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Träume aufgeben

Mortex

Neues Mitglied
Hallo liebe Forumsgemeinde,


ich habe gerade ein kleines Tief und hoffe hier kann mir jemand vielleicht ein bisschen helfen.


Ich bin männlich 23 und leide an sozialer Phobie. Ich kann wirklich wichtige Dinge fast nicht erledigen, sogar die einfachsten. Ich habe schon Schwierigkeiten bestellte Bücher abzuholen obwohl ich meinen Buchhändler schon kenne seit ich fünf Jahre bin und schon fast ein „freundschaftliches“ Verhältnis habe. Ich bin dadurch fast komplett isoliert. Mein Leben besteht nur aus meiner Arbeit, die ich hasse und meinem Fernstudium. Freunde habe ich keine, eine Freundin habe ich nicht, hatte ich noch nie und werde ich wahrscheinlich auch nie haben. Dadurch besteht mein Wochenende eigentlich nur noch aus langweile und aus das Warten bis Montag, damit wieder alles von vorne losgeht. Soziale Kompetenzen habe ich auch keine.


Versuche zwar hin und wieder ein paar kleine Aufgaben zu meistern, z. B. wie Bus zu fahren (auch fast unmöglich) aber das schaffe ich nur selten. Und selbst wenn bleibt es bei einem mal. Gegen eine Therapie hätte ich nichts, aber da ich auch Angst habe mit fremden zu telefonieren, kann ich keinen Therapeuten anrufen. Habe zwar schon mehrere per Mail kontaktiert,aber dann heißt es immer ich soll anrufen und einen Termin ausmachen. Das ganze ist zwar in meinen Augen so sinnvoll als würde man einen Alkoholikertreff in einer Kneipe machen, aber naja.


Das Abitur mache ich gerade übers Fernstudium. Da ich aber Vollzeit arbeite und der Job mich einfach nur fertig macht, habe ich meist keine Energie mehr mich mit dem Fernstudium zu beschäftigen. Meistens sitze ich dann nur zu hause und esse die ganze Zeit, habe schon ein kleinen Bauch bekommen. Fühle mich in meinem Körper total unwohl.


In meiner Nachbarschaft wohnt eine die wirklich süß ist, würde sie mal gerne ansprechen aber das schaffe ich nie. Würden wohl auch die wenigsten schaffen. Werde immer total nervös wenn ich sie sehe. Einmal bin ich vor Aufregung gegen eine Straßenlaterne gelaufen. Und selbst wenn ich sie ansprechen würde,würde ich kein Date kriegen da sie sich 1000 bessere zur Auswahl hat. Selbst wenn ich ein Date mit ihr hätte, hätte ich nichts zu erzählen. Wie auch immer.


Ich glaube langsam das ich meine ganzen Träume aufgeben muss und mich einfach damit abfinden, das ich das Abitur nicht schaffe und mein Leben lang in einem Job versauern muss der mich einfach nur nervt und an den Wochenenden alleine zu Hause sitzen werde.


Geht es jemanden ähnlich oder hat sich jemand aus so einer Situation befreien können? Falls ja, wie? Oder hat jemand eine Idee wie man da raus kommt?


Liebe grüße
 
Zuletzt bearbeitet:

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ich finde es toll, daß Du Vollzeit arbeitest und noch ein Fernstudium machst. Meine Hochachtung!

Mußt Du für Deinen job die Wohnung verlassen? Hast Du auf der Arbeit Kontakt zu anderen Menschen? Wenn ja, dann schaffst Du es ja in einigen Bereichen, Deine Phobie nicht siegen zu lassen. Toll. Auch, daß Du Dir immer wieder mal kleine Aufgaben stellst und die meisterst finde ich gut. Das schafft noch längst nicht jeder.

Ja, es wäre gut, wenn Du Dich auf den Weg zu einem guten Therapeuten machst. Es hat seinen Sinn, daß die mit Dir telefonieren wollen. Es ist eine Hürde, die es zu überwinden gilt. Du kannst aber auch persönlich zu den Sprechzeiten dorthin gehen und Dir einen Termin geben lassen, wenn Dir diese Hürde weniger hoch erscheint.


Es wäre schön, ein freies und unbeschwertes Leben führen zu können, oder? Das Ziel ist sehr verlockend, oder? Vielleicht lohnt es sich dafür, sich zu überwinden, ähnlich wie beim Busfahren?

Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht.
 

Rosafee

Aktives Mitglied
Du weißt doch hoffentlich, dass deine Angst absolut irreal ist?

Ängste spielen uns immer einen Streich. Nichts ist in Wirklichkeit so schlimm, wie unsere Angst uns vorspielt.

Man kann seine Ängste selbst besiegen. Rede mal mit deiner Angst und sage zu ihr: "du hast jetzt keine Macht mehr über mich, ich gebe nicht nach." Und dann greifst du zum Hörer...

