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so spielt das Leben

fullypost

Neues Mitglied
Vor über einem Jahr wurde der Mann, der meine Tochter für seine sexuellen Begierden benutzt hat, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Ich habe noch heute die Worte des Richters in den Ohren, der diesem Mann sagte, dass er in der mehrmonatigen Untersuchungshaft genug gelitten habe und nach dem Urteilsspruch nun wieder ein freier Mann wäre.

Ob und wie lange meine Tochter und ich unter dem Geschehenen leiden, irrelevant.

Heute, über ein Jahr später, ist für mich klar, dass sich die Gedanken daran nicht abschalten lassen, es sei denn, Scotty beamt uns ganz weit weg.

Allein der Versuch, eine Bannmeile per Gericht zu erwirken, scheiterte bisher kläglich, bzw. wurde abgelehnt, denn von dem Mann ginge keine Gefahr aus und er sei harmlos und nicht pädophil veranlagt, nein, keine Spur – das sagte auch der Richter schon. Klar, wenn Mann auf armen Sünder macht und sich als den Leidenden darstellt, aber genau einen Tag später – nun wieder auf freiem Fuß – hocherhobenen Hauptes – durch die Gegend läuft.

Was vor Gericht stattfand, war schon beinahe ein Umkehrschluss. Denn fast hatte man den Eindruck, ich wäre das Böse in diesem Spiel, da ich die Frechheit besaß, den Täter bei der Polizei anzuzeigen.


Warum ich hier poste?

Weil ich keine Antwort auf Fragen finde. Zum Beispiel solche:

Ist es richtig, Verachtung für einen solchen Menschen zu empfinden?

Ist es richtig, ihm ins Gesicht zu sehen und zwischen Hass und Unverständnis zu schwanken?

Ist es richtig, ihm allein die Schuld daran zu geben, oder liegt die Schuld für das, was passieren konnte, auch in meiner Erziehungsarbeit? Dann sorry dafür, dass meine Gedanken nicht in solchen Abgründen ein Zuhause haben, sonst hätte ich davor warnen können.

Und wäre es doch besser, den Wohnort zu wechseln, um dem Täter nicht mehr begegnen zu müssen?
 

111kleinbuchstabe

Aktives Mitglied
Und wäre es doch besser, den Wohnort zu wechseln, um dem Täter nicht mehr begegnen zu müssen?
Das musst Du wissen, was Du ertragen kannst. Wenn Du Dir unsicher bist, dann überträgt sich diese Unsicherheit nonverbal auch auf Deine Tochter und damit hast Du ihr keinen festen Halt gegeben.

Wenn Du Sicherheit signalisierst, überträgt sich das auch auf Deine Tochter. Umgekehrt genauso.
 
F

fleur

Gast
Es muß sehr demütigend und schlimm sein, diesen Mann hocherhobenen Hauptes durch das Dorf laufen zu sehen.

Darf man nachfragen, was genau passiert ist?
 

diabolo

Aktives Mitglied
Wie kommt deine Tochter damit zurecht ihm zu begegnen?
Ihr habt doch sicherlich Angst vor einer Wiederholung des Vorfalls?

Die Strafen für Sexualdelikte sind leider lächerlich im Vergleich zum Leid der Opfer :( .
 

fullypost

Neues Mitglied
Das musst Du wissen, was Du ertragen kannst. Wenn Du Dir unsicher bist, dann überträgt sich diese Unsicherheit nonverbal auch auf Deine Tochter und damit hast Du ihr keinen festen Halt gegeben.

Wenn Du Sicherheit signalisierst, überträgt sich das auch auf Deine Tochter. Umgekehrt genauso.
Genau da liegt das Problem, das Misstrauen anderen gegenüber ist seitdem um einiges größer geworden, wann sich das wieder ändert und ob überhaupt: keine Ahnung. Also spielt es insofern keine Rolle, wo wir leben.
 

fullypost

Neues Mitglied
Es muß sehr demütigend und schlimm sein, diesen Mann hocherhobenen Hauptes durch das Dorf laufen zu sehen.

Darf man nachfragen, was genau passiert ist?
Demütigend ist allenfalls die Entscheidung des Richters, der vermutlich die Höhe der Strafe in Relation zu vielen vorher verhandelten ähnlichen Fällen gesetzt hat und als angemessen betrachtete.

Mir geht es nicht darum, dass ich hier Details ausbreite, die noch nicht einmal meiner Familie bekannt sind. Ich will meine Tochter schützen, und nicht den Täter.

Es geht vielmehr darum, die in meinem ersten Posting dargestellten offenen Fragen mit einer Antwort belegen zu können.

Es heißt zwar immer so schön in irgendwelchen Kampagnen gegen Missbrauch, man solle nichts totschweigen, um den Täter die Macht zu nehmen, aber nur Betroffene können ahnen, wie schwer es ist, über solche Geschehnisse zu sprechen.
 

fullypost

Neues Mitglied
Wie kommt deine Tochter damit zurecht ihm zu begegnen?
Ihr habt doch sicherlich Angst vor einer Wiederholung des Vorfalls?

Die Strafen für Sexualdelikte sind leider lächerlich im Vergleich zum Leid der Opfer :( .
Meine Tochter sucht ihr Heil in der Flucht, wenn sie ihn sieht, deshalb auch der Antrag auf eine Bannmeile, damit zumindest der nötige Radius rund um unser Haus täterfrei bleibt. Aber dieser Antrag wurde vom Landgericht abgelehnt, der Widerspruch vom OLG bearbeitet. Entscheidung noch offen.

Ob wir Angst vor einer Wiederholung haben. Deutliches Ja. Aber es ist eher die Angst, dass weitere Kinder zum Opfer werden können und wieder nichtsahnende Eltern vor eine solche Tatsache gestellt werden könnten.

Soll ich nun die ganze Gemeinde warnen? Zum Bürgermeister laufen? Dafür kann ich keine Verantwortung übernehmen, das ist Sache der Justiz und sie hat entschieden. Das ist jetzt die pragmatische Variante.

Die Zeiten des Prangers sind vorbei, was nicht bedeutet, dass ich eher heute als gestern diesen Menschen genau dorthin stellen würde.

Und ich würde sofort eine Petition unterschreiben, solche pädophilen Übergriffe unter eine generelle Gefängnisstrafe von empfindlicher Mindestdauer wie etwa 5 Jahre Haft ohne Wenn und Aber - sozusagen als Abschreckung - zu stellen.
 

Express 1972

Mitglied
Hallo,
ich denke deine Geschichte ist die, vor der sich viele Eltern fürchten.
Alleine gelassen von der Justiz, vom Täter noch verspottet und völlig hilflos.
Etwas ähnliches habe ich in meinen Bekanntenkreis vor etwa 15 Jahren erlebt.
Kurzfassung: 200 Seelengemeinde,+ der D********, keine Hilfe von Justiz, Umzug 100 km, Therapie,Familie zerbrach, Scheidung, sozialer Abstieg.

Heute sieht mein Bekannter es auch anders, und sagt: Hatte er es bloss oeffentlich gemacht. Und wenn ich ihn oder sie heute mal treffe, nagen beide immer noch an dieser Geschichte.

Ich bin selber auch Vater einer Tochter, und würde ihr soetwas passieren, glaube mir der Typ hätte kein einfaches Leben mehr und kann öffentlich herumstolzieren.

Ich wuensche dir viel viel Kraft mit dem was du machen wirst. Aber denke deine Tochter ist das Opfer ,nicht er.

Meiner Meinung hast du auch eine Verantwortung anderen Kindern und deren Eltern gegenüber, und solltest wenigstens deinen nahen Bekannten davon erzählen.

Gruss
Express
 

Tuesday

Aktives Mitglied

Klar, wenn Mann auf armen Sünder macht und sich als den Leidenden darstellt, aber genau einen Tag später – nun wieder auf freiem Fuß – hocherhobenen Hauptes – durch die Gegend läuft.


Erstaunlich, wie naiv die Richter immer noch sind. :mad:



Ist es richtig, Verachtung für einen solchen Menschen zu empfinden?
Ich finde es wichtig für deine Tochter, dass sie spürt, dass er ein Täter ist und ein Verbrechen begangen hat. Dass nicht sie diejenige ist, die sich schämen muss. Daher finde ich deine Wut und Verachtung richtig.

Über kurz oder lang kann man dann wohl für sich einen Abschluss unter die Sache setzen, den Schrecken loslassen, damit die Verachtung nicht das ganze Leben zerstört. Aber für den Moment darf das alles seinen Raum haben.



Ist es richtig, ihm ins Gesicht zu sehen und zwischen Hass und Unverständnis zu schwanken?
Wenn es das ist, was du fühlst, dann steh dazu. Sich selbst wahrzunehmen und zu sich zu stehen, ist meiner Meinung nach etwas Wichtiges, was du deiner Tochter jetzt vermitteln kannst.

Viele Betroffene haben keinen Zugang mehr zu sich und ihren Gefühlen. Sie zweifeln an sich. Machen sich selbst Vorwürfe. Ich finde deine Wut da eine gute, deutliche Stellungnahme.



Ist es richtig, ihm allein die Schuld daran zu geben, oder liegt die Schuld für das, was passieren konnte, auch in meiner Erziehungsarbeit? Dann sorry dafür, dass meine Gedanken nicht in solchen Abgründen ein Zuhause haben, sonst hätte ich davor warnen können.
Es wurden Untersuchungen dazu gemacht, wie "leichtgläubig" Kinder sind. Es hat sich herausgestellt, dass sie trotz Aufklärung, trotz massiver Warnungen der Eltern von den Tätern leicht zu beeinflussen sind. Leider wissen Täter immer auch, wie sie Kinder manipulieren müssen und wie sie diese in eine Spirale aus Angst verfangen.

Ob du selbst einen Fehler gemacht hast, kann ich natürlich nicht sagen. Aber die Erkenntnisse über Täter und ihre Machenschaften sprechen klar dagegen.

Ich finde auch wichtig, dass du das deiner Tochter vermittelst. Es ist nicht ihre Schuld. Sie war nicht "böse", weil sie nicht auf dich gehört hat, weil sie deine Warnungen ignoriert hat. Sie war einfach ein ganz normales, unschuldiges und leider eben auch naives Kind.



Und wäre es doch besser, den Wohnort zu wechseln, um dem Täter nicht mehr begegnen zu müssen?
Das ist eine sehr komplexe Frage, finde ich. Aber letztendlich ist es wichtig, was deiner Tochter gut tut. Wenn sie es aushält, lernt sie, dass man vor schwierigen Dingen nicht wegrennt und dass man trotzdem mit erhobenem Haupt durch die Straßen gehen kann.


Aber dass sie darüber kaputt geht, ist es nicht wert.



Tuesday
 

diabolo

Aktives Mitglied
Das ist die Frage, die ich mir auch gestellt habe...
ist es der Tochter zumutbar immer wieder mit dem Vorfall konfrontiert zu werden, wenn sie ihm begegnet.
Sie hat dann sicherlich große Angst.

Aus dieser Sicht heraus wäre ein Umzug vielleicht tatsächlich überlegenswert.

Die Flyer würden wahrscheinlich ziemlich leicht zurückverfolgt werden können. Aber es den Freunden weiter zu erzählen, wäre sicherlich nicht verboten.
Nur - dann fände ich es umso wichtiger die Tochter aus dem direkten Umkreis zu nehmen.
 

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