Z
ziellos
Gast
Hallo,
bin neu hier, zufällig auf dieses Forum gestoßen. Ich würde ganz gerne mal anonym über meine Sorgen und Ängste schreiben. Ich möchte niemandem mit meinem Gejammere auf die Nerven gehen und bin mir bewusst, dass es viele Menschen gibt, die größere Probleme haben. Trotzdem möchte ich mir das alles mal von der Seele schreiben...
Ich hatte vielleicht nicht die einfachste Kindheit und werde alles in allem auch noch heute, mit 19, nicht damit fertig. Geboren bin ich in Finnland, meine Mutter war allerdings Deutsche. Sie war wohl depressiv, kam mit allem nicht klar und war so feige (tut mir Leid, aber ich finde kaum andere Worte dafür, ein kleines Kind zurückzulassen), dass sie sich das Leben genommen hat. Sie hat mich allein gelassen. Mein Vater hatte sich dann anscheinend nicht in der Lage gefühlt, sich alleine um mich zu kümmern und hat mich zur Schwester meiner Mutter, nach Deutschland, "abgeschoben". Da war ich 4. Ich weiß nur noch, dass es schrecklich für mich war, in den deutschen Kindergarten zu gehen und kaum ein Wort deutsch zu können. Trotzdem konnte ich es irgendwie bis zur Einschulung perfekt, da Kinder einfach schnell lernen. Meine Tante hat mir immer erzählt, was mein Vater für ein schlechter Mensch ist und dass er nichts mehr von mir wissen will und mich nicht liebt. Das hat mich total fertig gemacht und ich habe mich in der Schule und überhaupt immer selbst unter Druck gesetzt, der Beste zu sein und alles richtig zu machen. Einfach um meinem Vater irgendwann sagen zu können, was ich alles ohne ihn geschafft habe. Ich hatte immer nur gute Noten, hab dann später sogar eine Klasse übersprungen. Trotzdem fingen die Probleme dann besonders in der Pubertät an. Ich hatte die Erlebnisse in der Kindheit nie verarbeitet, den Verlust meiner Eltern, das nicht-verstanden-Werden usw. Es war immer so schlimm, wenn meine Tante mir aufs Neue gesagt hatte, was für ein schlechter Mensch mein Vater doch ist und wie ähnlich ich ihm sehe. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich gar keinen Kontakt zu ihm hatte. Ich hatte Bulimie, hab mich selbst verletzt (und ziehe noch immer manchen Blick auf mich, wenn ich mit T-shirt rumlaufe...), um mit der Situation fertig zu werden. Ich habe dann eine Therapie gemacht. Bin trotzdem der Meinung, dass mich kein Psychologe versteht, dass mir niemand wirklich helfen kann. Ich hatte in jedem Gespräch Schwierigkeiten, mich zu öffnen. Habe mein Leben aber wieder halbwegs in den Griff bekommen.
Ich habe mich mittlerweile mit meiner Tante endgültig zerstritten, bin jetzt ausgezogen und studiere. Vor einiger Zeit hat mein Vater sich dann ganz plötzlich gemeldet. Wir haben jetzt täglichen Email-Kontakt, er hat mir Fotos geschickt, auch von meiner Stiefmutter und meinen 4 Halbgeschwistern (die mir alle total ähnlich sehen). Er meinte, dass er keine Möglichkeiten hatte, sich früher bei mir zu melden, dass es ihm Leid tut und dass er mich so gerne wiedersehen würde und dann für mich da sein will. Naja und dass er oft kurz davor war, mich einfach wieder mitzunehmen, mich aber nicht nochmal aus der vertrauten Umgebung nehmen wollte. Weiß halt nicht, ob ich ihm das glauben soll. Außerdem scheint er sich das so zu wünschen, dass ich ihn auch wiedersehen will. Ich habe aber noch immer einen gewissen Hass auf ihn. Würde ich ihn jetzt einfach ignorieren, dann würde ihn das sicher total verletzen und er würde sich vielleicht so fühlen, wie ich mich damals gefühlt habe. Andererseits ist er mein Vater und wird das auch immer bleiben, ich sehe ihm so ähnlich und mein Traum war es ja immer, endlich wieder einen Vater und eine richtige Familie zu haben. Auch wenn er mittlerweile für mich ja eigentlich fremd ist, ich habe jetzt viel mit ihm geschrieben und glaube irgendwie, dass er der einzige Mensch ist, der mich versteht.
Mir fällt es schwer, mit anderen Menschen eine feste Bindung einzugehen, ich bin total verschlossen und beziehungsunfähig. Meine Gefühle behalte ich für mich oder schreibe sie auf. Mir wurde schon oft gesagt, dass ich einfach "ein Rätsel" sei. Freunde habe ich, aber für mich sind das eigentlich nur oberflächliche Beziehungen. Ich geh mit ihnen halt am Wochenende auf Parties, saufe mir dort meinen Kummer und meine Ängste weg. Eine richtige Beziehung hab ich noch nie geführt, war noch nie verliebt. Jedes Wochenende hab ich eine andere und dann immer nur für eine Nacht und rein sexuell, ohne jegliche Gefühle. Aber ich lenke mich damit ab. Andere halten mich für emotionslos und können meine depressive Art nicht verstehen. Ich weiß einfach nicht, wie mein Leben weitergehen soll. Wie ich nun mit meinem Vater dran bin. Eigentlich sehe ich zur Zeit nicht viel Sinn in meinem Leben. Ich fühle mich fehl am Platz, unverstanden und wie ein schlechter Mensch.
Kennt ihr dieses Gefühl von Leere und Ziellosigkeit vielleicht auch?
