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Über den Sinn

qeight

Aktives Mitglied
Stolperte soeben über Threads, die den Konflikt Atheismus vs. Theismus aufgreifen.

Mein Sempf dazu:
Man mag vieles im Leben als glücklich empfinden, doch die größte und unerschöpflichste Ressource ist ein Sinn.
Leider bereitet den meisten Menschen schon die bloße Frage davor große Angst, da sie die sich auftuenden Abgründe erahnen. Etwas Teleologisches wie den Tod als metaphysisches Phänomen zu begreifen, oder das dem Menschen inhärenten Streben nach Glück zu hinterfragen, erfordert zumindest die Vorstellung von etwas Übergeordnetem. Nun steht uns eine echte Bandbreite an Sinnlichkeiten bereit, man denke nur an die Wahrnehmungssinne auf der materiellen und die geistigen Sinne auf der feinstofflichen Ebene. Festzustellen dabei ist, dass der Sinn uns mit der Welt verbindet, wir interagieren geradezu mit jener, was uns ein entsprechendes Verständnis und eine Sensibilität für unsere Umwelt gewährleistet. Für die Naturwissenschaftler eröffnet das die Möglichkeit alles prüfen, messen und bestimmen zu können. Daraus resultiert nicht selten das Anmaßen der sogenannten Naturalisten die Welt mit Messgeräten und Formeln erklären zu können, alles weitere sei esoterischer Humbug, da nicht logisch erklärbar. Somit ist für den Naturalisten/Materialisten der Sinn lediglich ein Mittler zwischen Kontingenz und Wirklichkeit, das Zurechtrücken rationaler Bestimmungen und die Negation irrationaler Modelle.

Für den religiösen Menschen hingegen zielt die Frage nach Sinn unausweichlich über die eigene Existenz und die Existenz des Menschen in seiner Endlichkeit und Wirklichkeit hinaus. Er bedient sich der Transzendenz, dem Überschreiten der Schwelle zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. Ein religiöses Erlebnis - und es muss nicht immer mit Gott zu tun haben - führt zu einer grenzüberschreitenden Erfahrung, aus der heraus der Erfahrende ein Tor zum Weltverständnis aufstößt, das ihm ein tiefes Gefühl von Liebe vermittelt.



Solch eine transzendente Sicht der Dinge, die mit verschiedenen religiösen Vorstellungen einhergehen, gibt der endlichen Existenz Sinn und Geborgenheit.


Jetzt, da ich die Bedeutung von Sinn hervorgehoben habe, möchte ich auch auf das Drama hinweisen, dass der moderne Mensch im großen Stil auf Sinn verzichtet, oftmals ohne sich darüber bewusst zu sein, da er überzeugt davon ist, es gäbe keinen. Das Nichts im Fühlen und Denken, das man gemeinhin als Nihilismus bezeichnet und sich pathologisch mitunter als Depression entpuppt, hat hier seinen Grund. Durch die Verwissenschaftlichung vieler Zusammenhänge scheint ein Sinn nicht mehr sichtbar zu sein und man bricht die Strukturen in sinnlose Einzelphänomene auseinander. Aus diesem Zustand heraus, dem Empfinden existenzieller Sinnlosigkeit, kommt die Frage nach Sinn jedoch erneut auf und kulminiert vor allem dort, wo Zusammenhänge angezweifelt werden, die früher vollkommen unreflektiert blieben.
Ich spreche von unseren Wohlstandsgesellschaften, die durch ihre Säkularisierung eine "Befreiung" erreicht haben wollen. Befreit vom seit jeher dominierenden Gottglauben als Sinn für menschliche Existenz, befreit von der engen Verbundenheit zur Natur und befreit von den gesellschaftlichen Verpflichtungen der Ökonomie, als Zweck zur Wohlstandshebung aller.
Soziale Werte postmoderner Gesellschaften, die in früheren Zeiten mit den Gemeinschaften geradezu symbiotisch verknüpft waren, wurden in der Luft zerfetzt und übrig bleiben vereinzelte, vereinsamte Individuen. Althergebrachte Hymnen von Moral und Ethik mit entsprechender Allgemeingültigkeit, die zur Verpflichtung konventionellen Handels aufriefen, sind nicht mehr und ebenso zerfielen die davon gestützten Leitlinien in der Beziehung des Einzelnen zu sich selbst. Die Folge davon ist die Leere im Inneren und die Kälte außerhalb, die viele empfinden und gegen die keiner ankommt.
Ein Sinn macht stark und kräftig, Sinnlosigkeit sorgt für die Negation und schon erkennen wir einen wesentlichen Grund für die aktuellste Gesellschaftskrankheit, dem Burnoutsyndrom.

Angesichts dieser Probleme sollte man verstehen können, warum sinngebende Religion noch immer genutzt und noch immer wichtig in unserer Gesellschaft ist.
Manche handhaben das aber auch, indem sie die Leere, die eine gefühlte Sinnlosigkeit hinterlässt, mit materiellen Gütern füllen. Und auch die ideologische Zuordnung zu Kommunismus und Kapitalismus, deren jeweiliges Interesse eigentlich der Benthams Formel entsprechen sollte, wird durch das gegenseitige Bekriegen der Systeme zu einer absolut sinnfreien Farce. Als noch das eine System übrig war, hielt es die Sinnfrage für erledigt, da nun die Systemfrage beantwortet sei...

