Danke für die Antwort. Auch wenn diese mich mehr oder weniger zufrieden stellt. Dennoch ist sie hilfreich.
Das Geritze solltest du unbedingt lassen - es ist peinlich und wirkt sehr abstoßend. Wenn du etwas "fühlen" willst, nimm Tabasco oder trage zu kleine Schuhe. Das sieht auch später nicht hässlich aus.
Ich weiß und das ist mir auch bewusst. Aber dennoch muss ich Dir sagen, dass sowas leicht gesagt ist. Im "Prozess" des Ritzens geht es zumindest bei mir darum, andere negative Gedanken zu verdrängen und wieder was zu spüren.
Wenn ich über meine Zukunft nachdenke mit all den Umständen, mit denen ich leider zu leben habe (Wohnort, schlechtes Abitur, aktuelle Situation, etc.), geht es immer schlechter. Und am tiefsten Punkt fühle ich gar nichts mehr ... da hilft kein Tabasco, keine kleineren Schuhe ... sondern "größere" Schmerzen. Ich glaube, das Sehen von Blut ist auch wichtig.
Der Rest des Tages ist bisschen positiver: Zwar fühle ich mich (verstärkt nach dem Umzug, also seitdem ich alleine lebe) leer und bin "relativ" gefühlslos, aber wenn wieder die Gedanken über meine aktuelle Situation, über meine Zukunft, über Freunde etc. losgehen, sehe ich schwarz. Da häufen sich dann auch Suizidgedanken, zwar bisher nie konkretes, aber sie sind da.
Der Umzug hat das alles schlimmer gemacht. Obwohl ich auch zugeben will, dass es eine Phase gab vor etwa 2 Jahren, in der ich mich auch geritzt habe. Nur einmal. Ich hab dann auch aufgehört. Habe aber angefangen, alleine Alkohol zu trinken. Das war als ich 16 oder 17 war. Zu diesem Zeitpunkt habe ich aufgehört zu ritzen. Danach kam der Alkohol. Und das war auch nicht lange. Wenige Tage. Habe dann den Entschluss gefasst, nie wieder was zu trinken. Alkohol hilft mir dabei die negativen Gedanken für eine bestimmte Zeit zu vergessen.
Hat auch ein halbes Jahr funktioniert. Dann habe ich wieder angefangen zu trinken. Aber nur auf Parties. Nie alleine. Ich denke, dass dies normal ist.
Zu diesem Zeitpunkt bin ich in die 11. Klasse gekommen und die Situation hat sich verbessert. Wie ich anfangs erwähnte, musste ich heftiges Mobbing ertragen. Seit der 8. Klasse wurde es immer besser ... zwar hatte ich nie wirklich viele Freunde, aber wenn, dann meistens Gute.
Die 11. Klasse war schulisch gesehen für die erste Hälfte sehr positiv. Ich habe mich im Vergleich zur 10. Klasse stark verbessert. Diese Euphorie änderte sich in der 2. Hälfte des Jahres. Da habe ich mich leicht verschlechtert trotz Lernens. Das zog sich hin bis zum Abitur. Habe nie wirklich was gelernt. Nur für Fächer wie Mathematik, Geschichte, Wirtschaft habe ich gelernt, ist selten was positives dabei rausgesprungen. Ende 12/2 war ich auf einem Gesamtdurchschnitt von 2,7. Dann als ich alle Abiturprüfungen hinter mir hatte, und dachte, dass es eigentlich ganz gut gelaufen sei, später die RIESENEntäuschung: Abiturschnitt 3,1. Also um 0,4 runter als ursprünglicherweise gedacht. Lustigerweise war ich in all den Fächern schlecht, wo ich ein gutes Gefühl hatte. In Englisch, wo es mir wirklich schlecht ging, hatte ich immerhin 6 Punkte. Das war mehr als erwartet. Seitdem und eigentlich auch davor quälen mich die Gedanken, ob ich wirklich intelligent bin. Der Abiturschnitt sagt mir: "Du bist unterdurchschnittlich." Vor allem auch deswegen, weil der gesamte Jahrgang den zweitbesten Abiturschnitt der Schule geschafft hat. Also noch die Krönung: Ich bin äußerst unterdurchschnittlich. Dieser Gedanke verfolgt mich die ganze Zeit: Wie soll ich das Informatik Studium schaffen wenn ich gerade noch so das Abitur geschafft habe. Vielleicht ermutigt es mich zu sagen, dass es ein "bayrisches Abitur" war.
