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Sprachenwirrwarr im Kopf

Yannick

Sehr aktives Mitglied
Hallo,

ich bin als Kind mit einem rheinmaasländischen Dialekt (früher sagte man ripuarisch dazu) aufgewachsen und spreche ganz brauchbar Deutsch und auch Niederländisch sowie berufsbedingt etwas Englisch, daneben noch urlaubsmäßig, also vielleicht etwas mehr, als A1-Niveau, Französisch und Italienisch.

Für eine längere Urlaubsreise habe ich mich nun auch noch zu einem Spanischkurs angemeldet und mir kommen Zweifel, ob das eine gute Idee war.

Mein Firefox ist die niederländische Version. Viele Webseiten erkennen das und antworten ebenfalls auf niederländisch. So lebe ich eigentlich ständig zweisprachig und wenn ich nicht aufpasse, kommt mir auch hier im Forum ab und an die niederländische Version eines Wortes über die Tastatur oder der Satzbau passt nicht so ganz. Es fällt mir aber zunehmend auf, dass ich im Alltag in Deutschland gelegentlich mitten im Satz stecken bleibe, weil ein einzelnes Wort gerade nicht in deutsch einfallen will, obschon ich es in anderen Sprachen parat habe. Es braucht dann stets ein paar Sekunden, bis es über die Lippen kommen will.

Ich kenne bisher nur ein Person, die zugibt, dass ihr ähnliches passiert.

Nun frage ich die jüngeren unter Euch, die ja im Unterricht ebenfalls ein bis zwei Fremdsprachen erfolgreich gelernt habt und diejenigen, die im Ausland aufgewachsen sind und schon lange hier wohnen wie ihr damit klarkommt. Kennt ihr das und gibt es Strategien, es zu vermeiden?
 
Ich bin deutschsprachig aufgewachsen, habe Abitur auf Französisch gemacht und habe mindestens C1 Englischkenntnisse, sowie rudimentäres Spanisch und Japanisch irgendwo verfügbar. Und ja, mir geht das auch so. Auch meiner Schwester (Dolmetscherin für drei Sprachen, flüssig in einer weiteren), meiner Mutter (zweisprachig aufgewachsen) und meinem Partner (zweisprachiger Job) ist das Symptom nicht unbekannt.

Aber irgendwie stellt das für niemanden von uns ein Problem dar.
Je nachdem, mit wem man redet, sagt man das Wort dann halt in der Sprache, die einem grade einfällt, oder man überlegt kurz und erklärt dann halt die Pause. Da hat noch nie jemand komisch drauf reagiert. Eigentlich kommt fast immer ein lachendes "Das passiert mir auch manchmal" des Gegenübers als Antwort.
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich habe mit schon ernste Gedanken
gemacht. Einige meiner Bekannten kennen das von mir schon, aber wirklich
aufgefallen ist mir das erst bei einer Bekannten, die sehr viel im Ausland war.
 
Das ist ein Klassiker beim Sparchenlernen.

Ich habe 8 jahre Russisch gelernt und war immer super darin. Nur hatte ich die Sprache so gut wie nie benutzt und daher alles wieder vergessen. Als ich dann anfing Spanisch zu lernen, fing ich plötzlich an, diese beiden Sprachen zu mixen. Wenn ich ein Wort auf Spanisch suchte, fiel mir immer zuerst das russische ein und ich kriegte das dann auch nicht mehr weg. Das war ganz schön schräg.

Inzwischen spreche ich Spanisch, Englisch, Russisch (wieder) ziemlich gut, dazu Niederländisch (A2) und Arabisch A1. Das von Dir beschriebene Phänomen kenne ich gut. Mir passiert auch, dass ich Wörter romanisiere oder vom Deutschen ins Niederländische oder umgedreht übertrage, die es in der jeweils anderen Sprache gar nicht gibt.

Oder dass ich verzweifelt ein deutsches Wort suche, das ein Phänomen beschreibt, wofür es in anderen Sprachen eben ein Wort gibt, im Deutschen man aber drei Schachtelsätze braucht.

Alles ganz normal. Du hast keine beginnende Demenz 😀
 
Bei mir ist es auch Deutsch und Niederländisch, daß ich am häufigsten mixe. Gerade weil ich in der Grenzregion wohne und die Niederländer auch Deutsch mit niederländischem Satzbau sprechen.