Das schafft man nicht von einem Tag auf den anderen. Aber mit kleinen Schritten kommt man immer weiter voran. Irgendwann wundert man sich dann, wie leicht vieles auf einmal geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
L

Lenja

Gast
Ich glaube langsam das ich meine ganzen Träume aufgeben muss ..
.. hat jemand eine Idee wie man da raus kommt?
Vielleicht könntest du deine Träume, ihre Kraft, dazu nutzen, diese Situation zu überwinden ..?

Mache sie dir immer wieder bewusst, verstärke sie durch neue Informationen und Ideen, denke über sie nach und suche etwas kleines, konkretes, einen kleinen Schritt, den du in ihre Richtung machen könntest. Ich glaube deine Träume "wollen" dich befreien und ich glaube, das tun immer unsere Träume. :)

Alles Gute!
Lenja
 
T

tuny

Gast
Hallo Mortex,

mir scheint, dass du all die Leistungsnormen und Anforderungen, die man zum "Normalsein" erfüllen muss, tief verinnerlicht hast. Wenn deine Träume also an die Erfüllung all dieser Anforderungen geknüpft sind, dann wird es in der Tat sehr frustrierend. So gesehen ist es wohl wirklich eine gute Idee, sich von den Träumen in dem Sinne zu verabschieden, dass man wie alle sein will. Ich finde an dieser Stelle den Gedanken von Lenja sehr interessant, dass Träumen bei richtigem "Gebrauch" aber auch ein riesiges Antriebspotential innewohnt.
Was du tun könntest wäre, dich selbst mit viel milderen und nachsichtigeren Augen zu betrachten. Einem guten Freund, der aber sehr schüchtern ist, würdest du ganz sicher nicht so streng beurteilen. Du würdest vielleicht viel eher versuchen, dich mit seiner Schüchternheit zu arrangieren und sie respektvoll verstehen lernen wollen. Und du würdest ganz sicher die Maßstäbe für einen Erfolg an all die vielen kleinen Schritte, in denen er seiner Angst ein Stück weit zu trotzen gelernt hat, anpassen. Versuche dich selbst am besten mit den Augen eines guten Freundes zu sehen und richte deine Aufmerksamkeit auf die kleinen Schritte die dir gelingen. Schon wenn du aus dem Haus gehst und es vielleicht schaffst, jemanden kurz zu grüßen, dann darfst du dir nach diesen Maßsstäben schon einen Erfolg verbuchen. Nur weil du noch nicht so bist wie irgendeine Vergleichsperson und vielleicht auch nie so werden wirst, sind deine Schritte noch lange nicht wertlos. Und vielleicht versteckt sich in deiner Schüchternheit ja auch etwas sehr wertvolles: Möglicherweise hast du grade durch deine Schüchternheit sehr feine Antennen für die Gefühlsregungen und Wünsche anderer Menschen bekommen. Daraus könnte sich zum Beispiel eine großartige Empathie entwickeln. Vielleicht würde vielen Menschen ein wenig Schüchternheit zur rechten Zeit mal sehr gut tun. Wenn wir das jetzt mit der Idee der Träume verbinden, dann sind wir glaube ich an der Stelle, was Lenja meinte: Im Hintergrund ist ein Traum, aber er bildet keine möglichst schnell zu erfüllende Zielvorgabe, sondern wirklich den Hintergrund. Eine Vision, die Entwicklungspotential für ein ganzes Leben in sich trägt und wahrscheinlich nie ganz verwirklicht werden kann. Und all die vielen kleinen Schritte sind dann ein langsames dort hingehen. Und wer weiß, vielleicht sind es aus der richtigen Perspektive gesehen auch riesengroße Schritte, die du da machst. Das hängt einzig und allein von dem Traum ab, der im Hintergrund ist.
 

Mortex

Neues Mitglied
Wow, das sind sehr schöne Antworten. Und zwar alle, ohne Ausnahme. Schon mal danke dafür :)

Mußt Du für Deinen job die Wohnung verlassen? Hast Du auf der Arbeit Kontakt zu anderen Menschen?

Ja, relativ viel. Allerdings nur über das Telefon und die meisten rufen sowieso nur an um sich zu beschweren. Das ist also leider nichts was einen irgendwie positiv stimmen würde.

Du weißt doch hoffentlich, dass deine Angst absolut irreal ist?

Ich weiß was du meinst. Leider ist die Angst nicht so wirklich intellektuell steuerbar. Ich weiß zwar in dem Moment das sie irreal ist, aber sie ist trotzdem lähmend. Verstehst du was ich meine?

Man kann seine Ängste selbst besiegen. Rede mal mit deiner Angst und sage zu ihr: "du hast jetzt keine Macht mehr über mich, ich gebe nicht nach." Und dann greifst du zum Hörer...

