Ich hatte vor Jahren ähnliche Diskussionen mit meinem Onkel.
Er ist der älteste Bruder meiner Mutter und immer ein großer Sprücheklopfer gewesen.
Meinen Job mochte / respektierte er nie und machte mich deshalb runter. Vor versammelter Verwandtschaft natürlich und da er der Älteste ist und die gesamte Verwandtschaft - abgesehen von meinen Eltern, meinem Bruder und mir - in dem Dorf auf einem Haufen hockt, hat niemand Partei für mich ergriffen, aber alle haben gespannt das Gespräch verfolgt.
Das erste Mal war ich völlig perplex, habe geantwortet und kam mir trotzdem immer kleiner vor. Nichts, was ich sagte, machte die Situation besser.
Aber im Grunde genommen war es nicht der erste Disput, den wir hatten. Seine kleine Schwester hatte als einiges Familienmitglied den Weg in eine größere Stadt eingeschlagen und dort Fuß gefasst. Allein. Ohne den Rückhalt der Familie. Das lag ihm immer irgendwie quer. Es gab immer Kritik an uns "Stadtkindern".
Ich habe ihm dann irgendwann - ebenfalls vor versammelter Verwandtschaft - gesagt, dass ich mich auf diese Diskussionen mit ihm nicht mehr einlasse, weil er sowieso seine vorgefasste Meinung hat. Ich hätte nie "gewonnen" oder meine Ruhe gehabt, wenn ich weiterhin seine Fragen beantwortet oder auf sein provozieren eingegangen wäre. Damit war das Thema tatsächlich beendet. Ich war selbst davon überrascht, wie kommentarlos das akzeptiert wurde.
Streit wollte ich mit ihm nicht. Wir sehen uns nur alle Jubeljahre mal und er gehört halt zur Familie dazu. Aber hätte er das Thema nicht ruhen lassen, wäre meine Konsequenz ein Kontaktabbruch gewesen (was nicht wirklich schwer ist, wenn man sich nur selten sieht).