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Überfordert mit dem Leben?

Merijan

Neues Mitglied
Hallo Leute!

Momentan bin ich an einer schwierigen Stelle in meinem Leben, und mich holen ein paar Sachen ein von denen ich gedacht hätte sie schon länger hinter mir gelassen zu haben. Meine Hoffnung ist, dass ich mir das hier alles von der Seele reden kann – vielleicht hat ja jemand einen Rat für mich, aber auch sonst ist es gut das alles mal loszuwerden.

Ich bin 20 und werde in einer Woche mein Studium beginnen. Meine Vorgeschichte ist relativ holprig, meine Mutter war Alkoholikerin und hat sich umgebracht als ich 4 war. Seit der 5ten Klasse bin ich wegen Depressionen in Behandlung (mal mehr, mal weniger), wobei ich selbst von mir behaupten würde dass es eher Dysthymie ist. „So bin ich einfach“,obwohl ich in der Grundschule ein sehr lebhaftes, selbstbewusstes und mutiges Kind war. Diese Veränderung kam wohl durch die Pubertät,wobei ich immer noch hoffe dass das Mädchen von früher noch irgendwo in mir steckt. Mit meinem Abitur hatte ich eigentlich das Gefühl, alles soweit auf die Reihe zu bekommen – sogar mit mündlichen Prüfungen kam ich klar, meine Noten waren super, meine Ängstlichkeit reduzierte sich, ich machte meinen Führerschein im ersten Versuch etc. Es lief wirklich gut.

Dann begann ich 2015 ein Studium, das ich nach 2 Jahren abbrach. In dieser Zeit wurden die Probleme wieder schlimmer, das Gefühl nicht das richtige zu studieren, in diesem Fach (Physik) einfach falsch zu sein, die Leute zu sehen die so zufrieden mit ihrer Wahl waren – das alles hat mein Selbstbewusstsein wieder zerschmettert. Aus Stolz machte ich 4 Semester, auch weil es notentechnisch gut aussah und der Gedanke an ein abgebrochenes Studium meine Ängste noch verstärkte. Aber ich war so furchtbar unglücklich dass es nach langer Überlegung doch auf einen Wechsel hinauslief. In dieser Zeit war ich viel Zuhause,hatte weniger sozialen Kontakt etc., hab mich wirklich eingeigelt aus Scham. „Warum hast du es nicht einfach durchgezogen?“ Aber nun war es zu spät noch einen Rückzieher zu machen.

Meine jetzige Wahl ist das, was ich mir am besten vorstellen kann – das einzige Problem: meine Ängstlichkeit und meine Stimmung. Ich werde Grundschullehramt studieren (ich weiß, viele werden jetzt sagen „Wie willst du das mit Ängstlichkeit/ Dysthymie auf die Reihe bekommen,solche Lehrer brauchen wir nicht“) Aber ich weiß, wenn ich meine Probleme besiegen kann ist das die richtige Wahl für mich. Dazugehört auch, dass ich von Zuhause ausgezogen bin; das konnte ich mir bis vor Kurzem überhaupt nicht vorstellen, ich bin ein absolutes Papakind (ist vielleicht gar nicht so unlogisch). Aber ich war mir sicher dass dieses „ins kalte Wasser springen“ für mich förderlich ist weil ich nun handeln MUSS, kein Verstecken mehr,volle Konfrontation. Jetzt sitze ich also hier, 450 km von Zuhause entfernt in einer WG, ganz allein mit meinen Ängsten und Gefühlen.

Der Gedanke ans Studium macht mich einerseits glücklich weil ich weiß, dass das mein Gebiet ist – aber dann kommen die Zweifel.Bist du wirklich dafür geeignet? Was ist wenn du in ein paar Jahren im Referendariat versagst? Oder wenn du das psychisch nicht schaffst weil du deine Ängste nicht besiegen kannst? Ich fühle mich (vor allem Morgens) manchmal so furchtbar hilflos, ich vermisse meinen Vater so sehr, ich muss die ganze Zeit daran denken dass er irgendwann sterben wird und ich habe unsere Zeit zusammen wissentlich verkürzt. Klar, ich kann nach dem Studium immer wieder zurück, aber dann hab ich mir hier was aufgebaut und muss das zurücklassen, und die Jahre ohne ihn bekomme ich trotzdem nicht zurück.
Und dann denke ich, vielleicht bin ich wie meine Mutter die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen hat, vielleicht hat sie genau so gekämpft wie ich aber am Ende sind wir einfach nicht stark genug. Vielleicht ist irgendwas in uns kaputt. Ich weiß dass ich das fachlich schaffen kann, ich weiß dass ich vor Referaten keine Angst haben muss, ich weiß dass ich nicht weniger wert bin. Meistens bekomme ich diese Einstellung auch ganz gut auf die Reihe, ich habe viele Freunde die mich zwar für still halten, aber nicht denken würden dass es mir eigentlich oft schlecht geht, ich komme bei Jungs gut an, es ist alles vollkommen in Ordnung. Ich habe viele meiner Ängste schon besiegt. Aber manchmal hab ich das Gefühl das hat sich alles so verteilt dass ich mich jetzt einfach IMMER ängstlich und müde und traurig fühle, völlig unspezifisch. Also vielleicht etwas Biologisches?

