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Schwierige Persönlichkeit, meine Mutter

Bellaa910

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
Ich bin ratlos, wirklich ratlos und es macht mich mich wütend &traurig, dass ich es so sagen muss aber es geht um meine Mutter. Ich sage mir immer wieder "es ist meine Mutter, ich muss sie tolerieren und trotz allem was sie mir sagt lieben. Das schwierige daran, sie ist nicht immer so. Nur, wenn sie getriggert ist. Es kann von Sekunde zu Sekunde schwanken.

In den guten Phasen ist sie total lieb, verständnisvoll und hört mir zu. Aber das hält nie nichtmal ein ganzen Tag lang.

Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll oder mich abgrenzen kann von ihren Kommentaren und den von meiner Schwester ebenfalls.

Also erstmal, meine Schwester wird immer bevorzugt. Sie ist jünger als ich , 5 Jahre und meine Mutter sagt immer , sie ist so reifer, besser, schlauer als du. Obwohl sie einfach eine ganz normale 13 jährige ist.

Mir wird ( von beiden) immer unterstellt, dass ich dumm wäre. Nur weil ich gerne mit meinen Freunden was unternehme. Selbst wenn ich mit denen einen schönen Tag am See machen will, fallen Kommentare wie nur dumme machen sowas oder so naiv wie du bist würdest du noch ins Wasser gehen.

Sie selbst hat niemanden, außer meine kleine Schwester, die zu ihr hält. Und immer wenn ich mich mit Freunden treffe, dann kommt "du brauchst nur Bestätigung von deinen falschen Freunden" . Und dazu muss ich heute sagen NEIN ich war in einer Klinik weil ich eine Essstörung hatte und dann in ambulanter Therapie wegen Depressionen und Angst.

Und letztendlich habe ich zu mir selber gefunden. Auch wenn ich erst 18 bin,bin ich sehr spirituell, glaube an die Kraft der Gedanken und meditiere,mache Yoga und verbringe auch Mal gerne Zeit mit mir selbst. Ich achte auf mich und meine Gesundheit und kann mittlerweile sagen, dass ich mich selbst liebe.

Meine Schwester trifft sich nie mit Freunden. Sie ist genau so eine Einzelgängerin wie meine Mutter. Und dann fallen so kommentare wie wenn man alleine ist , ist man viel intelligenter. Und sie meint auch, sie braucht niemanden. Ist okay, ich akzeptiere ihre Meinung aber wenn man sich Ständig sowas anhören muss..

Und ich halte es schon für Body Shaming, wenn man mir immer sagt ich bin zu dünn. Ich bin Normalgewichtig aber hatte vor 6 Jahren eine Essstörung. Ich bin jetzt aber komplett geheilt.

Sie sagt aber auch ganz oft über andere Frauen die Recht schlank sind, dass sie Eckelhaft aussehen und man so nicht attraktiv für Männer ist.

Nochmal, ich wiege 52 kg bei 1.65 m und liebe mich so wie ich bin und genau das strahle ich auch aus und es ist mir egal, wenn mich jemand nicht mag oder mein Körper nicht gut findet, ich finde mich gut. Aber es immer von der eigenen mutter zu hören. Zugleich sagt sie immer wie schön die Figur meiner Schwester ist, weil sie ca 5 kg mehr wiegt.

Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt, aber sie sagt ich muss das Abitur ernst nehmen. Ich nehme es auch ernst, ich habe feste Ziele, will Lehramt studieren und mache deswegen ein FSJ momentan. Nur weil ich erwähnte, dass ich mich freue die neuen Leute in der Berufschule kennen zu lernen,meinte sie, es ist besser wenn ich da allein bin und beste Leistungen bringe.

Ich bin nur einmal jung und will mein Leben genießen. Und wenn ich Mal was trinke aber meine Grenzen sehr gut kenne, bin ich asozial. Sie meint, dass es so viele in meinem Alter gibt, die nie was trinken und sie lobt meine Schwester sogar , dass sie Zuhause bleibt also sich nie mit Freunden trifft

Ich geh auch gerne shoppen. Mir ist es auch möglich wegen dem FSJ Gehalt mir Mal Sachen zu gönnen und dann kommt nur, ich bin kaufsüchtig. Weil ich einmal im Monat shoppen gehe? Weil ich keinerlei Schulden habe und ganz genau weiß, was ich ausgeben kann?

