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Stehe ständig unter Strom

Toolchain

Neues Mitglied
Hi,

ich habe das Gefühl immer unter Action stehen zu müssen und immer etwas tun zu müssen. Ich habe es verlernt zu entspannen und auf mich selbst und meine Gefühle zu hören.

Ich gehe morgens zum Job (den ich im Grunde toll finde), dann gehe ich nach Hause und muss zwanghaft etwas machen, d.h. ich gehe zum Sport, schaue mir eine Serie an, zocke am PC um dann ins Bett zu gehen und dort keine Ruhe zu haben, sodass ich anfange Youtube Videos zu schauen oder sonst was am Handy zu machen. Aktuell lese ich zum Beispiel Bücher, bis mir die Augen zufallen und ich einfach aus Erschöpfung einschlafe. Wenn ich versuche einfach gar nichts zu tun und zu entspannen fangen meine Gedanken an zu kreisen und lassen mich nicht mehr los, sodass ich überhaupt keinen Schlaf bekomme.

Das heißt nicht, dass ich nicht über mich und meine Umwelt nachdenken kann – ich kann z.B. Spazieren gehen und über alles nachdenken. Ich halte es allerdings keine 5min. auf der Couch, im Bett o.ä. mit meinen Gedanken aus ohne etwas „zu machen“. Ich kann ebenfalls keine 5min auf der Parkbank sitzen und die Gegend anschauen.

Im Grunde ist es wie der Hai, der nicht aufhören kann zu schwimmen.

Meine Mutter sagte mir bereits „Du stehst immer wie unter Strom“ – Ich fühle mich dadurch oft erschöpft. Ich kann auch meine eigenen Gefühle nicht mehr richtig deuten, häufig fühle ich einfach gar nichts mehr, als ob ich durch das ständige „Machen“ völlig taub geworden bin. Ich kann mit kaum einen Menschen ein intensives Gespräch führen, meine Reaktionen fühlen sich nur noch an wie intuitive Bewegungen und Aussagen, wie Automatismen anstatt geplante von mir selbst beim Ausführen wahrgenommene Handlungen.

So fällt es mir besonders schwer Einzelgespräche zu führen (außerhalb des Jobs). Ich kann relativ gut Smalltalk führen, daher merken meine Mitmenschen diese Taubheit häufig nicht, allerdings, wenn ich mit Freunden spreche, dann fällt es mir oft schwer das Gespräch weiterzuführen, da ich häufig gar nicht verarbeiten kann was mir gesagt wird und ich führe das Gespräch, dann wieder zu den Themen, bei deinen meine Automatismen funktionieren (z.B. Job, Smalltalk, was ich die Woche gemacht habe). Ein Freund (aus dem nicht ganz so engen Freundeskreis) erzählte mir vor kurzem, dass sein Bruder gestorben ist. Ich konnte mit Worten mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen, was auch funktioniert hat, allerdings habe ich in Wirklichkeit einfach überhaupt nichts gefühlt. Ich erzählte einfach drauf los, ohne in meinem Kopf zu begreifen, was mir da gerade erzählt wurde, ich weiß das es traurig ist und ich habe so eine Trauer auch schon mal gespürt, konnte aber mit diesem Gefühl überhaupt nicht mehr „connecten“. Es war wie eine Nacherzählung eines Traums von mir.

Auf der anderen Seite kann ich schon Euphorie, Glück und auch Wut spüren, allerdings äußern sich diese Gefühle häufig nur in Menschengruppen (mehr als zwei andere Personen), wo ich quasi auch ständig „beschäftigt“ bin. Es prasseln dort dann häufig so viele Reize und Eindrücke von verschiedenen Personen auf mich ein, dass ich mich wohl fühle und „glücklich“ bin. Dort kann ich allerdings wieder meine Automatismen einschalten und wenn diese nicht mehr bei einer Person wirken, dann kann ich einfach mit einer anderen Person ins Gespräch kommen. Ich lache auch viel in diesen Gruppen und versprühe viel Freude (laut Aussagen der anderen).

Mittlerweile bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob das mal anders war. Ich glaube mich jedenfalls zu erinnern, dass ich vor dem Tod meines Vaters (mittlerweile über 10 Jahre her) Ruhe genießen konnte. Ich hatte zwischen Schule und Studium so ein kleine „Faulenzer“ Phase, bei der ich viel Musik gehört habe und in der Sonne gechillt habe (könnte wiederrum auch einfach sein, dass die Musik mich genug abgelenkt hat).

