Mouhamed-AD
Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und möchte einfach mal meinen Frust ablassen. Ich erwarte keine Hilfestellungen oder sonst was. Ich möchte einfach mal meine Gedanken äußern.
Kurz zu mir: Ich heiße Mouhamed und bin 29 Jahre alt. Meine Eltern kommen ursprünglich aus dem Libanon. Sie sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich habe sowohl deutsche Freunde, als auch Freunde mit Migrationshintergrund. Warum dies wichtig ist und ich das hier so explizit äußere, könnt ihr euch vielleicht denken.
Kurz zu meinem Werdegang: Ich habe einen Kindergarten besucht, bin zur Grundschule gegangen und habe dann eine Hauptschulempfehlung bekommen, da meine Deutschkenntnisse nach Meinung der Lehrer damals nicht gut genug waren. Meine Eltern konnten mich schulisch kaum unterstützen. Nichtsdestotrotz wurde ich dann auf der Realschule angemeldet, die ich dann auch erfolgreich abgeschlossen habe. Meine Noten waren sehr gut. Anschließend habe ich eine Ausbildung bei der BASF in Ludwigshafen als Chemikant absolviert und mit der Note Sehr Gut abgeschlossen. Ich entschied mich, parallel zur Ausbildung die Fachhochschulreife zu machen, die ich dann auch mit 1,8 abgeschlossen habe.
Nach der Ausbildung wollte ich unbedingt Studieren gehen, weil mir das lernen relativ leicht fiel und Spaß machte. Also entschied ich mich für Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Mannheim. Warum? Weil meine Stärken im technischen Bereich liegen und mich das Thema BWL schon immer interessierte. Auch den Bachelor schloss ich als drittbester ab mit der Note 1,6. Ich hing also noch einen Master dran und studierte an der Hochschule Darmstadt. Vertiefungsrichtung Maschinenbau. Das Studium schloss ich mit 1,4.
Parallel zum Studium habe ich einige Tutorien geleitet. Darunter Elektrotechnik, Technische Mechanik und Rechnungswesen.
Mit viel Ach und Krach habe ich während des Studiums ein Praktikum bei der Daimler AG absolviert. Dort stellte mich ein Albanischer Mitarbeiter an. Zuvor bekam ich diverse Absagen, während andere Kommilitonen sofort ein Praktikum fanden.
Meine beiden Abschlussarbeiten schrieb ich bei der KSB. Dort stellte mich ein pakistanischer Mitarbeiter ein. Auch hier bekam ich zuvor diverse absagen.
Anschließend und aufgrund des sehr guten Abschlusses meiner Masterarbeit, die mit der Note 1,1 Bewertet wurde, ist die Personalabteilung auf mich aufmerksam geworden und wollte mich unbedingt im Unternehmen halten.
Also wurden mir einige Stellen Angeboten. Es fanden drei Vorstellungsgespräche statt, doch nur eine klappte. Es wurde eine Stelle in der Strategie. Im nachhinein fand ich heraus, dass mein Chef mich dort nur eingestellt hat, weil 3 Mitarbeiter zuvor gekündigt haben.
Ich bekam einen befristeten Arbeitsvertrag von 1 Jahr. 3 Monate vor Ablauf des Arbeitsvertrages wurde mir mitgeteilt, dass man mich nicht behalten wolle, weil ich angeblich zu Lieb sei. Der wahre Grund war jedoch, dass die Chemie mit meinem Chef einfach nicht stimmte. In den 12 Monaten, in dem ich in der Abteilung arbeitete, wurde ich von meinem Chef gemieden. Wenn ich Fragen hatte, wurde ich zurück gewiesen. Auch die Kollegen kritisierten das Verhalten des Vorgesetzten scharf, da er mit Ihnen auf die gleiche Art und Weise umging. Nur leider hat es mich erwischt, da mein Vertrag befristet war.
Soweit so gut.