Auch droht sie mir immer dass ich das Zimmer nicht verlassen kann wenn ich mir ein BH drunter anziehe. Nach der Arbeit finde ich persönlich es super befreiend ohne ich meine ich ziehe auch ein ganz normalen Pulli oder Shirt drunter an und trotzdem bin ich Nuttig. Zudem geht sie dann immer darauf ein, dass ich "zu wenig Oberweite" habe und es nicht attraktiv ist. Ich hab 75 A und mag mich so.

Manchmal sagt sie auch, ich bin gestört. Weil ich so bin wie ich bin.

Und das aller aller schlimmste.

Wenn ich schmerzen habe, dann sagt sie, ich bilde es mir ein.
Beispiel, ich habe seit 3 Monaten meine Tage nicht mehr und Unterleibschmerzen. Sehr starke manchmal. Und sie sagt, ich bilde es nur ein. Ich habe trotzdem einen Termin beim Frauenarzt gemacht.

Ich habe Asthma. Das ist von 2 Ärzten bestätigt und ich hätte schon öfter einen Asthma Anfall. Und sie sagt, es ist bloß eine Panik Attacke. Nein. Ich kenne meinen Körper am besten und manchmal will sie mir sagen, was ich denke und fühle.

Ich hab Hashimoto, momentan auch eine Schilddrüsen Unterfunktion und solange ich es nicht schwarz auf weiß hatte und jetzt wieder höhere Dosis l Thyroxin nehmen muss, hat sie gesagt ich bilde mir es ein.

Ich könnte noch 100 weitere Beispiele nennen. Sie hat eine traumatische Belastungsstörung, in ihrer Kindheit habt viel schlimmes erlebt. Und zu ihrer Mutter hat sie gar kein Kontakt. Sie hasste meine oma.

Aber auch anderen Menschen wünscht sie den Tod. Ich weiß dass sie nicht glücklich ist, auch wenn sie es behauptet.

Ich hab es einfach satt. Ich will das nicht mehr. Damals ging ich noch zur Therapie und meine Therapeutin hat versucht ihr zu erklären, wie sie anderes reagieren kann.

Es war nicht immer so, erst nach meinem ersten Klinik Aufenthalt. Ich glaube damit wurde sie nicht fertig.

Als ich auf dem Aufenthalt raus kam hatte ich auch noch keine Angastötung. Doch mit der Zeit wurde ich immer unsicherer, entwickelte Schulangst, hatte unglaubluche Selbstzweifel und auch so eine extreme Unsicherheit.

Jetzt nicht mehr, es war zwar ein langer Weg zu mir selbst aber leztendlich hab ich realisiert, dass ich nicht das bin nachdem sie mich definiert.

Ich schreibe jetzt auch ein Buch und selbst das ist für sie nichts. Jeder andere interessiert sich dafür außer sie und meine Schwester. Manchmal glaube ich irgendwie dass sie eifersüchtig sind.

Es gab Mal eine umgangsnehme Situation wo ich in ihrer Anwesenheit "angemacht " worden bin und im Nachhinein meinte sie nur, dass er mich angesprochen und so lange angeschaut habe weil ich so komisch verstört auf andere wirke.


Wenn ich im Nachhinein sagen "warum sagst du sowas?" Dann sagt sie sie hätte sowas nie gesagt und irgendwie tut sie so unnurmal glaubhaft, dass sie keinen blassen Schimmer hat wovon ich rede.

Und was sie auch immer sagt, wenn ich was von meinen Freunden erzähle sagt sie nur "Bella du weißt schon, dass sie dich anlügen" obwohl das wahr ist. Sie will mich bloß verunsichern.

Dat musste jetzt raus,mir platzt nämlich der Kragen .

Wie kann ich besser damit umgehen?

