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Nil96

Neues Mitglied
Hallo zusammen, ich bin momentan mit meinen Gefühlen überfordert und fühle mich immer sehr traurig.

Ich hatte nach ca. drei Jahren einen Abschied im Dezember 2019 von meiner Therapeutin. (Verhaltenstherapie). Es war ein sehr schwieriger und emotionaler Abschied. In der Abschiedsphase habe ich meine Therapeutin plötzlich streng mit mir erlebt. Vor der Abschiedsphase habe ich meine Therapeutin nie streng erlebt. Das hatte mich sehr verletzt und den Abschied schwieriger gemacht. Vielleicht wollte sie damit, dass ich mich von ihr löse. Später habe ich das auch angesprochen und das wurde ihr auch bewusst, dass sie wie eine Mutter mit erhobenem Zeigefinger war. Wir mussten die Therapie beenden, weil wir noch noch eine letzte Verlängerung machen konnten.
Der Abschied bzw. die Vorstellung mich von ihr zu verabschieden fiel mir immer sehr schwer. Von Beginn an! In einer Sitzung habe ich ihr versucht klar zu machen, dass ich sehr schwierige Gefühle entwickelt habe und meine Angst sich auf meinen Schlaf negativ ausgewirkt hat, da ich das alles im Schlaf verarbeitet habe und aufgrund dessen Alpträume hatte. Aufgrund traumatischen Erfahrungen in der Kindheit. Ständige Trennungen zwischen meinen Eltern, ohne vorbereitet zu werden. Es kam häufig vor, dass mein Vater von einem Tag auf den anderen das Haus verlassen hatte. Oder meine Mutter mich in dieser Zeit gezwungen hat bei meinem Vater das Wochenende zu verbringen. Obwohl ich es nicht wollte.

Meine Therapeutin wollte sich etwas überlegen und sich Gedanken machen, wie sie mir den Abschied einfacher machen kann. "So hatte sie es in der Sitzung formuliert. " Ich war etwas erleichtert, weil ich mich verstanden und gesehen gefühlt habe. In der nächsten Sitzung habe ich darauf gewartet und war gespannt, was wir tun können/ Und was sie sich überlegt hat. Dann teilte sie mir mit, dass wir noch 13 Stunden haben und dass sie noch bis Ende des Jahres da ist, weil sie ein Kind erwartet. ( Sie war im dritten Monat) In diesem Moment war ich wie in einer Schockstarre und habe ihr gratuliert. Ihr Bauch wurde immer größer. Und damit habe ich es mir sehr schwer getan. In einer Sitzung habe ich gesehen, wie sie ihr Bauch gestreichelt hat, ich habe weggeschaut, um meine Gefühle in diesem Moment zu unterdrücken. Und ich merkte, dass ich sehr schwierige Gefühle übertragen habe. Ich hatte oft Alpträume, konnte schwer entspannen und schwer einschlafen. Es ging schon so weit, dass ich Wut Gefühle entwickelt habe, sobald ich eine schwangere Frau / Frauen mit Babybauch gesehen habe. Vor ihrer Ankündigung hatte ich nicht solche Gefühle, wenn ich eine Frau mit Babybauch gesehen habe.


Und ich habe neben den Gefühlen vom Abschied sehr starke
Übertragungsgefühle entwickelt aufgrund Erfahrungen in der Kindheit mit meiner Mutter. Ich habe meine Therapeutin so erlebt, was man sich von einer Mutter gewünscht hätte. Nicht ohne Fehler. Sie war mit mir sehr behutsam, liebevoll , fürsorglich, geduldig und liebevoll im Umgang mit meinen Ängsten und Gefühlen. Und das hat mir als Kind gefehlt.Daher denke ich, dass das auch ein Grund ist, weshalb ich so starke Gefühle entwickelt habe. Und als mein Bruder geboren wurde, habe ich sehr eifersüchtig reagiert. Er war ein Wunschkind. Und mir hat eine verlässliche, liebevolle, fürsorgliche Bezugsperson gefehlt.

