlich noch recht gut in Schuss.
Aber es wird gefährlich wenn sie noch vergesslicher wird. Was wenn die Bude abfackelt weil sie vergisst das was auf dem Herd ist? Deswegen haben wir sie für ein Heim angemeldet.
Es ist direkt an der Fußgängerzone in der Stadt. Sie kennt die Gegend ja sehr gut aus ihrer Kindheit, deswegen sollte sie dahin. Sie hat überall Anschluss, Ausflüge, Eis essen.
Und wir müssen nicht immer Angst haben. Dreimal am Tag anrufen oder vorbeifahren.

Meine Schwiegermutter kennt die Namen der Söhne zuweilen nicht mehr.

Heute hat sie meinen Mann gefragt, ob er denn auch hier im Haus wohnt und wer er ist.

Wir haben jetzt eine bulgarische Pflegekraft zur 24-Stunden-Pflege.

Körperlich ist sie topfit, geistig leider nicht.

Eine richtige Pflegekraft will meine Oma ja überhaupt nicht. Sie meckert schon über den Pflegedienst immer. Sie fühlt sich dann bevormundet....
Von uns lässt sie alles machen aber man hat nicht den ganzen tag Zeit für sie.
Im heim hätte sie mehr Anschluss zu den Menschen, mehr Förderung für ihren Kopf. Und sie wäre sicherer.

Aber letzten Endes ist das alles Wurst, denn meine Oma ist schon lange nicht mehr da. Das ist nurnoch eine Hülle die ihr ähnelt.....
Die fröhliche, liebe Frau die immer auf meine Schwester und mich aufgepasst hat, die immer Kuchen gebacken hat, die uns vorgelesen hat. Mit der wir Ausflüge gemacht haben...die ist nicht mehr da....

Oryx meinte:

Eine richtige Pflegekraft will meine Oma ja überhaupt nicht. Sie meckert schon über den Pflegedienst immer. Sie fühlt sich dann bevormundet....
.....

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Die Unterbringung im Heim ist sicher eine gute Sache.
Allerdings wird sie sich daran gewöhnen müssen, dass
sie dort auch von Pflegekräften betreut wird und auf
ihren Tagesablauf Einfluss genommen wird.

Nach meiner Erfahrung können Demenzkranke sehr
wohl mitbekommen, dass sie immer vergesslicher wer-
den. Das läßt sich eine Zeit lang positiv beeinflussen,
wenn man sie oft besucht und die Erinnerungen auf-
frischt.

Ich weiß, wie schwer das für Euch ist. Versuche, die
Oma so in Erinnerung zu behalten, wie sie war.

LG

Deine Oma könnte doch in die Tagespflege.

Dort werden Demenzkranke in kleinen Gruppen betreut.

Sie werden morgens mit dem Fahrdienst abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gefahren.

So kommt deine Oma aus dem Haus und ist mit Gleichgesinnten zusammen.

Leider ist ja so, dass man nicht davon ausgehen kann , dass ein Demenzkranker nachts ruhig und friedlich schläft und keinen Blödsinn macht.

Der wacht unter Umständen auf und beschließt, dass er kochen will, stellt den Herd an und die Hütte brennt.

Oder er wünscht sich Kerzenlicht und die Hütte brennt.

Oder er ist generell nachtaktiv und keiner hält es lange aus keine Nacht mehr zu schlafen.

Leider weiß ich , aus Erfahrung, dass man irgendwann nicht mehr um eine 24 Std - Betreuung auskommt.

Entweder durch einen Pflegedienst oder durch ein Heim.

Was von beidem besser ist hängt sowohl von den Finanzen als auch von den persönlichen Wünschen - sofern noch erkennbar - des Demenzkranken ab.

In unserem Fall haben wir uns eben überlegt, dass es erstens günstiger ist einen Pflegedienst zu beauftragen und zweitens will meine Schwiegermutter auf keinen Fall aus dem Haus.

Außerdem ist es so, dass sich so eben eine einzelne Person den ganzen Tag individuell in den eigenen Räumen um sie kümmert anstatt eine Pflegekraft, die circa 10 solcher Patienten und somit wenig Zeit hat im Heim.

PS: Oryx - habt ihr schon eine Pflegestufe beantragt und erhalten bei der Krankenkasse?

Auch das ist wichtig.