Erstmal auch danke, wer es bis zum Ende durchgehalten hat.
 

cucaracha

Urgestein
Deine Mutter behandelt dich nicht gut.
Wie alt bist du denn ?
Ich würde versuchen ihr auszuweichen und mehr mit anderen Leuten zusammen sein.
Nimm ihr unfaires, beleidigendes und demütigendes Gequatsche nicht so ernst und persönlich.
Vielleicht redet sie so abwertend mit dir, weil es ihr selber nicht gut geht .
Möglicher Weise hat ihre eigene Mutter auch schon so kränkend mit ihr geredet .
Versuche auszuziehen..
 
G

Gelöscht 75067

Gast
Ich würde auch zu schnellstmöglichen Auszug. Meine Mutter war so ähnlich drauf.

"Ich sage mir immer wieder "es ist meine Mutter, ich muss sie tolerieren und trotz allem was sie mir sagt lieben."

Musst du nicht. Besonders wenn sie als Mutter nur Scheiße verzapft. Die scheint sehr unzufrieden mit sich zu sein und wer weiß? Eventuell auf deine schlanke Figur eifersüchtig. (Es kann auch vorkommen, dass manche Mütter sich mit der Tochter in Konkurrenz sehen, weil sie in ihrer Jugend was verpasst haben und versuchen da sich wieder aufzuwerten) Die einzige, die man in dieser Geschichte betrauern kann, ist deine Schwester: Die besaß nicht die nötige Stärke gegen sie an zukommen und hat ein beschissene Leben vor sich.

Ich wünsche dir alles Gute nach dem Auszug.
 

Bellaa910

Neues Mitglied
Danke für deine Antwort.
Ich kann echt nicht sagen, was in ihrem Kopf vorgeht aber das einzige was ich weiß oder mir zumindest so vorkommt, ist das meine Schwester in den gleichen Bann gezogen wird. Ich glaube wirklich, dass sie in ihrer Jugend viel verpasst hat.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Deine Schwester ist 13. Was soll sie "in ihrer Jugend viel verpasst haben"???
Menschen sind unterschiedlich. Sie darf introvertiert sein. Du darfst Spaß mit Freunden haben.
Ihr müsst nicht in dieser ewigen Konkurrenz verharren.
(Wenn du Lehrerin werden willst, warum machst du ein FSJ? )
Ihr kommt da alleine schwerlich raus. Ich würde mal eine Familienberatun andenken. das geht allerdings nur, wenn alle mitmachen wollen.
Warum kommt dein Vater in deinem Beitrag nicht vor?
 
S

Santino

Gast
Liebe Bella

Ich antworte normalerweise aus persönlich-biographischen Gründen nicht auf Familiengeschichten, ich lese sie die meiste Zeit über gar nicht, aber diese hier habe ich gelesen und hierzu möchte ich mich äussern; auch, wenn ich wahrscheinlich nicht mitfühlend bin wie die anderen. Ich hoffe, mein Beitrag hilft dir trotzdem etwas.

Erstmal finde ich es bemerkenswert, wie du bei so viel Abwertung, die du in deiner Familie aushalten musst, dich selbst noch positiv sehen kannst. Na ja - deine Essstörung und deine Ängste hast du nicht grundlos entwickelt. Der schlechte Umgang mit dir blieb also nicht folgenlos. Aber du gibst dir so viel Mühe, dich selbst noch positiv zu sehen, und das finde ich gut und ich finde, du hast allen Grund dazu.

Ich möchte dir deshalb zunächst sagen, was ich an dir gut finde, um die ganzen schmerzhaften Abwertungen etwas auszugleichen und um dich hoffentlich ein bisschen zu trösten.

Ich finde dein Sozialverhalten - dass du dich gern mit Freunden triffst und offenbar Freundschaften auch aufbauen und halten kannst, trotz der schwierigen Familienverhältnisse - sehr gesund, für dich hilfreich und gut. Auch, wenn ich selbst dafür bekannt bin, Freundschaften als Beziehungen abzuwerten, sind sie in deinem Alter noch wichtig und ich finde, du solltest sie solange es geht als Kraftquelle nutzen. Ich finde es ganz toll, dass du dich auf die neuen Menschen in der Berufsschule freust. Bitte bleib weiter so offen!

