Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Teilzeit - meine Gedanken

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Hi liebe Community,

ich bin nun fast 40 und habe bislang mein Leben lang Vollzeit gearbeitet. Mein Job ist ok, mein Leben auch. Allerdings gibt es wenig "wofür" ich lebe. Ich habe keine Partnerin, keine Kinder, ich fahre nie in Urlaub oder habe sonstwie große Abenteuer im Leben. Wie vermutlich viele im Jahr 2020 war ich oft alleine, auch an Weihnachten und Silvester und habe die Zeit mit Arbeiten im Haus, Computerspielen und Serien verbracht.

Ich überlege seit bereits 1-2 Jahren, ob ich überhaupt Vollzeit arbeiten will. Finanziell ist es nicht notwendig und ich spare seit vielen Jahren einen nicht unerheblichen Anteil meines Einkommens. Da ich insgesamt bescheiden lebe und das Geld gut investiere, habe ich auch eine dicke Rücklage erspart. Luxusproblem, ich weiß.

Ich arbeite als Beamter im öffentlichen Dienst. Daher sind meine Möglichkeiten zur Arbeitsgestaltung begrenzt. So muss ich voraussichtlich bis mindestens 62 Jahren arbeiten und meine Arbeitszeit kann ich maximal auf 20,5 Stunden die Woche reduzieren (nicht weniger).

Ich stelle mir allerdings die Frage, ob mich eine Arbeitszeitreduzierung glücklich machen wird. Die Dinge, die mir heute nicht auf der Arbeit gefallen, werden weiter bestehen. Ich habe relativ oft Stress und habe mit 2 Kolleginnen öfter Streit, weil wir verschiedene Auffassung von der Arbeit haben. Ich habe sogar die Sorge, dass der Stress zunehmen wird und meine Teilzeit als negativ aufgenommen wird.
Teilweise kann ich es auch verstehen. Ich überlege wie ich das meiner Vorgesetzten erklären soll: "Hey ich will weniger arbeite, weil ich die Kohle nicht brauche" ist etwas dekadent und es gibt unter mehreren tausend Kollegen, meines Wissens nur 8 Männer in Teilzeit, vermutlich kaum einer davon der nicht wegen Familie in Teilzeit ist.

Ich bin halt auch so erzogen, dass ich mir immer Mühe geben soll und ich würde gerne etwas produktiver im Leben sein. Vielleicht eine Nebentätigkeit, ein Youtube Kanal oder dergleichen. Eine Partnerschaft, ein Haustier (nein das sollte nicht gleichwertig klingen ;) ), irgendetwas, was mich über meinen Job hinaus erfüllt.

Ich möchte auf jeden Fall nicht die nächsten 25 Jahre so weiter machen: Vollzeit arbeiten, abends vom Fernseher sitzen und irgendwann merken dass das Leben bald zuende ist. Ja Midlife Crises, aber es muss doch mehr geben als Arbeit.

Scheinbar sehen das wenige so wie ich. Klar viele müssen Vollzeit arbeiten, weil sie das Geld brauchen. Aber mal ehrlich: Viele geben das Geld eben auch für teure Dinge, Autos, Urlaub, sonstwas aus. Die meisten Menschen sind öffenbar bereit dazu mehr Zeit mit Arbeit zu verbringen um die geringere freie Zeit dafür in teureren Konsum zu stecken.

Ich bin vor einiger Zeit auf das Frugalisten-Forum gestoßen. So extrem sparsam bin ich auch wieder nicht, aber ich habe durchaus meine Freude daran entdeckt zu sparen und Dinge selber zu machen.

Das sollen hier nur meine Gedanken sein, gerne könnt ihr mit diskutieren ob mir einen Rat geben was ihr in meiner Lage tun würdet. Ich vermute es wird bei mir darauf hinaus laufen, dass ich irgendwann Teilzeit machen werde. Die Frage ist eher ob in einem Jahr oder in 5 Jahren. Und ob ich dies mit einem beruflichen Wechsel verbinde, etwa die Bewerbung auf eine andere (Teilzeit-)Stelle.