Ich bin nun seit März 2019 Arbeitslos. Ich habe inzwischen mehr als 120 Bewerbungen geschrieben, Coaches von der Agentur für Arbeit in Anspruch genommen und Bewerbertrainings. Ich hatte insgesamt 4 Vorstellungsgespräche. Alles Absagen.
Da mein gesamtes erspartes nun aufgebraucht ist und ich auf keinen Fall Hartz4 beziehen möchte, fange ich nun aller Voraussicht nach Anfang nächsten Monat einen Job bei Flaschenpost in Mannheim als Kurrierfahrer an.
Das Gehalt liegt knapp über Mindestlohn bei 9,50 € die Stunde. Ich werde morgen meinen Festvertrag als Kurrierfahrer unterschreiben.
Ehrlich gesagt freue ich mich nun endlich wieder arbeiten zu können. Ich hatte leider keine andere Option. Aber es frustriert mich einfach. Ich fühle mich wie am Boden... Ich habe soviel Zeit und Energie in das Studium investiert... Was mich jedoch am meisten frustriert ist, dass alle Mitstudierenden, mit denen ich noch Kontakt habe, nur 1 oder 2 Bewerbungen geschrieben haben, bis sie eine Festanstellung bekamen. Sie Schnitten zudem teils viel Schlechter ab als ich. Aber klar, Noten sind bei weitem nicht alles. Ich möchte an diesem Punkt erwähnen, dass ich in meinem Semester der einzige Student war mit Migrationshintergrund. Liegt es vielleicht daran, dass in solchen Positionen bevorzugt Deutsche eingestellt werden? Es kann doch nicht sein, dass man einfach keine Chance bekommt oder zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wird.
Außerdem: Meine Ehe geht gerade aufgrund dieser Krise in die Brüche. Und ich bin seit 2 Monaten Vater einer kleinen süßen Tochter. Aber auch für meine Frau ist die finanzielle Lage nicht mehr zu ertragen. Wir Leben seit heute getrennt. Sie hat mich heute rausgeschmissen.
Ich verfasse diese Nachricht, während ich bei meinen Eltern sitze. Jetzt geht es mir besser !
Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen.
Mouhamed
ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und möchte einfach mal meinen Frust ablassen. Ich erwarte keine Hilfestellungen oder sonst was. Ich möchte einfach mal meine Gedanken äußern.
Kurz zu mir: Ich heiße Mouhamed und bin 29 Jahre alt. Meine Eltern kommen ursprünglich aus dem Libanon. Sie sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich habe sowohl deutsche Freunde, als auch Freunde mit Migrationshintergrund. Warum dies wichtig ist und ich das hier so explizit äußere, könnt ihr euch vielleicht denken.
Kurz zu meinem Werdegang: Ich habe einen Kindergarten besucht, bin zur Grundschule gegangen und habe dann eine Hauptschulempfehlung bekommen, da meine Deutschkenntnisse nach Meinung der Lehrer damals nicht gut genug waren. Meine Eltern konnten mich schulisch kaum unterstützen. Nichtsdestotrotz wurde ich dann auf der Realschule angemeldet, die ich dann auch erfolgreich abgeschlossen habe. Meine Noten waren sehr gut. Anschließend habe ich eine Ausbildung bei der BASF in Ludwigshafen als Chemikant absolviert und mit der Note Sehr Gut abgeschlossen. Ich entschied mich, parallel zur Ausbildung die Fachhochschulreife zu machen, die ich dann auch mit 1,8 abgeschlossen habe.
Nach der Ausbildung wollte ich unbedingt Studieren gehen, weil mir das lernen relativ leicht fiel und Spaß machte. Also entschied ich mich für Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Mannheim. Warum? Weil meine Stärken im technischen Bereich liegen und mich das Thema BWL schon immer interessierte. Auch den Bachelor schloss ich als drittbester ab mit der Note 1,6. Ich hing also noch einen Master dran und studierte an der Hochschule Darmstadt. Vertiefungsrichtung Maschinenbau. Das Studium schloss ich mit 1,4.
Parallel zum Studium habe ich einige Tutorien geleitet. Darunter Elektrotechnik, Technische Mechanik und Rechnungswesen.