Ich finde es prima, dass du ein FSJ machst, das ist echt schön, und dass du danach Lehrerin werden möchtest, ist ein wunderbares Zukunftsziel. Bitte bewahr es dir und lass es dir nicht ausreden.

Ich bin der Auffassung, dass es richtig und wichtig ist, dass du die Signale deines Körpers ernstnimmst. Auch vermeintlich eingebildete, weil psychosomatisch bedingte Schmerzen, sind im Grunde gar nicht eingebildet. Man kann im Gehirn von Menschen mit psychosomatischen Symptomen durchaus die gleichen Aktivitäten nachweisen wie bei Menschen, die körperlich bedingte Symptome haben. Die Symptome sind also völlig real. Insofern ist das, was deine Mutter unter "Einbildung" missversteht, eigentlich gar keine Abwertung oder Relativierung deiner Schwierigkeiten. Sondern selbst WENN diese nicht körperlich bedingt wären, heisst das nicht, dass diese eben nicht ganz real da wären. Das wissen leider viele Menschen nicht. Und entsprechend bekommen Menschen, die psychosomatische Symptome haben, häufig kein Verständnis (weil "Einbildung").

Ich finde dein Gewicht und auch deine Brustgrösse völlig in Ordnung; wirkt beides gesund und ich stelle mir eine hübsche, junge Frau vor, wenn du von dir erzählst. Es stimmt also nicht, dass dich Männer so nie attraktiv finden könnten. Ich bin ein Mann und ich finde das attraktiv. Ich mag zierliche Frauen. Ich mag auch Frauen mit kleinen Brüsten. Also - ich hoffe, ich komme nicht wie ein völliger Creep rüber :D - aber ja, ich wollte dir diese positive Rückmeldung geben, die verneint, was deine Mutter und Schwester dir sagen. Ich find's auch völlig in Ordnung und überhaupt nicht "nuttig", wenn du daheim keinen BH tragen möchtest. Übrigens ist die Tatsache, dass "nuttig" hier abwertend verwendet wird, eine ganz schöne Diskriminierung Sexarbeiterinnen gegenüber. Es gibt keinen Grund dafür, Sexarbeiterinnen zu diskriminieren. Insofern plädiere ich dafür, dass du diese "Abwertung" als solche einfach nicht anerkennst.

Es ist völlig okay, dass du dir mit deinem verdienten Geld Kleidung oder andere Dinge kaufst. Warum man dich da als "kaufsüchtig" abwertet (und es scheint ja keine Sorge, sondern eine reine Abwertung zu sein), erschliesst sich mir nicht.

Ich habe oft im Bekanntenkreis erlebt, dass in dysfunktionalen Familienstrukturen, in die Eltern selbst Belastungen aus solchen dysfunktionalen Strukturen ihrer Kindheit mit hinein bringen, ein "Sündenbock" gefunden werden muss, damit die Dysfunktionalität "externalisiert" bzw. einem bestimmten Familienmitglied zugeschrieben werden kann. Und damit eine emotionale Verbindung zueinander, trotz Dysfunktionalität, irgendwie ansatzweise möglich ist. Wenn nichts oder niemand konkret für die Dysfunktionalität verantwortlich ist, sehen sich die Menschen schnell in ihrem Selbstbild bedroht, da sie sich fragen und damit auseinandersetzen müssen, inwiefern sie selbst verantwortlich sein könnten. Da kommt ein "Sündenbock" gerade Recht. Ein "Sündenbock", dessen Verfehlungen am laufenden Band herausgestellt und besprochen werden können, lenkt auch von den bestehenden Dysfunktionalitäten ab. Sie werden dadurch vermeintlich unsichtbar, denn liegt ja alles nur am "Sündenbock". Und ein gemeinsamer Fingerzeig auf einen "Sündenbock" schafft emotionale Verbindung und Zusammengehörigkeit, die anders aufgrund der dysfunktionalen Persönlichkeits- und Beziehungsstrukturen nicht aufgebaut werden kann.