So wie ich mich kenne, werde ich mir diese Fragen aber noch 10 mal stellen, bevor ich mich entscheiden kann :LOL:

LG und ein schönes neues Jahr euch allen!
 

flower55

Aktives Mitglied
LG und ein schönes neues Jahr euch allen!
Halle,
Dir auch ein schönes neues Jahr.

Das, wie Du es beschreibst, wirkt auf mich eher wie ein Durchhänger
in der beruflichen Laufbahn, der völlig in Ordnung ist.
Und auch ein Durchhänger im privaten Dasein.

Irgendwann stellt man sich die Frage: War das alles? Ist das alles?
Wie kann das gewandelt werden?

Bemühe Dich, es nach Feierabend zu wandeln und mache diese
Wandlung Deines jetzigen Lebens nicht nur einzig und alleine von
einer Halbtagsstelle abhängig.

Du weißt nicht, was noch alles kommt in Deinem Leben und was es
evtl. zu bewältigen gilt. Erst, wenn Du von Dir aus es schaffst, auch
nach Feierabend Deinem alltäglichen Leben eine gewandelte
Alltagsstruktur zu schenken, ist es angebracht, sich Gedanken darüber
zu machen, weniger arbeiten zu wollen.
Es liegt einzig und alleine an Dir, Deinen Feierabend zu strukturieren und,
wenn es bislang bei dem blieb, was Dir nicht gefällt, wird es mit Dir zu
tun haben. Wie schnell ist da die gedankliche Beschäftigung, wenn sich
das und das an der Situation wandelt, wird sich auch all das andere
wandeln und es wird besser werden. Erst von den tatsächlichen Gegebenheiten
ausgehen und davon, was Dich bislang in all den Jahren davon abgehalten
hat, Dein Leben z.B. kreativer zu gestalten oder Hobbys zu pflegen.

alles Liebe
flower55
 

Werwiewas

Aktives Mitglied
Es sollte dir egal sein, was die KollegInnen denken. Wenn du Teilzeit machen willst, zieh es durch.

Hast du denn zumindestens gedanklich Interessen oder Hobbys, mit denen du dich dann beschäftigen willst? Wenn du da gar keinen Plan hast, ist die Gefahr natürlich groß, dass du bloß noch mehr rumhängst.

Aber wenn du dir was vorstellen kannst, wie du die neugewonnene Freizeit dann nutzen willst, spricht nichts dagegen.

„All work and no play makes jack a dull boy“ (The Shining)
 

Rikachan

Aktives Mitglied
Also ein Haustier schenkt sehr viel Freude.
Ich liebe mein Hund aber auf Dauer ist es manchmal auch anstrengend. Also mit Garten lässt sich ein Hund leichter halten kommt aber auch auf die Größe an. Dreimal am Tag ist wirklich notwendig.
Ein Hund ist treu und hält zu dir. Er ist besser wie eine Katze. Muss jeder für sich selber wissen.

ich gehe auch in der Hundeverein ausserhalb der Coronazeiten. Das macht echt Spass.
Hundemenschen sind echt voll Inordnung. Beim Gasi gehe macht man auch manchmal Smalltalk mit anderen Leuten. Die Leute lächeln wenn sie mein Hund sehen, dass ist wirklich wunderbar.
Ich will wenigstens auf diese Weise Freude schenken.
 

CasperH

Aktives Mitglied
Hallo Andreas,
ich bin in einer ähnlichen Situation wie und kann deinem Wunsch nach Teilzeit verstehen und teile diesen. Wenn ich es mir dauerhaft leisten könnte würde ich auch diesen Weg einschlagen, es gibt wichtigers als Arbeit im Leben, nutze die gewonne Zeit für deinen persönlichen Benefit.
 

Fear.Less

Mitglied
Wichtig ist, was DU willst. Ich bin 25 Jahre alt und arbeite Teilzeit - und das ohne Kinderund ohne feste Partnerschaft. Ist für manche sicher befremdlich, für mich aber passt es eben genau so. Es ist für mich psychisch besser schaffbar, außerdem empfinde ich anderes im Leben als wichtiger denn Arbeit. Zeit mit Freunden und Familie verbringen, Zeit haben, um zu lesen und hinaus in die Natur zu gehen oder was auch immer man gerne tut...

Zwei Hunde habe ich übrigens auch. Auch die beiden sind ein Grund für mich, Teilzeit zu arbeiten. Haustiere sind wundervoll, aber gerade Hunde brauchen eben viel Zeit mit ihrer Bezugsperson.