Ich habe von ihr die Empfehlung bekommen eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zu machen und bin seit Januar bei einer Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin- ( Traumatherapeutin).

Sobald mich eine Situation an den Abschied oder an die Schwangerschaft und Mutterschaft meiner Therapeutin erinnert, treten schlagartig Gefühle und Gedanken auf. Und auch, was ich mir gewünscht hätte ( eine Art Sehnsucht).
Ich hatte letztens eine Sendung gesehen, wo zwei Frauen im Kreißsaal ihr Babybauch gestreichelt haben und plötzlich sind in den Moment schlagartig Gefühle aufgekommen. Plötzlich habe ich meine Therapeutin vor meinen Augen gesehen, weil sie in einer Sitzung auch ihr Bauch gestreichelt hat und in den Moment
habe ich in der Therapiestunde auf den Boden geschaut, um meine Gefühle zu unterdrücken). Plötzlich sind schlagartig Gefühle hochgekommen und ich habe versucht das Video direkt zu schließen, habe Geräusche gehört, es war plötzlich sehr laut in mir und ich war sehr angespannt. Das Video konnte ich nicht schließen und dann habe ich mein Handy auf den Boden geworfen und musste weinen, weil mir alles zu viel wurde. In solchen Momenten passiert es manchmal, dass ich meine Arme aufkratze, um diese Anspannung loszuwerden, die ich nicht aushalten kann. Es treten Gefühle von Wut, Frustration, Eifersucht, Überforderung Traurigkeit, Hilflosigkeit, eine sehr starke innere Anspannung auf und dann kratzte ich meine Arme auf oder muss weinen.
Es treten auch Gefühle z.B. ( Traurigkeit)auf, wenn ich an den Abschied denke oder ein Baby sehe/ ein Kind, was von seiner Mutter umarmt wird oder ähnliches.

Meine Fragen wären:

1.)Warum diese Übertragungsgefühle und diese Gefühle entstehen.

2.)Wie kann man diese Gefühle in der Therapie aufarbeiten

( Was kann ich wegen meiner Trauer tun, weil meine Therapeutin mir sehr fehlt.
4.)Was kann ich tun, weil ich diese Gefühle nicht
verdaut habe und jetzt bei der neuen Therapeutin Schwierigkeiten habe ,die alte Therapeutin loszulassen."

Ich bin oft sehr traurig, wenn ich an den Abschied denke oder wenn mich etwas an die Mutterschaft, Schwangerschaft meiner Therapeutin erinnert, wie sie jetzt mit ihrem Kind umgeht. Da ist irgendwie eine Art Sehnsucht in mir, das innere Kind, was sich immer meldet. Und dann passiert es manchmal, dass ich entweder weine oder so frustriert und wütend bin und meine Arme aufkratze. Meine Therapeutin hat mir zum Abschied einen Teddybär geschenkt. Einen hellen Teddybär, für mein inneres Kind.
Als ich den Raum in der letzten Sitzung betreten habe, lag der Teddybär auf meinem Sessel und ich war sehr gerührt. Vor lauter Rührung und Aufregung konnte ich mich nicht hinsetzen. Manchmal wenn ich richtig frustriert bin, sie vermisse und wütend bin, dann werfe ich den Teddybär auf den Boden. Er liegt immer auf meiner Bettdecke. Manchmal ist er tröstend, wenn ich meine Therapeutin vermisse ( sie fehlt mir sehr) und wenn ich meine Wut rausgelassen habe. Ich habe meiner Therapeutin zum Abschied ein Buch gebastelt ( auf dem Cover vorne habe ich weiße Acrylperlen aufgeklebt ( Vielen Dank für alles so war der Spruch auf dem Cover
), mit Texten, Bildern und Geschichten über unsere gemeinsame Zusammenarbeit, meine Entwicklung und, was sie mir gegeben hat, wofür ich ihr dankbar bin, wie ich sie als Therapeutin, Vertrauensperson, Begleiterin und einfach als Mensch erlebt habe, was ich an ihr geschätzt habe. Ich habe die Geschichte von dem Mädchen und der kleinen Wolke in mein Abschiedsgeschenk gepackt, die einzelnen Bilder und die Geschichte dazu. Dann habe ich einen Text geschrieben. Sie waren der Mensch, der Licht in mein dunkles Herz brachte, die Wut, die Trauer und Verletzungen, die meine Kinderseele spüren musste. Wie ein Lauffeuer in mir und dann kamen Sie und standen da mit einer Kerze in der Hand, so hell wie die Liebe, die ich nie spürte, so warm wie das Glück in meinem Bauch, was ich endlich spüren durfte...