Du scheinst in deiner Familie leider diese "Sündenbockrolle" zugeschrieben bekommen zu haben. Dich abzuwerten, scheint deiner Mutter und deiner Schwester dabei zu helfen, sich trotz der schwierigen Strukturen in eurer Familie zusammengehörig und verbunden zu fühlen. Dich abzuwerten, lenkt offenbar auch davon ab, dass da in der Persönlichkeit deiner Mutter und Schwester und in den Beziehungsstrukturen in eurer Familie weit mehr im Argen liegt als die Tatsache, dass du der "Sündenbock" der Familie zu sein scheinst.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
S

Santino

Gast
(Ich musste den Beitrag in zwei Teile teilen, weil ich mehr als die zulässige maximale Anzahl an Zeichen geschrieben habe :D)

Damit umzugehen, erscheint mir sehr schwierig. Denn jeder Protest gegen diese Form der Zuschreibung und jedes Argument dagegen (wenn du sagst: Das stimmt nicht!) wird die Zuschreibung nur verstärken, und die Situation für dich verschlimmern. Du musst eine ganz schwierige Balance zwischen Aushalten und Abwehren für dich finden. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Ich würde dir deshalb raten, mit dem Studium von daheim auszuziehen und dich jetzt schon zu informieren und zu klären zu versuchen, wie du diesen Auszug und ein eigenständiges Leben finanzieren kannst. Dir steht von deiner Familie während deiner Ausbildung Unterhalt zu. Wenn deine Mutter dir diesen nicht zahlen möchte, kannst du das einklagen. Wenn du es nicht einklagen willst, was ich verstehen könnte, wäre dann eine Möglichkeit ein Studienkredit. Als Lehrerin hast du ja eine feste Beschäftigung; entsprechend sehe ich nur wenig Risiko in einem Kredit. In deinem Fall bewahrt er dich vor weiteren Verletzungen vonseiten deiner Familie, indem er dir Unabhängigkeit schenkt. Das ist die Schulden wert, meiner Ansicht nach. Du kannst aber eben auch klagen, wenn dir ein juristisches Verfahren gegen deine Mutter lieber ist als Schulden. Das musst du dann selbst abwägen.

Wenn deine Mutter kein Geld hat und dir keinen Unterhalt zahlen kann, steht dir in Deutschland dem Grunde nach BaFög zu. Dies ist eine monatliche, finanzielle Unterstützung vom Staat in Form eines zinslosen Darlehens, das auf 10.000 Euro gedeckelt ist (du bekommst also dein gesamtes Studium über Geld, musst aber davon nur 10.000 Euro zurückzahlen). Daneben kannst du noch ein bisschen dazu verdienen.

Dir steht ausserdem mit deinem Auszug zu, dass das Kindergeld auf dein persönliches Konto überwiesen wird, und dass du das für dich selbst für deinen Lebensunterhalt verwenden kannst. Deiner Mutter steht dieses Geld mit deinem Auszug nicht mehr zu.

Es kann auch sein, dass eine Lösung auf eine Mischung aus alledem hinausläuft: BaFög, Kindergeld, Unterhalt und Nebenjob. Ist das BaFög so niedrig, dass du in keinem Fall von Nebenjob, Unterhalt & BaFög leben kannst, würde ich auf das BaFög verzichten und lieber zusätzlich einen Studienkredit aufnehmen. Schau, dass du am Ende nicht mehr als einen Gläubiger hast.

Such dir eine nette WG. Ich bin 19-j. zum Studium auch in eine nette WG gezogen, ich bin im Heim aufgewachsen, und obwohl das WG-Leben letztlich nicht so mein Ding war, war das eine sehr schöne Zeit.

Die einzige Lösung für dein Problem wird sein, damit du am Umgang mit diesem Problem, dieser schwierigen Balance zwischen Aushalten und Abwehren, nicht zugrundegehst, räumlichen, emotionalen und auch sozialen Abstand zwischen dich und deine Familie zu bringen. Sie werden dich nicht gerne gehen lassen, weil sie ohne den "Sündenbock" auf sich selbst zurückgeworfen sein werden und allein mit ihrer Dysfunktionalität zurechtkommen müssen, ohne diese an dir persönlich externalisieren zu können, und ohne die stabile Verbindung zueinander über die Abwertung deiner Person aufrechterhalten zu können. Ich gehe also davon aus, dass sie eine Weile lang stark versuchen werden, in dein Leben weiterhin einzugreifen, in deiner Abwesenheit sich gegen dich zu "verschwören" und dich das wissen zu lassen, um diese Strukturen so weit wie möglich festhalten zu können.

