Trotz vieler Auslandsaufenthalte plötzlich Heimweh im Auslandssemester

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Hallo Elisa!

Ich denke, deine Erlebnisse sind ganz normal. Zumindest ging es mir selbst auch so und ich kenne auch einige "Weltenbummler", denen es ganz ähnlich ergangen ist.

Genau erklären kann ich es nicht. Es hat wohl etwas damit zutun, dass es ganz normal ist wenn Jugendliche "flügge" werden, sich durch die Strukturen zu Hause beengt fühlen und dann eben das Weite suchen. Wenn man älter wird und sich sein eigenes Leben nach eigenen Vorstellungen aufbaut, sich "verwurzelt", erscheint es einfach nicht so attraktiv von dort wegzugehen und der Abschied fällt natürlich schwerer.

Außerdem ist es natürlich nicht mehr so Adrenalin behaftet für dich ins Ausland zu gehen. Als du das erste Mal unterwegs warst, warst du sicher sehr (positiv) aufgeregt auf alles was kommt und das hat alles Heimweh überdeckt. Jetzt bist du nicht mehr so aufgeregt und die Gedanken an die Heimat nehmen einen größeren Part ein.

Und die Erinnerungen werden halt auch mit der Zeit verzerrt. In dem Moment als du gemerkt hast, dass deine Kreditkarte gestohlen wurde, ist dir sicher auch das Herz in die Hose gerutscht. Im Nachhinein kannst du aber darüber "lachen". In ein paar Jahren wird dein jetziges Heimweh wahrscheinlich auch nicht mehr so wild in deiner Erinnerung sein.

Mein Rat (obwohl es natürlich gänzlich deine Entscheidung ist, was du machst): Zieh die Zeit in Schottland durch, genieße die schönen Momente und freue dich über die Erkenntnis, dass du nun erwachsen wirst und dich langsam niederlassen möchtest.

Viel Spaß dir!

LG Lara

Hey Lara,

Danke für deine Antwort.

Mir haben in der Tat schon sehr viele Menschen geraten es durchzuziehen.

Das Problem ist, dass ich wirklich kein Mensch bin der gerne aufgibt. Normalerweise bin ich mir immer selbst im Wege und ziehe die Dinge dann auch wirklich durch.

Deswegen bin ich ja jetzt auch in der Misere, da ich zwischen zwei Stühlen stehe und einerseits nicht aufgeben will, aber andererseits merke dass dieses ganze Auslandssemester Konzept nicht zu mir passt.. Das macht mich fertig, weil ich mir die ganze Zeit Vorwürfe mache und von mir selbst enttäuscht bin.
Andererseits, bin ich bei dem Gedanken daran wieder in meiner alten Wohnsituation zu sein so erleichtert, dass ich mich frage ob es nicht einfach besser wäre, das Auslandssemester irgendwann nachzuholen. Jung genug bin ich ja.


Ich denke, wenn ich es versuchen würde, dann würde ich das auch hinkriegen. Nur würde ich es dann halbherzig machen und nur 50% geben, und das bin wiederum auch nicht ich. Ausserdem kommt noch dazu, dass sich die meisten ja erst so nach 2 Monaten richtig 'eingelebt' haben. Soll ich also die nächsten 8 Wochen hier sein und versuchen mich zu akklimatisieren und mit meinen Gefühlen klar zu kommen, nur um dann 5 Wochen darauf wieder abzuhauen?

Ich finde diese Gleichung eigentlich eindeutig, blöd nur dass ich das alles jetzt erst herausfinde über mich, und nicht bevor ich geflogen bin.

Ein Auslandssemester, das machen so viele Personen und bei den meisten ist es die Zeit ihres Lebens. Heisst das, dass es für mich genauso laufen muss?
Kann es nicht einfach sein, dass das Konzept des Reisens + Uni nicht zu mir passt?
Ich glaube so allmählich, das ist der eigentliche Grund. Das Heimweh ist jetzt schon verschwunden aber die Beklemmung und das Unbehagen bleiben. Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass sowas nicht einfach so weg geht.

Trotzdem werde ich meinen Abbruch vermutlich bereuen..aber sind denn nicht auch Misserfolge im Grunde genommen Erfolge?

LG

Hey Elisa!

Es bleibt ganz und gar deine Entscheidung, und das macht es ja auch so schwierig.

Ich habe eine Zeit lang viele Schüler um den Schüleraustausch herum (vorher, währenddessen, danach) betreut. Die waren zugegeben jünger, meist so 16/17 und dementsprechend in einer anderen Lebensphase als du.

Fast alle hatten am Anfang Schwierigkeiten und viele wollten abbrechen. Die, die wieder nach Hause gefahren sind, haben es meistens bereut, für manche war es aber wirklich besser so.
Von denen, die es durchgezogen haben, war es für viele eine super tolle Zeit. Es gab aber auch durchaus einige, die es bereut haben, überhaupt gefahren zu sein.
Also: es gibt nicht die eine richtige Lösung und man kann oft erst nach Jahren wirklich wissen, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat.

Versuche dich doch einmal in die Lage von "Elisa in 10 Jahren" zu versetzen. Was würde sie mehr bereuen?
- Wenn du jetzt "aufgibst" und dir die (guten oder schlechten) Erfahrungen entgehen lässt
- Oder wenn du die "paar Wochen" durchziehst und es dich im Nachhinein wirklich nicht weitergebracht hat.

Mach dich aber nicht zu sehr verrückt. Auch wenn du die falsche Entscheidung triffst, ist das kein allzu großes Drama. Im jungen Erwachsenenalter müssen wir halt viele Entscheidungen treffen. Manche davon sind richtig und manche sind nun einmal im rückblickend betrachtet falsch

LG Lara