Ich höre mich jetzt sicher an, wie die größte ich-bezogene Heulsuse, tut mir Leid :/
bin neu hier, zufällig auf dieses Forum gestoßen. Ich würde ganz gerne mal anonym über meine Sorgen und Ängste schreiben. Ich möchte niemandem mit meinem Gejammere auf die Nerven gehen und bin mir bewusst, dass es viele Menschen gibt, die größere Probleme haben. Trotzdem möchte ich mir das alles mal von der Seele schreiben...
Ich hatte vielleicht nicht die einfachste Kindheit und werde alles in allem auch noch heute, mit 19, nicht damit fertig. Geboren bin ich in Finnland, meine Mutter war allerdings Deutsche. Sie war wohl depressiv, kam mit allem nicht klar und war so feige (tut mir Leid, aber ich finde kaum andere Worte dafür, ein kleines Kind zurückzulassen), dass sie sich das Leben genommen hat. Sie hat mich allein gelassen. Mein Vater hatte sich dann anscheinend nicht in der Lage gefühlt, sich alleine um mich zu kümmern und hat mich zur Schwester meiner Mutter, nach Deutschland, "abgeschoben". Da war ich 4. Ich weiß nur noch, dass es schrecklich für mich war, in den deutschen Kindergarten zu gehen und kaum ein Wort deutsch zu können. Trotzdem konnte ich es irgendwie bis zur Einschulung perfekt, da Kinder einfach schnell lernen. Meine Tante hat mir immer erzählt, was mein Vater für ein schlechter Mensch ist und dass er nichts mehr von mir wissen will und mich nicht liebt. Das hat mich total fertig gemacht und ich habe mich in der Schule und überhaupt immer selbst unter Druck gesetzt, der Beste zu sein und alles richtig zu machen. Einfach um meinem Vater irgendwann sagen zu können, was ich alles ohne ihn geschafft habe. Ich hatte immer nur gute Noten, hab dann später sogar eine Klasse übersprungen. Trotzdem fingen die Probleme dann besonders in der Pubertät an. Ich hatte die Erlebnisse in der Kindheit nie verarbeitet, den Verlust meiner Eltern, das nicht-verstanden-Werden usw. Es war immer so schlimm, wenn meine Tante mir aufs Neue gesagt hatte, was für ein schlechter Mensch mein Vater doch ist und wie ähnlich ich ihm sehe. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich gar keinen Kontakt zu ihm hatte. Ich hatte Bulimie, hab mich selbst verletzt (und ziehe noch immer manchen Blick auf mich, wenn ich mit T-shirt rumlaufe...), um mit der Situation fertig zu werden. Ich habe dann eine Therapie gemacht. Bin trotzdem der Meinung, dass mich kein Psychologe versteht, dass mir niemand wirklich helfen kann. Ich hatte in jedem Gespräch Schwierigkeiten, mich zu öffnen. Habe mein Leben aber wieder halbwegs in den Griff bekommen.
Ich habe mich mittlerweile mit meiner Tante endgültig zerstritten, bin jetzt ausgezogen und studiere. Vor einiger Zeit hat mein Vater sich dann ganz plötzlich gemeldet. Wir haben jetzt täglichen Email-Kontakt, er hat mir Fotos geschickt, auch von meiner Stiefmutter und meinen 4 Halbgeschwistern (die mir alle total ähnlich sehen). Er meinte, dass er keine Möglichkeiten hatte, sich früher bei mir zu melden, dass es ihm Leid tut und dass er mich so gerne wiedersehen würde und dann für mich da sein will. Naja und dass er oft kurz davor war, mich einfach wieder mitzunehmen, mich aber nicht nochmal aus der vertrauten Umgebung nehmen wollte. Weiß halt nicht, ob ich ihm das glauben soll. Außerdem scheint er sich das so zu wünschen, dass ich ihn auch wiedersehen will. Ich habe aber noch immer einen gewissen Hass auf ihn. Würde ich ihn jetzt einfach ignorieren, dann würde ihn das sicher total verletzen und er würde sich vielleicht so fühlen, wie ich mich damals gefühlt habe. Andererseits ist er mein Vater und wird das auch immer bleiben, ich sehe ihm so ähnlich und mein Traum war es ja immer, endlich wieder einen Vater und eine richtige Familie zu haben. Auch wenn er mittlerweile für mich ja eigentlich fremd ist, ich habe jetzt viel mit ihm geschrieben und glaube irgendwie, dass er der einzige Mensch ist, der mich versteht.
Mir fällt es schwer, mit anderen Menschen eine feste Bindung einzugehen, ich bin total verschlossen und beziehungsunfähig. Meine Gefühle behalte ich für mich oder schreibe sie auf. Mir wurde schon oft gesagt, dass ich einfach "ein Rätsel" sei. Freunde habe ich, aber für mich sind das eigentlich nur oberflächliche Beziehungen. Ich geh mit ihnen halt am Wochenende auf Parties, saufe mir dort meinen Kummer und meine Ängste weg. Eine richtige Beziehung hab ich noch nie geführt, war noch nie verliebt. Jedes Wochenende hab ich eine andere und dann immer nur für eine Nacht und rein sexuell, ohne jegliche Gefühle. Aber ich lenke mich damit ab. Andere halten mich für emotionslos und können meine depressive Art nicht verstehen. Ich weiß einfach nicht, wie mein Leben weitergehen soll. Wie ich nun mit meinem Vater dran bin. Eigentlich sehe ich zur Zeit nicht viel Sinn in meinem Leben. Ich fühle mich fehl am Platz, unverstanden und wie ein schlechter Mensch.
Kennt ihr dieses Gefühl von Leere und Ziellosigkeit vielleicht auch?
Ich höre mich jetzt sicher an, wie die größte ich-bezogene Heulsuse, tut mir Leid :/
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