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Trauer und Schuldgefühle überwinden? Tod positiv sehen?

Aurora99

Neues Mitglied
Hallo,

Wie wird man diese Schuldgefühle los?

Warum haben wir Angst vor dem Tod?

Wie schafft man es nach einem Trauerfall das Positive zu sehen?


Ich habe am Mittwoch meinen Vater verloren. Wir haben ihn über alles geliebt. Und obwohl wir ihn 10 Jahre mit seiner Demenz daheim begleitet haben, versucht haben es so schön wie möglich zu machen und er auch daheim bei uns gestorben ist, mache ich mir schlimme Vorwürfe.

Mein Vater war 87.
Ich bin 40 und habe ein kleines Kind mit 2 Jahren, einen Mann und eine Mutter die leider auch nicht mehr gesund ist. Ich arbeite bereits wieder und versuche alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen.

Dennoch hätte ich mir für meinen Vater mehr kleine Momente Zeit nehmen können.
Vor 2 Jahren fing es an, dass er mich nicht mehr erkannt hat. Sogar manchmal misstrauisch war und dachte ich wäre eine fremde Frau. Mir tat das alles sehr weh und habe dadurch zugelassen dass immer mehr Distanz zwischen uns entsteht.

Davor hatten wir all die Jahre (trotz der Demenz) ein sehr inniges, liebevolles Verhältnis. Er war wie mein Schützling, wie ein Kind das ich behüten wollte. Wir hatten damals noch viele schöne Erlebnisse zusammen.

Doch die letzten zwei Jahre wurde es so schlimm, dass ich nicht mehr recht wusste wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Dadurch habe ich weniger mit ihm gesprochen, weniger unternommen... ihn mehr sich selbst überlassen bei meiner Mutter daheim.
Es kam natürlich ein Pflegedienst, jede Woche habe ich meine Eltern besucht und Besorgungen gemacht, Wäsche, Arztbesuche organisiert usw.
Aber Zwischenmenschliche Beziehung fand kaum mehr statt. Ich habe ihn sogar schon mit Vornamen angesprochen weil er öfter komisch geschaut hat wenn ich Papa zu ihm gesagt habe. Es ist schon schrecklich wenn man bedenkt, dass der Mensch der dich mal über alles geliebt hat plötzlich nicht mehr weiß dass du je existiert hast.

Doch auch wenn sein Tod nun eine Erlösung für ihn und alle anderen ist, sind wir am Boden zerstört.
Denn obwohl er schon so weit weg war mit seinem Bewusstsein, kamen bis zuletzt immer wieder kleine Bruchstücke seiner eigentlichen Persönlichkeit zurück.
Wenige Tage bevor er stark gab er mir plötzlich einen Kuss auf die Wange aus heiterem Himmel ... oder lächelte mich kurz an. Dann starrte er wieder ins Leere. In einer Nacht war er plötzlich hellwach und wollte sich mit mir einen unserer Lieblingsfilme ansehen... ich hab dabei fast die ganze Zeit heimlich geweint... weil es so weh getan hat. Es war als wäre er kurz erwacht... wieder da... und dann am nächsten Tag wieder weg.

Mich plagen nun Schuldgefühle wie:
Warum bin ich die letzten zwei Jahre nicht öfter mit ihm spazieren gegangen? Er war immer so gern draußen.
Warum habe ich mich nicht öfter neben ihn gesetzt und ein Bilderbuch angeschaut?
Warum habe ich ihn nicht öfter besucht als er 1 Monat in der Kurzzeitpflege war?
Warum tat es zu sehr weh ihn im Sterbeprozess zu umarmen? (ich habe nur geschafft seine Hand zu drücken)
Warum hat er mein verheultes Gesicht sehen müssen als er mich das letzte Mal angelächelt hat? Warum konnte ich nicht stark sein und ihm damit das Gefühl geben dass alles in Ordnung ist?
... ...

Niemals werde ich mir das verzeihen. Aber ich muss einen weg aus dieser Tiefe finden. Irgendwie wieder an die Oberfläche kommen um Luft zu schnappen. Es gibt noch Menschen die mich brauchen.


