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Seit Stellenabsage komme ich nicht mehr klar-Weiter studieren?

Zu mir: Ich bin eigentlich Sozialarbeiterin und aus persönlichen Gründen erst mit 29 fertig geworden mit dem Studium.
Studiert habe ich das Fach damals nur, weil mein damaliger Freund das gleiche studiert hat und ich davon fasziniert war. Im nachhinein war ich wohl eher von meinem damaligen Freund fasziniert, aber das ist eine andere Geschichte. Ich dachte mit 21 echt ich kann die Welt retten. Wir hatten gemeinsam sogar die wahnsinnige Idee nach Nepal zu gehen und dort Entwicklungshilfe zu leisten.

Ich war mit 21 sehr unreflektiert und studierte also bis 24 im Bachelor. Danach erkrankte mein Vater schwer, den ich bis zu seinem Tod pflegte. Über Wasser gehalten habe ich mich damals mit kleinen Jobs. Supermarkt, Gastro sowas eben und die restliche Zeit hab ich mich um meinen Vater gekümmert, der bettlägerig war. Mit den reinen Sozialarbeiterjobs hätte ich das nicht kombinieren können, weil die in Nachtschicht waren.
Mit 27 habe ich dann den Master drauf gemacht bis ich 29 war, weil ich dachte, damit habe ich bessere Chancen im Job.

Mit 29, mein Vater war mittlerweile tot, kam dann für mich das böse Erwachen. Die Jobs waren größtenteils befristet, die Bezahlung schlecht. Zwei Jahre lang arbeitete ich in dem Bereich. Mit der Erkenntnis, dass es einfach nicht mein Ding ist.
D.h die Arbeit an sich war schon mein Ding, aber ich wurde für die 1600 Euro, die ich am Monatsende raus hatte verheizt bis zum geht nicht mehr. Was ich an Überstunden angesammelt hatte, war nicht mehr feierlich. Nebenbei sollte ich dann noch Ferienfreizeiten nach Spanien und Kroatien begleiten und eben mal am Wochenende aushelfen. Irgendwann stand ich dann jedes Wochenende auf dem Abenteuerspielplatz oder in anderen Einrichtungen. Oft wurde ich dann kurzfristig angerufen, ich soll für diesen oder jenen einspringen. In meinem Vertrag standen 40 Stunden. Am Monatsende waren es teilweise 70 und da habe ich in den Sommermonaten noch nicht die Fahrten ins Ausland eingerechnet, deren Zeiten ich nie abfeiern durfte (ihr könnt euch vorstellen, was an Stunden anfällt, wenn man mit einer Gruppe Teenager nach Kroatien fährt und die dann dort 2 Wochen betreut).

Lange Rede: Nach 2 Jahren, in denen ich nur noch wie ein Zombie aussah, hab ich gekündigt. In der Zeit hatte ich meinen heutigen Freund kennengelernt. Ich brach eines morgens weinend zusammen, als er mir sagte, dass er sich starke Sorgen macht, weil ich in 6 Monaten 9 kg abgenommen hatte (durch die Arbeitsausbeute) und wirklich schrecklich aussah.
Gemeinsam überlegten wir wie es weiter geht.
Da mein Freund damals mit dem Studium fertig war, gelangte ich durch seine Beziehungen an einen neuen Job und tat erstmals etwas, das mir lag.
Ich wurde an einer Schule als Vetretungskraft für Sozialwesen eingesetzt und ich liebte es. Die Kinder liebten mich und ich ging in meiner Aufgabe auf. Ich erholte mich spürbar, nahm wieder zu und ging in meiner Lehrtätigkeit auf. Ich hatte 28 Kontaktstunden und die restliche Zeit ging für Elterngespräche und das Kontrollieren von Arbeiten drauf.
Leider war der Vertrag auf 1 Jahr befristet und da ich keine richtige Lehrkraft war, wurde er nicht verlängert, weil die alte Lehrkraft wieder auf ihre alte Stelle wollte.

Mein Freund verdiente mittlerweile sehr gut und nach langem hin und her beschloss ich mit seiner Unterstützung mir die Leistungen anzurechnen und nochmal an die Uni zu gehen, um Lehramt zu studieren.
Ab diesem Moment wuchs in mir der Wunsch Lehrerin zu werden.

