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Therapie bei emotionalen Abhängigkeiten sinnvoll?

Obnoxius

Neues Mitglied
Therapie bei emotionalen Abhängigkeiten sinnvoll? +pv

Hallo,

Ein Arzt hat mir (19) geraten, eine Psychotherpie zu machen. Es wäre mein letzter Ausweg.
Ich stehe dem ganzen aber eher skeptisch gegenüber. Im Folgenden werde ich einen, vielleicht den wichtigsten Grund für diese Skepsis schildern.
Ich begebe mich seit frühster Pubertät immer wieder in langwierige emotionale Abhängigkeiten mit älteren Personen, die mir irgendwie gefestigt, interessant, fürsorglich und sowas erscheinen. Es kam beispielsweise schon bei Lehrern vor. Ich habe dann die ganze Zeit das Bedürfnis mit diesen Leuten über sehr private Dinge zu sprechen, Ratschläge zu erhalten, etwas über diese Leute herauszufinden usw. Dass das natürlich nicht möglich ist, ist klar. Und so plane und führe ich dann beispielsweise schon Gespräche mit diesen Leuten in meinen Gedanken. Es ist echt nicht witzig, ich mache mein ganzen Leben von diesen Leuten abhängig.
Als es das erste mal vorgekommen ist, dachte ich noch, es wäre eine Art dumme Verliebtheit, aber nach einiger Zeit ist mir klar gewordern, dass es damit nichts zu tun hat und ich mich eher in Abhängigkeiten begebe.
Ich habe noch nie mir jemanden darüber gesprochen, weil ich es als krank und peinlich empfinde und eigentlich auch kein Bedürfnis habe, darüber zu sprechen. Nur jetzt befinde ich mich in einer Zwickmühle:
Eine Therapie wäre wirklich mein letzter Ausweg für die Lösung eines anderen Problems, aber ich weiß einfach von vorn herein, dass ich mich sofort wieder vom Therapeuten/ von der Therapeuten (Geschlecht ganz egal) abhängig machen würde.
Dager stelle ich mir nun die Frage, ob eine Therapie also wirklich sinnvoll wäre?! Was meint ihr?

Noch eine kurze Anmerkung: eine Gruppentherapie, bei der es ja nicht ganz so leicht ist, sich in eine emotionale Abhängigkeit von jemanden zu begeben, würde mir bei dem Problem, weswegen ich eine Therapie machen soll, wohl eher weniger helfen.
Bin verzweifelt. Kann mir schon immer von meiner Mutter und anderen anhören, weswegen ich keine Therapie mach. Und ich kann diesen Grund niemandem nennen.

LG
 
Zuletzt bearbeitet:

Obnoxius

Neues Mitglied
Hallo Obnoxius,

ich habe diese Problematik auch, auch mit sehr viel älteren Menschen, allerdings kommen dabei dann irgendwie auch reale Kontakte zustande. Ist Dir das auch schon mal passiert? Ich habe das leider bisher nicht geschafft, das zu bearbeiten, weil mir genau das dann auch in einer Therapie passierte. Verstehe daher Deine Angst sehr gut.

Ich würde Dir deshalb raten, das unbedingt im Vorgespräch anzusprechen, damit der Therapeut auch damit
umgehen kann. Wenn nicht, suche jemand anderen, denn das geht dann nicht gut (spreche aus Erfahrung).
Das sehe ich als einzige Möglichkeit und vielleicht könnt ihr das dann auch gleich bearbeiten, denn das allein
ist ja schon ein Therapiegrund.

Alles Gute!

Blume
Hallo Blume,

Ersteinmal danke für deine Antwort.
Was genau meinst du mit realen Kontakten? Also bei mir waren es im Prinzip immer Menschen, die ich regelmäßig gesehen habe und mit denen ich auch gezwungenermaßen geredet habe, beispielsweise mit Lehrern bei der Notenvergabe. Aber selbst wenn ich die Gelegenheiten hatte, mit diesen Leuten über meine Probleme zu sprechen und Ratschläge zu erfragen, wonach ich mich ja eigentlich immer Sehne, habe ich das nie getan, hab kein Wort rausgekriegt. Also denke ich, wirkliche Kontakte sind dabei nie entstanden.

Wie ist das Ganze denn bei dir verlaufen und mit wem hast du darüber gesprochen und dieses Risiko aus dem Weg geräumt, dich nicht auch hier emotional abhängig zu machen?

