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Todessehnsucht. Gefangen im falschen Film.

G

Gelöscht 98918

Gast
Hallo liebe Community,
ich wende mich an euch, weil ich nicht weiß, mit wem ich sonst darüber sprechen kann und in der Hoffnung, auf diesem Wege jemandem zu finden, dem es ähnlich ging und der versteht, wie es in mir gerade aussieht.
Dies erstmal vorweg.

( Vorsicht Triggergefahr! )

Vor einer Woche wurde ich aus der psychosomatischen Klinik entlassen. Mein Zustand, so sollte man meinen, war relativ stabil und ich verließ mit einem guten Gefühl die dortige Obhut. Und das, obwohl einiges im Argen zur Zeit bei mir liegt, ich inmitten eines Prozesses stecke dessen Ermittlungen noch andauern, ich in der Warteposition verharre und zugleich mit ansehen muss, wie mein noch winziges, soziales Umfeld zusammenfällt - ich mich zunehmend allein gelassener fühle. So sehr allein gelassen und hilflos, dass ich es gestern nicht mehr aushielt, ich mir selbst zuviel wurde und alledem was mich quält ein Ende setzen wollte.

Ins Detail möchte ich gar nicht gehen, aber ich möchte beschreiben, wie es mir heute damit geht und würde mir wünschen, mich mit jemandem austauschen zu können, dem es einst vielleicht mal ganz ähnlich ging. Wer sonst könnte auch verstehen, wie sich mein Innenleben gerade mal eine Nacht später anfühlt?

Zuerst: ich fühle mich unglaublich verwirrt und alles fühlt sich an, als sei ich in einem falschen Film ohne Ende gefangen. Mein Kopf bekommt es nicht sortiert, dass ich heute noch lebe, wo ich mich gestern doch vom Leben verabschiedet habe und wo ich überzeugt war, alles hat jetzt endlich ein gutes - und vor allem ruhiges Ende. Mein Kopf bekommt es nicht sortiert, dass ich jetzt Zuhause sitze und das Leben einfach weiter geht, obwohl ich es doch gestern, zumindest mental, beendet habe.

Dieses ganze Chaos in meinen Gedanken und meinem Fühlen erlebe ich wie in einem Film, bei dem ich selbst nur der Zuschauer bin. Ganz merkwürdig. Naja, und dann ist da immer noch diese unendlich tiefe Leere in mir, die wie Zement auf mir lastet und meine inneren Dämonen umso lauter werden lässt. Dämonen wie Schuld, Ekel, Angst...

Menschen, die mir zuhören, habe ich wahrhaftig genug (und bin im Prinzip auch therapeutisch ganz gut aufgestellt). Aber ich habe niemanden, der mich wirklich versteht und der nachvollziehen kann, dass das, was ich gerade fühle und auch gerade nicht fühle, kein verirrtes Gespenst ist, sondern Realität.

Wie kann ich mir selbst wieder Freund und Helfer sein, ohne auf das fragile Aussen angewiesen zu sein? Wie kann ich diese innere Leere überwinden, wenn Sterben keine Option ist?

Bee*
 

SFX

Aktives Mitglied
Hallo,

Vielleicht musst du lernen, die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und wie sie kommen. Es hilft nicht, sich zu fürchten. Es hilft nicht, Angst vor dem Chaos des Lebens zu haben.

Das Leben ist eine Achterbahn, so wurde es häufig beschrieben. Und der Vergleich ist gut. Du sitzt im Wagen und die Fahrt geht los, mal bergauf und mal bergab. Mal genießt du die wilde Fahrt und schreist vor Freude und im nächsten Moment schließt du fest die Augen und schreist vor Angst. Aber der Gurt hält dich fest.

Anstatt also die komplette Fahrt in Todesangst und mit geschlossenen Augen zu verbringen, solltest du dich dem Schicksal ergeben. Du kannst die Richtung und die Geschwindigkeit nicht ändern, denn das ist durch die Schienen vorgegeben. Aber du kannst deine eigene Einstellung ändern, denn das bestimmst du ganz alleine. Freue dich an der wilden Fahrt und genieße sie, denn sie ist sowieso von kurzer Dauer. Währenddessen aussteigen ist keine Option.

Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht. Nimm dein Leben in die Hand und mach einfach das Beste aus allem, was da kommt.

Liebe Grüße,
SFX
 
G

Gelöscht 116497

Gast
Es tut mir wirklich sehr leid für dich Bee! Ich wünsche dir die Kraft und die Stärke, diese Phase zu überstehen und möglichst bald wieder ein besseres Gefühl für dich selbst/mit dir selbst zu erlangen.
Es fällt mir selbst im Moment nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Ich wünsche dir, dass es ertragen kannst kannst und du nicht verzagst, wenn sich dein Zustand eben nicht von heute auf morgen verbessert. Diese seelische Heilung brauch seine Zeit, wie eine schwere körperliche Verletzung eben auch.

Bedenke dass es von den Umständen her eben auch keine einfache Zeit ist: die dunkle, kalte Jahreszeit. Corvid-19 mit dem Social Distancing und den starken Einschränkungen in der Öffentlichkeit.
Ein wichtige und gute Strategie ist es sicher, auf einen gesunden Tages-Wach-Rhythmus zu achten, sich gut und regelmäßig zu ernähren und sich auch ruhig mal etwas schönes zu gönnen, raus zu gehen an die frische Luft und Tageslich und sich etwas sportlich zu betätigen. Vllt hast du ja das Glück, die Leidenschaft für ein Hobby zu haben. Jedenfalls möglichst ausreichend Aktivitäten, die dir gut tun, dich aber tagsüber nicht überfordern , damit der Körper/Geist seinen Schlaf nachts auch wirklich einfordert, also du abends müde bist.

Mehr fällt mir im Moment leider nicht ein, und ich bin mir unsicher, ob ich den richtigen Ton bei
dir getroffen habe. Es ist definitiv eine schwierige Situation, aber glaube daran, dass es nur eine Phase und kein Dauerzustand ist/wird, und dass DU es schaffst, das durchzustehen!
Wichtig: Sorge gut für dich und verliere nicht die Geduld und den Mut!
🤜🤛 ✌
Sanu
 
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D

Deliverance

Gast
Huhu,

Was du da beschreibst ist völlig normal (leider....) nach einem Klinikaufenthalt.
Du warst in einer geschützten Blase, wurdest versorgt, betreut, entlastet, konntest eine kurze Auszeit vom Leben draußen nehmen - und dann kommst du zurück und die hässliche Realität ist wieder da! Mit all ihren Verpflichtungen, Sorgen & Anforderungen.
Es dauert ein wenig, den Spagat zu schaffen, manche brauchen dafür ein paar Tage, andere ein wenig länger.
Das ist völlig in Ordnung und normal: erinner dich an die guten Tage und lass die Realität so sein, wie sie ist, in 2 Tagen kann wieder alles ganz anders aussehen.

Du scheinst viel durchgemacht zu haben und bist einen langen Weg gegangen, da würde jeder durch drehen!

Ich wünsche dir, dass du es bald überstanden hast und dich bis dahin gut ablenken kannst :)
 
D

Deliverance

Gast
Und du darfst auch nicht vergessen: das Gehirn arbeitet nach einem Klinikaufenthalt noch nach: dein Geist muss sich an die Anforderungen deines Lebens anpassen und zeitgleich die neu gelernten Dinge/Erfahrungen aus der Therapie verarbeiten.
Das kostet Kraft und schafft dadurch Platz für düstere Gedanken.

Ich möchte jetzt nicht alles auf deinen Klinikaufenthalt schieben, du warst ja nicht aus Langeweile dort.
Ich kenne das von mir selbst (war ca
8 x in verschiedenen Kliniken) und Anderen, dieser Übergang wird häufig unterschätzt....
 
I

Inskaldolder

Gast
Sterben ist eine Option für alle , aber erst am Ende des Lebens!
Wer negativ denkt, wie will der positiv handeln.
Liegt nicht an der Welt oder den andern Menschen wenn du nicht bereit bist die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.
Die Klinik oder eine Therapie gibt dir ja nur was an die Hand um nachher im ( echten ) leben wieder zu >funktionieren.
Mehr kann da keiner Tun, was du draus machst liegt an dir.
Das ist da ja wie im Sport, der Turnhalle, da stehen Geräte und der Trainer gibt Anweisung.
Turnen musst DU!
Du gibt's die Eigenverantwortung nicht ab an der Kliniktür.
Glück, Zufriedenheit und Lebensfreude kann man nicht verordnen nach Rezept:
Eigenverantwortung - Priorität in Coaching und Psychotherapie / Life Balance (serenity-therapy.com)
 
G

Gelöscht 98918

Gast
Hallo,
erstmal ganz lieben Dank für eure Antworten und die Zeit, die ihr darin investiert habt.
Mir geht es heute schon ein wenig besser. Zwar sind die Gedanken noch nach wie vor da, aber sie nehmen doch deutlich weniger Raum ein, als noch vor 3 Tagen.

Eine Nachsorgegruppe findet aufgrund der Corona-Pandemie und dem Lockdown zur Zeit nicht statt, sonst hätte ich diese ganz sicher wahr genommen. Aber ob diese mir in meiner dortigen Hilflosigkeit geholfen hätte, bleibt fraglich, schließlich konnte mich auch weder meine Bezugsbetreuerin, meine Therapeutin noch mein Psychiater vor der Idee zu sterben bewahren. Und ja, ich stimme dem absolut zu, ich selbst hätte mir Hilfe holen müssen - aber wie sagte ein Freund zu mir: Du hast eine schwere Behinderung an dir, und zwar, dass du in guten Phasen das Schlechte nicht siehst und in schlechten Phasen das Gute, die Fortschritte nicht. Und darin hat er scheinbar recht. Nur wie soll man sich da selbst rausziehen, wenn Sterben die einzige Lösung zu sein scheint? Ich finde das schwer, aber vielleicht ist genau auch das mein Problem. Mir an den richtigen Stellen, in den wichtigen Phasen Hilfe zu holen.

Aktuell kämpfe ich noch mit den ambivalenten Gefühlen in mir. Der Verwirrtheit, noch da zu sein. Ich würde so gerne darüber sprechen, wie ich diesen Abend, diese Nacht auf dem Bahnsteig erlebt habe - aber wo finde ich hierfür einen passenden Raum, ohne gleich in irgendeine Richtung bewertet, verurteilt oder doch noch irgendwo eingeliefert zu werden? In mir drin fühlt es sich nämlich an, wie eine ziemlich traurig-schräge Komödie, die sich wie ein Waschgang in meinem Kopf stetig wiederholt. Und dann ist da noch der Ekel, der immer wieder in mir hochkriecht. Ich fühle mich so eklig.
🤷‍♀️

Bee*
 
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R

Ramon

Gast
Hello again Bee
Ich hatte hier bereits als Sanu kommentiert, habe aber inzwischen meine Mitgliedschaft hier aus persönlichen Gründen wieder gelöscht, und da ich es nicht wieder aktivieren möchte, schreibe ich dir als Gast.

Ich habe mit dem Thema Psychologie zu tun, aber nicht professionell, sondern aus eigener Erfahrung und aus großem Interesse. Da ich aber speziell zum umfassenden Thema Suizid einen persönlichen Bezug habe und somit sowohl objektiv sachlich, als auch persönlich subjektiv ... mutig behaupte, schon etwas nachvollziehen kann, wie allein man sich mit diesem Thema als Betroffener fühlen kann, denn es ist eine sehr individuelle und grenzwertige Erfahrung, die für ALLE Beteiligten sehr herausfordernd ist.

Das gilt nicht nur für DICH als unmittelbar Betroffener und sozial eingebundener Mensch, sondern eben AUCH für dein soziales Umfeld - da gibt es vllt den ein oder anderen Menschen, der damit überhaupt nicht umgehen kann und einfach überfordert ist. Auch für die Profis, mit denen du zu tun hast, also aus Medizin und Therapeuten, ist es eine herausfordernde Aufgabe, dir so gut wie möglich zu helfen und beizustehen.

