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Umfassend ausgestiegen

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Nordrheiner,

Du schreibst: "Es gibt sogar Flüchtlinge, die erkennen, wenn sie und ihre Not instrumentalisiert werden sollen. Immer wenn man instrumentalisiert werden soll, bleibt am Ende nur ein schlechtes Gefühl zurück."

Das, in der Tat, hat mich innerlich am Heftigsten getroffen. Ich erlebte, dass mich einige der jungen Leute auch privat aufsuchten, mir Schreiben von Behörden vorlegten, mich baten, mich zu kümmern. Sie hatten Termine wahrzunehmen und ich telefonierte in der Gegend herum.

Alles kein Thema, habe ich gerne gemacht. Einer der Youngster lief bis vor kurzem und bei sinkender Temperatur überwiegend in einer Jeans und T-Shirt durch die Gegend, ich sah, dass er fror. Er habe nichts Anderes, deutete er mir. Um die Ecke gibt es einen Textil-Discounter. So ging ich mit dem Burschen dorthin, ermunterte ihn, sich etwas auszusuchen und sorgte dafür, dass er angemessene Kleidung bekam. Hat mich kein Vermögen gekostet, und irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas Gutes zu tun.

Dankbarkeit erwartete ich nicht. Dass ich ihn allerdings danach nicht mehr sah, machte mich stutzig.
Das war, Du kennst die Geschichte mit dem jungen Mann aus der Gemeinde, ziemlich genau so.
Als er hatte, was er brauchte, war ich abgeschrieben, und ich musste mir anhören, er habe ja sprachlich tolle Fortschritte gemacht. Dass ich ihn vorher um die zwei Jahre betreut und mit ihm gepaukt hatte, war Nebensache.

Da kommt man mir schon der Gedanke - in Abwandlung des bekannten Satzes:

"Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man lässt es."

Burbacher
Hallo, lieber Burbacher,

Ich hörte mal die Erlebnisse von Afrika-Reisenden, die mit einem sehr wohlhabenden Afrikaner ins Gespräch kamen. Sie waren über seine hohe Bildung und über sein Vermögen erstaunt. Es ging ihm viel besser, als die Touristen dies von Afrikanern gewohnt waren. Sie fragten ihn, wie es ihm gelungen sei. Er erzählte von Nonnen und von Missionaren, die ihn groß gezogen hätten. Weil sie seine Fähigkeiten erkannten, ermöglichten sie ihm ein Studium in London. Das war die Basis für seinen Wohlstand. Da sagten die Touristen: „Mensch, da sind sie den Nonnen und den Missionaren sicher sehr dankbar.“ Der Afrikaner antwortete: „Dankbar? Wofür denn? Die mussten das doch tun, weil ihr Glaube sie zu sowas verpflichtet.“

Menschen aus anderen Kulturen haben oft eine andere Einstellung zum Thema Dankbarkeit.
Wie wir es auch bei Europäern erleben können, gibt es bei Asyl-Suchenden Menschen, die noch nicht einmal ein Dankeschön haben und die evt. der Meinung sind, wir Deutsche sind zu allen möglichen Hilfeleistungen verpflichtet. Mir tun diese Menschen eher leid. Ich denke, wer dankbar ist, hat auch ein gutes Empfinden für Glück.

Und denk mal an den barmherzigen Samariter. Er half – und wir lesen nichts über irgendein Dankeschön. Der Verletzte war vermutlich auch nicht dazu in der Lage. Noch heute wurde ich gefragt, ob ich – wenn ich helfe – nicht die Anerkennung möchte, ausgedrückt z.B. durch ein Dankeschön. Ich freue mich über jedes Dankeschön. Keine Frage. Aber ein Dankeschön erhalten oder sonstige Anerkennung ist nicht meine Motivation.

Sagte Jesus: „Was ihr den Geringsten getan habt…..das habt ihr mir getan“ In diesem Text geht es nicht um irgendeine Gegenleistung, noch nicht einmal um ein Dankeschön.

Wenn ich darf, dann empfehle ich: Lass‘ Dich durch schlechte Erlebnisse nicht verbittern.

LG, Nordrheiner
 

weidebirke

Urgestein
Sicher ist das möglich, Weidebirke. Aber darum ging und geht es mir nicht. Mein Einkommen reicht mir. Ich wollte etwas tun, mich engagieren. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass ich solche Erfahrungen mache. Da wird überall beklagt, Menschen seien nicht mehr bereit, sich privat, sozial und politisch zu engagieren.
Ich erlebte das immer wieder anders. Es gibt viele Menschen, die das möchten und ebenso viele, die dann die Erfahrungen machen, dass da schon andere sitzen, die krampfhaft darauf achten, das Heft in der Hand zu behalten.
Da wird man dann nicht als willkommene Unterstützung betrachtet, sondern als Konkurrenz. Und so lässt man lieber eine Aufgabe liegen, als einem anderen Menschen Raum zu geben.
Ich habe das nicht für möglich gehalten. Aber es ist so.

Burbacher
Das verstehe ich gut. Und habe es selbst erlebt.

Das ist das Problem mit dem Ehrenamt. Weil es kein Geld kostet, gilt es als nichts. Die Empfangenden sehen das so, die Organisierenden und auch die Ehrenamtlichen manchmal selbst.

