B
Brian80
Gast
Hallo, ich schreibe hier in der Hoffnung, dass sich das Sprichwort als wahr erweist und geteiltes Leid tatsächlich halbes Leid ist. Ich habe etliche Beiträge zu ähnlichen Themen gelesen und festgestellt, dass es tröstlich ist, nicht allein mit meinen Problemen zu sein. Allerdings trifft (logischerweise) nichts 100%ig auf mich zu, daher schreibe ich hier meine eigene Geschichte. Ich entschuldige mich im voraus für den einen oder anderen wirren Teil, nichtsdestotrotz war es eben so… Für jede Anmerkung, Aufmunterung, Entscheidungshilfe oder andere Kritik bin ich sehr dankbar.
Ich bin 28 und stehe in der schlimmsten Situation, in die ich mich in meinem Leben je hineinmanövriert habe. Tut mir leid, wenn das theatralisch klingt, aber so fühle ich mich. Zur Erklärung: Ich war sieben Jahre lang in einer glücklichen und harmonischen Beziehung mit meiner Verlobten, wir kennen uns schon seit 13 Jahren und sind zusammen durch allerlei Höhen und Tiefen gegangen. Wir waren sowohl Partner als auch beste Freunde (das auch schon bedeutend länger, als wir zusammen waren) und wollten im August heiraten. Ich hatte letztes Jahr wieder zu studieren angefangen und meine Freundin hatte dieses Frühjahr gerade ihr Diplom gemacht und war auf Arbeitssuche.
Da fingen dann die Probleme an: Ich hatte einen sehr vollen Stundenplan, da ich das Studium straff durchziehen will, und sie hat sich einen Nebenjob als Bedienung gesucht, da es in ihrem Bereich hier in der Gegend zur Zeit nicht so rosig mit Stellen aussieht.
Daraus folgte dann, dass ich immer ziemlich fertig aus der Uni kam (ich muss dazu noch ca. 2 Stunden für eine Strecke fahren) und sie durch ihren Job meistens genau in der Zeit arbeiten musste, in der ich daheim war, auch und gerade am Wochenende. In der anderen Zeit hat sie eigentlich nur im Internet Zeit verbracht, Hochzeitvorbereitungen getroffen und sich sonstwie die Zeit vertrieben. Wir sind mit Studienbeginn ins Haus meiner Oma gezogen und bewohnten dort eine Etage. Dadurch hatten wir natürlich nicht mehr den alten Freundes- und Aktivitätenkreis, den wir vorher hatten, und so haben wir eigentlich alles, was wir unternommen haben, zusammen gemacht.
Da ich aber auch mal was mit meinen Uni-Leuten unternehmen wollte, was nichts mit Vorlesungen zu tun hatte, kam es dann zum Problem, dass sie das nicht gut fand, da es von „unserer“ Zeit abging, zumal sie auch furchtbar eifersüchtig ist, sowie andere Frauen an irgendeiner Aktivität beteiligt sind.
Ich habe dann im April eine Kommilitonin kennen gelernt, mit der ich mich echt super verstanden hab. Wir hatten die meisten Vorlesungen gemeinsam, hatten die gleichen Interessen und kamen einfach gut miteinander klar. Also haben wir in den Vorlesungen und Tutorien nebeneinander gesessen und uns unterhalten, und dann auch mal was losgelöst von der Uni unternommen (ohne Hintergedanken, möchte ich anmerken). Wenn ich zuhause war, haben wir dann auch immer mal gechattet oder SMS geschrieben. Natürlich läuteten bei meiner Freundin die Alarmglocken und in ihrer Eifersucht hat sie mir verboten, in diesem Maße etwas mit der anderen zu unternehmen. Mit meiner Kommilitonin hat sie auch geredet und diese dabei wohl ziemlich unter Druck gesetzt, wie sehr, wollte mir keiner der beiden sagen. Da fiel ich natürlich aus allen Wolken, denn ich konnte nicht verstehen, warum sie das will, denn für mich war es nur eine harmlose Freundschaft, die meinen Alltag an der Uni sehr bereichert hat.