Und das ist der jetzige Stand. Leider lief es entgegen meiner Erwartungen an der Uni maximal chaotisch. Ich hatte davor an einer kleinen Fachhochschule studiert und an der Uni musste man um jeden Platz kämpfen. Eine Garantie auf Seminarplätze gab es nicht. Auch merkte ich schnell, dass der Ton bei den Dozenten sehr rau und unfreundlich war. Ich hatte das Gefühl ich kämpfe eher gegen die Dozenten als dass sie Bemühungen honorieren und dass ich nur eine Matrikelnummer bin. Einer hatte mich und meine Kommilitonin maximal auf dem Drücker und zerriss unser Referat, obwohl es von einem anderen Dozenten als gut bewertet wurde.

Was soll ich sagen? Ich fiel durch eine Prüfung und den Rest konnte ich gar nicht mehr schreiben, denn dann kam der lockdown wegen Corona.
Ich war natürlich enttäuscht und seitdem ich seit März zu Hause bin, rutsche ich in eine Krise und komme gar nicht mehr klar.

Beim Studium sehe ich wirklich die Felle wegschwimmen. Obwohl mir meine damaligen Lehrerkollegen gesagt haben, ich hätte einen Unterricht wie eine Kollegin, die seit 30 Jahren dabei ist, fällt mir das Studium unsagbar schwer und ich habe das Gefühl ich kämpfe ständig gegen Windmühlen an.
Seit März stellen sich schwere Erschöpfungsmomente ein. Ich schlafe viel, habe oft Kopfschmerzen und kann mich gar nicht mehr konzentrieren. Obwohl mein Vater seit einigen Jahren tot ist, hab ich das Gefühl, dass mich das jetzt einholt.
Und damit meine ich alles. Meine 2 Jahre im katastrophalen Job und mein Vater und die schwere Pflegezeit, alle Belastungen

Aus lauter Verzweiflung habe ich mich dann wieder im Bereich Soziale rArbeit umgeschaut, wohin ich eigentlich nur über meine Leiche zurück wollte. Nur studieren und das dann vielleicht nicht schaffen geht eben nicht.
Da fand ich eine Stelle in der Schulsozialarbeit, weil ich dachte, dann schmeiße ich das Studium eben hin und kann wenigstens in dem Bereich arbeiten, der mit Schule zu tun hat. Ich wurde auch eingeladen, aber in einer Kurzschlussreaktion und weil ich wahnsinnige Angst hatte, dass es wieder so wird wie in den 2 Jahren sagte ich das Gespräch ab. Der Arbeitgeber schrieb mir zurück, dass er das sehr bedauerte und als ich 3 Tage drauf das neue Foto der Schulsozialarbeiterin sah, die jetzt an der Schule arbeitete und statt mir eingestellt wurde, war es ganz vorbei. Ich brach mental zusammen.
Mein Freund fand mich an diesem Abend heulend im Schlafzimmer und irgendwie konnte ich plötzlich gar nicht mehr aufhören zu weinen.
Ich hab bestimmt 2 Stunden an seiner Schulter geheult, war einfach nur fertig mit der Welt und am Ende.
Irgendwann bin ich in seinem Arm eingeschlafen und am nächsten Morgen war ich erstmal maximal im Eimer. Mit Migräne und allem.

Wir haben lange geredet und beschlossen, dass ich erstmal weiter studieren werde.
Trotzdem komme ich seitdem nicht mehr klar. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich wollte diese Stelle. Warum hab ich das abgesagt?
Ich weiß eigentlich gar nicht mehr was ich noch will, nur dass ich so wie in diesen 2 Jahren auf keinen Fall zurück möchte.
Die Arbeit mit den Kindern und den Jugendlichen macht mir schon Spaß, aber die Konditionen in der Sozialen Arbeit sind einfach der Graus. Die Befristungen, die ständigen Überstunden und die ausbeuterischen Bedingungen.
Ich dachte in anderen Bereichen wäre es anders, aber ich habe vor 2 Wochen nach langer Zeit mit ehemaligen Studienfreundinnen gesprochen, die ähnliches berichteten.

Das an der Schule in der Lehrtätigkeit hat mir Spaß gemacht, aber ich bin keine Lehrerin und um das machen zu können, müsste ich Lehramt nachstudieren. Das schaffe ich aber scheinbar nicht. Ich will es aber so gern.

Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.
Ich will auf keinen Fall wieder zu diesen Konditionen arbeiten. Sobald ich daran denke, kriege ich Panikattacken und Übelkeit oder Magenkrämpfe.
 