Wie wird man diese Schuldgefühle los?

Warum haben wir Angst vor dem Tod?

Wie schafft man es nach einem Trauerfall das Positive zu sehen?
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo

herzliches Beileid. So ein Tod ist etwas so Schlimmes und Unbegreifliches und oft denkt man, dass man hätte mehr tun können, mehr dasein können. Man quält sich und vergißt dabei aber, dass man auch nur ein Mensch ist, dass man keine Maschine ist, die 24 Stunden funktionieren kann. Du hast das getan, was Dir möglich war, Du hast eine Familie, einen Beruf.

Du hast Deinem Vater soviel gegeben, Ihr hattet ein schönes Verhältnis. Du warst da und darauf solltest Du Dich konzentrieren. Man denkt, dass man perfekt sein müsste, aber das ist einfach utopisch.

Guck dir das an, was Ihr hattet, was Du ihm im Laufe Eurer langen Beziehung gegeben hast. Man macht eine Beziehung nicht an ein paar Monaten fest, sondern man sieht den ganzen Verlauf mit allen Höhen und Tiefen. Und da hast Du viel getan in meinen Augen.

Manchmal scheut man sich auch etwas davor, sich einem Sterbendem zu näheren, man ist ohnmächtig, hilflos, gefangen in seinem Schmerz, möchte noch soviel tun, aber es tut auch so weh. Aber das ist völlig in Ordnung, wir sind Menschen, wir können nicht immer funktionieren, wir haben unseren Schmerz und es war ja auch nicht einfach mit ihm.

Warum man Angst hat vor dem Tod? Weil es so endgültig zu sein scheint, weil dann vielleicht alles aufhört, weil wir nicht wissen, was kommt, weil dahinter sich eine große schwarze Leere verbirgt, meint man. Vielleicht aber auch nicht.

Trauere, nimm Dir alle Zeit, die Du brauchst. Guck, dass Du Dir vielleicht eine Auszeit nehmen kannst. Und dann sei dankbar für das, was Du hattest, was Du getan hast. Denke nicht daran, was immer alles noch mehr hätte sein können. Nein. Das sollten wir im Leben nie tun, uns immer auf das konzentrieren, was nicht so toll ist, was noch nicht perfekt ist. Wir sollten sehen, was schön ist, was schön war und das in uns tragen.

Ich hoffe, dass Du Unterstützung hast und liebe Menschen um Dich herum.
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Hallo Aurora 99,

auch mein herzliches Beileid.
Ein Trost wäre vielleicht,dass dein Vater ei langes Leben gehabt hat,ihre eine tolle Beziehung,er hat sein Enkelkind kennengelernt.
Es ist immer zu früh ,wenn ein geliebter Mensch von uns geht,das weiss ich.
Gib dir Zeit,dass du die schönen Zeiten wieder sehen kannst!
Du hast dein Bestes getan,aber bist auch ein Mensch und die Gefühle waren zu stark,da kann man nicht alles perfekt machen.
Ich bin mir sicher,er hat deine Liebe gespürt.

Wünsche dir viel Kraft!🌻
 

Roselily

Sehr aktives Mitglied
Hallo Aurora,

tut mir sehr leid. Wenn Eltern sterben, ist es immer ein herber Einschnit im Leben. Egal, wie alt sie sind, oder unter welchen Umständen. Du musst dir sicher keine Vorwürfe machen.

Ich habe heute einen Text in einer Traueranzeige gelesen, den ich sehr schön finde:

Vermisst mich, aber lasst mich gehen.
Wenn ich an das Ende meines Wegs komme und die Sonne für mich untergegangen ist, wünsche ich mir keine Zeremonie in einem dunklen Raum.
Warum um eine Seele weinen, die frei geworden ist.
Vermisst mich eine Weile, aber nicht zu lange und nicht mit tief gebeugtem Haupt.
Erinnert euch an die vielen Stunden, die wir verbrachten.
Es ist eine Reise, ein Weg, den wir alleine gehen.
Vermisst mich, aber lasst mich gehen....
 

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