Ich hasse dich, mindestens genauso sehr wie ich dich liebe. Ich hasse diese andere Frau, die du von Beginn an in deinem Kopf gezeichnet hast und deren Wort mehr wert war und mit der ich langsam, Tag für Tag, Jahr für Jahr, mehr verschmelze. Ich hasse, dass meine Leichtigkeit verloren gegangen ist, dass alles so schwer wiegt, jede normale Alltagstäglichkeit, jede normal Kommunikation. Ich hasse, dass du so oft unüberlegt Sätze sagst, die die andere Frau unaufhörlich füttern, das Monster, das dir sagt, du machst alles falsch, du bist Gift für alles und jeden, dein Tag wäre zerstört wegen mir, du hast grade alles gegeben und richtig gemacht und dann ist wieder alles falsch und muss verändert werden. Jede Veränderung ist eine Qual für dich, ein Kampf, ein Zwang. Es ist absoluter Stillstand. Ich hasse, dass ich dir nie wieder vertrauen konnte und es nicht kann; dass du immer wieder nach Unehrlichkeit riechst. Und statt an dir lange genug zu zweifeln, zweifele ich wieder an mir selbst, werde zur Schattenfrau, die paranoid ist, eifersüchtig und sich nicht auf ihre Instinkte verlassen kann. Dass du nicht einmal ehrlich sein kannst und offen in Bezug auf deinen eigenen Willen, dass du dir oft nicht mal eingestehst was du eigentlich willst, oder es nicht weißt. Die Zwillingsfrau, für die du von Anfang an nie genug warst und nie sein wirst, für die du ein Geflecht aus Lügen bilden musstest, um dich irgendwie sicher und wertvoll zu fühlen. Hasse deine wunderbaren Worte, deine Gabe, Hoffnung in mir zu wecken und genauso schnell wieder zu zerstören, doch immer genau dann wieder die richtigen Töne zu spielen, um weiterzumachen. Achtlos hingeschmissene Sätze die mir tief ins Herz gehen, mit der Reaktion, dass du sagst, du hast doch gar nichts falsches gesagt, für dich klingst du völlig normal. Aber natürlich ist Selbstreflexion nicht deine Stärke, ist doch nicht mal andere so sehen wie sie sind, im Rahmen deine Fähigkeiten. Du bist naiv, gleichzeitig schwer kreativ im Bilden von neuen Persönlichkeiten, als Schatten deiner eigenen Probleme und deiner eigenen Seele, oder als Ideal. Kannst nicht eine Persönlichkeit so aufnehmen und wahrnehmen und akzeptieren, wie sie ist, sobald sie deiner Wahrnehmung und deiner Weltsicht, Denkweise widerspricht. Lieber diese böse Frau bilden, die dir immer und immer und immer wieder nur genau das bestätigen kann, was sowieso schon tief in dir verwurzelt ist, der Selbsthass und die Unsicherheit, als wäre sie nur zum Leben erweckt worden für diesen einen Grund. Es fällt mir inzwischen schwer, zu unterscheiden, welcher Teil von mir noch meiner ist; alles scheint infiziert zu sein mit den dunklen Flecken deiner Seele. Alles ist entweder schwarz oder weiss, entweder du hast etwas ganz toll gemacht und "dein Bestes" gegeben, oder du bist nutzlos, machst immer alles falsch, bist toxisch. Setzt Dinge in Zusammenhang, die keinerlei Relation haben, nur um dich entweder ein klitzekleines bisschen besser zu fühlen, oder dein Elend zu rechtfertigen, die Wut in dir, oder um dich weiterhin auf der untersten Stufe der Selbstzerstörung zu halten. Bitte lass mich gehen, bevor nichts mehr von dem mit Leichtigkeit gefüllten Ich übrig ist. Bevor Ich verschlungen bin von endlos wiederkehrenden aussichtslosen Situationen und Konversationen und Reaktionen.