SeelenKnacks

Aktives Mitglied
Hallo angehende Lehrerin,

als Erstes: hör auf damit, Dir das Hirn zu zermartern. Du hast eine Entscheidung getroffen und die lässt sich nicht rückgängig machen. Dass Du dies aus einer Verunsicherung heraus oder in einem schwachen Moment oder warum auch immer gemacht hast, tut zwar etwas zu Sache, aber so ist das mit den Fehlern leider. Wir haben alle unsere Macken und darauf stolz sein können die wenigsten.

Das Leben geht weiter und DAS ist der entscheidende Punkt: es geht immer mal wieder ein Türchen auf. Dies war weder Deine letzte Chance, noch die letzte Stelle überhaupt. Du bist mit Deinen Zukunftsängsten ganz bestimmt nicht allein, glaub mir. Aber wie machen es "die anderen"? Auch nicht viel anders, als Du: sich immer wieder beruhigen, einen Tee trinken, einen Spaziergang machen, den Stress im Körper durch Sport, Bewegung abbauen, neuen Mut schöpfen und sich weitere Schritte überlegen. Im Grunde tust Du das ja schon und Du hast offenbar eine geduldige Unterstützung in Deinem Partner. Die haben viele nicht.

Kein Argument zählt, wenn Du nicht bereit bist, Dich darauf einzulassen. Um etwas zu verändern, musst Du zu dieser Veränderung bereit sein. Welches sind die störendsten Punkte? Kannst Du die Uni wechseln? Kannst Du einen Ausgleich schaffen, damit Du die nervigen Dinge aushalten kannst? Was fehlt Dir, dass Du diese überschaubare Zeit hinter Dich bringen kannst?
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Ich will auf keinen Fall wieder zu diesen Konditionen arbeiten.

Glaubst Du ein Erntehelfer will aus Spaß an der Freude mit einer 20kg Bütte den Steilhang Rauf und runter, damit du dir abends gemütlich vor der Glotze einen hinter die Binse kippst? Im Leben kann man sich ein wollen nur mit Verzicht oder Kohle erlauben. Ich habe im ganzen Leben meist Jobs gemacht, bei denen es einem vorkam, das Leben sei zu Ende. Studium hat mir kein besseres Leben beschert, ehrlich gesagt hätte ich das Geld und die Zeit besser in eine Reise investiert.Sei froh, daß du nach Tarif bezahlt wirst. Dank Corona kann man froh sein, wenn man überhaupt noch arbeiten gehen darf oder den Job behält.
 
Ich habe im ganzen Leben meist Jobs gemacht, bei denen es einem vorkam, das Leben sei zu Ende
Das tut mir sehr leid für dich, aber das musstest du nicht. Du hättest dir genauso gut was anderes suchen können. Nur weil andere sich umorientieren musst du jetzt bitte nicht sauer auf diejenigen sein, die das getan haben, was du nicht gemacht hast.

Das Leben geht weiter und DAS ist der entscheidende Punkt: es geht immer mal wieder ein Türchen auf. Dies war weder Deine letzte Chance, noch die letzte Stelle überhaupt. Du bist mit Deinen Zukunftsängsten ganz bestimmt nicht allein, glaub mir.
Danke für deine lieben Worte. Sie gehen mir sehr nahe und da ist viel wahres dran.
 
N

Niestudiert

Gast
Ich will auf keinen Fall wieder zu diesen Konditionen arbeiten.

Glaubst Du ein Erntehelfer will aus Spaß an der Freude mit einer 20kg Bütte den Steilhang Rauf und runter, damit du dir abends gemütlich vor der Glotze einen hinter die Binse kippst? Im Leben kann man sich ein wollen nur mit Verzicht oder Kohle erlauben. Ich habe im ganzen Leben meist Jobs gemacht, bei denen es einem vorkam, das Leben sei zu Ende. Studium hat mir kein besseres Leben beschert, ehrlich gesagt hätte ich das Geld und die Zeit besser in eine Reise investiert.Sei froh, daß du nach Tarif bezahlt wirst. Dank Corona kann man froh sein, wenn man überhaupt noch arbeiten gehen darf oder den Job behält.
  • Wenns einsam wird im Meisenheim, dann hilft Dr. Schimmelbein (Werbeslogan der Blöden-Uni)
 

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