Da habe ich dann einen schlimmen Fehler gemacht: In dem (damals sicheren) Wissen, dass es ja nur eine Freundin ist und dabei nichts Schlimmes ist, habe ich mich trotzdem in gleichem Maße mit der anderen getroffen und unterhalten und meiner Verlobten einfach nichts davon erzählt. Nach dem alten Motto: „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß“.
Natürlich geht so etwas nicht lange gut, und meine Verlobte hat dann über den Chatverlauf an meinem Rechner gesehen, dass wir immer noch viel chatten, gerade, wenn sie nicht zuhause ist, und dass ich der anderen (immer noch in gutem Glauben an „nur Freundschaft“, auch wenn ich das heute anders sehe) auch mal aufmunternd geschrieben hatte, dass sie ein toller Mensch sei, wenn sie Probleme mit Mitstudenten hatte und down war.
Die Konsequenz meiner Verlobten war die totale Panik (sie hat sogar eines Nachts „vorgeschlagen“, dass sie sich das Leben nimmt, damit ich tun kann, was immer ich will, was ich ihr aber ausreden konnte), Tränen bei ihr und mir und dann von ihr das strikte Verbot jeglichen Umgangs mit der anderen. Ich habe natürlich zugestimmt und sogar im Beisein meiner Verlobten bei der anderen angerufen, um ihr zu sagen, dass wir keinen Kontakt mehr haben können.
Das habe ich allerdings nur ein paar Tage durchgehalten, an denen ich wie ein Zombie durch die Uni gewankt bin, weil mir etwas Wichtiges gefehlt hat. Also haben wir dann wieder mehr und mehr angefangen, uns zu unterhalten und unter dem Deckmantel der Uni etwas miteinander zu unternehmen. Unsere Freunde haben uns gedeckt, und so ging es eigentlich weiter wie bisher.
An diesem Punkt hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass meine Gefühle zu der anderen doch deutlich über Freundschaft hinaus gehen, aber ich konnte oder wollte nicht sehen, was sich da entwickelte.
Wenigstens entspannte sich das Verhältnis zu meiner Verlobten etwas, auch wenn sie immer fragte, was ich gemacht habe, ob ich neben der anderen saß (wenn es nicht anders ging, reden durfte ich gar nicht mit ihr) usw.
Aber ich konnte nicht ganz verstecken, dass ich innerlich unzufrieden und zerrissen war. Dann kam jedoch die Klausurenphase, und ich habe all die Probleme unter Bergen von Lernstoff begraben und hatte so mal zwei Wochen einigermaßen Ruhe; in denen konnte ich zwar auch nicht nachdenken, aber wenigstens habe ich mich nicht so gequält. Mittlerweile hatte sich das Umgangsverbot auch wieder etwas gelockert, ich durfte in der Gruppe mit ihr reden, aber nur über Unikram, und wenn ich wegging, durfte sie (in der Gruppe) auch dabei sein, wenn ich denn nichts mit ihr machen würde. In der Hoffnung, dass sich das Verhältnis irgendwann normalisieren würde, habe ich da um jeden Strohhalm gekämpft, um irgendwann das Erlaubte und das Tatsächliche deckungsgleich zu kriegen.
Am Ende der Klausurenphase, zwei Wochen vor der geplanten Hochzeit, habe ich dann mit der anderen ausgemacht, dass wir am Tag meiner letzten Klausur was unternehmen, Schwimmbad, Kino und dann mit allen Bekannten in die Disko (denn in den Semesterferien hätten wir uns nicht gesehen und auch nicht wirklich kommunizieren können, wir wussten also nicht, ob das unsere letzte Chance war, etwas gemeinsam zu unternehmen). Meiner Verlobten habe ich das erzählt, aber mit der Abwandlung, dass überall noch ordentlich Leute dabei sind.
