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Todkranke Freundin

Sonic

Aktives Mitglied
Eine Freundin von mir hatte mal Brustkrebs. Zum Glück ging es gut aus. Vor zwei Jahren wurde nun Knochenkrebs digagosziniert.
Ich habe sie offen und ehrlich gefragt, wie ich damit umgehen soll. Sie sagte, ich soll sie einfach gar nicht darauf ansprechen.
Eine normale Frage "Wie geht es dir" äußere ich ihr genenüber inzwischen auch nicht mehr. Ich überlasse es ihr wenn sie sagen will wie es ihr geht.
Heute hat sie mich angerufen und mir gesagt wie schlecht es ihr geht.
Ich habe versucht sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Habe aber schnell gemerkt, es funktioniert nicht wirklich.
Wenn ich zu ihr sage, sie soll sich melden wenn sie was braucht, wehrt sie ab. Sie schafft das alleine.

Da ich sie auch nicht mehr besuchen kann/soll, weil sie ständig müde ist und weiterhin (trotz Schmerzen) arbeiten geht, höre ich momentan einem Menschen beim Sterben zu. Denn wir haben nur Telefonisch noch ganz selten Kontakt, weil sie nur noch selten ans Telefon geht.

Hat jemand schon mal sowas durchgemacht und kann mir einen Rat geben, wie ich selbst mit der Situation klar kommen kann?
Mich macht es fertig. Ihr geht es so besch.... und ich kann nix tun.
Zwar versuche mir selbst immer wieder zu sagen, dass ich es akzeptieren muss wie es ist. Aber das ist manchmal nicht so einfach.
 

Mittendurch

Moderator
Teammitglied
Moin, können nicht beschreiben wie damit umgehen. Kennen es aber aus beiden Perspektiven.
Gibt Selbsthilfegruppen und auch Foren für Angehörige, dies sind dann nicht nur Verwandte auch Freunde, Bekannte etc.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Wie würdest es du dir wünschen, wenn du sie wärst?

Mir wäre recht, wenn man trotzdem kommt und nicht Phrasen klopft, sondern mit mir zusammen sitzt und mir zuhört und mit mir zusammen ganz normal lacht und heult und eine Stunde nur mal da ist, damit mal was anderes dran ist, als immer nur die Uhr ticken hören.
Frag nicht lang, bemühe dich nicht, ihr etwas vorzuspielen, mach sie nicht traurig, indem du theaterst.
Sie fragt sich jetzt sicher viel, du kannst mit ihr diese Fragen durchgehen und ernsthaft drauf eingehen.

Eine meiner Freundinnen kam, als ich als Häufchen Elend samt Rollstuhl und durch einen Halofixateur unbeweglich beim Fenster saß, sie benahm sich total cool, ( so ist sie immer) und machte nebenher, neben dem Quatschen mal das alles, was ich nicht schaffte- sie nahm ohne zu fragen Besen und Wischtuch und schwuppdiwupp war beiläufig schnell alles tipptopp, oh wie gut das tat. Das sah keiner und fragen drum wollte ich auch nicht. Eine Tante kam und stellte sich zum Herd und bruzzelte mir schnell und selbstverständlich ein richtig gutes Essen. Die Frau Bürgermeister brachte mir Bargeld, aus ihrer Tasche. Nachbarn hängten mir Kaffee und Süßes an die Tür, man ging mit mir um, als wäre ich jetzt total hilflos und jeder half mir auf seine Weise. Das war unvorstellbar berührend für mich. Man TAT etwas, rief nicht nur an... ich bin grundsätzlich kein Freund von Telefonaten. Das ersetzt niemals den realen Kontakt.
 
R

Raymon

Gast
Wie würdest es du dir wünschen, wenn du sie wärst?

Mir wäre recht, wenn man trotzdem kommt und nicht Phrasen klopft, sondern mit mir zusammen sitzt und mir zuhört und mit mir zusammen ganz normal lacht und heult und eine Stunde nur mal da ist, damit mal was anderes dran ist, als immer nur die Uhr ticken hören.
Frag nicht lang, bemühe dich nicht, ihr etwas vorzuspielen, mach sie nicht traurig, indem du theaterst.
Sie fragt sich jetzt sicher viel, du kannst mit ihr diese Fragen durchgehen und ernsthaft drauf eingehen.

