Hey Edy, ich glaube es ist eher so, daß Menschen ein normales, soziales Verhalten meiden, sich Vermeidungsstrategien ausdenken, um keine Ängste erleben und verstärkt aushalten zu müssen. Somit nehmen sie natürlich nicht mehr am Leben teil, wie man sich das ansonsten vorstellt und leiden - auch an ihren Ängsten - darunter.
Ich verstehe diese Diskussion nicht. Ich selbst bin ein Mensch, der mit Sicherheit ein normales, soziales Verhalten meidet. Trotzdem habe ich keine soziale Phobie. Ich gehe sehr gerne unter Menschen, aber ohne persönliche Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen. Ich gehe zum Beispiel leidenschaftlich gerne zum Skifahren. Aber immer alleine. Trotzdem kann ich vor Ort mit den Leuten, die ich dort beispielsweise im Lift treffe, ratschen. Je nachdem wie schnell der Lift ist, dauert es höchstens 10 Minuten, bis ich mich von den Leuten wieder trenne. In einer Gruppe skifahren zu müssen, wäre für mich der absolute Horror. Ich brauche meine Freiheit und vermeide engeren Kontakt zu anderen Menschen (nicht nur beim Skifahren). Deshalb muß ich mich aber nicht in meine eigenen vier Wände zurückziehen. Es gibt so viele Möglichkeiten, unter Menschen zu gehen und Spaß am Leben zu haben, gleichzeitig aber persönlichen Kontakt zu meiden, solange man nicht doch mal einem Menschen über den Weg läuft, den man richtig liebt.
Was ich damit sagen will: Jeder Mensch hat - auch ohne soziale Phobie - seine Strategien, wie er Ängste bzw. Enttäuschungen vermeiden kann. Es wäre unnormal, wenn ein Mensch nicht versuchen würde, Ängste bzw. Enttäuschungen vermeiden zu wollen. Deshalb halte ich es auch nicht für richtig, denjenigen, die unter sozialer Phobie in der Art leiden, daß sie sich nicht mehr trauen aus dem Haus zu gehen, da es ja sein könnte, daß jemand sie blöde anschaut, zu sagen, sie dürften nicht versuchen, Ängste und Enttäuschungen zu vermeiden.
Ziel für diese Menschen sollte es doch wohl eher sein, Strategien zu finden, wie sie ihre Ängste und Enttäuschungen vermeiden können UND bei denen sie gleichzeitig auch unter Leute gehen können. Und jetzt sage keiner, das gebe es nicht! Ich habe meine Variante gefunden. Mir hilft der Sport. Bei anderen Leuten wird es andere Varianten geben. Jeder hat irgend eine Möglichkeit, wie er am Leben teilhaben kann, ohne schon beim Verlassen des Hauses die ersten Ängste und Enttäuschungen ausstehen zu müssen. Viele Menschen haben diese IHRE Möglichkeiten nur noch nicht gefunden. Da hilft nur ausprobieren und auf seine Gefühle zu hören. Wenn du verletzt wirst, war es der falsche Weg!