Es würde mir wirklich sehr, sehr schwer fallen, wenn ich es überhaupt über die Lippen kriegen könnte, das bei einem Therapeuten anzusprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch das normale Patient/ Therapeut-Verhältnis irgendwie vorbelasten würde. Und ich denke, ich würde mich trotz allem abhängig machen, es kommt ja sogar bei Leuten vor, mit denen ich nie wirklich tiefliegende Gespräche geführt habe.

Aber es ist wahr, das allein wäre schon ein triftiger Therapiegrund.

LG
 

ImmerMeer

Mitglied
Es gibt kein normales Patient-Therapeuten-Verhältnis, das vorbelastet werden könnte. Mal ganz offen gesprochen - zum Therapeuten gehen nur Leute, die (mindestens) ein bisschen gestört sind ... (ich bin selbst in Therapie und meine das nicht abwertend)

Du kannst einem Therapeuten alles sagen, egal wie abgedreht ... wichtig ist, dass du dir jemanden suchst, mit dem die Chemie stimmt.

Glaub mir, die haben ganz sicher schon "Schlimmeres" gehört als deinen Fall. Ich bin zudem überzeugt, dass jeder irgendwelche "Abartigkeiten" in sich schlummern hat, die therapiebedürftig wären ... manche verdrängen nur besser als andere.

Also - du hast da vielöleicht seltsame Gedanken und Gefühle - aber im Grunde drücken sie irgendetwas aus, was jedem Menschen zu eigen ist ... vielleicht das Bedürfnis nach Sicherheit oder nach jemandem, der die Verantwortung übernimmt, weil er mehr weiß/kann ... Das weiß ich natürlich nicht, wo das Ganze herrührt ... aber egal, was rauskommt - für den Therapeuten wird es nichts Neues sein.

Viele liebe Grüße!
 
G

Gast

Gast
Ich möchte dir Mut machen!

Zum ersten: deine Sehnsucht nach Nähe zu älteren Menschen finde ich ganz normal! Wirklich. Es wäre sogar schön, wenn du sie ausleben könntest. Warum hältst du das für so „gestört“?
Gestört ist: wenn du dich wegen der emotionalen Abhängigkeit von der Person zu Dingen bewegen lässt, die du sonst nie tun würdest und die dir unangenehm sind; wenn du dir Menschen aussuchst, die dir schaden (wollen); wenn du über die Maße ausgenutzt wirst. Gestört bedeutet Nicht: man macht etwas, was nur wenige andere so machen.

In deinem Alter (und in der Pubertät fängt man damit an) sucht man nach engen Kontakten außerhalb der Familie, Vorbildern, Mentoren, ein eigenes Zuhause, die große Liebe.
Und auch bei Liebe und Freundschaft begibt man sich (im gesunden Maße) in eine emotionale Abhängigkeiten, nicht umsonst heult man sich die Augen aus, wenn sie vom anderen beendet werden. Und man geht sehr auf die Wünsche der geliebten Person ein.

Was ich nicht verstehe: wie kann man sich total nach anderen Menschen richten, wenn man mit denen keinerlei Kontakt in dieser Sache hat. Das ist doch deine Fantasie, die du kontrollierst, und du erhältst keine echten Aufträge von den anderen Menschen und sie benutzen und bedrohen dich nicht. Kann es sein, dass dir Vertrauen, Nähe und enge Beziehungen schwer fallen?

Zur Therapie: ein guter Therapeut (gerade bei den tiefenpsychologisch ausgebildeten) weiß um solche Beziehungsmuster. Bei einige Störungen klammern sich die Patienten extrem an Bezugspersonen und können kaum eine Entscheidung ohne sie treffen. Es gibt sicher einige wenige schwarze Schafe unter den Therapeuten, die das ausnutzen. Recherchiere deswegen unbedingt, wie man so etwas vermeidet. Ein guter Therapeut breitet sein Privatleben nicht aus, fragt dich nicht in seinen Angelegenheiten um Rat und Hilfe, vermeidet strikt sexuelle Kontakte zu den Patienten, lädt dich nicht zu sich nach Hause ein usw.
Außerdem sind Therapeuten auch dazu ausgebildet, solche Muster aufzudecken und sie zu bearbeiten. Gerade wenn du das mit dem Therapeuten erlebst, kannst du es bearbeiten. Sprich: du sagst dann: also ich erlebe gerade mit ihnen genau das, weswegen ich zu ihnen gekommen bin und er greift es auf.

Es ist z.B. in der Therapie nicht selten, dass der Patient sich völlig in den Therapeuten verliebt. auch damit muss der umgehen und es auflösen können.

Vieler Erfolg und Glück!
 

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