Ich war jetzt einige Monate mit dem Wohnmobil unterwegs u.a. in Slowenien und Kroatien. Und da war es meist deutsch englisch gemischt. Und dann mit den italienischen Stellplatznachbarn italienisch englisch. Und dann noch die ganzen Österreicher mit ihren speziellen Ausdrücken und ihrer Sprachmelodie.
Da hat meine eigene Sprache manchmal gehakt. Oder ich hab in einer der Fremdsprachen was verwechselt.
Demnächst geht es Richtung Portugal. Ich spreche einigermaßen Französisch und Spanisch. Aber ich weiß jetut schon, daß das ein deutsch englisch spanisch französisch italienisch portugiesisch mischmasch in meinem Kopf wird. Und wenn dann neben mir nocv ein Holländer mit seinem Wohnwagen steht....
 
Das kommt mir auch bekannt vor.
Teilweise sitze ich dann da und denke mir: "Wie zum Teufel heißt das auf Deutsch?"
Weil in meinem Umfeld kaum jemand so gut Englisch sprechen kann wie ich, kann ich die Wörter auch nicht immer auf Englisch (oder Französisch) sagen. Ich bin zwar in beiden Sprachen nicht sonderlich gut (C1/2 und B1/2), aber verstehen kann ich sehr viel, weshalb ich Wörter relativ schnell abspeichere.
Und gerade weil es in anderen Sprachen Wörter gibt, die etwas beschreiben, was im Deutschen als Wort nicht existiert, bin ich da teils etwas verplant.
Manchmal denke/träume (irgend ein Mix) ich auch in anderen Sprachen, auf Englisch und ganz selten auf Französisch. Da weiß ich dann mehr Wörter, wie wenn ich ganz normal sprechen sollte. Total bescheuert irgendwie.
Unser Vorbewusstes ist schon etwas interessantes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Witzig. Bei mir ist das alles gar kein Wirrwarr. Es ist sogar das Gegenteil der Fall: Je mehr ich über eine Sprache weiß, desto mehr lernt man durch die Sichtweise/Kultur eines Landes (oder so wie es früher einmal war) und desto mehr erkennt man Gemeinsamkeiten von verwandten Sprachen.

Englisch ist bei mir auch gut und gerne C2-Niveau. Auf Französisch ist es momentan noch so B2+-Niveau und ich bin momentan in einem Unikurs um es aufzufrischen und habe mir heute diverse Bücher auf Französisch gekauft um da am Ball zu bleibe

(Englisch benutzt man irgendwie häufiger im Alltag und hört es eigentlich überall. Um beim Französisch am Ball zu bleiben braucht es daher schon Bücher. Und ich versuche öfters mal mit einer französischen Freundin auf französisch zu sprechen. Meine Aussprache ist nicht die Beste. Bin eher so ein Mensch, der ein gutes visuelles Gedächtnis hat und sich geschriebene Worte schnell visuell merkt und somit viele Vokabeln weiß und schnell versteht, aber oft spreche ich die dann nicht 100% elegant aus).

Spanisch will ich diese Semesterferien intensiv lernen. Ein bisschen habe ich mir selbst beigebracht. Die Sache ist die, dass ich geschrieben auch hier viel verstehe, weil es dem Französischen sehr ähnelt. Wenn ich etwas Geschriebenes auf Spanisch sehe, dann kann ich meistens grob verstehen worum es so geht.

Ich kann einpaar Sätze/Worte und habe mir die selbst beigebracht. Als Kind war mir oft langweilig und ich wollte mehr Sprachen lernen, was unsere Schule nie angeboten hat, daher habe ich das eigenständig versucht.
Aber richtig fließend kann ich mich nicht verständigen. Ich kann in Spanien sagen dass ich vegan bin und was ich alles nicht esse und beim Einkaufen einige Obst und Gemüsesorte benennen xD Es ist vielleicht mit gutem Willen ein autodidaktisches A1-Niveau, aber wahrscheinlich nicht einmal das.

Chinesisch habe ich damals auch so mit 13 eigenständig versucht, weil mich die Schule oft langweilte. Habe auf der Uni einen A1-Kurs gemacht und den sogar mit einer 1,3 bestanden. Aber ich habe ehrlich gesagt inzwischen wieder viel vergessen und auch hier interessieren mich mehr die Schriftzeichen und was sie bedeuten und woher sie stammen und das Lesen der Schriftzeichen. Das Sprechen mit den Tönen ist schon wieder kompliziert 😀
Sehr viel mehr als mich vorstellen und nach dem Befinden fragen und solche einfachen, typischen Sätze kann ich nicht mehr Sprechen. Ich kann einige Zeichen *erkennen*, aber sie selbst schreiben habe ich auch zu großen Teilen wieder vergessen, weil ich da seit bestimmt 2010 (Also seit 7 Jahren!) da nicht mehr am Ball war und ich die ganzen Zeichenfolgen nicht mehr weiß.