Ich hatte also einen super Tag und bin morgens um vier nach Hause, nachdem meine Verlobte mich dazu gedrängt hat, weil sie sich unwohl gefühlt hat, wenn ich nicht da bin.
Am nächsten Morgen fing sie dann an, mich (noch völlig verkatert) zu drängen, dass ich wissen muss, was ich will und wie es mit der Hochzeit steht usw. Daraufhin meinte ich dann, dass wir am Besten mal beide mit jemand anderem als uns reden sollten, denn wir hatten den Großteil aller Diskussionen bisher allein geführt und auch nie mit jemand anders über die Situation geredet.
Dummerweise hatten wir auch nicht wirklich jemand, der uns so nah stand (da wir ja Partner und beste Freunde waren und eigentlich immer über alles geredet haben), dass wir mit ihm/ihr darüber hätten reden können, also fuhr meine Verlobte zu ihrer Schwägerin und erlaubte mir zähneknirschend, die andere anzurufen, da ich sonst niemand wusste.
Im Telefonat ging es schnell nur um die Situation und wie es mit uns dreien weiterginge, und irgendwie ergab es sich, dass wir uns gegenseitig (erst sie, dann ich auch) unsere Liebe gestanden.
Schluck! Das war natürlich immer im Hinterkopf da gewesen, aber ich wollte es wohl nicht wahrhaben, aber einmal ausgesprochen war es auch die Wahrheit, das konnte ich fühlen.
Als meine Verlobte dann wiederkam, habe ich mich von ihr zum Haus meiner Eltern fahren lassen (ohne ihr etwas zu sagen), um dort mal in Ruhe über alles zu schlafen und den nächsten Tag darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte.
Das habe ich dann auch gemacht, ich bin spazieren gegangen und habe abgewogen und nachgedacht, was ich tun sollte. Ich stand also zwischen zwei Frauen, die ich beide liebe und wusste, wenn ich mich für meine Verlobte entscheide, kriege ich, was ich hatte, verlor dafür aber die andere; mit dieser wiederum könnte ich viel neues und aufregendes erleben, dafür würde meine Verlobte absolut am Boden zerstört sein.
Den ganzen Tag lang habe ich aufgeschrieben, was in mir vorging und in mich hineingehorcht, versucht zu verstehen, was mein Herz sagt. Ich habe dann (mehr oder weniger feige), den Entschluss gefasst, meiner Verlobten alles zu erzählen, weil ich einfach nicht weiter lügen wollte. Natürlich wusste ich dabei, dass sie mich dafür verlassen würde, aber irgendwie hatte mir der Tag schon gezeigt, dass das Gefühl mit der Neuen einfach glücklicher war und die Einengung und den Alltagstrott meiner alten Beziehung überwog.
Also habe ich meiner Verlobten am Abend alles erzählt und sie war verständlicherweise außer sich, weil sie das nicht für möglich gehalten hätte, hat unter Tränen mit mir Schluss gemacht und mir eröffnet, dass ich sie an dem Tag das letzte Mal gesehen hätte.
Natürlich war ich auch total fertig, bin dann zu der anderen gefahren und seit dem Tag bin ich auch mit ihr zusammen. In den nächsten Tagen ist meine Verlobte aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, ich habe nur noch mit ihrem Vater kommuniziert und das Finanzielle und den Austausch einiger zurückgebliebener Dinge abgewickelt.
Meine neue Beziehung hat sich wundervoll entwickelt. Meine Freundin war natürlich überglücklich, dass ich mich trotz allem für sie entschieden hatte, und wir hatten eine tolle Zeit. Sie musste zwar unter der Woche 400km entfernt arbeiten, aber wir haben uns jedes Wochenende gesehen und viel telefoniert und geschrieben. Ich habe mich viel mit Bekannten getroffen und nicht sehr viel an früher gedacht.