DESHALB:
Mit diesen PROFIS solltest du unbedingt über deune Gefühle und Gedanken sprechen. Am besten in Klartext und nicht beschönigt oder aus Scham .. bagatellisiert.
Spreche auch darüber mit deinen wichtigen Bezugs-Personen so klar und deutlich, wie du es ihnen zutrauen und vertrauen kannst

Aufgrund deiner wenig detaillierten Informationen, kann ich nur mutmaßen, dass dieser ... EKEL den du verspürst entweder auf die Tat und oder die Bilder dazu oder eben auch auf dich selbst bezogen ist, aus einem Schuldbewusstsein heraus.??

Ich bin trotz allem nur Laie, es ist bereits recht spät am Abend und meine Augen sind nicht mehr die jüngsten und besten und deshalb ist es etwas angestrengt für mich.

Ich wünsche mir, dass dich dieser Kommentar erreicht und dir alles Gute für dich und natürlich deine Nachsorge.

🤜🤛 ✌
Sanu
 
G

Gelöscht 98918

Gast
DESHALB:
Mit diesen PROFIS solltest du unbedingt über deune Gefühle und Gedanken sprechen. Am besten in Klartext und nicht beschönigt oder aus Scham .. bagatellisiert.
Spreche auch darüber mit deinen wichtigen Bezugs-Personen so klar und deutlich, wie du es ihnen zutrauen und vertrauen kannst
Danke für deine Antwort. Wie aber soll ich das ansprechen? Einfach so, aus dem Nichts heraus? Ach übrigens, vor 5 Tagen wollte ich sterben? Ich schäme mich diese Gedanken auszusprechen, noch mehr davor, es nicht einmal vollzogen, sprich auch da versagt zu haben, vielleicht sogar als Simulant dazustehen - und ich habe auch Angst vor den Konsequenzen...
 
G

Gelöscht 98918

Gast
Hallo Zebaothling,
unterstellst du mir in deinem Post etwa, dass ich nicht die Wahrheit sage oder verstehe ich dich nur falsch? Die Frage drehte sich ganz klar um die von der Klinik angebotene Nachsorge und diese wurde tatsächlich eingestellt, bzw findet erst später statt. Aber auch dann, wenn dem nicht so wäre, wäre mir diese Hilfe nicht zugänglich, da ich ab Januar eine ambulante Therapeutin habe (nach langer Wartezeit). Beides lässt die Kasse nicht zu. Ein Onlineangebot gibt es tatsächlich nicht bzw. wurde nicht mit mir besprochen. Ich denke man verließ sich auf die ambulante Weiterbehandlung. Und ja, natürlich hätte ich in dieser Situation oder vielleicht sogar vorher schon besser reagieren müssen, aber es ging nicht. Mich deshalb zu verurteilen und mir zu unterstellen, keine Hilfe zu _wollen_, ist nicht fair. Ich _wollte_ Hilfe, aber ich wusste nicht einmal worin oder wofür. Mir ging es einfach aus diversen Gründen sehr schlecht und lieber wäre ich gestorben, als diesen Zustand noch länger auszuhalten. Es ist ja nicht so, dass ich nicht überlegt habe, im Gegenteil, ich habe lange mit mir gehadert. Aber wenn einem die negative Gedankenspirale vorgaukelt, dass alles Reden und alles Tun sinnlos ist, und wenn es einem/mir ohnehin schon immer sehr schwer fiel, Hilfe einzufordern, dann steht man/ich schonmal vor den Toren des Jenseits und klopft an...

Was ich meine ist schnell erklart: Ich möchte aufgrund dieser Gedanken nicht eingesperrt werden. Aber das ist ja leider oft die Konsequenz. Denn nur wenn man sich glaubhaft von solchen Gedanken distanziert, ist man davor gewahrt. Also bleibt man/ich in den Mühlen des mit sich selbst ausmachen gefangen. So zumindest meine Wahrnehmung.

Aber ja, natürlich, du hast recht damit, dass ich mir in Zukunft bessere Strategien für solche Situationen erarbeiten muss. Alles aber auch leichter gesagt, als in der Krise dann getan. Ich werde mich zumindest versuchen zu öffnen und über das alles nochmal bei Gelegenheit und an passender Stelle sprechen.
 
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