Das ist ein guter Tipp, ich glaube den werde ich am Montag mal direkt so ausprobieren.

Vielleicht könntest du deine Träume, ihre Kraft, dazu nutzen, diese Situation zu überwinden ..?

Du meinst sozusagen den Fokus von der Angst weglegen eben auf die Träume?

mir scheint, dass du all die Leistungsnormen und Anforderungen, die man zum "Normalsein" erfüllen muss, tief verinnerlicht hast.Wenn deine Träume also an die Erfüllung all dieser Anforderungen geknüpft sind, dann wird es in der Tat sehr frustrierend.

Naja, nicht so wirklich. Ich sehe das sozusagen eher als Befreiung. Am Jobbeispiel: Ich mache das Abitur ja noch um noch studieren zu können um einen Job zu finden den ich gerne mache, weil mir mein jetziger Job gar nicht gefällt und ich mir nicht vorstellen könnte das bis zur Rente durchzustehen. Es geht also weniger um die Wertvorstellung, sondern die „Befreiung“. Weißt du was ich meine?

Einem guten Freund, der aber sehr schüchtern ist, würdest du ganz sicher nicht so streng beurteilen.

Auch wieder ein guter Tipp, danke. Da hast du recht, man ist oft viel zu streng mit sich. Ich glaube das ist jetzt schon wieder eher ein gesellschaftliches Problem, man ist viel zu streng mit sich selber.

Eine Vision, die Entwicklungspotential für ein ganzes Leben in sich trägt und wahrscheinlich nie ganz verwirklicht werden kann.

Aber würde das nicht heißen, das man praktisch sein Leben lang eine endlose Treppe hochgeht?

Und wer weiß, vielleicht sind es aus der richtigen Perspektive gesehen auch riesengroße Schritte, die du da machst.

Hmm, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Es ist wirklich oft eine Sache der Sichtweise.
 
G

Gast

Gast
Eine Therapie wäre wahrscheinlich wirklich eine große Hilfe! Hast Du in den Mails explizit geschildert, dass es für Dich momentan nicht machbar ist, einen Termin telefonisch zu vereinbaren, und deshalb eine Mail schreibst? Gibt es vielleicht jemand, dem Du vertraust, und der dieses Telefonat für Dich erledigen könnte? Oder meinst Du, dass Du das vielleicht auch schaffst, wenn Du vorher einmal ganz intensiv daran denkst, dass dieser Schritt Dir wirklich helfen wird, Deiner Angst zu begegnen und Dich ihr zu stellen (um sie dann mit der Hilfe des Therapeuten zu überwinden)?

Ich habe großen Respekt davor, dass Du trotz Deines Problems einen Vollzeit-Job hast und noch studierst. Das muss sehr viel Energie kosten, oder?

Ich wünsche Dir, dass Du Deine Träume LEBEN kannst! :)
 
T

tuny

Gast
Naja, nicht so wirklich. Ich sehe das sozusagen eher als Befreiung. Am Jobbeispiel: Ich mache das Abitur ja noch um noch studieren zu können um einen Job zu finden den ich gerne mache, weil mir mein jetziger Job gar nicht gefällt und ich mir nicht vorstellen könnte das bis zur Rente durchzustehen. Es geht also weniger um die Wertvorstellung, sondern die „Befreiung“. Weißt du was ich meine?
Ich glaube dass ich dich verstehe. Du möchtest dich durch das Erreichen dieser Ziele endlich befreien, so dass du dich dann glücklich und zufrieden fühlen kannst. Aber vielleicht kannst du darüber noch mehr erzählen? Da steckt viel drin glaube ich.

Aber würde das nicht heißen, das man praktisch sein Leben lang eine endlose Treppe hochgeht?
Ganz genau, das würde es heißen. Stell dir andersherum mal vor, du wärst mit allem fertig, endgültig fertig. Es gäbe absolut nichts mehr zu tun. Was dann? Wozu Aktivist sein, wenn alle Wale gerettet sind? Wozu überhaupt interessante Gespräche führen, wenn man eh schon alles über den anderen weiß? Wozu etwas Gutes essen, wenn dein Körper endgültig satt ist? Es gibt ein Buch zu dem Thema: "Vom Nutzen ungelöster Probleme." Die Kernaussage ist hier genau dies: Damit wir überhaupt etwas sein können, brauchen wir Aufgaben, die noch nicht erfüllt sind. Das Prozess des Lebens darf nie fertig sein, damit er funktioniert. Wichtig ist aber, dass man lernt, dass man nicht erst "fertig" sein muss, um sich glücklich fühlen zu können. Der Weg ist das Ziel und das langsame Gehen der Stufen bringt Erfüllung.
 

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