Die Wochen gingen ins Land, und ich wollte langsam wieder meinen gewohnten Hobbies und anderen Dingen nachkommen. Damit kam natürlich, dass ich mich mehr mit meiner alten Wohnung und den „Geistern“ meines früheren Lebens darin auseinander setzen musste. Auf einmal waren meine alte Freundin und das Leben mit ihr wieder überall präsent. Das Glück, das ich in meiner neuen Beziehung empfunden hatte, wurde langsam von den Gedanken „Was wäre wenn…“ und „Kann ich meine alte Liebe zurückbekommen?“ angenagt. Nach vier Wochen himmelhoch jauchzend habe ich dann die letzte Woche zu Tode betrübt ständig darüber nachgedacht, ob und wie ich meine alte Liebe zurückbekomme, was meine neue Freundin auch bemerkt hat. Sie hatte Verständnis dafür, dass ich meinem alten Leben hinterhertrauere, aber ich hatte dann einen kleinen Zusammenbruch und konnte nur noch weinen und kümmerlich mein altes Leben zurückwünschen. Sie war wütend, wenn auch gefasst und meinte, ich wäre nur zu feige, etwas Neues zu probieren, und dass ich nicht zurück kann und mal was Neues ausprobieren und spontan sein muss.
Wir sind dann ganz spontan ans Meer gefahren für ein paar Tage, um den Kopf frei zu bekommen, aber obwohl die Zeit sehr schön war, konnte ich doch die Gedanken nicht von meiner alten Beziehung bekommen. Als wir zurückgefahren sind, reifte in meinem Kopf schon der Plan, mit allen Mitteln zu versuchen, meine Verlobte zurückzugewinnen, auch wenn das hieß, meine neue Liebe zu verlassen. Ich habe diese Entscheidung dann mit meiner Familie und einigen Freunden diskutiert (was ich schon bei meiner ersten drastischen Entscheidung hätte tun sollen, sie waren alle äußerst hilfsbereit, verständnisvoll und hatten auch gute Ratschläge und Empfehlungen zu bieten, ich bin mir sicher, hätte ich mit ihnen damals geredet, wäre es nicht so weit gekommen).
Am Abend des Tages bin ich dann zu meiner Freundin gefahren und habe mich getrennt. Natürlich war sie auch untröstlich, wir haben beide geweint, und dann habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen.
Am Wochenende danach habe ich meiner ehemaligen Verlobten dann zum Geburtstag Blumen geschickt (anonym, sie will nichts von mir wissen, und ich hab keine Ahnung, ob sie das Geschenk mit meinem Namen angenommen hätte; auch wenn sie sich sicher denken kann, von wem sie sind).
Jetzt sitze ich in der Zwickmühle. Ich vermisse mein altes Leben, ich vermisse meine alte Freundin, allerdings hatte ich Gründe, mich von ihr zu trennen. Die Entschlossenheit, mit der ich aus dem Urlaub gekommen bin, ist etwas gedämpft, aus dem „mit aller Kraft zurückgewinnen“ ist ein „ich muss zu mir selbst finden und erkennen, was ich will und warum“ geworden. Im Moment renoviere ich die Wohnung, rede viel mit Freunden und Familie, treibe Sport (auch wenn mich zur Zeit eine Erkältung behindert), aber in meinem Kopf ist alles wirr durcheinander.
Ich liebe beide Frauen, habe meine alte Freundin immer geliebt, schon seit mehr als 8 Jahren, und liebe meine neue seit ich es mir eingestanden habe.
Ich habe keine Ahnung, mit welcher ich zusammen sein will oder eine Zukunft habe, das wechselt teilweise stündlich. Mehr als alles andere wünschte ich, klar zu sehen, was ich will, und das dann durchzuziehen, und nicht mehr diese Zweifel zu haben, die mich innerlich auffressen. Bevor ich die Empfehlung zu oft bekomme, natürlich werde ich auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und zum Therapeuten gehen.