Wenn du es aber schaffst, dich stark räumlich, emotional und sozial dauerhaft abzugrenzen, wird es vielleicht besser werden und du wirst mit den Jahren wieder eine etwas positivere Beziehung zu deiner Familie aufbauen können. Ich gehe aber davon aus, wie gesagt, dass das schon mehrere Jahre dauern wird. Denn solche Strukturen lassen sich nicht von heute auf morgen "auflösen", nur weil du daheim ausziehst. Nur, weil du ausgezogen bist, sind die sozialen und emotionalen Verbindungen nicht weg. Und deine Mutter und deine Schwester können nicht sehen, wie genau sich die dysfunktionalen Strukturen bei euch daheim gestalten, und dass ihre Ablehnung/Abwertung dir gegenüber eine ganz besondere Rolle in euren Familienbeziehungen einnimmt. Und dass sie diese dysfunktionalen Strukturen selbst bearbeiten müssten, nicht allein ihre Sicht auf dich.

Was das für dich bedeutet: Du bist nicht schuld. Ich denke, zumindest entnehme ich das deinem Text, dass du das auch schon weisst. Bitte lass dir nie einreden, dass es anders wäre! Es gibt in Konflikten und dysfunktionalen Strukturen keine einzelnen "Schuldigen" - auch, wenn das viele Menschen nicht so sehen wollen, weil sie von der Komplexität sozialer Strukturen überfordert sind und für sich sonst keine "Ordnung" des Geschehens finden können.

Tatsächlich ist es aber so, dass Konflikte und solche Strukturen niemals einseitig bedingt sind. Und sicher wirst du - in diese Rolle gedrängt - diese Rolle ein Stück weit angenommen haben und dich leider oft so verhalten, so dass du diese Strukturen verstärkst und selbst mithervorbringst. Dem liegt aber keine schwere Schuld eines Einzelnen als solche zugrunde, sondern ein sachliches Ineinandergreifen der Beziehungsstrukturen, denen leider keiner von euch auskommt, die euch immer wieder mitreissen (in gewisser Weise auch Sicherheit bieten, weil sie "erwarbar" sind) und die vermutlich in ihren Wurzeln durch die belastete Persönlichkeitsstruktur deiner Mutter wegen ihrer schlechten Erfahrungen mit deiner Oma bedingt sind.

Das bedeutet auch: Du kannst bei der Komplexität des Sachverhalts nicht darauf zählen, dass deine Mutter und Schwester dies so weit reflektieren können, wie ich es dir gerade erläutert habe. Du kannst nicht darauf zählen, dass sie mit dir an einer Lösung arbeiten wollten. Du wirst alleine schauen müssen, eine Distanz herzustellen und für dich auf die Distanz solange einen adäquaten Umgang zu den beiden führen müssen, bis sich die Situation mit den Jahren hoffentlich etwas entspannt. Die Garantie für diese Entspannung kann ich dir nicht geben. Eine Entspannung wird aber wahrscheinlicher, wenn du räumliche und soziale Distanz einhältst und dich auch emotional abgrenzt, d.h. beispielsweise dann auf böse WhatsApp-Nachrichten eben nicht wütend oder verletzt, sondern sachlich oder gar nicht reagierst. Indem du deine Familie nicht jedes Wochenende besuchst. Indem du dich nicht emotional erpressen lässt, und im Zweifelsfall eben den Weg der Unabhängigkeit über einen Studienkredit wählst, wenn du nicht klagen willst. Oberstes Ziel muss sein, dass du Unabhängigkeit erreichen kannst.