Die positive Seite ab der 11 Klasse: Mein Sozialleben. Ich habe seit der 11. Klasse ernsthafte und für mich sehr wichtige Freundschaften geschlossen. In der Schule und im Freundeskreis waren dann meine negativen Gedanken meistens weg. Auch zu Hause haben mich die Gedanken weniger verfolgt. Dennoch waren sie existent, wenn auch nicht mehr so häufig wie Jahre zuvor.
Nun bin ich hier:
Ich wohne in einer relativ großen Stadt, die mir auch gut gefällt. Es ist sehr ruhig verglichen zu Berlin oder München. Einerseits bin ich sehr froh, umgezogen zu sein. Vor allem deswegen, weil ich ENDLICH mein eigenes Leben führen wollte und weg von meinen Eltern sein wollte. Andererseits verstärken sich die negativen Gedanken extrem. Schlimmer als je zuvor.
Die Gedanken sind einfach:
- Wie lebe ich unter solchen Umständen? (ich will dazu nichts näheres sagen, jedoch kann Keiner mit solchen Umständen leicht leben (bzgl. der Psyche des Menschen). Es ist mehr eine angeborene Krankheit)
- Wie soll ich nur das Studium machen, wenn ich schon sein schlechtes Abitur habe?
- Und wenn ich das Studium schaffe, wie dann weiter? Ich kann nicht immer so leben.
- Die Gedanken gehen auch über Freunde, Zukunft etc.
Das sind nur wenige von den vielen Gedanken. Ich finde immer noch keine Antwort zur existenziellen Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Wofür lebe ich denn? Ich habe kein leichtes Leben, das weiß ich jetzt schon (aufgrund der Umstände). Es zu beenden wäre für jeden einfacher. Nicht nur für mich. Jedoch kann ich das nicht, weil ich zu feige bin und ich Freunde/Familie habe. Es wäre aber einfacher für ALLE.
Diese Gedanken drücken mich runter. Heute habe ich zB gar nichts gemacht außer Gamen, im Bett liegen, Kochen.
Seit dem ich mich nicht mehr ritze (vom letzten Mal wisst ihr ja Bescheid), trinke ich wieder Alkohol. Zwar übertreibe ich nie, aber die letzten beide Abende immer ein Glas Orangewodka. Alkohol ist dumm. Aber ich will einfach nicht aufhören. Es hilft irgendwie. Ich bin nie betrunken deswegen. Nicht mal ansatzweise. Aber ich fange wieder an ALLEINE zu trinken. Einen wirklichen Grund habe ich auch nicht, außer das es dabei hilft, mich besser zu fühlen. Ich will nicht enden, wie der letzte Penner.
Es gibt psychologische Beratungsstellen an jeder Uni- Mach da mal einen Termin.
Das hilft auch nicht weiter. Die einzige Hilfe ist, glaube ich, Hausarzt und Psychiater.
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Aber da ich umgezogen bin und mein Hausarzt noch dort ist, wo ich herkomme, wollte ich nur mal eine allgemeine Frage stellen: Ich melde mich einfach bei einem Allgemeinarzt, schildere diesem meine Situation und bitte um eine Überweisung zum Psychiater.
Lustigerweise wohnt mir gegenüber eine "Heilpraktikerin zur Psychotherapie". Ich will dort nicht hin, aber was ist der Unterschied zwischen einem Psychiather und einem Heilpraktiker?
Und was habe ich ... das unterentwickelte Selbstwertgefühl war mir Jahre zuvor bewusst. Aber das löst das ganze doch nicht aus? Es ist mehr eine Aneinanderreihung von kleinen Dingen, die dann zur "Explosion" geführt haben. Alle negativen Erlebnisse sind mir entweder als Kind oder Jugendlicher widerfahren.
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Vielen Dank für die Hilfe. Es tut sehr gut hier alles aufzuschreiben. Meine größte Angst ist dennoch, das mir keiner glaubt.