An dieser Stelle erstmal vielen Dank an all die Tapferen, die meine Leidensgeschichte gelesen haben. Ich hoffe darauf, mit einigen von Euch über meine Probleme reden zu können und mir ein Stück weit klarer über meine Situation zu werden. Für alle Antworten jetzt schon vielen Dank im Voraus.
MFG
Brian
Ich bin 28 und stehe in der schlimmsten Situation, in die ich mich in meinem Leben je hineinmanövriert habe. Tut mir leid, wenn das theatralisch klingt, aber so fühle ich mich. Zur Erklärung: Ich war sieben Jahre lang in einer glücklichen und harmonischen Beziehung mit meiner Verlobten, wir kennen uns schon seit 13 Jahren und sind zusammen durch allerlei Höhen und Tiefen gegangen. Wir waren sowohl Partner als auch beste Freunde (das auch schon bedeutend länger, als wir zusammen waren) und wollten im August heiraten. Ich hatte letztes Jahr wieder zu studieren angefangen und meine Freundin hatte dieses Frühjahr gerade ihr Diplom gemacht und war auf Arbeitssuche.
Da fingen dann die Probleme an: Ich hatte einen sehr vollen Stundenplan, da ich das Studium straff durchziehen will, und sie hat sich einen Nebenjob als Bedienung gesucht, da es in ihrem Bereich hier in der Gegend zur Zeit nicht so rosig mit Stellen aussieht.
Daraus folgte dann, dass ich immer ziemlich fertig aus der Uni kam (ich muss dazu noch ca. 2 Stunden für eine Strecke fahren) und sie durch ihren Job meistens genau in der Zeit arbeiten musste, in der ich daheim war, auch und gerade am Wochenende. In der anderen Zeit hat sie eigentlich nur im Internet Zeit verbracht, Hochzeitvorbereitungen getroffen und sich sonstwie die Zeit vertrieben. Wir sind mit Studienbeginn ins Haus meiner Oma gezogen und bewohnten dort eine Etage. Dadurch hatten wir natürlich nicht mehr den alten Freundes- und Aktivitätenkreis, den wir vorher hatten, und so haben wir eigentlich alles, was wir unternommen haben, zusammen gemacht.
Da ich aber auch mal was mit meinen Uni-Leuten unternehmen wollte, was nichts mit Vorlesungen zu tun hatte, kam es dann zum Problem, dass sie das nicht gut fand, da es von „unserer“ Zeit abging, zumal sie auch furchtbar eifersüchtig ist, sowie andere Frauen an irgendeiner Aktivität beteiligt sind.
Ich habe dann im April eine Kommilitonin kennen gelernt, mit der ich mich echt super verstanden hab. Wir hatten die meisten Vorlesungen gemeinsam, hatten die gleichen Interessen und kamen einfach gut miteinander klar. Also haben wir in den Vorlesungen und Tutorien nebeneinander gesessen und uns unterhalten, und dann auch mal was losgelöst von der Uni unternommen (ohne Hintergedanken, möchte ich anmerken). Wenn ich zuhause war, haben wir dann auch immer mal gechattet oder SMS geschrieben. Natürlich läuteten bei meiner Freundin die Alarmglocken und in ihrer Eifersucht hat sie mir verboten, in diesem Maße etwas mit der anderen zu unternehmen. Mit meiner Kommilitonin hat sie auch geredet und diese dabei wohl ziemlich unter Druck gesetzt, wie sehr, wollte mir keiner der beiden sagen. Da fiel ich natürlich aus allen Wolken, denn ich konnte nicht verstehen, warum sie das will, denn für mich war es nur eine harmlose Freundschaft, die meinen Alltag an der Uni sehr bereichert hat.
Da habe ich dann einen schlimmen Fehler gemacht: In dem (damals sicheren) Wissen, dass es ja nur eine Freundin ist und dabei nichts Schlimmes ist, habe ich mich trotzdem in gleichem Maße mit der anderen getroffen und unterhalten und meiner Verlobten einfach nichts davon erzählt. Nach dem alten Motto: „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß“.