Mit viel Ach und Krach habe ich während des Studiums ein Praktikum bei der Daimler AG absolviert. Dort stellte mich ein Albanischer Mitarbeiter an. Zuvor bekam ich diverse Absagen, während andere Kommilitonen sofort ein Praktikum fanden.
Meine beiden Abschlussarbeiten schrieb ich bei der KSB. Dort stellte mich ein pakistanischer Mitarbeiter ein. Auch hier bekam ich zuvor diverse absagen.
Anschließend und aufgrund des sehr guten Abschlusses meiner Masterarbeit, die mit der Note 1,1 Bewertet wurde, ist die Personalabteilung auf mich aufmerksam geworden und wollte mich unbedingt im Unternehmen halten.
Also wurden mir einige Stellen Angeboten. Es fanden drei Vorstellungsgespräche statt, doch nur eine klappte. Es wurde eine Stelle in der Strategie. Im nachhinein fand ich heraus, dass mein Chef mich dort nur eingestellt hat, weil 3 Mitarbeiter zuvor gekündigt haben.
Ich bekam einen befristeten Arbeitsvertrag von 1 Jahr. 3 Monate vor Ablauf des Arbeitsvertrages wurde mir mitgeteilt, dass man mich nicht behalten wolle, weil ich angeblich zu Lieb sei. Der wahre Grund war jedoch, dass die Chemie mit meinem Chef einfach nicht stimmte. In den 12 Monaten, in dem ich in der Abteilung arbeitete, wurde ich von meinem Chef gemieden. Wenn ich Fragen hatte, wurde ich zurück gewiesen. Auch die Kollegen kritisierten das Verhalten des Vorgesetzten scharf, da er mit Ihnen auf die gleiche Art und Weise umging. Nur leider hat es mich erwischt, da mein Vertrag befristet war.
Soweit so gut.
Ich bin nun seit März 2019 Arbeitslos. Ich habe inzwischen mehr als 120 Bewerbungen geschrieben, Coaches von der Agentur für Arbeit in Anspruch genommen und Bewerbertrainings. Ich hatte insgesamt 4 Vorstellungsgespräche. Alles Absagen.
Da mein gesamtes erspartes nun aufgebraucht ist und ich auf keinen Fall Hartz4 beziehen möchte, fange ich nun aller Voraussicht nach Anfang nächsten Monat einen Job bei Flaschenpost in Mannheim als Kurrierfahrer an.
Das Gehalt liegt knapp über Mindestlohn bei 9,50 € die Stunde. Ich werde morgen meinen Festvertrag als Kurrierfahrer unterschreiben.
Ehrlich gesagt freue ich mich nun endlich wieder arbeiten zu können. Ich hatte leider keine andere Option. Aber es frustriert mich einfach. Ich fühle mich wie am Boden... Ich habe soviel Zeit und Energie in das Studium investiert... Was mich jedoch am meisten frustriert ist, dass alle Mitstudierenden, mit denen ich noch Kontakt habe, nur 1 oder 2 Bewerbungen geschrieben haben, bis sie eine Festanstellung bekamen. Sie Schnitten zudem teils viel Schlechter ab als ich. Aber klar, Noten sind bei weitem nicht alles. Ich möchte an diesem Punkt erwähnen, dass ich in meinem Semester der einzige Student war mit Migrationshintergrund. Liegt es vielleicht daran, dass in solchen Positionen bevorzugt Deutsche eingestellt werden? Es kann doch nicht sein, dass man einfach keine Chance bekommt oder zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wird.
Außerdem: Meine Ehe geht gerade aufgrund dieser Krise in die Brüche. Und ich bin seit 2 Monaten Vater einer kleinen süßen Tochter. Aber auch für meine Frau ist die finanzielle Lage nicht mehr zu ertragen. Wir Leben seit heute getrennt. Sie hat mich heute rausgeschmissen.
Ich verfasse diese Nachricht, während ich bei meinen Eltern sitze. Jetzt geht es mir besser !
Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen.
Mouhamed