Durcheinander komme ich irgendwie gar nicht.

Ich finde das sowieso immer erstaunlich bei einigen, die z.B. angeben, dass sie ja so gut im Englischen seien, da sie ja so viele Jahre dort gelebt hätten oder ein Auslandsjahr hatten...und dann können diese Leute keine deutschen Worte mehr. Das habe ich auch schon bei Schülern gehabt.

Ich habe das nur ganz selten, dass ich etwas auf Englisch ausdrücken möchte und das passender finde als das Deutsche, aber das liegt daran, dass ich manchmal auch Englischsprachiges channel. Dann passiert es schon einmal, dass ich das so belassen möchte. Und es gibt tatsächlich 1-2 Worte, die irgendwie passender sind und allgemein geläufig sind oder wenn es so um Humor oder Memes geht. Einige Witze oder so passen im Englischen besser.
Deutsch ist keine gute Sprache für Humor.
Wenn ich dann englischsprachige Begriffe verwende ist es also gewollt.

Ernsthaft "durcheinander" komme ich nicht. Dafür denke ich zu strukturiert...oder ich channel meine Gedanken wie einen kreativen Fluss, aber dann ist ja ohnehin alles intuitiv, aber somit determiniert.
 
Vielen Dank für Eure Antworten. Ich bin echt beeindruckt, wie viele Sprachen ihr sprecht. Arabisch, Russisch Irisch und sogar Chinesisch.

...und es beruhigt mich, dass ich nicht der einzige bin. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. In jungen Jahren gab's die Probleme nicht. Ich sprach außer Deutsch noch Englisch und den Dialekt eines kleinen Eifeldorfes, in dem einige Verwandten lebten. Dieser Dialekt war so nah an Belgisch-Limburgisch bzw. Niederländisch dran, dass damit eine Verständigung mit den Nachbarn möglich war. Bis dahin war noch alles ok.

Vor einigen Jahren kam es mir in den Sinn, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und so meldete ich mich bei der VHS gleichzeitig zu drei Sprachkursen an: Niederländisch A2, Italienisch A1 und Französisch A1. Das war eine Weile ganz stressfrei, da ich durch Urlaubsaufenthalte schon das Nötigste ausdrücken konnte. Irgendwann nach drei Semestern hatte ich im Niederländischkurs plötzlich die Sprache gewechselt und ohne es selbst zu bemerken Französisch gesprochen. Etwa zu dieser Zeit kam es auch dazu, dass mir die Worte in Deutsch nicht immer sofort einfielen.

Und aktuell ist es bei mir so, wie @grisou es beschreibt. Ich muss schon ein wenig aufpassen, wenn ich hier schreibe. Trotzdem entdecke ich hier ab und an kleine Unstimmigkeiten in Beiträgen, die ich geschrieben habe.

@malou. Ich wohne 40 km von der Grenze entfernt und trotzdem ist Niederländisch neben Italienisch die Sprache, die ich hier am häufigsten benutze.

@Beyond Ja, ich träume inzwischen auch manchmal in Niederländisch; vermutlich, weil ich hier auch sehr viel niederländisches Fernsehprogramm sehe. - Und dann wache ich mitten in der Nacht auf, wenn ich etwas nicht in Niederländisch zusammen kriege...

@Bird Ich habe Deine Reiseberichte mit Interesse gelesen. Tolle Sache, aber sprachlich sicher nicht ganz einfach. Ich plane im Herbst 2018 oder 2019 durch Spanien bis Gibraltar und durch Portugal wieder zurück zu fahren. Portugiesisch liegt mit gar nicht, daher beschränke ich mir auf Spanisch.

@weidebirke Bei mir hat sich inzwischen eine Art 'gemeinsamer' Wortschatz gebildet. Das heißt ich bevorzuge die Worte (nicht Wörter!😀), die sich in Niederländisch und Deutsch ähneln. Ich bin sehr oft in den Niederlanden; dort auch Mitglied in einem Verein. Und wenn ich ein paar Tage drüben war, muss ich hier sogar aufmerksam sein, wenn ich den Genitiv benutze.

Also dann:
Gute Nacht / Goedenacht - Buona notte / Bonne nuit / Buenas noches
 

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