Dann habe ich zusammengefast, wie ich mich in Rollenspielen, in der Therapie und in der Umsetzung durch ihre Unterstützung gespürt habe mit Smileys.
Und habe ihr ein Brief zum Abschied geschrieben.

Bei mir war es auch so, dass durch die Beziehung zu meiner Therapeutin eine Art Sehnsucht sich stärker angefühlt hat und ich Wünsche wie an die eigene Mutter auf meine Psychotherapeutin übertragen/ gerichtet habe und diese intimen Gefühle erst mal für mich behalten habe. Sie war wirklich sehr gerührt und teilte mit, dass das, das schönste Geschenk ist, was sie bekommen hat. Ich hatte zum ersten mal eine bedeutsame Beziehung aufgebaut. Sie war auch jung. 10 Jahre älter.

Jetzt bin ich seit Januar bei einer Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin und war bisher 7 mal bei ihr, weil ich alle zwei- drei Wochen hingehe. Sie hat aktuell viele PatientenInnen. Gerade machen wir eine Akuttherapie. Es sind manchmal Ängste im Raum, dass sie auch so reagieren könnte, wie man es vorher erfahren hat. Angst dann erst recht abgelehnt zu werden, die Psychotherapeutin könnte verärgert/ wütend oder genervt sein / sich deshalb zurückziehen auf Distanz gehen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sie mich gut versteht.

Achso und ich hatte mich auch letztes Jahr an eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin in meiner Verzweiflung gewendet, weil ich mit meinen Gefühlen überfordert war. Ich bin ihr durch Instagram aufmerksam geworden und wir hatten über meine Übertragungsgefühle und über den Abschied gesprochen. Das Gespräch mit der Therapeutin habe ich sehr hilfreich erlebt. Und diese Notizen habe ich meiner Therapeutin gezeigt. Erst dann bekam ich die Empfehlung weiter zu machen. Davor war sie einer anderen Meinung, dass ich an mich glauben soll und dass ich bisher vieles in Vergangenheit geschafft habe und das auch schaffen kann. Sie hatte viel mehr meinen erwachsenen Anteil versucht zu stärken und das innere Kind hatte nicht so viel Raum. Obwohl ich ihr den Wunsch geäußert hatte. Ich bekam Flyer mit Anlaufstellen zur Sportangebote oder ähnliches. Dann fühlte ich mich sehr frustriert, wütend traurig und nicht verstanden.

Ich freue mich über hilfreiche und freundliche Antworten. Vielleicht habt ihr ähnliches erlebt. Meine jetzige Therapeutin Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin kennt sich mit Traumatherapie gut aus.

Was denkt ihr zu meiner Situation?
Vielen Dank fürs Lesen. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Nil96,
vorneweg: ich habe eine psychologische Ausbildung
und war selbst in der Ausbildung von Therapeuten
tätig.

Was du beschreibst könnte aus dem Lehrbuch für
Psychotherapeuten stammen – aus dem Kapitel
"Nebenwirkungen von jahrelanger Psychotherapie".