Bis es so weit ist, bis dein FSJ abgeschlossen ist und du dein Studium beginnst, wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit, deiner Mutter und deiner Schwester eine Familientherapie vorzuschlagen. Beratungsstellen bieten so etwas kostenlos an. Ich gehe aber leider davon aus, dass deine Familie dies ablehnen wird, denn sie möchten sich nicht mit der Dysfunktionalität auseinandersetzen bzw. diese als solche gar nicht erst sehen (sonst wärst du nicht ihr "Sündenbock"). Aber einen Vorschlag bzw. Versuch ist es wert, denke ich.

Sollte dieser Vorschlag - wie ich befürchte - abgelehnt werden, würde ich dir ganz klar raten, dir selbst bis dahin psychologische Unterstützung zu suchen für deine Reise in die Unabhängigkeit (sozusagen). Stell dir bildlich vor, dass du eine mutige Raumfahrerin bist, die bei ihrer Vorbereitung auf ihre Reise in die Sterne Unterstützung benötigt. Denn echte Raumfahrer brauchen ja ganz viel Training und eine Ausbildung. Da wäre der regelmässige Besuch einer Beratungsstelle für dich oder vielleicht sogar eine weitere, ambulante Therapie doch eine gute Idee. Damit du dann gut vorbereitet in die Sterne reisen kannst, sozusagen. :)

Es tut mir leid, dass du das alles aushalten musst. Es wird aber keine Alternative geben. Fühl dich von mir gedrückt und lies dir, wenn du traurig bist, ruhig nochmal durch, was ich alles Positives über dich zu sagen wusste am Anfang dieses Beitrags.

Liebe Grüsse
Santino
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 5176

Gast
Bellaa910, Santino hat eigentlich alles gesagt, was ich dir sagen möchte und könnte.
Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft, behalte dir deine positive Lebenseinstellung und geh unbeirrt deinen Weg.
Manchmal muss man Grenzen setzen um für sich selbst einen guten Weg zu finden.

Alles Gute
 

Bellaa910

Neues Mitglied
Liebe Bella

Ich antworte normalerweise aus persönlich-biographischen Gründen nicht auf Familiengeschichten, ich lese sie die meiste Zeit über gar nicht, aber diese hier habe ich gelesen und hierzu möchte ich mich äussern; auch, wenn ich wahrscheinlich nicht mitfühlend bin wie die anderen. Ich hoffe, mein Beitrag hilft dir trotzdem etwas.

Erstmal finde ich es bemerkenswert, wie du bei so viel Abwertung, die du in deiner Familie aushalten musst, dich selbst noch positiv sehen kannst. Na ja - deine Essstörung und deine Ängste hast du nicht grundlos entwickelt. Der schlechte Umgang mit dir blieb also nicht folgenlos. Aber du gibst dir so viel Mühe, dich selbst noch positiv zu sehen, und das finde ich gut und ich finde, du hast allen Grund dazu.

Ich möchte dir deshalb zunächst sagen, was ich an dir gut finde, um die ganzen schmerzhaften Abwertungen etwas auszugleichen und um dich hoffentlich ein bisschen zu trösten.

Ich finde dein Sozialverhalten - dass du dich gern mit Freunden triffst und offenbar Freundschaften auch aufbauen und halten kannst, trotz der schwierigen Familienverhältnisse - sehr gesund, für dich hilfreich und gut. Auch, wenn ich selbst dafür bekannt bin, Freundschaften als Beziehungen abzuwerten, sind sie in deinem Alter noch wichtig und ich finde, du solltest sie solange es geht als Kraftquelle nutzen. Ich finde es ganz toll, dass du dich auf die neuen Menschen in der Berufsschule freust. Bitte bleib weiter so offen!

Ich finde es prima, dass du ein FSJ machst, das ist echt schön, und dass du danach Lehrerin werden möchtest, ist ein wunderbares Zukunftsziel. Bitte bewahr es dir und lass es dir nicht ausreden.