Ich wollte mich zudem schon länger ehrenamtlich engagieren. Auch das ist mit dem Teilzeitjob besser vereinbar.
 

Eva

Aktives Mitglied
Ich finde deine Gedanken super, zumal du es dir leisten kannst. Ich war auch so erzogen, dass Arbeit das A und O ist, und meine Jobs haben mir auch Spaß gemacht, nur das drum herum oft nicht. Mein Vater hat sein Leben lang hart gearbeitet (mehr als 40 Std., da selbständig) und hat sich sehr auf seine Rente mit 63 J. gefreut, um endlich mal seinen Hobbys nachgehen zu können. Ein paar Monate vorher ist er gestorben. Das hat auch meine Sichtweise geändert.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Ich finde die Idee auch super und was die Kollegen denken sollte wirklich das letzte sein, wovon Du Deine Entscheidung abhängig machst. Das einzige wo ich aufpassen würde ist, dass Du auch WIRKLICH was mit der gewonnenen Zeit machst. Die Gefahr ist ja immer, dass man mit dieser Zeit dann auch nur rumlungert und sie nicht wirklich nützt.
Also wenn Du das machen willst, dann überleg Dir am besten VORHER mit was konkret Du die Zeit füllen wirst. Nehmen wir an, Du arbeitest nur noch 4 Tage statt 5: Dann solltest Du Dir halt vielleicht GLEICH überlegen, was Du machen willst und die Mitgliedschaft im Spanischkurs bereits abgeschlossen haben oder Dir schon malden Hund ausgesucht haben oder den Meerschweinchenkäfig eingerichtet haben.
Wir kennen das doch alle: Der innere Schweinehund ist ne blöde Kuh.;)
 
G

Gelöscht 86791

Gast
Ich arbeite auch nur Teilzeit, zu mehr hätte ich in meinem Job auch gar keine Lust. Ich habe keinerlei emotionalen Bezug zu meiner Arbeit und mache es um mein Leben zu finanzieren. Dass ich dabei weniger verdiene ist mir egal, ich brauche nicht viel Geld.
Ich kann Deine Gedanken auch gut verstehen, selbstverständlich gibt es im Leben mehr als nur die Arbeit, sonst wäre es nicht lebenswert.
Du könntest Deine zusätzliche Freizeit dazu nutzen, Deinen Horizont zu erweitern, neue Dinge zu erlernen, vielleicht sogar ein Handwerk, falls Du Spaß an solchen Dingen hast.

Das mit dem Frugalisten-Forum sehe ich aber etwas kritisch, da dies letztlich auch nur auf finanzielle Aspekte fokussiert ist. So etwas würde ich nicht zu einer Leitlinie meines Lebens machen.

Wie auch immer Deine Entscheidung fallen mag, wünsche ich Dir alles Gute.

P.S.: Die Meinung der lieben Kollegen würde mir übrigens sonst wo vorbeigehen ;)
 
J

Jako

Gast
Hallo,

wäre es vielleicht eine Option zunächst von 40 Stunden auf 38 oder 36 zu reduzieren und die gewonnene Freizeit genießen zu lernen?

Wie schätzt du die Chancen ein, wenn du von Teilzeit wieder auf Vollzeit wechseln möchtest?

Wenn dir deine Arbeit Struktur gibt und du die Freizeit nicht sinnvoll füllen kannst, würde ich bei Vollzeit bleiben. Ansonsten würde ich die Stundenanzahl Stück für Stück reduzieren. Zum Beispiel jeden Tag 7,5 h arbeiten statt 8. Dann 7, dann 6,5... Falls das möglich ist. So fällt dir die Entscheidung vielleicht leichter und du kannst dich Schritt für Schritt an eine neue Tagesstruktur gewöhnen. Ich würde es auf jeden Fall so ausprobieren,wenn ich es mir leisten könnte. Allein die Vorstellung, dass man die Kolleginnen dann zwei Stunden weniger pro Woche ertragen muss, würde mir den Tag versüßen. Das sind 8 Stunden im Monat, fast 100 Stunden im Jahr.

Schreib dir doch mal ne Bucket-List.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben