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Sind immer beide "schuld"?

S

Susan1989

Gast
Guten Morgen!

Ich bin neu hier und habe mal eine ganz allgemeine Frage zum Thema Beziehungsführung: Und zwar bin ich seit fast einem halben Jahr mit meinem jetzigen Freund liiert. Seit kurz vor Weihnachten ist es jedoch zunehmend schwierig in unserer Beziehung, da ich das Gefühl habe, anderes wird für meinen Freund täglich wichtiger als ich es bin. Daraufhin ziehe auch ich mich zurück und wir zicken uns dann immer öfter an. Wir führen leider auch vermehrt Streit, dessen Ursachen mir selbst oftmals gar nicht mehr bekannt sind. Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll, denn wenn ich mich zurückziehe, ändert sich nichts und wenn ich mit ihm darüber reden will, verschlechtere ich seine Stimmung nur noch. Nun habe ich kürzlich aber gelesen, "Der Eine erscheint als Opfer, während der Andere als Täter vorgestellt wird. Unter familienpsychologischen Gesichtspunkten sind jedoch beide unter gleichem Krafteinsatz daran beteiligt, sich oder den Anderen zu schädigen." ( Quelle ).Ich sehe bei mir allerdings keine Täterrolle und auch keine Möglichkeit mehr, wie ich den beschriebenen Problemen begegnen soll. Ich sehe ebenfalls nicht meinen Aufwand, der unsere Beziehung zu vernichten droht. Ich wollte daher fragen, ob es tatsächlich wie oben zitiert psychologisch gesehen immer oder meistens so ist in einer Beziehung, dass beide gleichermaßen beteiligt sind an den Schwierigkeiten und Problemen innerhalb einer Beziehung???

Danke und viele Grüße
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Susan,
das von dir zitierte Modell (das "Drama-Dreieck" von Stephen Karpman) entstammt der Transaktionsanalyse. Wie dieser Name schon besagt, werden aus dieser Sichtweise nicht die beteiligten Personen (oder die Ursachen einer Interaktion), sondern die Interaktion selbst analysiert. Anders gesagt: Die Beziehung wird als etwas Eigenständiges betrachtet, als etwas "Drittes", das sich nicht aus den beiden "Verursachern" dieser Beziehung erklären lässt.

Es macht also wenig Sinn (so hat Paul Watzlawick herausgefunden), an Ursachen herumzudenken oder "verstehen" zu wollen, was genau passiert und wer an was Schuld ist etc. - sinnvoll und zielführend ist hingegen, sich gemeinsam eine Vorstellung zu machen, wie es denn wäre, wenn die Beziehung "gut" bzw. "wieder gut" ist. Hierzu kann man auf Zeiten und Erfahrungen zurückgreifen, in denen dieser Zustand teilweise oder ganz bereits vorhanden war. Die so auftauchenden Kompetenzen, Tricks und Verhaltensweisen werden dann einfach wieder und verstärkt aktiviert, bis der Zielzustand erreicht ist - den es dann natürlich zu pflegen gilt.

Klingt nach etwas Arbeit und Mühe, aber der Erfolg ist recht wahrscheinlich. Erster Schritt wäre also, das "Problemfeld" zu verlassen und ein Ziel zu formulieren. Das kannst du alleine anfangen/notieren und dann gemeinsam mit deinem Freund präzisieren. So bist du übrigens automatisch in der "Täterrolle", weil du etwas aktiv unternimmst und nicht länger "Opfer" (ausgeliefert, machtlos etc.) bist. Die dritte Rolle im Drama-Dreieck ist ja der "Retter" - diese Rolle nehmt ihr dann am Besten gemeinsam an :)

Gruß, Werner

P.S. Es gibt seit den 1990er-Jahren eine (deutsche) Weiterentwicklung der Transaktionsanalyse. Sie heißt "Psychographie". Ein gewisser Dr. Friedmann hat nämlich entdeckt, dass jeder von uns eine der obigen "Rollen" des Drama-Dreiecks quasi als Teil seiner Persönlichkeit verinnerlicht hat, so dass man von "Persönlichkeitstypen" sprechen kann. Was du schreibst, erinnert mich sehr an einen dieser Typen, den "Sachtyp" - schau doch bei Interesse mal auf www. sachtyp .de - da finden sich dann auch typspezifische Lösungsansätze für die Interaktion zwischen verschiedenen Typen.
 

Polux

Aktives Mitglied
Hallo Susan,
Werner hat dir ja schon einiges zu den Denkmodellen die hinter dem 'Opfer'/'Täter'-Muster stehen geschrieben.
Ich kann dem nur beipflichten und vielleicht ein wenig ergänzen.
Solange du es nicht schaffst, diese Rolle:
...Ich sehe bei mir allerdings keine Täterrolle und auch keine Möglichkeit mehr, wie ich den beschriebenen Problemen begegnen soll.
aufzugeben, wirst du es auch nicht schaffen etwas zu verändern - wie du ja auch selbst anfühlst.
'Täter' und 'Opfer' hört sich ja so 'hart' an. Vielleicht hilft es dir DEINEN Teil der 'Verantwortung' für die Situation zu sehen. Es gibt immer einen der 'macht' und der mit sich 'machen lässt'. Erst wenn du es schaffst deinen Teil der Verantwortung zu sehen kommst du wieder in eine Position wo du etwas 'TUN' kannst. (Z.B. einen Tag bewusst alle 'negativen' Dinge zurückstellen und ganz bewusst auf die positiven Seiten deines Freundes fokussieren und auch aussprechen! Dann kannst du dich fragen wie sich das für dich anfühlt.
Vielleicht ist das Buch von Michael Lukas Moeller "Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch"

etwas für euch.
Erfolg
 
T

Truth

Gast
da ich das Gefühl habe, anderes wird für meinen Freund täglich wichtiger als ich es bin. Daraufhin ziehe auch ich mich zurück und wir zicken uns dann immer öfter an.
Hallo Susan,

ich selbst bin ein extremer Gefühlsmensch obwohl ich mein ganzes Leben mit meinem Kopf gemeistert habe. Das was Werner und Polux schreiben hätte ich vor einiger Zeit komplett in den Wind geschossen, weil ich wohl alles mögliche in meinem Leben mit dem Kopf angegangen bin aber in meiner Beziehung denselbigen komplett ausgeschaltet habe und alles mit dem Herzen einfach nur fühlen wollte. Also kenne ich diesen obigen Satz von dir sehr gut! Als ich meinen Kopf auch in der Beziehung selbst eingeschaltet habe, lernte ich Gefühle richtig zuzuordnen. Ich kann dir also wirklich nur empfehlen, das sehr detailliert durchzulesen und außer dieser Sache auch die "Männerseite" sehr gut zu betrachten :). Das hört sich komisch an aber mittlerweile habe ich wirklich das Gefühl (dem gehe ich gerade noch nach - hab noch nicht wirklich eine Antwort) dass Männer manchmal in solchen Situationen intuitiv etwas "besser" machen als wir Frauen - was wir Frauen wiederum als gefühlslos interpretieren (obwohl sie dadurch sogar manchmal mehr leiden) . Wie gesagt, das ist ein noch nicht ganz ausgereifter Gedanke...

Liebe Grüße
Truth
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
ich selbst bin ein extremer Gefühlsmensch obwohl ich mein ganzes Leben mit meinem Kopf gemeistert habe.
Hallo ihr lieben Gefühlsmenschen ... dieser Satz könnte glatt aus einem Lehrbuch über Typunterschiede stammen. Was du schreibst, Truth, passt sehr gut zu einem Typus, den man "Fühler" nennt: schau mal gelegentlich auf www.psychographie.de/0001.htm

P.S. Ich bin eher "Denker-Typ" und darf das nicht übertreiben - mir hilft das "Machen" durchs Leben ;)
 
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