Natürlich geht so etwas nicht lange gut, und meine Verlobte hat dann über den Chatverlauf an meinem Rechner gesehen, dass wir immer noch viel chatten, gerade, wenn sie nicht zuhause ist, und dass ich der anderen (immer noch in gutem Glauben an „nur Freundschaft“, auch wenn ich das heute anders sehe) auch mal aufmunternd geschrieben hatte, dass sie ein toller Mensch sei, wenn sie Probleme mit Mitstudenten hatte und down war.
Die Konsequenz meiner Verlobten war die totale Panik (sie hat sogar eines Nachts „vorgeschlagen“, dass sie sich das Leben nimmt, damit ich tun kann, was immer ich will, was ich ihr aber ausreden konnte), Tränen bei ihr und mir und dann von ihr das strikte Verbot jeglichen Umgangs mit der anderen. Ich habe natürlich zugestimmt und sogar im Beisein meiner Verlobten bei der anderen angerufen, um ihr zu sagen, dass wir keinen Kontakt mehr haben können.
Das habe ich allerdings nur ein paar Tage durchgehalten, an denen ich wie ein Zombie durch die Uni gewankt bin, weil mir etwas Wichtiges gefehlt hat. Also haben wir dann wieder mehr und mehr angefangen, uns zu unterhalten und unter dem Deckmantel der Uni etwas miteinander zu unternehmen. Unsere Freunde haben uns gedeckt, und so ging es eigentlich weiter wie bisher.
An diesem Punkt hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass meine Gefühle zu der anderen doch deutlich über Freundschaft hinaus gehen, aber ich konnte oder wollte nicht sehen, was sich da entwickelte.
Wenigstens entspannte sich das Verhältnis zu meiner Verlobten etwas, auch wenn sie immer fragte, was ich gemacht habe, ob ich neben der anderen saß (wenn es nicht anders ging, reden durfte ich gar nicht mit ihr) usw.
Aber ich konnte nicht ganz verstecken, dass ich innerlich unzufrieden und zerrissen war. Dann kam jedoch die Klausurenphase, und ich habe all die Probleme unter Bergen von Lernstoff begraben und hatte so mal zwei Wochen einigermaßen Ruhe; in denen konnte ich zwar auch nicht nachdenken, aber wenigstens habe ich mich nicht so gequält. Mittlerweile hatte sich das Umgangsverbot auch wieder etwas gelockert, ich durfte in der Gruppe mit ihr reden, aber nur über Unikram, und wenn ich wegging, durfte sie (in der Gruppe) auch dabei sein, wenn ich denn nichts mit ihr machen würde. In der Hoffnung, dass sich das Verhältnis irgendwann normalisieren würde, habe ich da um jeden Strohhalm gekämpft, um irgendwann das Erlaubte und das Tatsächliche deckungsgleich zu kriegen.
Am Ende der Klausurenphase, zwei Wochen vor der geplanten Hochzeit, habe ich dann mit der anderen ausgemacht, dass wir am Tag meiner letzten Klausur was unternehmen, Schwimmbad, Kino und dann mit allen Bekannten in die Disko (denn in den Semesterferien hätten wir uns nicht gesehen und auch nicht wirklich kommunizieren können, wir wussten also nicht, ob das unsere letzte Chance war, etwas gemeinsam zu unternehmen). Meiner Verlobten habe ich das erzählt, aber mit der Abwandlung, dass überall noch ordentlich Leute dabei sind.
Ich hatte also einen super Tag und bin morgens um vier nach Hause, nachdem meine Verlobte mich dazu gedrängt hat, weil sie sich unwohl gefühlt hat, wenn ich nicht da bin.