Ein großer Teil deines Problem liegt aus meiner Sicht
schlicht am psychotherapeutischen "Setting", also
daran, dass dort künstliche zwischenmenschliche
Beziehungen aufgebaut werden (bezahlte Aufmerk-
samkeit, Einseitigkeit der Zuwendung, zeitliche Be-
fristung etc.). Das kann durchaus auch hilfreich sein,
aber dein Fall ist ja nicht die Ausnahme, sondern eher
die Regel – also dass das ursprüngliche Problem, wes-
halb du die Therapie begonnen hast, gar nicht gelöst
wurde, sondern du zusätzliche Probleme bekommen
hast.

Die psychotherapeutische Forschung legt nahe, dass
in der Therapie selten tatsächliche Lösungen entstehen,
sondern dass sie im Idealfall Erkenntnisse und Muster-
veränderungen bewirkt (im Denken, in Beziehungen,
im Verhältnis zur eigenen Vergangenheit), die dann im
normalen Alltag zu positiven Veränderungen führen.

Sie wirkt also eher wie ein Training für das wirkliche
Leben (im Idealfall), sie kann aber das wirkliche Leben
und auch wirkliche Beziehungen nicht ersetzen. Du
wirst also deine "Sehnsucht" nicht in der Therapie
stillen können, das kann nur im realen Leben funktio-
nieren.

Mein Tipp wäre, dass du eine Therapiepause einlegst
und deine eigenen (auch therapeutischen) Kompetenzen
benutzt, um dich im echten Leben deinen Wünschen und
Sehnsüchten zu stellen. Dass du dir erreichbare und für
dich attraktive Ziele setzt und sie aktiv angehst. Dass
du dich mit deiner defizitären Sicht der Vergangenheit
versöhnst, Menschen ihre Unzulänglichkeiten verzeihst
und dann selbst so gut es geht, dein Glück zu gestalten
versuchst. Vielleicht auch anderen dabei hilfst, dass sie
eine andere Kindheit erleben?

Ich weiß, dass das eine Zumutung für dich sein könnte
(therpeutisch gesprochen ein "Ordeal"), aber ich denke,
es wäre einen Versuch wert, weil "mehr von dem, was
nicht funktioniert hat" ist für die Psychotherapie kein
guter Rat. Du brauchst echte Freunde, die mit dir in eine
Beziehung auf Gegenseitigkeit eintreten und die dir dann
auch ein schönes Buch schenken und nicht eine Rechnung
an die Krankenkasse schicken.

Alles Gute!
Werner
 

Fabienne

Aktives Mitglied
Ich habe keinerlei Ausbildung in diese Richtung und möchte mir da auch kein Urteil anmaßen. Aber ich kann es nachvollziehen, da ich seit vielen Jahren selbst "privat" in Therapie gehe und eine sehr nette Therapeutin habe.

Leider schafft man sich selbst oft eine falsche Wirklichkeit: die Dame die dort sitzt und mir "hilft", ist nicht meine Freundin. Sie wird für diese Dienstleistung bezahlt und es gibt ein zeitliches Limit für dieses nette Gespräch, dass auch ein Gespräch unter Freundinnen sein könnte. Es aber nicht ist.

Ich habe auch etwas gebraucht, um das zu akzeptieren. Und ich habe keine großen Baustellen, sondern gehe einfach gern hin, um mir gute Ratschläge und ein anderes Weltbild zu holen. Aber man darf leider nicht mehr davon erwarten. Und das ist sehr schwer zu akzeptieren...

Alles Gute!
 
S

SoNicht

Gast
Therapeuten müssen nicht nett, lieb sein, mir gefallen.
Das ist es was die meisten nicht verstehen, der mag mich nicht, taugt nix.
Stimmt nicht, der soll Abstand wahren, Professionalität erfordert das.
Viele vergessen das sie eine Mitwirkungspflicht haben, das eigentliche >arbeiten, umsetzen beginnt in den Tagen nach der Therapie Stunde ohne den Therapeuten.
Ist ja eine Beziehung auf Zeit, ein Lebensabschnitt Bekannter, mehr nicht.
Hab so einen seit 10 Jahren, ist manchmal schmerzhaft, was mich aber voranbringt!
 

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