Mir hat mal eine Ärztin gesagt „So viele Therapien wie du schon gemacht hast, so langsam müssten die doch mal Wirkung zeigen.“ Das fand ich dreist, aber vielleicht hat sich auch Recht?Vielleicht bin ich nicht therapierbar? Andererseits tun sie das ja,ich funktioniere doch, ich arbeite an mir und stelle mich meinen Ängsten und konfrontiere mich und tu all die Dinge die mir Bauchschmerzen bereiten. Aber auch wenn sich mein Denken anpasst, ich fühle mich trotzdem oft so furchtbar traurig und hilflos und allein.Wie soll ich diese Gefühle bekämpfen wenn es nichts gibt was dagegen ankommt? Es ist als hätte ich ein großes Loch in der Brust und eine schwarze Decke über meinen Augen, egal wie viele Therapien ich habe das GEFÜHL geht nicht weg. Ich glaube nicht mehr an die ganzen negativen Gedanken, ich weiß dass ich das schaffen kann, ich finde mich nicht hässlich, ich lebe gerne und es gibt viele Dinge die mich interessieren. Also warum spüre ich das nicht? Warum bleibt diese Grundtraurigkeit? Ich will mich nicht jeden Morgen mit Motivationstalk auf eine Ebene bringen auf der ich es schaffe nicht zu weinen, ich möchte nicht dass alles ein Kampf ist.
Kennt ihr das wenn ihr nach dem Aufwachen das Gefühl habt etwas Furchtbares ist passiert, ihr könnt euch nur noch nicht erinnern was genau weil ihr noch zu verschlafen seid? Und manchmal fällt es euch ein und es fühlt sich an als würdet ihr eine Treppenstufe verpassen und ins Nichts fallen. Ständig bin ich darüber am Grübeln an welchem Abgrund ich mich entlanghangle, denn genau so fühlt es sich an. Als würde ich, wenn ich nur genau drüber nachdenke, erkennen wie furchtbar meine Situation ist und auf was für eine Katastrophe ich zulaufe. Aber sie ist nicht furchtbar, eigentlich ist alles vollkommen ok. Ich dreh noch durch :(

War der Umzug vielleicht eine schlechte Idee? Vielleicht hätte ich akzeptieren sollen dass ich ein schwacher Mensch bin und mich so etwas überfordert, vielleicht mach ich mich mit diesem Versuch nur selbst kaputt. Kann ich überhaupt ein normales Leben führen? Oder habe ich eh schon versagt und lüge mir nur noch etwas vor um der Wahrheit nicht ins Gesicht blicken zu müssen? Es dreht sich einfach alles im Kreis.


Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, vielen Dank! Vielleicht befindet sich ja jemand in einer ähnlichen Situation oder möchte hierzu was sagen, ich würde mich sehr freuen :) Es tut wirklich gut das alles mal in halbwegs vernünftige Worte zu fassen, auch wenn es vielleicht ein bisschen unstrukturiert ist.


Liebe Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:

Erytheia

Sehr aktives Mitglied
...........eines bist Du auf jeden Fall nicht - ein schwacher Mensch.
Du scheust Dich nicht davor, Dich mit Deinen Problemen zu konfrontieren, aber manchmal solltest Du weniger grübeln und stattdessen in die Zukunft schauen - mit strahlenden Blick.
Du denkst viel nach und wirst bestimmt eine gute Lehrerin, die ihre Schwächen und Stärken kennt.
Die beste Therapie ist für Dich, ein Studium was Dich befriedigt, mit einem Endziel, was Dein Herz höher schlagen lässt.
Bis dahin wirst Du weiter in Dir reifen und sicher auch Seiten in Dir finden, die vorhanden, aber noch nicht von Dir entdeckt wurden.
Wenn Du aufwachst, denn frage Dich als Erstes, worauf freue ich mich besonders nach dem Aufstehen...........das kann so simple wie eine Tasse Kaffee sein - und mit diesem Gedanken, der ersten Freude (so klein sie auch sein mag) am Tag - stehe auf. Du wirst sehen, es funktioniert ;)
Das kannst Du den ganzen Tag über vortsetzen - in jedem Schritt das Positive suchen - und das gibt es immer, wenn auch manchmal sehr versteckt. Es ist eine Suche die Spass macht.
Ich weiß das es funktioniert, denn damit bin ich selbst durch jede Hölle meines Lebens gekommen und es waren verdammt viele.
Und Du schaffst es auch
 

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