Auch Ehrenamt müsste mit einer gewissen Verbindlichkeit allen Beteiligten ggü. geführt werden. Die Lernenden müssen verstehen, dass der Arbeit mit Respekt begegnet werden muss und müssen ihren Anteil durch regelmäßige Anwesenheit und Mitarbeit erbringen.
Den Organisierenden muss es gelingen, verbindliche Regeln und Professionalität auch in ehrenamtliche Arbeit zu integrieren und diese durchzusetzen.
Die Ehrenamtlichen müssen aushalten, sich trotz keiner Bezahlung einer Hierarchie und wie in einem normalen Bildungsinstitut qualitätssichernden Regeln beugen zu müssen.

Dann könnte so etwas auch funktionieren. Dass es aber anders ist, weiß ich.

Besser gemacht ist meist durch selber tun.
 
G

Gast

Gast
Hallo!

Es ist schön wenn jemand dankbar ist wenn man hilft, und das sagen tut; ich glaube Menschen die wirklich stark sind, fällt das leichter.
Aber, ist es nicht so ähnlich wie wenn Kinder ihren Weg ins Leben gefunden haben, das man als Eltern dadurch ein gutes Gefühl hat, weil man weiß, das Kind schafft das gut, hat Vertrauen zu sich, zum Leben?
und man war daran nicht unbeteiligt?
und die wenigsten Kindern sagen doch solche Sätze zu ihren Eltern, wie sie in manch Schmonzette vorkommen...
Wo es nur so vor lauter Dankbarkeit trieft...
Sensible Menschen spüren auch den Dank zwischen den Zeilen.

Ehrlich, ich bin gerade von diesen ach so christlichen Menschen auch oft enttäuscht, weil sie mir nicht wirklich ehrlich erscheinen, oft.
Man sollte nur ehrenamtlich helfen, wenn man wirklich gerne gibt. das auf die Migranten bezogen.
Schwierig finde ich auch das Miteinander mit den anderen Helfenden, und mit solchen, die das dann eben auch nicht so uneigennützig machen, und gerne das Bundesverdienstkreuz oder so hätten...

Ich wünsche Dir das Du einen Weg findest wie Du ehrlich und freien Herzens gerne da unterstützen kannst wie es für Dich auch stimmt. für alle Beteiligten, so daß sich niemand ausgenützt fühlt.


LG von einem Gast
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Habt Dank für Eure Reaktionen. Mir selbst geht es zwar gut, ich strauchle nicht, aber die Geschichte nagt in mir. Da ist etwas zerbrochen. Ich hatte immer die Vorstellung, wenn ich auf Menschen offen zugehe, täten sie das umgekehrt auch, und für einige trifft das ja auch zu.
Doch mir scheint, dass es nicht die Regel ist. Dann, meine Ex hat mich dafür oft der Naivität gescholten, gibt es bei mir irgendwie die Vorstellung, dass Menschen, die unter einem höheren Anspruch antreten, dann auch so handeln müssten, quasi bessere Menschen sein.
Ich selbst erlege mir ja bis heute im Umgang mit anderen Menschen durchaus gewisse Regeln auf, einfach schon, um vor mir selbst bestehen zu können. Wenn ich dann solche Geschichten erlebe, frage ich mich gelegentlich, ob ich noch alle beisammen habe, einfach naiv bin.

Burbacher
 
S

Seefahrer77

Gast
Migranten sind ein schwieriger Haufen (ich hatte es mit Russlanddeutschen zu tun). In einem Kurs gibt es in der Regel zwei Gruppen. Die einen wollen lernen und die anderen haben sich aufgegeben. Das schwankt natürlich immer ein bisschen. Für den Kurs ist es wichtig, dass der Lehrer die Rahmenbedingungen vorgibt und einhält (die Migranten suchen sowieso Orientierung). Daran können sich die Migranten halten. Wenn die Migranten die Rahmenbedingungen schaffen, gar zwischen den Kursen hin- und herwechseln hat der Lehrer schon verloren. Und das ist natürlich frustrierend. Kein Wunder, dass man da gern hinschmeißt.
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Ich sags mal derbe: Erstens bin ich ein Mann, zweitens fehlt mir die entsprechende "Knackigkeit". Etliche der jungen Herren vor allem hatten ein auffallendes Faible für attraktive Damen, was diese offenbar zu schätzen wussten. Dagegen konnte ich nicht angehen und das war mir auch zuwider.
Verletzt hat es mich gleichwohl, und das ist mir als Lehrer in dieser Form nie begegnet.
Vor allem aber fand ich es eine Zumutung, wenn ich mich ein paar Stunden vorbereitete, Papiere erstellte und meine "Schüler" mich dann sitzen ließen.
Da fiel mir dann Sinnvolleres ein.

Burbacher
 
Zuletzt bearbeitet:

pecky-sue

Aktives Mitglied
Hallo Burbacher:),
Wenn es dir nicht um Bezahlung geht, könntest du dich auch bei Grundschulen anbieten, die sind mit ihren wenigen Lehrer teilweise überfordert. Es gibt viele Kinder die Deutschunterricht brauchen.

Wäre das nicht eine Option für dich?
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Hallo Burbacher:),
Wenn es dir nicht um Bezahlung geht, könntest du dich auch bei Grundschulen anbieten, die sind mit ihren wenigen Lehrer teilweise überfordert. Es gibt viele Kinder die Deutschunterricht brauchen.

Wäre das nicht eine Option für dich?
Danke, Pecky. Ja, grundsätzlich ist das eine Möglichkeit. Aber im Moment ist mir überhaupt nicht danach, mich auch nur irgendwo anzubieten.

Ich möchte einfach Abstand haben zu dieser Geschichte und ich bin im Moment nicht auf Hilfsbereitschaft und Engagement gebucht.

Im Moment können sie mir oder weniger den Buckel runterrutschen.

Gruß

Burbacher
 

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