Am nächsten Morgen fing sie dann an, mich (noch völlig verkatert) zu drängen, dass ich wissen muss, was ich will und wie es mit der Hochzeit steht usw. Daraufhin meinte ich dann, dass wir am Besten mal beide mit jemand anderem als uns reden sollten, denn wir hatten den Großteil aller Diskussionen bisher allein geführt und auch nie mit jemand anders über die Situation geredet.
Dummerweise hatten wir auch nicht wirklich jemand, der uns so nah stand (da wir ja Partner und beste Freunde waren und eigentlich immer über alles geredet haben), dass wir mit ihm/ihr darüber hätten reden können, also fuhr meine Verlobte zu ihrer Schwägerin und erlaubte mir zähneknirschend, die andere anzurufen, da ich sonst niemand wusste.
Im Telefonat ging es schnell nur um die Situation und wie es mit uns dreien weiterginge, und irgendwie ergab es sich, dass wir uns gegenseitig (erst sie, dann ich auch) unsere Liebe gestanden.
Schluck! Das war natürlich immer im Hinterkopf da gewesen, aber ich wollte es wohl nicht wahrhaben, aber einmal ausgesprochen war es auch die Wahrheit, das konnte ich fühlen.
Als meine Verlobte dann wiederkam, habe ich mich von ihr zum Haus meiner Eltern fahren lassen (ohne ihr etwas zu sagen), um dort mal in Ruhe über alles zu schlafen und den nächsten Tag darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte.
Das habe ich dann auch gemacht, ich bin spazieren gegangen und habe abgewogen und nachgedacht, was ich tun sollte. Ich stand also zwischen zwei Frauen, die ich beide liebe und wusste, wenn ich mich für meine Verlobte entscheide, kriege ich, was ich hatte, verlor dafür aber die andere; mit dieser wiederum könnte ich viel neues und aufregendes erleben, dafür würde meine Verlobte absolut am Boden zerstört sein.
Den ganzen Tag lang habe ich aufgeschrieben, was in mir vorging und in mich hineingehorcht, versucht zu verstehen, was mein Herz sagt. Ich habe dann (mehr oder weniger feige), den Entschluss gefasst, meiner Verlobten alles zu erzählen, weil ich einfach nicht weiter lügen wollte. Natürlich wusste ich dabei, dass sie mich dafür verlassen würde, aber irgendwie hatte mir der Tag schon gezeigt, dass das Gefühl mit der Neuen einfach glücklicher war und die Einengung und den Alltagstrott meiner alten Beziehung überwog.
Also habe ich meiner Verlobten am Abend alles erzählt und sie war verständlicherweise außer sich, weil sie das nicht für möglich gehalten hätte, hat unter Tränen mit mir Schluss gemacht und mir eröffnet, dass ich sie an dem Tag das letzte Mal gesehen hätte.
Natürlich war ich auch total fertig, bin dann zu der anderen gefahren und seit dem Tag bin ich auch mit ihr zusammen. In den nächsten Tagen ist meine Verlobte aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, ich habe nur noch mit ihrem Vater kommuniziert und das Finanzielle und den Austausch einiger zurückgebliebener Dinge abgewickelt.
Meine neue Beziehung hat sich wundervoll entwickelt. Meine Freundin war natürlich überglücklich, dass ich mich trotz allem für sie entschieden hatte, und wir hatten eine tolle Zeit. Sie musste zwar unter der Woche 400km entfernt arbeiten, aber wir haben uns jedes Wochenende gesehen und viel telefoniert und geschrieben. Ich habe mich viel mit Bekannten getroffen und nicht sehr viel an früher gedacht.