Ich bin der Auffassung, dass es richtig und wichtig ist, dass du die Signale deines Körpers ernstnimmst. Auch vermeintlich eingebildete, weil psychosomatisch bedingte Schmerzen, sind im Grunde gar nicht eingebildet. Man kann im Gehirn von Menschen mit psychosomatischen Symptomen durchaus die gleichen Aktivitäten nachweisen wie bei Menschen, die körperlich bedingte Symptome haben. Die Symptome sind also völlig real. Insofern ist das, was deine Mutter unter "Einbildung" missversteht, eigentlich gar keine Abwertung oder Relativierung deiner Schwierigkeiten. Sondern selbst WENN diese nicht körperlich bedingt wären, heisst das nicht, dass diese eben nicht ganz real da wären. Das wissen leider viele Menschen nicht. Und entsprechend bekommen Menschen, die psychosomatische Symptome haben, häufig kein Verständnis (weil "Einbildung").

Ich finde dein Gewicht und auch deine Brustgrösse völlig in Ordnung; wirkt beides gesund und ich stelle mir eine hübsche, junge Frau vor, wenn du von dir erzählst. Es stimmt also nicht, dass dich Männer so nie attraktiv finden könnten. Ich bin ein Mann und ich finde das attraktiv. Ich mag zierliche Frauen. Ich mag auch Frauen mit kleinen Brüsten. Also - ich hoffe, ich komme nicht wie ein völliger Creep rüber :D - aber ja, ich wollte dir diese positive Rückmeldung geben, die verneint, was deine Mutter und Schwester dir sagen. Ich find's auch völlig in Ordnung und überhaupt nicht "nuttig", wenn du daheim keinen BH tragen möchtest. Übrigens ist die Tatsache, dass "nuttig" hier abwertend verwendet wird, eine ganz schöne Diskriminierung Sexarbeiterinnen gegenüber. Es gibt keinen Grund dafür, Sexarbeiterinnen zu diskriminieren. Insofern plädiere ich dafür, dass du diese "Abwertung" als solche einfach nicht anerkennst.

Es ist völlig okay, dass du dir mit deinem verdienten Geld Kleidung oder andere Dinge kaufst. Warum man dich da als "kaufsüchtig" abwertet (und es scheint ja keine Sorge, sondern eine reine Abwertung zu sein), erschliesst sich mir nicht.

Ich habe oft im Bekanntenkreis erlebt, dass in dysfunktionalen Familienstrukturen, in die Eltern selbst Belastungen aus solchen dysfunktionalen Strukturen ihrer Kindheit mit hinein bringen, ein "Sündenbock" gefunden werden muss, damit die Dysfunktionalität "externalisiert" bzw. einem bestimmten Familienmitglied zugeschrieben werden kann. Und damit eine emotionale Verbindung zueinander, trotz Dysfunktionalität, irgendwie ansatzweise möglich ist. Wenn nichts oder niemand konkret für die Dysfunktionalität verantwortlich ist, sehen sich die Menschen schnell in ihrem Selbstbild bedroht, da sie sich fragen und damit auseinandersetzen müssen, inwiefern sie selbst verantwortlich sein könnten. Da kommt ein "Sündenbock" gerade Recht. Ein "Sündenbock", dessen Verfehlungen am laufenden Band herausgestellt und besprochen werden können, lenkt auch von den bestehenden Dysfunktionalitäten ab. Sie werden dadurch vermeintlich unsichtbar, denn liegt ja alles nur am "Sündenbock". Und ein gemeinsamer Fingerzeig auf einen "Sündenbock" schafft emotionale Verbindung und Zusammengehörigkeit, die anders aufgrund der dysfunktionalen Persönlichkeits- und Beziehungsstrukturen nicht aufgebaut werden kann.

Du scheinst in deiner Familie leider diese "Sündenbockrolle" zugeschrieben bekommen zu haben. Dich abzuwerten, scheint deiner Mutter und deiner Schwester dabei zu helfen, sich trotz der schwierigen Strukturen in eurer Familie zusammengehörig und verbunden zu fühlen. Dich abzuwerten, lenkt offenbar auch davon ab, dass da in der Persönlichkeit deiner Mutter und Schwester und in den Beziehungsstrukturen in eurer Familie weit mehr im Argen liegt als die Tatsache, dass du der "Sündenbock" der Familie zu sein scheinst.

Danke für deine aufschlussreiche Antwort ! Ich glaube , damit hast du das echt auf den Punkt gebracht.
 

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