Ich finde: Religion, losgelöst von der institutionellen Vorbelastung, bietet nicht nur einen Ausweg aus diesen Problemen, sondern ein Fortschreiten des menschlichen Bewusstwerdens. Somit ist es nötig Religion als Gesellschaftsphänomen zu entmystifizieren und es als Vermittler von Sinn und Zusammenhängen zu verstehen. Die Transformation religiöser Wege sollte angepeilt werden, anstatt die Auflösung derselben zu forcieren.
 
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M

Manuel+

Gast
Hallo qeight!

Ich kann Ihnen im Großen und Ganzen zustimmen.

Ich vermute, dass bereits Moral genügt. Aber ohne Religion hängt Moral in der Luft. Wir können nicht ausschliessen, dass unser Leben von einem höheren Sinn umgeben ist. Und es wäre eine schlechte Wahl, dogmatisch einem Weltbild des Absurden, Sinnlosen anzuhangen.

Und so kommt man als denkender Mensch früher oder später mit der Religion in Kontakt, die sich als Hoffnung entpuppt. Solange Religion nicht widerlegt werden kann, kann man sie nur als positiv begreifen und sich über die mit ihr verbundenen Möglichkeiten freuen.

Schön, dass Sie den Weg in dieses Forum gefunden haben.
 
V

Verdandi

Gast
Sehr schöner, inhaltsleerer Beitrag, indem persönliche Ansichten wieder mal als allgemeingültuige Tatsachen dargestellt werden. Darum antworte ich auch.

Ich interessiere mich für Mythologie und Fantasythemen. Deshalb muss ich sie nicht für wahr halten.
Ich brauche keinen höheren Sinn und auch kein unendliches Leben. Und schon gar keinen personifizierten, moralisch überholten Obervater, der mir einen Sinn gibt.
Der Sinn oder Unsinn ist das Leben selbst und Moralische Werte kommen aus mir selbst, da ich selbstständig denken kann und keinen "Gott" oder ähnliches brauche, der mir eine verworrene "Moral" vorgibt, die nie näher definiert wird und die ich dann unkritisch schlucke.

Und so etwas wie Unendlichkeit existiert gar nicht, wenn man genauer darüber nachdenkt.
Ein unendliches Leben jedenfalls müsste nach meiner Vorstellung die Hölle sein.
 

qeight

Aktives Mitglied
Hallo ihr zwei! Schön, dass ihr geantwortet habt.

@ Manuel: Danke für das nette Feedback.

@Verdandi:

Ich kann dich verstehen und würde zweifelslos genauso empfinden, wenn ich du wäre. Du reduzierst meinen Beitrag auf theistische Parameter und Irrationalitäten wie die Unendlichkeit des Lebens. Ich meine: Alles ist endlich. Und mein Sinn ist es das zu erkennen, um nicht mehr daran festzuhalten. Aber das ist meine persönliche Attitüde, der ich keine allgemeine Gültigkeit unterschieben möchte. Einen Sinn jedoch halte ich als Triebfeder zum Leben für unabdingbar. Das ist natürlich auch aus der Wahrnehmung spiritueller und religiöser Mitmenschen entstanden, zudem aus deren Darstellungen und nicht zuletzt aus philosophischen Inhalten großer Denker. Selbstverständlich kann man denen immer Hume, Habermas oder Heidegger entgegenhalten ("Das Nichts nichtet") und das ist vollkommen okay. Aber es devitalisiert auch den Antrieb zu sein. Wo genau empfindest du eine Behauptung, das Leben sei unendlich, wahrgenommen zu haben?
 

banalität

Mitglied
wenn ich auch mal meinen inhaltslosen senf dazu geben darf:
erstmal, wir erfahren unendlichkeit (raum) und ewigkeit (zeit) zwar nicht, das heißt aber nicht, dass es dieses konzept nicht gibt. zweitens, ich pflichte absolut qeight bei, dass sich die wissenschaft spirituellen ansichten öffnen muss um die realität im ganzen erfassen zu können und auch dass sinn, als basis für das eigene handeln notwendig ist. ohne ambition, motivation und neugier entwickelt sich nichts.
das einzige an dem ich einen kleinen anstoss finde ist, dass qeights fokussierung auf religion besteht. das problem an der religion, wie auch an der wissenschaft ist, dass sie intolerant ist und auf ihre unabänderlichen dogmen besteht. daher bevorzuge ich den leider etwas esotherisch behafteten begriff spirituell. klar gibt es keinen alten bärtigen mann in weißem kleid, der will, dass wir dieses und jenes so und so machen, aber es gibt die information. wir entstehen aus einem brei aus wahrscheinlichkeiten, einem allsehenden, allwissenden teppich, der keine ahnung hat, was überhaupt abgeht. ein winziger teil davon wird in diese hülle geboren und muss sich als auf lebenszeit unwissendes wesen zurecht finden. meiner meinung nach ist das entmystifiziert genug. tja, es gibt sowas wie gutes tun und schlechtes tun (das was man landläufig dafür hält zumindest). auch das ist teil des systems, des teppichs. es ist auch relativ einfach, was man tun sollte. und zwar das, was man für richtig hält. und nicht weil einem das irgendjemand vorschreibt, sondern weil man das will. um zu wissen was man will, muss man ein wesentlich größeres bild der existenz entwickeln, zusammenhänge sehen um dann dem am intensivsten empfundenen gefühl nachzugehen. wie gesagt gut oder böse handeln. im groben ist gut: ehrlichkeit, wahrheit, klarheit, fairness, akzeptanz usw; böse ist: fixierung auf eigennutz, lügen, gier, kälte etc. der spass dabei ist herauszufinden, wo bei all dem schwarz-weiß eigentlich die graustufen hinkommen.
 
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