Eine meiner Freundinnen kam, als ich als Häufchen Elend samt Rollstuhl und durch einen Halofixateur unbeweglich beim Fenster saß, sie benahm sich total cool, ( so ist sie immer) und machte nebenher, neben dem Quatschen mal das alles, was ich nicht schaffte- sie nahm ohne zu fragen Besen und Wischtuch und schwuppdiwupp war beiläufig schnell alles tipptopp, oh wie gut das tat. Das sah keiner und fragen drum wollte ich auch nicht. Eine Tante kam und stellte sich zum Herd und bruzzelte mir schnell und selbstverständlich ein richtig gutes Essen. Die Frau Bürgermeister brachte mir Bargeld, aus ihrer Tasche. Nachbarn hängten mir Kaffee und Süßes an die Tür, man ging mit mir um, als wäre ich jetzt total hilflos und jeder half mir auf seine Weise. Das war unvorstellbar berührend für mich. Man TAT etwas, rief nicht nur an... ich bin grundsätzlich kein Freund von Telefonaten. Das ersetzt niemals den realen Kontakt.
Das sehe ich ähnlich. Ich musste einmal selbst einen Angehörigen über 3 Monate intensiv beim Sterben begleiten. Das war für mich gleichzeitig der erste persönliche Kontakt mit diesem Thema. Es war natürlich eine schwere und Kraft zehrende Zeit. Ich habe versucht das zu tun, was ich mir in dieser Situation als Sterbender für mich selbst wünschen würde. Anteil nehmen und da sein, wenn einen der andere Mensche braucht er es zulässt. Zu versuchen, irgendetwas Gutes zu tun, eine kleine Aufmerksamkeit hier oder da, wenn man weiß was gefällt. Irgendwie zur positiven Ablenkung, auch mal beitragen und die Situation annehmen und akzeptieren. Ich habe es irgendwie geschafft diese Zeit relativ gefasst durchzustehen. Vermutlich hat mir dabei auch meine Persönlichkeit und meine Einstellung zum Leben und zum Sterben geholfen. Am Ende fiel alles dann wie eine Last von mir ab und ich habe erst einmal geweint wie ein kleines Kind.
Trotz allem bin ich für diese Erfahrung dankbar, dass ich für diesen Menschen da sein und Anteil nehmen durfte.
Und sonst? Ich hätte mit das am Anfang auch nicht zugetraut. aber ich hatte eigentlich auch keine Wahl.
@Sonic Alles Gute für deine Freundin und dich!
 
G

Gelöscht 122988

Gast
Wenn ich zu ihr sage, sie soll sich melden wenn sie was braucht, wehrt sie ab. Sie schafft das alleine.
Ich kann das gut nachvollziehen. Sie möchte sich damit noch ein Stück Selbstständigkeit bewahren.

Ich sehe es wie @Hollunderzweig..
Versuche so normal wie möglich mit ihr umzugehen. Verbringt Zeit miteinander und lasse sie auf dich zukommen, wenn sie das will. Sie entscheidet.

Ich wünsche euch beiden viel Kraft..
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Da ich sie auch nicht mehr besuchen kann/soll, weil sie ständig müde ist und weiterhin (trotz Schmerzen) arbeiten geht, höre ich momentan einem Menschen beim Sterben zu.
Diese Melodramatik würde ich rausnehmen.
Sie geht noch arbeiten, sie liegt nicht im Sterben.
Und sie hat keinen Bock auf deinen Besuch.
Für mich liest es sich, als wärt ihr gar nicht so eng befreundet.
Ihr telefoniert ab und an.
Mich macht es fertig. Ihr geht es so besch.... und ich kann nix tun.
Erstaunlich, dass sie dann noch zur Arbeit geht.
Ich habe sie offen und ehrlich gefragt, wie ich damit umgehen soll. Sie sagte, ich soll sie einfach gar nicht darauf ansprechen.
Das ist eine klare Ansage und daran würde ich mich halten.
(Wenn sie dich nicht sehen will, schicke ihr ein Paket. Schreibe ihr Briefe. Telefonieren ist anstrengend.)
 
G

Gelöscht 122745

Gast
Hatte eben angesetzt zu einer Antwort, aber merkte, dass ich bei den vielen Aspekten den Überblick verlor. Daher scheibe ich mal zwischen deinen Zeilen, okay?

Eine Freundin von mir hatte mal Brustkrebs. Zum Glück ging es gut aus. Vor zwei Jahren wurde nun Knochenkrebs digagosziniert.
Ich habe sie offen und ehrlich gefragt, wie ich damit umgehen soll. Sie sagte, ich soll sie einfach gar nicht darauf ansprechen.
Eine normale Frage "Wie geht es dir" äußere ich ihr genenüber inzwischen auch nicht mehr. Ich überlasse es ihr wenn sie sagen will wie es ihr geht.

Da hast du schon gut (re-)agiert. Aber: Meinte sie das wirklich ehrlich - oder wollte und will sie vielleicht auch einfach dich schützen? Nur eine Frage (aber lies mal Holunderzweigs Beitrag, er ist kostbar).

Meine Cousine und beste Freundin aus Kindertagen starb mit 17 an Knochenkrebs.
Ich frage mich bis heute, ob sie vielleicht gern über alles geredet hätte...

Doch die Eltern hatten dem gesamten Umfeld incl. mir einen kompletten "Maulkorb" verpasst unter dem Motto: "Redet nur nicht mit G. über ihre Krankheit".
Und bis heute frage mich oft, wie einsam sie sich wohl gefühlt haben muss in diesem Schweigen um sie herum..... :cry:
Denn natürlich wusste sie, was sie hatte, es klang in Bemerkungen und Briefen immer wieder durch.


Heute hat sie mich angerufen und mir gesagt wie schlecht es ihr geht.
Ich habe versucht sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Habe aber schnell gemerkt, es funktioniert nicht wirklich.
Wenn ich zu ihr sage, sie soll sich melden wenn sie was braucht, wehrt sie ab. Sie schafft das alleine.