Die Wochen gingen ins Land, und ich wollte langsam wieder meinen gewohnten Hobbies und anderen Dingen nachkommen. Damit kam natürlich, dass ich mich mehr mit meiner alten Wohnung und den „Geistern“ meines früheren Lebens darin auseinander setzen musste. Auf einmal waren meine alte Freundin und das Leben mit ihr wieder überall präsent. Das Glück, das ich in meiner neuen Beziehung empfunden hatte, wurde langsam von den Gedanken „Was wäre wenn…“ und „Kann ich meine alte Liebe zurückbekommen?“ angenagt. Nach vier Wochen himmelhoch jauchzend habe ich dann die letzte Woche zu Tode betrübt ständig darüber nachgedacht, ob und wie ich meine alte Liebe zurückbekomme, was meine neue Freundin auch bemerkt hat. Sie hatte Verständnis dafür, dass ich meinem alten Leben hinterhertrauere, aber ich hatte dann einen kleinen Zusammenbruch und konnte nur noch weinen und kümmerlich mein altes Leben zurückwünschen. Sie war wütend, wenn auch gefasst und meinte, ich wäre nur zu feige, etwas Neues zu probieren, und dass ich nicht zurück kann und mal was Neues ausprobieren und spontan sein muss.
Wir sind dann ganz spontan ans Meer gefahren für ein paar Tage, um den Kopf frei zu bekommen, aber obwohl die Zeit sehr schön war, konnte ich doch die Gedanken nicht von meiner alten Beziehung bekommen. Als wir zurückgefahren sind, reifte in meinem Kopf schon der Plan, mit allen Mitteln zu versuchen, meine Verlobte zurückzugewinnen, auch wenn das hieß, meine neue Liebe zu verlassen. Ich habe diese Entscheidung dann mit meiner Familie und einigen Freunden diskutiert (was ich schon bei meiner ersten drastischen Entscheidung hätte tun sollen, sie waren alle äußerst hilfsbereit, verständnisvoll und hatten auch gute Ratschläge und Empfehlungen zu bieten, ich bin mir sicher, hätte ich mit ihnen damals geredet, wäre es nicht so weit gekommen).
Am Abend des Tages bin ich dann zu meiner Freundin gefahren und habe mich getrennt. Natürlich war sie auch untröstlich, wir haben beide geweint, und dann habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen.
Am Wochenende danach habe ich meiner ehemaligen Verlobten dann zum Geburtstag Blumen geschickt (anonym, sie will nichts von mir wissen, und ich hab keine Ahnung, ob sie das Geschenk mit meinem Namen angenommen hätte; auch wenn sie sich sicher denken kann, von wem sie sind).
Jetzt sitze ich in der Zwickmühle. Ich vermisse mein altes Leben, ich vermisse meine alte Freundin, allerdings hatte ich Gründe, mich von ihr zu trennen. Die Entschlossenheit, mit der ich aus dem Urlaub gekommen bin, ist etwas gedämpft, aus dem „mit aller Kraft zurückgewinnen“ ist ein „ich muss zu mir selbst finden und erkennen, was ich will und warum“ geworden. Im Moment renoviere ich die Wohnung, rede viel mit Freunden und Familie, treibe Sport (auch wenn mich zur Zeit eine Erkältung behindert), aber in meinem Kopf ist alles wirr durcheinander.
Ich liebe beide Frauen, habe meine alte Freundin immer geliebt, schon seit mehr als 8 Jahren, und liebe meine neue seit ich es mir eingestanden habe.
Ich habe keine Ahnung, mit welcher ich zusammen sein will oder eine Zukunft habe, das wechselt teilweise stündlich. Mehr als alles andere wünschte ich, klar zu sehen, was ich will, und das dann durchzuziehen, und nicht mehr diese Zweifel zu haben, die mich innerlich auffressen. Bevor ich die Empfehlung zu oft bekomme, natürlich werde ich auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und zum Therapeuten gehen.
An dieser Stelle erstmal vielen Dank an all die Tapferen, die meine Leidensgeschichte gelesen haben. Ich hoffe darauf, mit einigen von Euch über meine Probleme reden zu können und mir ein Stück weit klarer über meine Situation zu werden. Für alle Antworten jetzt schon vielen Dank im Voraus.
MFG
Brian