Keine Ahnung ich musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben, vermutlich weil ich einfach mal wieder nicht Nichts tun konnte, aber irgendwie auch was ändern möchte an meinem „Problem“. Kann irgendjemand etwas mit dieser Beschreibung anfangen? Jedenfalls hinterlasse ich bei niemanden den Eindruck, dass ich Probleme habe. Für meine Freunde und Familie bin ich da eher der Kümmerer, der hilft wo er nur kann (das zum Thema immer etwas tun zu müssen) und habe auch nicht das Gefühl, dass ich mit jemanden darüber sprechen kann ohne ein "Ach du spinnst doch" zu hören zu bekommen.


Liebe Grüße

TC
 

DarkRose

Aktives Mitglied
Hi, im Grunde hast Du mich gerade beschrieben 😉
Du bist ganz bestimmt nicht allein mit diesem Problem!

Du schreibst, vor dem Tod Deines Vaters war alles ok...

Der Hauptgrund KÖNNTE sein, dass Du Dich schon sehr früh verantwortlich zu Hause gefühlt hast....Du wurdest/ musstest von einem Tag auf den anderen Erwachsen werden und hast Dir die komplette Verantwortung für z.B. Deine Mutter, Geschwister auf die Schulter geladen...

Es war keine Absicht von Dir oder hat es jemand verlangt?

Du wirst leider nie gelernt haben, Dich zu entspannen etc.

Kommt es so in etwa hin? Kenne es halt so von mir...
 

Toolchain

Neues Mitglied
Hi Lisfara,

vielen Dank für die Antwort. Ist schonmal gut zu wissen, dass ich nicht der einzige bin dem es so geht.

Klar, war der Tod meines Vaters ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe nie im klassischen Sinne um Ihn getrauert (5Phasen etc.), jedenfalls nicht so wie meine Familie. Getrauert habe ich selten und nur für mich ganz alleine - Mir wurde gerne gesagt, fast vorgeworfen, dass ich das "ganz gut wegstecke".
Hinzu kommt noch, dass ich ungefähr um diesen Zeitpunkt herum, meine Ex-Freundin kennengelernt hatte. Sie war etwas junger als ich und eher schwierige Familienverhältnisse. Ich musste oft für sie da sein und sie unterstützen. Damals hatte ich das Gefühl ich "musste" mich um sie kümmern. Heute weiß ich natürlich, dass das falsch war. Vor ein paar Jahren haben wir uns getrennt, war ein bisschen wie ein Befreiungsschlag für mich, da ich das Gefühl hatte das erste mal wieder etwas "für mich" zu machen.

Dass diese Umstände nicht ganz spurlos an mir vorrüber gegangen sind, ist mir bewusst. Leider fühle ich mich aktuell einfach nur noch unendlich gestresst und es scheint irgendwie gar keine Möglichkeit zu geben, wie ich "runterkommen" kann.
Was mich einfach in letzter Zeit enorm belastet ist, dass ich es nicht schaffe ein echtes Gespräch zu führen. Es ist mir anstrengend Menschen wirklich zu zuhören, geschweige denn empathie zu zeigen.
Keiner meiner Freunde oder Bekannten würde von mir behaupten, dass ich ein guter Zuhörer bin. Ich vergesse oft Dinge direkt nach dem sie gesagt wurden, obwohl dies für mein Gegenüber überaus wichtig ist. Ich höre z.B. wenn mir jemand etwas belastendes erzählt oder etwas total tolles, kann aber weder Mitgefühl noch Freude empfinden, weil alles einfach nurnoch anstrengend ist und ich mich wie gesagt einfach "taub" anfühle.
Ich würde mich gerne für meine Freunde freuen, wenn ich höre, dass sie Schwanger sind, endlich den Studienabschluss geschafft haben oder ihnen zeigen, dass ich für sie da bin, wenn sie Probleme haben. Ich weiß, dass ich das sagen kann und oft kommt es auch richtig an, aber ich fühle es nicht, wenn ich es sage und ich sage es, damit man mich nicht für völlig bescheuert hält und es sich eben "so gehört".
Ich habe das Gefühl mich irgendwie selbst verloren zu haben. Ich spiele mit dem Gedanken Urlaub zu machen, wo es ganz einsam ist, um zu hoffen wieder zu mir zu finden - allerdings halte ich es so schon kaum mit ein paar Minuten Ruhe aus und habe Angst, was passiert, wenn ich mir sowas länger aufzwinge.
 

DarkRose

Aktives Mitglied
Du bist so gestresst und dadurch unkonzentriert, da würde es mich eher wundern, dass Du dann noch aktiv zuhören und mitfühlen kannst...

Das hängt alles zusammen...

Hast Du mal an therapeutische Hilfe gedacht?
Wie versuchst Du, Dich runterzufahren?
Wie siehts mit schlafen bei Dir aus?
 

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