Sorry - aber da ist was komplett schief gelaufen....;) Das war doch ein eindeutiges Signal, dass sie reden möchte!!

Da ich sie auch nicht mehr besuchen kann/soll, weil sie ständig müde ist und weiterhin (trotz Schmerzen) arbeiten geht, höre ich momentan einem Menschen beim Sterben zu. Denn wir haben nur Telefonisch noch ganz selten Kontakt, weil sie nur noch selten ans Telefon geht.

Fahr hin! Egal, wie weit ihr auseinander wohnt - fahr hin! Nimm sie in den Arm und lass sie weinen, spüren, dass jemand sie auffängt, spüren, dass du da bist! Fahr hin!
Ich war damals zu jung (selbst ja grad mal 19), zudem war es eine völlig andere Zeit, man gehorchte den Eltern komplett - aber es gibt keinen Tag, an dem ich das bis heute nicht bereue!!


Hat jemand schon mal sowas durchgemacht und kann mir einen Rat geben, wie ich selbst mit der Situation klar kommen kann?
Mich macht es fertig. Ihr geht es so besch.... und ich kann nix tun.
Zwar versuche mir selbst immer wieder zu sagen, dass ich es akzeptieren muss wie es ist. Aber das ist manchmal nicht so einfach.
Doch, du kannst was tun: FAHR HIN!
 

Sonic

Aktives Mitglied
Vielen Dank für eure Antworten.
Die eigenen Erfahrungsberichte waren sehr interessant für mich.
Natürlich ist es was anderes, wenn man persönlich vorbei kommt und nicht einfach nur telefoniert. Aber sie geht ja fast nie ans Telefon, weil sie eben zu müde ist um überhaupt mit jemand zu reden.
Sie hat ganz liebe Nachbarn und andre liebe Menschen die immer um sie rum sind. Ihre Familie lebt leider im Ausland.
Statt anzurufen mal einen Brief zu schreiben ist eine gute Idee.

Diese Melodramatik würde ich rausnehmen.
Sie geht noch arbeiten, sie liegt nicht im Sterben.
Noch liegt sie nicht und kann noch stehen. Natürlich kann es ihr dann nicht schlecht gehen. Sag mal, in was für einer Welt lebst du eigentlich?
Wegen der Chemo keine Haare mehr. Ihre Schmerzen hat sie mir beschrieben.
Google mal Knockenkrebs. Und dann sag mir, wieviele Jahre sie noch zu Leben hat!!!!!!!!! Und in welchem Stadium sie wohl sein könnte, Beschreibe du mir die Schmerzen die sie hat, denn du scheinst ja zu wissen wie sich das anfühlt.
Fünf Jahre geben sie einem meistens noch nach der Diagnose. Überlebenschanche eigentlich NULL!!!

Und sie hat keinen Bock auf deinen Besuch.
Für mich liest es sich, als wärt ihr gar nicht so eng befreundet.
Ihr telefoniert ab und an.
Es geht nicht darum, dass sie keinen Bock auf meinen Besuch hat. Es geht darum, dass sie einfach zu kaputt und zu müde ist um überhaupt noch Besuch haben zu wollen. Egal von wem.

Erstaunlich, dass sie dann noch zur Arbeit geht
Du meldest dich vermutlich sofort krank wenn du ein klein bisschen Kopfschmerzen hast. Meine Freundin ist zum Glück das Gegenteil davon. Sie will am Leben teil haben und versucht immer 100% Leistung zu geben.
Tiere lassen sich meistens auch nicht anmerken wenn es ihnen schlecht geht. Genau so ist meine Freundin auch.

Wie würdest es du dir wünschen, wenn du sie wärst?

Mir wäre recht, wenn man trotzdem kommt und nicht Phrasen klopft, sondern mit mir zusammen sitzt und mir zuhört und mit mir zusammen ganz normal lacht und heult und eine Stunde nur mal da ist, damit mal was anderes dran ist, als immer nur die Uhr ticken hören.
Keine Ahnung, was ich mir wünschen würde, oder selbst reagieren würde.
Als ich ihr gestern sagte, dass ich einfach mal spontan bei ihr vorbei kommen wülrde, hat sie sofort abgeblockt und gesagt, dass das keine gute Idee ist. Denn sie ist froh, wenn sie endlich mal schlafen kann (was ihr wegen der Schmerzen fast nicht mehr möglich ist).
Einen Termin zu einem Besuch ausmachen geht auch nicht, da sie nach der Arbeit noch das nötige im Haushalt macht und dann auch sofort wieder erschöpft im Bett liegt.
Aber ich weiß was du meinst. Wenn sie wegen der Schmerzen eh keinen Schlaf findet, kann ich ihr ja trotzdem da sein.
Putzen könnte ich noch für sie. Aber beim kochen hört es auf, da sie einen komplett andren Geschmack als ich habe. Das würde dann unter "Zwangsernährung" zählen.
Habe ihr angeboten für sie einkaufen zu gehen. Lehnt sie kategorisch ab.
 

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