Umgang mit psychisch beeinträchtigten Kindern

der schulunterricht ist ja hauptsächlich auf den durchschnittlichen schüler ausgerichtet, durchschnittlich begabt, durchschnittlich intelligent, mit durchschnittlichem wissenstand. und sozialkompetenzen. besonders förderungsbedürftige, intelligente oder begabte schüler, aber eben auch schüler mit aufholbedarf in puncto sozialverhalten bleiben oft (etwas) auf der strecke.

nun zu meiner frage und die bezieht sich im speziellen auf die schüler mit dem mangelnden sozialen kompetenzen bzw. solche, die durch die erziehung bereits psychisch negativ beeinflusst sind und schäden davon getragen haben, evtl. störungen entwickelt haben oder gefahr laufen.
in der schule oder auch im fernsehen oder menschen einfach so sagen einem (und v.a. auch vermehrt kindern und jugendlichen) oft "bleib so wie du bist", "verstell dich nicht nur damit du anderen gefällst", "jeder ist so wie er ist und darf auch so sein", "hör auf dein gefühl, es sagt dir was richtig ist" etc.

für die gesunden schüler mag das ja sehr bekräftigend und positiv wirkend sein, aber was ist mit den psychisch geschwächten? ich kann nur aus eigener erfahrung berichten, aber ich weiß noch wie verwirrt und vera****t ich mir damals selber vorgekommen bin, weil ich einerseits umsetzen wollte was man mir sagte "so bleiben wie ich bin und in sich und seine fähigkeiten vertrauen", andererseits aber gemerkt habe, dass, so wie ich war, ich nur angeeckt bin, mich durch mein verhalten zum außenseiter gemacht habe und immer unglücklicher wurde.
eigentlich müsste man quasi eher sagen "ok, ihr alle hier, ihr bleibt bitte so wie ihr seid, aber ihr anderen fünf, ihr seid verhaltensauffällig, ihr müsst euch ändern".
"je mehr ich versucht habe meine eigene persönlichkeit zu wahren", desto weniger traf das ein, was man mir versprach - nämlich auf diese weise gut in die gesellschaft (schülerschaft) und allgemein ins leben integriert zu sein.
je mehr ich versuchte so zu sein wie ich war, desto mehr isolierte ich mich damit und stieß auf ablehnung, was mich sehr verunsichert hat.
für mich war das damals ein ziemliches dilemma.

gibt es jemanden dem es vielleicht ähnlich ging? was habt ihr für vorschläge wie man diese ungünstige situation vermeiden könnte? es so zu machen wie im vorigen absatz ist ja wahrscheinlich nicht möglich.

Hallo Andrea,
die Kunst scheint mir zu sein, einen gesunden
Mittelweg zwischen Anpassung und Individualität
zu finden. Das schafft man nicht "ein für alle mal"
sondern muss es sich immer wieder neu erarbeiten.
Völlig angepasst zu sein ist ebenso ungesund wie
völlig individuell. Im ersten Fall wirst du zu einem
"Niemand", im zweiten lebst du am Ende alleine
im Wald. Irgendwo dazwischen muss jeder seinen
Platz finden, denke ich. Aber gerade das macht das
Leben ja auch spannend - zumindest in einer offenen
Gesellschaft (im Gegensatz zu Nord-Korea und Co.).
Du darfst versuchen, zu sein, wer du glaubst zu sein -
musst aber damit klarkommen, dass dich dann nicht
alle mögen. Du kannst auch entscheiden, ein ganz
durchschnittliches Leben zu führen - dann bleibt das
Besondere, Außergewöhnliche, Persönliche auf der
Strecke und du musst dich damit arrangieren. Frei
bist du auf jeden Fall - ob du diese Freiheit ausnutzt
oder nicht.
Kategorien wie "psychisch gesund" oder "psychisch
beeinträchtigt" halte ich für keine guten Begriffe.
Denn in gewisser Weise ist kein Mensch völlig gesund
oder völlig beeinträchtigt. Man könnte also treffender
sagen "mehr oder weniger gesund", was aber keinen
rechten Sinn macht. Mir gefällt besser zu sagen:
Menschen sind verschiedenartig, aber jeder für sich
ist okay.

Gruß, Werner